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Da sich danach schon eine andere meiner Kriegerinnen bereit machte, Larids Platz einzunehmen, gebot ich Einhalt. »Ihr könnt euch mit dem Sthuvad noch später im Lager vergnügen«, sagte ich. »Bringt ihn jetzt zunächst einmal zu den Gandod und fesselt ihn. Ich werde in Kürze nachkommen.«

Meine Kriegerinnen waren enttäuscht, aber sie folgten gehorsam meinen Befehlen. Der Sthuvad sah mich mit kaltem Haß an. »Ich werde diese Beleidigung nicht vergessen«, sagte er. »Du wirst dich noch bitter an den Zorn des Kriegers Telion von Ranistard erinnern! Dein Körper wird mir gehören, wie ich deiner Kriegerin gehört habe, und du wirst sattsam für das bezahlen, was du mir angetan hast. Darauf gebe ich dir mein Wort.«

»Meine Angst vor den Drohungen eines Mannes ist wirklich groß«, entgegnete ich höhnisch und winkte meinen Kriegerinnen, ihn fortzuschaffen.

»Ich habe bereits die Oberste Hüterin benachrichtigen lassen«, sagte ich zu Remad. »Sie wird die Worte sagen, die dich in Midas Königreich geleiten. Dort werden wir uns einst wiedersehen, Remad. Lebewohl!«

»Gewähre mir eine letzte Bitte, Jalav«, flüsterte sie. »Ich möchte mit dem Schwert in der Hand, wie eine Kriegerin, vor Mida treten.«

»Diese Bitte ist dir gewährt, Remad«, entgegnete ich. »Meine Kriegerinnen werden dir helfen.«

Zwei von ihnen richteten Remad auf. Sie hatte starke Schmerzen, trotzdem kam kein Laut von ihren Lippen. Tapfer sah sie mich an, als ich mein eigenes Schwert zog.

»Ich danke dir, Jalav«, flüsterte sie. Dann stieß ich ihr mein Schwert tief in die Brust, entseelt sank sie zu Boden. Meine Kriegerinnen und ich hoben salutierend die Schwerter, um eine tapfere Kriegerin zu ehren.

Vor dem Hort fand ich den Gefangenen, zwischen meinem Gando und dem von Larid festgebunden. Er sah mich verständnislos an. Ich bestieg mein Gando und überzeugte mich, daß die Leine sicher befestigt war, dann gab ich den Befehl zum Aufbruch. Das rote Kan des Gefangenen wurde von einer der Kriegerinnen mitgeführt. Wir Midanna bevorzugen die Gandod, um in die Schlacht zu reiten, denn sie sind mutiger als die Kand der Städter.

»Warum zwingt ihr mich, zu laufen ?« fragte der Gefangene, als wir die Lichtung, auf dem der Hort stand, verließen. »Ihr könntet mich doch im Sattel meines Kan festbinden.« »Hast du keine Kraft zu laufen?« fragte ich. Larid grinste. »Doch, schönes schwarzhaariges Mädchen«, entgegnete er. »Aber ich bin nicht gewohnt zu laufen.« »Oh, er ist es nicht gewohnt, zu laufen«, sagte Larid mit süßer Stimme. »Sollen wir ihn etwas unterstützen?« Wir trieben unsere Reittiere an. Der Gefangene hatte Mühe, Schritt zu halten, da ihn die Fesseln zwischen seinen Beinen behinderten. Bald bogen wir vom Weg in den Wald ab, wo sich unser gegenwärtiges Lager befand. Es war ein Glück für Mida, daß wir uns gerade nicht auf der Jagd oder mitten in einer Schlacht befanden, als ihr Kristall gestohlen wurde. Dann hätte es lange gedauert, ihn wiederzubeschaffen. Der Gefangene atmete schwer. Er sagte kein Wort, um seinen Atem zu sparen, aber in seinen Augen war zu lesen, was er dachte. Ich schlug ihm die Peitsche über die Schultern und rief: »Lauf schneller, Sthuvad. Lauf so schnell du kannst für Jalav, die Anführerin der Hosta. Wenn mir gefällt, wie du läufst, werde ich dich auf meine Lagerstatt nehmen.« Die Hiebe waren nicht scharf und verursachten ihm keine Schmerzen, stachelten aber seine Wut noch mehr an. Bald leuchteten unsere Zelte grün und schwarz durch die Bäume.

