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Was wollt Ihr, mein Lieber. Ihr flößt nicht nur der päpstlichen Regierung, sondern auch denbenachbarten Staaten einen so großen Schrecken ein, daß man durchaus einBeispiel geben muß.

Aber Peppino gehört nicht einmal zurBande, er ist ein armer Hirte, der kein anderes Verbrechenbeging, als daß er uns Lebensmittel lieferte.

Was ihn vollkommen zu Eurem Mitschuldigen macht. Es wird also ein Schauspiel stattfinden, das den Geschmack des römischen Volkesbefriedigen wird.

Dazu soll dann noch ein unerwartetes Schauspiel kommen, das ich mir vorbehalte, versetzte der Trasteveriner.

Mein lieber Freund, entgegnete der Mann im Mantel, erlaubt mir dieBemerkung, daß Ihr mir ganz geneigt zu sein scheint, irgend eine Albernheit zubegehen.

Ichbin zu allem geneigt, um die Hinrichtung des armen Teufels zu verhindern, der in der Klemme steckt, weil er mir gedient hat. Bei der heiligen Jungfrau, ich müßte mich als feigbetrachten, wenn ich nicht etwas für denbraven Jungen unternähme.

Und was gedenkt Ihr zu tun?

Ich stelle etwa zwanzig Mann um das Schafott, und in dem Augenblick, wo man ihn herbeibringt, stürzen wir auf ein Signal, das ich geben werde, mit dem Dolche in der Faust auf die Eskorte los und entführen ihn.

Das scheint mir sehr unsicher, und mein Plan taugt entschieden mehr, als der Eurige.

Und worinbesteht dieser Plan, Exzellenz?

Ich gebe irgend einem, den ich kenne, zweitausend Piaster; dafürbewirkt er, daß Peppinos Hinrichtung auf das nächste Jahr verschoben wird; im Verlaufe des Jahres gebe ich sodann weitere zweitausend Piaster einem andern, den ich ebenfalls kenne, undbringe es dahin, daß man ihn entschlüpfen läßt.

Sind Sie des Gelingens sicher?

Mein Lieber, ich sage, ich werde mit meinem Golde mehrbewirken, als Ihr und Eure Leute mit allen ihren Dolchen, Pistolen undBüchsen. Laßt mich also machen!

Vortrefflich; doch wenn Sie scheitern, sind wir immer nochbereit.

Haltet Euch immerhinbereit, wenn es Euch Vergnügen macht, doch seid überzeugt, daß ich die Freiheit für ihn erlange.

Vergessen Sie nicht, daß schon übermorgen Dienstag ist. Sie haben nur noch morgen.

Wohl, aber ein Tagbesteht aus 24 Stunden, jede Stunde aus 60 Minuten, jede Minuten aus 60 Sekunden, und in 86 400 Sekundenbringt man viel zu Wege.

Wie werden wir es erfahren, Exzellenz, wenn es Ihnen gelungen ist?

Das ist ganz einfach: die drei letzten Fenster des Palastes Rospoli sind von mir gemietet; habe ich den Aufschuberlangt, so sollen die zwei Fenster an der Ecke mit gelbem, das in der Mitte aber mit weißem Damast mit rotem Kreuzbehängt werden.

Gut; und durch wen werden Sie dieBegnadigung in diebetreffenden Hände gelangen lassen?

Schickt mir einen von Euren Leuten, alsBüßer verkleidet, und ich gebe sie ihm. Mit seinem Gewande wird erbis zum Fuße des Schafotts vordringen, wo er dieBulle dem Obersten derBrüderschaft übergibt, der sie dem Nachrichter einhändigt. Mittlerweile laßt diese Kunde Peppino zu Ohren kommen, daß er nicht vor Angst stirbt oder ein Narr wird, sonst hätten wir eine unnötige Ausgabe für ihn gemacht.

Hören Sie, Exzellenz, sagte der Trasteveriner, ichbin Ihnen ergeben, und davon sind Sie überzeugt, nicht wahr?

Ich hoffe es wenigstens.

Nun! Wenn Sie Peppino retten, so wird meine Ergebenheit sich in Gehorsam wandeln.

Gebt wohl acht auf das, was Ihr sagt, mein Lieber! Ich werde Euch eines Tages daran erinnern, denn vielleichtbedarf ich Euer einst ebenfalls.

Wohl, Exzellenz, dann sollen Sie mich zur Stunde der Not finden, wie ich Sie zu derselben Stunde gefunden habe. Wären Sie am andern Ende der Welt, sobrauchen Sie mir nur zu schreiben: Tue dies, und ich werde es tun, so wahr ich…

Still! sagte der Unbekannte, ich höre Geräusch.

Es sind Reisende, die das Kolosseum mit Fackelnbesuchen.

