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Erneut kämpfte er mit seinen Fesseln. Ich mußte lächeln, als ich von dem Daru trank, den Fideran mir reichte. Sein kräftiges Aroma füllte das Zelt. Der Gefangene hielt inne und sagte: »Soll ich hier eigentlich auch verhungern und verdursten? Ich habe nichts mehr zu mir genommen, seitdem deine Weiber mich überfielen.«

»Du wirst gleich etwas zu trinken bekommen«, sagte ich, »denn du mußt hier nicht darben.«

Befriedigt murmelte der Gefangene: »Sie sollten sich aber beeilen«, ohne das versteckte Lächeln von Fideran zu bemerken. Der machte keine Anstalten, seinen Geschlechtsgenossen zu warnen.

Ich hatte gerade den zweiten Schluck Daru genommen, als Larid und eine andere Kriegerin mit einem Topf hereinkamen. Lächelnd boten sie ihn dem Gefangenen an. Der roch vorsichtig daran und trank ihn dann in einem Zug aus. Meine beiden Kriegerinnen wechselten zufriedene Blicke, dann sahen sie mich an. Ich nickte ihnen lächelnd zu, und sie entfernten sich wieder.

»Ungewöhnlich erfrischend«, bemerkte der Gefangene und leckte sich die Lippen. »Ich schätze, daß man in den Tavernen der Städte sehr viel dafür bezahlen würde. Wie heißt der Trank?«

»Man nennt ihn ›Eines Mannes Stählung‹«, antwortete Fideran lachend. »Du wirst ihn in kurzer Zeit viel zu erfrischend finden.« »Was erzählt dein männliches Spielzeug da ?« fragte der Gefangene. »Hat ihn sein Verstand mit seiner Männlichkeit verlassen?«

»Wenn du von den Fesseln befreit bist, werden wir über Männlichkeit reden«, gab Fideran zurück. »Ich habe den Gebrauch eines Schwertes noch nicht verlernt!« »Fideran«, sagte ich beschwichtigend, »er weiß doch noch nicht, wovon er redet. In Kürze wird er sich nicht mehr so aufführen.«

»Vielleicht«, entgegnete Fideran. Er schien nicht zufriedengestellt. Kriegerinnen verstehen Männer eben nicht. Ich hatte mein Daru fast ausgetrunken, als der Gefangene sich unbehaglich am Boden zu wälzen begann. Fideran und ich betrachteten ihn aufmerksam. Unter unseren Blicken begann er zu erröten.

»Worüber freut ihr zwei euch so?« fuhr er uns hitzig an, bemüht, das zu verbergen, was sich unter seinem Gewand so unzweideutig abzeichnete.

»Wir betrachten einen Mann, der nachhaltig erfrischt wurde«, antwortete Fideran, »und dessen Erfrischung bis zum Einbruch der Dunkelheit anhalten wird.«

»Was redest du für einen Unsinn«, fauchte der Gefangene, aber der Blick, den er mir zuwarf, sprach Bände. Wenn er nicht gefesselt gewesen wäre, hätte er sich auf mich geworfen, um das Feuer zu stillen, das nun in seinen Adern brannte. Er brüllte und kämpfte gegen seine Fesseln an, aber nicht, um sich zu befreien, sondern um die Gelegenheit zu haben, mich zu ergreifen und zu nehmen. Ich lächelte zufrieden. »Er reagiert sehr schnell«, sagte ich zu Fideran, der sich hinter mich gekniet hatte. »Er wird uns sehr nützlich sein.« Auf meinen Ruf kamen Larid und einige andere Kriegerinnen ins Zelt und betrachteten gierig den Gefangenen. »Ihr könnt ihn nun in das Männerzelt schaffen«, sagte ich, »aber achtet darauf, daß ihr ihn nicht zu sehr strapaziert.« »Wir werden darauf achten, Jalav«, murmelte Larid. Sie schien nicht in der Lage, ihren Blick von dem Gefangenen zu lösen, der noch immer vergeblich versuchte, mich zu erreichen. Seine Wildheit steigerte sich noch, als Fideran begann, mich zu liebkosen. Meine Kriegerinnen mußten ihn mit Gewalt aus dem Zelt entfernen.

Nachdem sie gegangen waren, wandte ich mich Fideran zu, der gleichfalls wie berauscht schien. Er preßte mich so heftig auf den Boden, daß ich ihm zur Abwehr meinen Dolch an die Kehle setzen mußte. Da erst kam er zur Besinnung und legte sich so, daß ich Gebrauch von ihm machen konnte. Das bereitete mir großen Spaß, aber seine Reaktionen waren nicht so wie gewöhnlich. Zwar war seine Begierde sehr stark, aber seine Befriedigung schien ihm nicht zu genügen. Als die Leidenschaft uns beide verlassen hatte, setzte sich Fideran hin und betrachtete Schild und Speer, die Zeichen meiner Würde als Anführerin. Viele Anführerinnen hatten diesen langen, ovalen Schild schon voller Stolz in der Schlacht getragen, ihn nie durch eine Flucht entehrt. Bevor eine Midanna aufgibt, stirbt sie lieber.