Die Außenposten blickten wohlgefällig auf den Gefangenen, denn es war schon einige Zeit her, daß ein Mann in unsere Hände geraten war. Spaß würde in den Zelten der Hosta herrschen, trotz des Diebstahls des Kristalles. Wir hielten vor dem größten Zelt. Ich sprang ab und überließ den Gefangenen und mein Gando der Fürsorge meiner Kriegerinnen. »Midas Segen sei mit dir, Jalav«, sagte Fideran bei meinem Eintreten und kniete nieder. »Ich freue mich, daß du so bald zurückkehrst. Wird alles gut sein, Jalav?« »Es wird alles gut sein, Fideran«, versicherte ich und sah in sein hübsches Gesicht. Auch Fideran war als Sthuvad gefangengenommen worden, hatte sich aber geweigert, uns zu verlassen, als wir seine Dienste nicht mehr benötigten. Statt dessen hatte er es vorgezogen, als mein Diener in meinem Zelt zu bleiben. Zwar haßte er es, wenn ich ihn von Zeit zu Zeit einer meiner Kriegerinnen überließ, aber er weigerte sich, zurückzugehen. Er liebte mich, ein Gefühl, dessen ich als Kriegerin nicht fähig war. Ich hielt ihn mir zu meinem Vergnügen, konnte ihn aber auch gut leiden. Allerdings stand ich nun vor einem Dilemma, denn mit in den Norden konnte ich ihn nicht nehmen. Ich würde ihn einer anderen überlassen müssen, deren Arme ihn trösten würden.

»Braue mir einen Topf Daru, Fideran«, sagte ich, als ich mein Schwert ablegte, »und sieh zu, daß es frisch bleibt. Ich erwarte die Oberste der Hüterinnen zu einem wichtigen Gespräch, und es mag sein, daß sie nach Daru verlangt.« »Sofort, Jalav«, entgegnete er, ohne nach dem Grund für den Besuch zu fragen. Solche Dinge gingen nur die Kriegerinnen etwas an.

Ich setzte mich auf das Fell am Boden meines Zeltes und begann, gedankenvoll meine Pfeife zu stopfen. Zwar würde es zur größeren Ehre der Hosta beitragen, wenn wir den Kristall alleine zurückholen könnten, aber besser würde es sein, wenn sich alle Midanna für den Krieg rüsteten. »Bei Sigurrs Klauen, paß auf!« schnaubte der Gefangene. Er war von einer Kriegerin hereingeführt worden, die seinem Schritt mit dem Speer etwas nachgeholfen hatte. Dabei war sie fast an ein wichtiges Bestandteil seiner Männlichkeit geraten. Wenn dies der Fall gewesen wäre, hätte er nur noch für das Vergnügen meiner Kriegerinnen dienen können, weil dann Nachwuchs unmöglich gewesen wäre. Trotz der möglichen Katastrophe mußte ich lachen.

»Grinse ruhig, Mädchen«, fauchte er. »Der Tag wird kommen, wo ich mit dir meinen Spaß haben werde.« »Das wird ein lohnendes Lebensziel sein«, lachte ich. Auch Fideran hatte so gesprochen, als wir ihn gefangennahmen, und doch war er nicht gegangen, als er die Gelegenheit hatte. Männer sind merkwürdige Wesen. Keine Kriegerin wird sie je verstehen, vielleicht nicht einmal Mida. Der Gefangene warf mir einen finsteren Blick zu, als er sich an den Pfahl hockte, an den man ihn angebunden hatte. Sein Blick wurde noch finsterer, als er auf Fideran fiel, der neben mir auf dem Fell hockte. Verächtlich musterte er den kurzen Lendenschurz, den Fideran trug. Fideran erwiderte seinen verächtlichen Blick. Beide konnten sich nicht leiden, das war zu merken.

»Dein Zelt ist ziemlich öde, Mädchen«, sagte der Gefangene. »Gibt es hier nichts, das dir das Leben etwas aufheitert?« »Ich weiß nicht, was du meinst«, entgegnete ich. Offenbar verstand er noch weniger vom Leben einer Kriegerin, als Fideran es zu Beginn getan hatte.

»Nun, Dinge wie Seidentücher, mit denen du die Wände bedeckst, funkelnde Steine, die du dir anstelle von diesem Stück Holz um den Hals hängst, verführerische Düfte, die den Gestank hier erträglicher machen.«

»Aus welchem Grund sollte ich danach verlangen?« fragte ich. »Funkelnde Steine sind in der Schlacht wenig von Nutzen. Wir schenken sie den Männern, wenn sie uns dienen. Seidentücher und verführerische Düfte sind ebenfalls lächerlich für eine Kriegerin.«

»Ein Weib, das nichts von solchen Dingen hält, muß einen schon sehr traurig stimmen«, sagte der Gefangene mit unterdrückter Stimme. »Du führst ein eintöniges Leben, Mädchen. Das muß nicht sein.«

»Alles ist so, wie Mida es vorherbestimmt hat«, erklärte ich ihm freundlich. »Verzweifle aber nicht an deinem Unverstand. Jemand ohne Seele kann nicht anders denken.« »Ohne Seele?« antwortete er ärgerlich. »Du glaubst, ich habe keine Seele und bedauerst mich deshalb? Bei Sigurrs faulem Zahn, ich will nicht von einer halbnackten Wilden bedauert werden. Binde mich sofort los!«