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»In Nantes, General.«

»Welche Nachrichten bringst du?«

»Ein Aide de Camp General Bonapartes hat General Brune begleitet und kommt in besonderer Mission, die Ihnen gilt.«

»Mir?«

»Ja.«

»Weißt du, wie er heißt?«

»Roland de Montrevel.«

»Hast du ihn gesehen?«

»Wie ich Sie sehe.«

»Wie ist er?«

»Ein schöner junger Mann, sechs- bis siebenundzwanzig Jahre alt.«

»Wann wird er kommen?«

»Ein, zwei Stunden nach mir, nehme ich an.«

»Hast du ihm den Weg bereitet?«

»Ja, man wird ihn nicht aufhalten.«

»Wo befindet sich die Vorhut der Republikaner?«

»In La Roche-Bernard.«

»Wie viele sind es?«

»Ungefähr tausend.«

In diesem Augenblick galoppierte ein Pferd heran.

»Oha!«, sagte Branche-d’Or. »Sollte er das schon sein? Unmöglich!«

»So ist es, denn dieser Reiter kommt aus der Richtung von Vannes.«

Der Reiter hielt sein Pferd vor der Tür an und trat ein. Obwohl er in einen weiten Mantel gehüllt war, erkannte Cadoudal ihn.

»Bist du es, Cœur-de-Roi?«, fragte er.

»Ja, General.«

»Woher kommst du?«

»Aus Vannes, wohin Sie mich geschickt hatten, damit ich die Blauen überwache.«

»Und was kannst du berichten?«

»Sie stehen kurz vor dem Hungertod, und General Harty will heute Nacht die Vorratsspeicher von Grand-Champ überfallen, um an Lebensmittel zu kommen. Er wird den Überfall selbst anführen, und die Kolonne wird aus höchstens hundert Mann bestehen, damit sie beweglich genug ist.«

»Bist du müde, Cœur-de-Roi?«

»Aber nein, General.«

»Und dein Pferd?«

»Es ist schnell gelaufen, aber es kann noch drei bis vier Meilen bewältigen, bevor es umfällt. Zwei Stunden Ruhe -«

»Zwei Stunden Ruhe und eine doppelte Ration Hafer, damit es sechs Meilen schafft!«

»Es wird sie schaffen, General.«

»Du wirst in zwei Stunden aufbrechen und in meinem Namen den Befehl geben, das Dorf Grand-Champ bei Tagesanbruch zu evakuieren.«

Cadoudal hielt inne und lauschte aufmerksam.

»Aha«, sagte er, »das wird er wohl sein. Ich höre den Galopp eines Pferdes, das sich von La Roche-Bernard nähert.«

»Das ist er«, sagte Branche-d’Or.

»Wer ist es?«, fragte Cœur-de-Roi.

»Jemand, den der General erwartet.«

»Kommt, Freunde, lasst mich allein«, sagte Cadoudal. »Du, Cœur-de-Roi, begibst dich so schnell wie möglich nach Grand-Champs; du, Branche-d’Or, nimmst im Hof mit dreißig Mann Aufstellung, die du als Boten in alle Winkel des Landes aussenden kannst. Sorge dafür, dass das Beste, was man bekommen kann, als Abendmahlzeit für zwei Personen vorbereitet wird.«

»Verlassen Sie das Haus, General?«

»Nein, ich gehe nur demjenigen entgegen, der gerade ankommt. Verschwinde in den Hof, er soll dich nicht sehen!«

Cadoudal erschien auf der Türschwelle, als ein Reiter sein Pferd anhielt und sich ratlos umblickte.

»Er ist hier, Monsieur«, sagte Cadoudal.

»Wer soll hier sein?«, fragte der Reiter.

»Der, den Sie suchen.«

»Woher wollen Sie wissen, dass ich jemanden suche?«

»Das ist nicht schwer zu erraten.«

»Und wen suche ich?«

»Georges Cadoudal; das ist nicht schwer zu erraten.«

»Oh!«, sagte der junge Mann erstaunt. Er sprang vom Pferd und wollte es an einem Fensterladen anbinden.

»Werfen Sie ihm die Zügel über den Hals«, sagte Cadoudal, »und machen Sie sich keine Gedanken, Sie werden Ihr Pferd vorfinden, sobald Sie es benötigen. In der Bretagne geht nichts verloren, Sie befinden sich im Land der Ehrlichkeit«, und er wies auf die Tür: »Erweisen Sie mir die Ehre, diese ärmliche Hütte zu betreten, Monsieur Roland de Montrevel«, sagte er, »das ist der einzige Palast, den ich Ihnen heute Nacht als Dach über dem Kopf anbieten kann.«

Trotz aller Selbstbeherrschung konnte Roland seine Überraschung nicht verbergen, und im Lichtschein des Kaminfeuers, das eine unsichtbare Hand wieder entfacht hatte, sah Cadoudal ihm an, dass er vergeblich zu erraten versuchte, wie der von ihm Gesuchte von seinem Kommen hatte wissen können. Doch da Roland seine Neugier nicht über Gebühr verraten wollte, setzte er sich auf den Stuhl, den Cadoudal ihm anbot, und hielt seine Stiefelsohlen an das wärmende Feuer.