»Du darfst ihn nicht gebrauchen«, sagte Fideran plötzlich. »Wovon sprichst du?« fragte ich, damit beschäftigt, die Beinschnallen wieder zu befestigen, die meinen Dolch hielten. »Von dem neuen Gefangenen«, entgegnete er, während er sich umdrehte und mich heftig anstarrte. »Glaubst du, daß ich hier in deinem Zelt bleiben würde, nackt und ohne Stolz, um dir als Sklave zu dienen, während du von ihm Gebrauch machst? Er soll dich nicht haben!«

»Nein«, sagte ich im Aufstehen, »er wird mich nicht haben. Ich werde ihn haben. Hast du das vergessen?« »Das bleibt sich gleich«, sagte Fideran. »Ich will nicht, daß ein anderer besitzt, was mir gehört. Du darfst ihn nicht nehmen.« »Darfst?« fragte ich ruhig. »Was dir gehört? Du scheinst zu vergessen, daß ich nur meinen Kriegerinnen gehöre, niemals einem Mann. Nimm sofort deine Sachen und geh zu deinem Volk zurück!«

Ich wandte mich ab. Fideran fiel auf die Knie, schlang seine Arme um meine Beine und preßte sein Gesicht an meinen Körper.»Nein!« schrie er. »Bitte, schick mich nicht fort, Jalav! Dieser Fremde begehrt dich, und wenn er dich einmal besessen hat, wird er dich nie wieder lassen wollen. Ich liebe dich, Jalav, und ich möchte immer nur für dich leben. Bitte, schick mich nicht fort!«

Ich seufzte und strich ihm zärtlich über die Haare. »Fideran«, sagte ich, »hör, was ich dir zu sagen habe. Dein Glück bei den Midanna ist nicht von Dauer. Es wäre klug, wieder zu deinem Volk zurückzukehren. Ich bin glücklich, daß du mich liebst, aber ich kann diese Liebe nicht erwidern. Das werde ich nie können.«

»Erlaube mir, bei dir zu bleiben, Jalav«, flehte er. »Vielleicht werde ich dir eines Tages ein Kind schenken, wie ich es anderen geschenkt habe. Dann wirst du mich lieben, Jalav!« Er hatte nicht verstanden, warum er mir kein Kind schenken konnte. Eine Anführerin der Midanna muß die Blätter des Dablabusches kauen, damit sie immer in der Lage ist, ihre Kriegerinnen in die Schlacht zu führen. Zwar wurde gesagt, daß man etwas dagegen tun konnte, aber ich wußte nicht, was. Vielleicht wußte die Oberste Hüterin es, ich nicht. »Kümmere dich um den Daru, Fideran«, sagte ich. »Sollte die Oberste Hüterin eintreffen, bevor ich zurückkomme, bediene sie gut.« Gehorsam zog er sich zurück.

Draußen war es hell und warm, erleuchtet durch Midas Strahlen. Die schwarzen und grünen Zelte der Hosta boten einen freundlichen Anblick. Auf der Jagd und im Krieg haben die Midanna nichts als ihre Waffen und ihr Schlafleder bei sich, denn sie wollen ihrer Beute oder ihren Gegnern nicht verraten, wo sie rasten. Zu Hause ist das anders. Aber auch hier werden Posten aufgestellt, und die Kriegerinnen sind jederzeit bereit, auf einen Weckruf hin aufzuspringen.

Das Lager schien verlassen. Einen Moment war ich verwirrt, aber dann hörte ich das Gelächter aus dem Zelt in der Mitte des Lagers, das keine Stammesfarben trug. Natürlich zog der neue Gefangene die Aufmerksamkeit meiner Kriegerinnen an. Er war attraktiv, anziehender noch als Fideran, der lange Zeit der einzige Mann bei uns gewesen war.

Ich hoffte, daß meine Kriegerinnen meine warnenden Worte beherzigt hatten. Trotz ihres robusten Aussehens sind Männer oft zerbrechliche Wesen und können überbeansprucht werden bis zu dem Punkt, an dem sie nichts mehr taugen. Die Harra, ein Schwesterstamm, halten ihre Gefangenen wie Sklaven. Sie müssen sie oft durch Überfälle auf kleine Dörfer erneuern. Ich habe ihre Sklaven gesehen. Sie zucken bei der geringsten Berührung ängstlich zusammen. Bei dieser Gelegenheit bedauerte ich es, daß die Harra nicht unsere Blutsfeinde sind.

Ich trat in das Zelt und sah meinen Kriegerinnen zu. Sie hatten den Gefangenen so auf dem Boden festgebunden, daß er sich kaum bewegen konnte. Eine Kriegerin war gerade in den Besitz seines begehrten Samens gekommen. Trotzdem war er nicht müde. Seine Lust würde noch für viele reichen. Aber in seinen Augen war der Zorn über seine Lage zu lesen. Selbst als ihn jetzt eine andere Kriegerin bestieg und seine Hände begierig nach ihr griffen, ahnte ich, daß er nicht der Mann war, der freiwillig bei uns bleiben würde, wenn wir ihn nicht mehr brauchten.