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Bei diesen Worten zog er den Stein heraus und zeigte Teresa die Grotte, die von zwei Kerzenbeleuchtet war, zwischen denen ein prachtvoller Spiegel stand; auf dem von Luigi verfertigten rohen Tische waren Diamantnadeln und ein Perlenhalsband ausgebreitet; auf einem Stuhle daneben lag die übrige Kleidung. Teresa stieß einen Freudenschrei aus und stürzte, ohne zu fragen, woher diese wertvollen Dinge kämen, ohne sich Zeit zu lassen, Luigi zu danken, in die Grotte. Luigi drückte den Stein wieder hinter ihr hinein, denn er erblickte auf der Höhe eines kleinen Hügels einen Reisenden zu Pferd, der einen Augenblick anhielt, als wäre er des Weges nicht kundig. Luigi hatte sich nicht getäuscht, der Reisende, der von Palestrina nach Tivoli ritt, war im Zweifel über seinen Weg. Der junge Mann wies ihn zurecht, und der Reisendebat Luigi, ihm ein kleines Stück als Führer zu dienen. Luigibegleitete ihnbis zum nächsten Kreuzweg und sagte: Hier ist Ihr Weg, Exzellenz, Sie können, nun nicht mehr fehlen.

Und hier ist deineBelohnung, sagte der Reisende undbot dem jungen Hirten einige kleine Münzen.

Ich danke, versetzte Luigi, seine Hand zurückziehend, ich leiste Dienste, ich verkaufe sie nicht.

Wohl, entgegnete der Reisende, wenn du eineBelohnung ausschlägst, so nimmst du wenigstens ein Geschenk an.

Oh! ja, das ist etwas anderes.

So nimm diese zwei venetianischen Zechinen und gibsie deinerBraut, die sich ein paar Ohrringe dafür kaufen soll.

Und Sie nehmen diesen Dolch, sagte der junge Hirt, und reichte ihm die von seiner eigenen kunstfertigen Hand geschnitzte Waffe. Sie finden von Albanobis Civita Castellana keinen, dessen Griffbesser geschnitzt wäre.

Ich nehme ihn an, sagte der Reisende. Wie heißt du?

Luigi Vampa. Und Sie?

Ich? Ich heiße Simbad der Seefahrer.

Franz d'Epinay stieß einen Schrei des Erstaunens aus.

Simbad der Seefahrer? wiederholte er.

Ja, diesen Namen nannte der Reisende.

Was haben Sie gegen diesen Namen einzuwenden? fragte Albert, es ist ein sehr schöner Name, und die Abenteuer des Ersten dieses Namens haben mich in meiner Jugend ungemeinbelustigt.

Franz antwortete nicht. Der Name Simbad der Seefahrer hattebei ihm eine ganze Welt von Erinnerungen geweckt.

Vampa, fuhr der Wirt fort, steckte verächtlich die Zechinen in die Tasche und schlug langsam den Rückweg wieder ein. Zwei‑bis dreihundert Schritte von der Grotte glaubte er einen Schritt zu hören. Er sprang wie eine Gemse, spannte den Hahn seiner Flinte im Laufe und gelangte in weniger als einer Minute auf die Spitze des kleinen Hügels dem gegenüber, wo er den Reisenden erblickt hatte. Hier hörte er rufen: Zu Hilfe! Er schaute sich um und sah, wie ein Mann Teresa fortschleppte. Der Unbekannte war wenigstens zweihundert Schritte vor ihm voraus, und er hatte keine Hoffnung, ihn einzuholen, ehe er das Gehölz erreichte. Der junge Hirtbliebstehen, als hätten seine Füße Wurzel gefaßt. Er stützte den Schaft seiner Flinte an seine Schulter, hobsacht das Rohr in der Richtung des Räubers und gabFeuer. — Der Räuber hielt an, seine Kniebogen sich, und er fiel, Teresa mit sich zur Erde ziehend; Teresa erhobsich sogleich wieder. Als Luigi sich überzeugt hatte, daß sie unversehrt war, wandte er sich gegen den Verwundeten um, der mit geballten Fäusten und schmerzverzogenem Munde tot dalag. Vampa erkannte Cucumetto. DerBandit hatte sich an dem Morgen, wo ihn die jungen Leute retteten, in Teresa verliebt und geschworen, das Mädchen sollte ihm gehören. Seit jenem Morgen spähte er nach ihr, und im Augenblick, wo Luigi Teresa allein ließ, um dem Reisenden den Weg zu zeigen, packte er sie undbetrachtete siebereits als seineBeute, als Vampas Kugel ihm das Herz durchdrang. Vampa schaute ihn ohne die geringsteBewegung an, während Teresa, noch ganz zitternd, sich dem totenBanditen nur mit kleinen Schritten zu nähern wagte und zögernd über die Schulter ihres Geliebten einenBlick auf den Leichnam warf. Nach ein paar Sekunden wandte sich Vampa zu dem Mädchen um und rief: Ah! das ist gut, dubist angekleidet; nun muß ich mich ebenfalls putzen. Teresa erschien in der Tat vom Kopfbis zu den Füßen in der Tracht der Tochter des Grafen von San Felice. Vampa nahm Cucumettos Leiche in seine Arme und trug ihn in die Grotte, während Teresa außenblieb.