»Ist das Ihr Hauptquartier?«, fragte er.

»Ja, Oberst.«

»Es scheint mir ein wenig nachlässig bewacht zu sein«, sagte Roland, der sich umsah.

»Das sagen Sie«, erwiderte Georges, »weil Ihnen zwischen La Roche-Bernard und hier niemand begegnet ist, nicht wahr?«

»Nichts und niemand, wahrhaftig.«

»Aber das beweist doch nicht, dass die Straße nicht bewacht gewesen wäre«, sagte Georges lachend.

»Zum Henker, wenn sie nicht von den Käuzchen bewacht wurde, die mich offenbar von Baum zu Baum begleitet haben; in diesem Fall nehme ich meine Behauptung natürlich zurück, General.«

»So ist es in der Tat«, sagte Cadoudal, »die Käuzchen sind meine Schildwachen, Wachen mit scharfen Augen, denn sie haben den Menschen die Fähigkeit voraus, auch im Dunkeln zu sehen.«

»Dennoch hätte ich keine Menschenseele gefunden, die mir den Weg gezeigt hätte, wenn ich nicht so vorausschauend gewesen wäre, mir in La Roche-Bernard den Weg erklären zu lassen.«

»Sie hätten unterwegs jederzeit rufen können: ›Wo finde ich Georges Cadoudal?‹, und jederzeit hätte Ihnen eine Stimme geantwortet: ›Im Dorf Muzillac, es ist das vierte Haus auf der rechten Seite.‹ Sie haben niemanden gesehen, Oberst. Aber in ebendieser Sekunde wissen an die fünfzehnhundert Männer, dass Monsieur Roland de Montrevel, Aide de Camp des Ersten Konsuls, eine Unterredung mit dem Müller von Kerléano hat.«

»Aber wenn Ihre fünfzehnhundert Männer wissen, dass ich Aide de Camp des Ersten Konsuls bin, warum haben sie mich dann ungeschoren passieren lassen?«

»Weil sie Ordre hatten, Sie nicht nur ungeschoren zu lassen, sondern Ihnen notfalls sogar zu Hilfe zu kommen.«

»Sie wussten also, dass ich auf dem Weg zu Ihnen war?«

»Ich wusste, dass Sie auf dem Weg waren, und auch, warum.«

»Dann muss ich es Ihnen nicht eigens sagen.«

»O doch, vorausgesetzt, Sie sagen mir etwas, was ich gerne höre.«

»Der Erste Konsul wünscht den Frieden, Frieden mit allen, nicht nur mit Einzelnen. Mit Abbé Bernier, mit d’Autichamp, Châtillon und Suzannet hat er Frieden geschlossen; es schmerzt ihn, Sie allein abseitsstehen und ihm störrisch trotzen zu sehen, denn er schätzt Sie als tapferen und loyalen Gegner. Und deshalb hat er mich als unmittelbaren Unterhändler zu Ihnen geschickt. Welche Bedingungen stellen Sie für einen Friedensschluss?«

»Oh, nichts weiter«, sagte Cadoudal lachend. »Der Erste Konsul überlässt den Thron Seiner Majestät Ludwig XVIII., wird sein Kronfeldherr, sein Generalstatthalter, der Befehlshaber über seine Armeen zu Lande und zu Wasser, und ich erkläre den Waffenstillstand auf der Stelle zum Friedensabkommen und werde zu seinem ersten ergebenen Soldaten.«

Roland zuckte die Schultern. »Sie wissen, dass das unmöglich ist«, sagte er, »und dass der Erste Konsul dieses Verlangen unmissverständlich zurückgewiesen hat.«

»So ist es. Und deshalb bin ich bereit, die Kriegshandlungen wiederaufzunehmen.«

»Wann?«

»Heute Nacht. Sie kommen gerade im richtigen Augenblick, um das Schauspiel mitzuerleben.«

»Und doch wissen Sie, dass die Generäle d’Autichamp, Châtillon, Suzannet und Abbé Bernier die Waffen gestreckt haben?«

»Sie sind Generäle der Vendée und können im Namen der Vendée tun, was sie wollen. Ich bin Bretone und Chouan und kann im Namen der Bretonen und der Chouans tun, was ich will.«