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»Ja, Sir. Sind Sie dort Priester?« fragte der Pilot, als Duyair seinen Platz einnahm.

»Mein Name ist Ras Duyair.«

»Oh! Sie sind also wieder da! Komisch: Lugaur Holsp hat uns gesagt, daß Sie während des Aufstands umgekommen sind.«

Duyair lächelte grimmig. »Diese Information ist ein wenig übertrieben. Ich bin seit Beginn des Aufstands auf Dykran gewesen. Ich habe die Revolte dort geleitet.«

»Dykran also auch«, sann der Pilot. »Ich wußte nicht, daß man auch dort das Joch abgeschüttelt hat. Wir erhalten nicht viele Informationen. Aber wir haben den Hammer, und das zählt. Ein Jammer, daß Ihr Vater nicht mehr lebt. Er wäre vermutlich sehr froh zu hören, daß Lugaur Holsp sein Werk fortgesetzt hat.«

»Ganz sicher«, sagte Duyair abwesend. »Sehr froh. Aldryne ist jetzt völlig unabhängig, sagen Sie?«

»Das letzte, was wir von Darhuel und seinen Kumpanen gehört haben, ist, daß sie sich Hals über Kopf nach Moorhelm abgesetzt haben. Auf diesem Planeten gibt es nicht einen Imperiumssoldaten mehr.«

»Wunderbar«, sagte Duyair ohne Begeisterung.

Der Tempel der Sonnen kam in Sicht. Der Gleiter schwang sich hinunter, blieb vor dem großen Eingangstor stehen. Duyair bezahlte den Piloten und sprang hinaus.

Der Tempel sah noch so aus wie immer — ein ausladendes, mit Ornamenten verziertes Gebäude, umgeben von drei Brustwehren; vom obersten Dach ragten Wasserspeier herunter. Die riesige Kanone war noch an ihrem alten Abstellplatz.

Duyair ging den Weg zum eigentlichen Tempeleingang hinauf. Auf dem Gelände waren mehrere Akolythen mit verschiedenen Arbeiten beschäftigt; sie starrten ihm mit unverhohlener Neugier nach, als er an ihnen vorbeikam.

Ras Duyair nahm die ausladenden Eingangsstufen immer gleich doppelt, erreichte die Tür und klopfte laut.

Das ausdruckslose Gesicht Heimat Sorgvoys erschien. »Ja, mein Sohn?« fragte er automatisch. »Was wünschst du?«

»Ich möchte Holsp sprechen«, sagte Duyair gleichmütig.

Sorgvoy holte Luft. »Ras! Was tust du auf Aldryne? Ich dachte, daß du…«

»Aus dem Weg«, herrschte Duyair ihn an. Er schob den Priester beiseite und betrat den Tempel.

Lugaur Holsp befand sich im Andachtsraum, als Duyair ihn fand. Für wenige Sekunden blieb er im Eingang stehen, beobachtete das Geschehen. Holsp kniete auf dem Boden, flüsterte unhörbar ein Gebet; sein blasses Gesicht erweckte den Eindruck tiefer Frömmigkeit.

»Schluß jetzt, Holsp«, sagte Duyair nach einer Weile. »Stehen Sie auf. Ich habe mit Ihnen zu reden.«

Erschrocken fuhr Holsp herum und sagte: »Wer wagt es… Ras!« Instinktiv wich er einige Schritte zurück, sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. Innerhalb des Tempels, so wußte Duyair, wagte es kein Priester, eine Waffe zu tragen. Natürlich war einem Lugaur Holsp in dieser Hinsicht auch nicht zu trauen, aber einige Tabus konnte vermutlich selbst er nicht übertreten.

»Ja. Ras. Ich hörte bereits, daß Sie jedem gesagt haben, ich sei tot, Lugaur.«

»Du bist verschwunden, Sohn des großen Vail Duyair. Es gab viele Fragen — was sollte ich antworten?«

»Daß ich nach Ihrem entschlossenen Versuch, mir das Geheimnis des Hammers zu entreißen, geflohen bin. Aber nein, das konnten Sie ihnen nicht sagen, Lugaur. Also erzählten Sie, ich sei tot.«

»Wo warst du?«

»Auf Dykran. Ich half, den Kaiserlichen Prokonsul dort abzusetzen. Wir hörten, daß Sie hier auch eine kleine Revolution hatten.«

Holsp lächelte vorsichtig. »So ist es. Mit Hilfe des Hammers vertrieben wir Prokonsul Darhuel von diesem Planeten. Es war ein grandioser Sieg.«

Duyair ging nicht darauf ein. »Der Hammer?« fragte er. »Sie haben also den Hammer kurz nach meiner, hm, Abreise gefunden? Erzählen Sie mir davon, Lugaur. Wo wurde er aufbewahrt? Wie sieht er aus?«

»Das sind priesterliche Geheimnisse«, versuchte Holsp sich lahm herauszureden.