Es war ein sonderbarer Anblick: eine Schäferin, die ihre Lämmer im Kaschmirkleide, mit Ohrringen und Halsband von Perlen, mit Diamantnadeln und Knöpfen von Saphiren, Smaragden und Rubinen hütete. Nach einer Viertelstunde kam Vampa ebenfalls aus der Grotte heraus. Seine Tracht war in ihrer Art nicht minder zierlich, als die Teresas. Er hatte ein Wams von granatfarbigem Samt mit ziselierten goldenen Knöpfen, eine mit Stickereienbedeckte seidene Weste, eine um den Hals geknüpfte römische Schärpe, eine mir Gold und roter und grünen Seide gesteppte Patronentasche, Hosen von himmelblauem Samt, die über dem Knie mit Diamantschnallenbefestigt waren, bunte Gamaschen von Damhirschleder und einen Hut, woranBänder von allen Farben flatterten; zwei Uhren hingen an seinem Gürtel, und ein prachtvoller Dolch stak in seinem Patronenleder.

Teresa stieß einen Schrei aus; Vampa hatte Cucumettos Kleidung angelegt. Der junge Mannbemerkte die Wirkung, die er auf seineBraut hervorbrachte; ein Lächeln des Stolzes umspielte seinen Mund, und er sagte zu Teresa: Bist du nunbereit, mein Schicksal zu teilen, wie es auch sein mag?

Oh ja! rief das Mädchen vollBegeisterung.

So nimm meinen Arm und vorwärts, denn wir haben keine Zeit zu verlieren.

Teresa schlang ihren Arm durch den ihres Geliebten, ohne ihn nur zu fragen, wohin er sie führte; denn in diesem Augenblick kam er ihr schön, stolz und mächtig vor, wie ein Gott. Undbeide schritten dem Walde zu, dessen Saum sie nach ein paar Minuten hinter sich hatten. Vampa kannte alle Pfade des Gebirges; er wanderte daher, ohne zu zögern, im Walde fort. Nach ungefähr anderthalbStunden erreichten sie eine tiefe Schlucht. Plötzlich erschien, zehn Schritte vor ihnen, ein Mann, der auf Vampa zielte und rief: Keinen Schritt weiter, oder dubist tot!

Ruhig, sagte Vampa, die Hand mit einer verächtlichen Gebärde aufhebend, während Teresa sich schreckhaft an ihn drängte; zerreißen sich die Wölfe untereinander?

Werbist du? fragte die Wache.

Ichbin Luigi Vampa, der Hirte von dem Gute San Felice, und will mit deinen Genossen sprechen, die auf der Lichtung von RoccaBianca versammelt sind.

So folge mir, sagte die Wache, oder geh vielmehr voraus, da du weißt, wo es ist.

Vampa lächelte über diese Vorsichtsmaßregel und ging mit gleichmäßig festen, ruhigen Schritten, von Teresabegleitet, voran. Nach fünf Minuten hieß sie derBandit durch ein Zeichen stille stehen; die jungen Leute gehorchten. DerBandit ahmte dreimal das Krächzen des Raben nach, und ein ähnliches Geschreibeantwortete diesen Ruf.

Gut, sagte derBandit. Du kannst nun weiter gehen. Luigi und Teresa machten sich wieder auf den Weg, doch je mehr sie vorrückten, desto fester preßte sich die zitternde Teresa an ihren Geliebten an, denn man sah nun durch dieBäume Menschen erscheinen und Flintenläufe funkeln. Die Lichtung von RoceaBianca lag oben auf einem kleinenBerge. Teresa und Luigi erreichten die Anhöhe undbefanden sich in demselben Augenblick zwanzigBanditen gegenüber.

Dieser junge Mann sucht euch und will euch sprechen, sagte die Wache.

Und was will er uns sagen?

Ich will euch sagen, daß ich es satt habe, die Schafe zu hüten, antwortete Vampa.

Ah! ichbegreife, sagte ein anderer, und du kommst, uns um Aufnahme in unsere Reihen zubitten?

Er sei willkommen! riefen mehrereBanditen von Ferrusino, Pampinara und Anagni, die Luigi Vampa erkannten.

Ja, nur will ich euch um etwas anderesbitten, als um die Gunst, euer Gefährte zu sein.

Was verlangst du von uns? fragten dieBanditen erstaunt.

Ich will euer Kapitän werden.

DieBanditenbrachen in ein Gelächter aus.

Wasberechtigt dich, auf diese Ehre Anspruch zu machen? fragte der Leutnant.