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»Mr. Henry Stenson möchte Sie sprechen, Mr. Grego.«

»Stellen Sie ihn durch.« Er konnte gerade noch verhindern, hinzuzufügen, daß es eine willkommene Abwechslung sein würde, mit jemandem zu sprechen, der Verstand besaß.

Das Gesicht, das auf seinem Bildschirm erschien, war faltig und schmal; der Mann hatte schmale Lippen und eine Unzahl winziger Fältchen um seine Augen.

»Nun, Mr. Stenson? Gut, daß Sie anrufen. Wie geht es Ihnen?«

»Sehr gut, danke. Und Ihnen?« Als Grego sich auch gute Gesundheit bescheinigt hatte, fuhr der Anrufer fort: »Was macht der Globus — läuft er immer noch synchron?«

Victor sah auf sein wertvolles Stück, den großen Globus von Zarathustra, den Henry Stenson für ihn gebaut hatte und der sich frei schwebend in seinem eigenen Antigrav-Feld etwa zwei Meter über dem Boden drehte. Ein orangerotes Licht stellte die K0-Sonne dar, die von ihren beiden Satelliten umkreist wurde.

»Der Globus selbst stimmt auf die Sekunde, und Darius ebenfalls. Xerxes allerdings befindet sich ein paar Sekunden vor seiner eigentlichen Position.«

»Wie schrecklich, Mr. Grego!« Stenson war zutiefst betroffen. »Ich werde das gleich als erstes morgen früh in Ordnung bringen. Ich hätte längst einmal nachschauen sollen, aber Sie wissen ja, wie das ist…«

Sie unterhielten sich noch eine Weile über belanglose Dinge, dann entschuldigte Stenson sich, daß er Mr. Gregos wertvolle Zeit vertan hätte, und verabschiedete sich.

Grego wandte sich um und sah voller Stolz auf seinen Globus. Der Alpha-Kontinent war langsam nach rechts gewandert, und der kleine Fleck, der Mallorys Port darstellte, glitzerte in dem orangefarbenen Licht. Darius, der innere Mond, auf dem die Terra-Baldur-Marduk-Spacelines ihren gepachteten Raumhafen hatten, stand beinahe direkt darüber, und der äußere Mond, Xerxes, tauchte gerade hinter dem Horizont auf. Xerxes war das einzige an Zarathustra, was nicht der Gesellschaft gehörte; die Terra-Föderation hatte ihn sich als Flottenstützpunkt ausgebaut. Das war der einzige Hinweis darauf, daß es noch etwas Größeres und Mächtigeres als die Gesellschaft gab.

2.

Jack Holloway landete seinen Manipulator vor der kleinen Ansammlung vorgefertigter Hütten. Einen kurzen Moment blieb er still sitzen, während ihm bewußt wurde, daß er müde war, dann kletterte er heraus, überquerte die freie Grasfläche hinüber zum Eingang seines Wohngebäudes, öffnete ihn und griff nach dem Lichtschalter. Dann zögerte er und schaute hinauf zu Darius.

Der Mond war von einem großen Ring umgeben, und er erinnerte sich an die kleinen Zirruswolken, die sich während des ganzen Nachmittags über ihm angesammelt hatten. Vielleicht würde es heute nacht regnen. Ewig konnte dieses trockene Wetter ja nicht anhalten. In der letzten Zeit hatte er den Manipulator nachts im Freien stehen lassen; jetzt beschloß er, ihn in den Hangar zu fahren. Er öffnete die Tür des Fahrzeugschuppens, stieg wieder in die Maschine und steuerte sie hinein. Als er zum Wohngebäude zurückkam, sah er, daß er die Tür offen gelassen hatte.

»Verdammter Narr!« schalt er sich. »Hier könnte es jetzt überall von Garnelen wimmeln.«

Schnell sah er sich im Wohnzimmer um — unter dem großen Mehrzwecktisch, unter dem Gewehrschrank, unter den Stühlen, hinter dem Bildschirm, hinter dem Metallschrank mit der Mikrofilmbibliothek — aber es war nichts zu sehen. Dann hing er seinen Hut auf, legte seine Waffe auf dem Tisch ab und ging ins Bad, um sich die Hände zu waschen.

Als er das Licht einschaltete, machte in der Duschkabine etwas »Quiek!«

Er drehte sich schnell herum und sah, wie zwei große Augen ihn aus einem goldenen Flaumball anstarrten. Was immer es auch war, es hatte einen runden Kopf und große Ohren und ein entfernt menschliches Gesicht mit einer kleinen Stupsnase. Es saß auf seinen Hinterbeinen und war in dieser Haltung etwa dreißig Zentimeter groß.

Es besaß zwei winzige Hände mit abstehenden Daumen. Jack kauerte sich nieder, um besser sehen zu können.