»Das ist mir wohlbekannt. Es ist nur so, daß ich rundweg bezweifle, daß Sie den Hammer überhaupt haben, Lugaur. Ich denke, daß Sie einen großen Bluff inszeniert haben und die Menschen von Aldryne damit hinter sich gebracht und mit ihnen gegen Prokonsul Darhuel rebelliert haben. Aber dazu brauchten Sie den Hammer nicht; Darhuel war ein Schwächling, und jede gemeinsame Aktion aller Bürger hätte ausgereicht, ihn davonzujagen.«

Holsp musterte unsicher sein Gegenüber. Rücksichtslos fuhr Duyair fort. »Und wissen Sie auch, warum ich glaube, daß Sie den Hammer nicht haben, Lugaur? Weil der Hammer allein stark genug wäre, das Imperium zu zerschmettern. Und wenn Sie den Hammer besäßen, würden Sie genau das tun: das Imperium zerschmettern. Sie wären nicht nur zufrieden damit, das Imperium für zehn Prozent aller Steuereinnahmen von Aldryne zu verschonen!«

Holsps bereits blasses Gesicht schien plötzlich blutleer zu werden. »Wieso weißt du davon?« flüsterte er rauh. Dann, ohne eine Antwort abzuwarten, ergriff er ein rauchendes Weihrauchfaß und schleuderte es nach Duyairs Kopf.

Duyair hatte damit gerechnet. Er trat ein Stück beiseite; das juwelenbesetzte Faß krachte einen halben Meter neben seinem Kopf gegen die Wand, der Ton zerbarst, Weihrauchkräuter verteilten sich überall am Boden.

Holsp sprang auf Duyair zu.

Duyair hielt dem Ansturm stand — er war fünf Zentimeter größer als der Hohepriester und zwanzig Pfund schwerer. Für Sekunden trieb ihn die Wucht von Holsps Angriff gegen eine Wand, die er kalt in seinem Rücken spürte. Holsp trommelte mit seinen Fäusten auf Duyairs Magengrube ein. Duyair schnaufte nur kurz, beugte sich etwas vor und stieß Holsp nach hinten. In den Augen des Hohenpriesters funkelte kalte Wut.

Plötzlich drehte er sich einmal um seine Achse, hielt dann in einer ausgestreckten Hand eine blitzende Klinge.

»Eine Waffe? Im Tempel?« fragte Duyair. »Ihnen ist nichts heilig, Lugaur.« Er machte einen Schritt vor, blieb dann stehen. Die beiden Männer starrten sich Sekundenbruchteile in die Augen.

Dann riß Holsp die messerbewaffnete Hand nach oben. Duyairs Rechte sauste nach unten, ergriff das Handgelenk Holsps auf halbem Weg. Duyair hielt sich Holsp vom Leib und griff fester zu. Knochen knirschten, Holsp verzog das Gesicht, hielt das Messer aber fest.

Langsam entwand Duyair ihm die Waffe, ging dann langsam auf den Hohenpriester zu. Zum erstenmal überzog Angst das Gesicht des Verräters.

»Ich habe das Gespräch mit dem Kaiser mitgehört«, sagte Duyair eiskalt. »Sie haben Aldryne verraten, nicht wahr? Für zehn Prozent verschachert, Lugaur. Zehn Prozent!«

Duyair erhob das Messer.

»Im Tempel?« krächzte Holsp entgeistert und ungläubig. »Du willst mich hier töten?«

Duyair kicherte. »Ihre Skrupel stehen Ihnen zu dieser späten Stunde nicht mehr besonders, Lugaur. Aber die Tempelordnung verbietet Mord; es steht allerdings nichts über eine Hinrichtung darin.«

»Ras!«

»Tragen Sie die Sache doch dem Kaiser vor, Prokonsul Holsp«, sagte Duyair kalt.

Dann ereilte Lugaur Holsp sein Schicksal.

Als er über den Leichnam gebeugt dastand, überkam Ras Duyair ein Hochgefühl, das aber schnell wieder verschwand. Er hatte einen Verräter hingerichtet, Holsp hatte den Tod verdient.

Aber was jetzt?

Dervons Flotte war mit Sicherheit unterwegs nach Aldryne, um die Verräter abzuholen, die Holsp hatte übergeben wollen. Die Flotte würde in Kürze eintreffen. Man würde ihr keine Rebellen übergeben. Danach war sicher, daß der Kaiser seine Pläne änderte, was bedeutete, daß er die völlige Zerstörung Aldrynes anordnete, um den aufständischen Welten eine Lektion zu erteilen.

Kurz überlegte Duyair, ob es nicht besser gewesen wäre, Holsp am Leben zu lassen und sich dem Kaiser zu ergeben. Nein! Er verscheuchte diesen Gedanken. Es mußte irgendwelche Abwehrmöglichkeiten geben.