Sie sollen uns nichtbeisammen finden. Diese Spione von Führern könnten Euch erkennen, und so ehrenwert auch Eure Freundschaft ist, mein Lieber, sobefürchte ich doch, es dürfte mir meinen Kredit nehmen, wenn man erführe, in welchem Grade wir miteinander verbunden sind.

Also, wenn Sie den Aufschubhaben?

So ist am mittleren Fenster ein Damastvorhang mit rotem Kreuze.

Wenn Sie dieBulle nicht haben?

Drei gelbe Vorhänge.

Und dann?

Dann spielt mit dem Dolche nach EuremBelieben, ich erlaube es Euch und werde da sein, um Euch zuzusehen.

Gottbefohlen, Exzellenz, ich zähle auf Sie, zählen Sie auf mich!

Nach diesen Worten verschwand der Trasteveriner auf der Treppe, während der Unbekannte, sein Gesicht noch mehr als zuvor mit dem Mantel verhüllend, zwei Schritte entfernt an Franz vorüberging und auf den äußeren Stufen in die Arena hinabstieg. Eine Sekunde nachher hörte Franz seinen Namen unter dem Gewölbe erschallen; es war Albert, der ihn rief. Er wartete, um zu antworten, bis sich diebeiden Männer entfernt hätten, denn er wollte nicht, daß sie erführen, sie hätten einen Zeugen gehabt, der, wenn er auch ihr Gesicht nicht sehen konnte, wenigstens kein Wort von ihrem Gespräche verlor. Kaum waren zehn Minuten vergangen, als Franz nach dem Hotel Stadt London zurückfuhr. Er ließ Albert seine Eindrücke erzählen, ohne viel zu erwidern, denn er wollte sobald als möglich allein sein, um ungestört das, was in seiner Gegenwart vorgefallen war, überlegen zu können.

Von denbeiden Männern war ihm der eine offenbar fremd, und er sah und hörte ihn zum erstenmal; nicht so war es mit dem andern, und obgleich Franz seinbeständig im Schatten oder durch den Mantel verborgenes Gesicht nicht hatte unterscheiden können, so war ihm doch der Ton dieser Stimme sofort zu sehr aufgefallen, als daß sie in ihm nichtbestimmte Erinnerungen geweckt hätten. Es lag in dieser Stimme etwas Scharfes, Metallisches, das ihn ebensosehr im Kolosseum, wie in der Grotte von Monte Christo hatte erbeben lassen; er war auch vollkommen überzeugt, daß dieser Mann Simbad der Seefahrer war.

Unter allen andern Umständen hätte er sichbei der Neugierde, die ihm dieser Mann eingeflößt, ihm zu erkennen gegeben; aber das Gespräch, das erbei dieser Veranlassung gehört, war so vertraulicher Natur, daß ihn die Überzeugung, seine Erscheinung müßte ihm unangenehm sein, zurückhielt. Doch während er fernblieb, gelobte er sich, daß er sich eine zweite Gelegenheit mit ihm zu sprechen, nicht entschlüpfen lassen wollte.

Franz war zu sehr von seinen Gedanken in Anspruch genommen, um zu schlafen. Erbrachte die Nacht damit hin, daß er alle Umstände, die sich auf den Mann in der Grotte und den Unbekannten im Kolosseumbezogen und die auf die Gleichheitbeider Personen deuteten, in Erwägung zog; und je mehr Franz nachdachte, desto mehr wurde er in seiner Meinung, es sei ein und dieselbe Person, bestärkt. Er entschlummertebei Tagesanbruch und erwachte daher sehr spät. Albert hatte als echter Pariserbereits seine Maßregeln für den Abend getroffen und eine Loge im Theater Argentina genommen. Franz mußte mehrereBriefe schreiben und überließ deshalbAlbert den Wagen für den ganzen Tag. Um fünf Uhr kehrte Albert zurück; er hatte seine Empfehlungsbriefe abgegeben, Einladungen für alle Abende erhalten und Rom gesehen.

Albert war in der letzten Zeit sehr unzufrieden, denn seit den vier Monaten, wo er Italien in allen Richtungen durchkreuzte, hatte er nicht ein einziges galantes Abenteuer gehabt. Die Sache war um so peinlicher, als er, nach derbescheidenen Anschauung seiner Landsleute, von Paris mit der Überzeugung abgereist war, er würde in Italien die größten Erfolge erringen. Ach! es war dem nicht so gewesen; die reizenden genuesischen, florentinischen und neapolitanischen Gräfinnen hielten sich zwar nicht an ihre Ehemänner, aber an ihre Liebhaber, und Albert erlangte die grausame Überzeugung, die Italienerinnen hätten vor den Französinnen wenigstens den Vorzug, daß die meisten in ihrer Untreue treublieben.