»Hallo, du kleiner Kerl«, begrüßte er es. »Sowas wie dich habe ich noch nie gesehen. Was bist du denn überhaupt?«

Das kleine Geschöpf sah ihn ernst an und sagte mit etwas ängstlicher Stimme: »Quiek!«

»Ich werde dich Little Fuzzy nennen, ja, der Name paßt gut zu dir.«

Er ging näher heran, sorgsam bemüht, keine plötzlichen Bewegungen zu machen, und redete weiter auf es ein.

»Ich wette, du bist hereingeschlüpft, während ich die Tür aufgelassen habe. Nun, wenn ein Fuzzy eine offene Tür findet, dann darf er auch hereinkommen und sich umsehen.«

Vorsichtig berührte er das kleine Tier. Es zog sich zurück, griff gleich darauf aber mit einer kleinen Hand nach seinem Hemdärmel. Er streichelte das fremde Wesen und sagte ihm, daß es den weichesten, seidigsten Pelz habe, den er je gesehen hätte. Dann hob er es sich auf den Schoß. Es quiekte vor Vergnügen und legte ihm einen Arm um den Hals.

»Klar, wir werden gute Freunde sein, nicht wahr? Möchtest du etwas essen? Sehen wir doch mal nach, was wir finden können.«

Er trug es mit einer Hand wie ein Baby — zumindest glaubte er sich zu erinnern, daß Babys so getragen wurden. Das Wesen wog zwischen fünfzehn und zwanzig Pfund. Zuerst sträubte es sich, beruhigte sich dann aber und schien es zu genießen, getragen zu werden. Im Wohnzimmer setzte er sich in seinen Lieblingssessel neben einer Stehlampe und betrachtete seinen neuen Bekannten.

Es handelte sich um ein Säugetier — die Klasse der Säugetiere war auf Zarathustra recht stark vertreten —, aber darüber hinaus mußte er passen. Dies war kein Primat, wie man sie von der Erde kannte. Überhaupt glich dieses Wesen nichts, was er von Terra oder von Zarathustra her kannte. Als Zweibeiner gehörte das Tierchen jedenfalls auf dieser Welt in eine Klasse für sich. Es war einfach ein kleiner Fuzzy, das reichte ihm im Augenblick.

»Was möchtest du essen, Little Fuzzy?« fragte er. »Mach mal den Mund auf und laß Pappi Jack sehen, was du für Beißerchen hast.«

Little Fuzzys Zähne glichen in ihrer Anordnung und Form stark den seinen, sah man davon ab, daß der Kiefer runder war.

»Wahrscheinlich bist du ein Allesfresser. Wie würde dir eine hübsche Terraföderation-Weltraum-Notration Ex-Te-Drei schmecken?«

Little Fuzzy reagierte mit einem Laut, den man vielleicht als Zustimmung zu dem Versuch werten konnte. Ein Risiko bestand zudem kaum — Ex-Te-Drei war bereits an mehrere Säugetiere auf Zarathustra verfüttert worden, ohne daß nachteilige Folgen eingetreten waren. Er trug Little Fuzzy hinaus in die Küche und setzte ihn auf den Boden, holte dann eine Büchse mit der Notration heraus, öffnete sie und brach ein Stück ab, das er dem Fremden reichte. Little Fuzzy nahm das Stück goldbraunen Kuchens, beschnüffelte es, quiekte begeistert und stopfte es sich ganz in den Mund.

»Du hast bestimmt noch nie einen Monat lang von dem Zeug leben müssen, wette ich!«

Er brach den Kuchen in zwei Hälften, zerkleinerte eine davon noch weiter und legte die Stückchen auf eine Untertasse. Vielleicht wollte Little Fuzzy auch noch etwas trinken. Jack wollte schon eine Pfanne mit Wasser füllen und auf den Boden stellen, dann betrachtete er seinen Gast, der, auf seinen Hinterbeinen sitzend, mit zwei Händen aß, und er füllte statt dessen eine tiefe Schale mit Wasser, schraubte den Verschluß von einer Whiskyflasche ab und stellte ihn daneben. Little Fuzzy hatte Durst, und man brauchte ihm nicht zusagen, wozu die kleine Tasse gedacht war.

Sich selbst jetzt noch etwas Großartiges zu kochen, dazu war es jetzt zu spät. Im Kühlschrank fand er ein paar Reste und warf alles in eine Art Gulaschgericht zusammen. Während das Essen warm wurde, setzte er sich an den Küchentisch und zündete seine Pfeife an. Das kurze Aufblitzen der Feuerzeugflamme ließ Little Fuzzy erschreckt die Augen aufreißen, aber was ihn noch mehr in Erstaunen versetzte, war die Tatsache, daß Pappi Jack Rauch von sich blies. Er saß da und beobachtete dieses Phänomen, bis nach ein paar Minuten das Essen heiß war und Holloway die Pfeife beiseite legte. Dann erst machte sich Little Fuzzy wieder über sein Ex-Te-Drei her.