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Florence verzog angstvoll das Gesicht.

»Nein«, erwiderte er. »Ich nehme sie mit.«

Das Mädchen begann befreit zu lächeln.

»Hattest du dir von Anfang an vorgenommen, Shirley an Aemilianus zu verschenken?« fragte mich Callimachus.

»Ja.«

»Aber eigentlich hättest du das gern etwas später getan?«

»Ja«, räumte ich ein.

»Du brauchst dich deiner Gefühle nicht zu schämen«, ermahnte er mich. Er hatte genau bemerkt, daß ich von meinen Tränen hatte ablenken wollen, indem ich mein Geschenk ankündigte.

»Ich habe Waffen getragen«, sagte ich. »Ich habe gekämpft.«

»Tränen sind nichts Ehrenrühriges für einen Soldaten«, sagte Callimachus. »Der Soldat ist ein Mann tiefgreifender Leidenschaften und Gefühle. Viele Menschen verstehen die Tiefe seiner Seele nicht. Du brauchst keine Angst zu haben vor den Strömungen, die du in dir gewahrst. Im Soldaten blühen Blumen und toben Stürme. Beides gehört zu ihm, beides ist greifbar vorhanden. Beides mußt du hinnehmen, keine Seite darfst du von dir weisen.«

»Ich danke dir, Callimachus«, sagte ich.

»Ah, Nachtisch!« rief dieser entzückt.

Zwei Mädchen kamen aus der Küche, das Mädchen in blauer Gaze, dem ich noch keinen Namen gegeben hatte, und das Mädchen im gelben Gewand, von mir Shirley genannt und an Aemilianus verschenkt. Es stand ihm frei, ihr einen ganz anderen Namen zu geben. Die Mädchen trugen Tabletts mit leckeren Nachspeisen. Sie knieten am Tisch nieder, zeigten vor, was sie zu bieten hatten, und bedienten dann die Männer, ein Mädchen auf jeder Seite.

»Gebäck, Herr?« fragte die blaugekleidete Sklavin.

Ich betrachtete sie. Ihre kleinen Hände hielten das Tablett. Ich nahm ein kleines Stück Gebäck herunter, und sie wandte sich Miles aus Vonda zu.

Schräg gegenüber kniete Aemilianus’ neue Sklavin zitternd vor ihrem Herrn und hielt ihm das Tablett hin. Aber sein Interesse galt wohl weniger dem leckeren Nachtisch als ihr.

Beim Servieren waren Peggy und Florence natürlich übergangen worden, als gäbe es sie gar nicht. Sie waren Sklavinnen. Aber ebenso natürlich hatten Miles aus Vonda und Tasdron aus Victoria, ihre Herren, die Mädchen von ihrem Teller mit versorgt. Während Florence sichtlich hungrig gewesen war, hatte Peggy kaum etwas gegessen, denn sie vermochte den Blick nicht von Callimachus abzuwenden. Manchmal bewegte sich ihre Hand in seine Richtung, doch wagte sie ihn nicht zu berühren.

Das Gebäck war recht gut.

Ich freute mich, wie gut Lola das Essen vorbereitet hatte – einfach und geschmackvoll.

»Ausgezeichnet!« sagte Tasdron und hob ein kleines Gebäckstück in die Höhe.

»Vielen Dank«, antwortete ich.

Ich blickte mich in dem großen Raum um. Die bunten Bänder verbreiteten festliche Stimmung, die Lampen waren hübsch anzuschauen, ebenso die Blumen, hauptsächlich Larmablüten, Veminia und Teriotrope, die einen angenehmen Duft verströmten. Lola hatte gute Arbeit geleistet.

»Die Tänzerinnen waren nett«, sagte Glyco. »Vielleicht kann ich sie in Port Cos für ein Abendessen mieten, ehe sie nach Turmus weiterverschifft werden.«

»Es freut mich, daß du sie nicht unerfreulich fandest«, sagte ich und folgte mit den Blicken den beiden Sklavinnen, die noch einmal mit den Desserttabletts um den Tisch gingen.

Als ich mich wieder meinen Gästen zuwandte, war Glyco in ein Gespräch mit Callimachus vertieft.

»Männer und Schiffe aus den Städten der Liga müssen eingezogen werden«, sagte er. »Soldaten, die im Wechsel für die Liga eingesetzt werden. Vielleicht wäre auch für die Schiffe ein Rotationsprinzip angebracht. Patrouillen sind zu organisieren. Kommunikationswege und Signale wären von größter Bedeutung.«

»Du bist jetzt Erster Kapitän in Port Cos, nicht wahr?« wandte ich mich an Calliodorus. Er hatte die kampfstarke Tais befehligt. Ich ging davon aus, daß nach Callisthenes’ Sturz der Mantel und Helm des Ersten Kapitäns ihm zufallen würde.

»Ich bin diensthabender Erster Kapitän«, antwortete Calliodorus. »Ich hoffe aber, daß Callimachus, der einst als Erster Kapitän wirkte, sich überreden läßt, auf diesen Posten zurückzukehren.«

Die beiden Sklavinnen hatten das Tablett mit dem restlichen Nachtisch stehengelassen und waren in die Küche zurückgekehrt. Ich erwartete sie in Kürze mit dem schwarzen Wein.

»Wie zu hören ist, wurden die Festungen von Policrates und Ragnar Voskjard niedergebrannt«, sagte ich.

»Ja«, antwortete Tasdron. Ragnar Voskjards Zitadelle war von den Piraten verlassen worden, sobald die Nachricht von der Schlacht bei Victoria eintraf; man wußte genau, daß man die Festung gegen eine konzentrierte Belagerung auf keinen Fall verteidigen konnte.

»Vielleicht hätten sie nützliche Stützpunkte für die Vosk-Liga abgegeben«, sagte ich.

»Die Vosk-Liga«, sagte Tasdron lächelnd, »ist ein ganz simpler Verbund, dem es lediglich darum geht, das Piratenunwesen auf dem Fluß zu beenden.«

»Soweit ich weiß, war das ursprünglich auch das Ziel der Liga am Olni, die sich dann zur Salerianischen Konföderation entwickelte.«

»Wir möchten keinen Ärger mit Cos und Ar«, sagte Tasdron.

»Nicht, solange wir noch schwach sind«, warf Glyco ein.

»Ich verstehe«, sagte ich.

»Die Festungen sind nicht nur niedergebrannt worden«, fuhr Tasdron fort, »sondern werden auch noch abgetragen. Wir haben bereits Angebote von Baumaterialienhändlern vorliegen.«

»Und über die Asche soll Salz gestreut werden«, sagte Glyco.

»Salz kann ein Zeichen des Lebens sein – und ein Glückssymbol«, sagte ich.

»Das stimmt«, bestätigte Tasdron lächelnd.

»Man sagt, das Hauptquartier der Vosk-Liga soll in Victoria eingerichtet werden.«

»Ja«, sagte Tasdron lächelnd. »Wie mir scheint, eine angemessene Wahl.«

»Victoria stand im Kern des Widerstands gegen die Piraten«, bemerkte Aemilianus.

»Und hier wurde der entscheidende Sieg errungen«, sagte Calliodorus.

»Gleichzeitig wird damit erreicht, daß sich das Hauptquartier der Liga nicht in Port Cos befindet.«

»Und auch nicht in Ar-Station«, sagte Calliodorus lächelnd, und am Tisch wurde gelacht.

Die beiden Sklavinnen kehrten zurück und begannen schwarzen Wein auszuschenken. Die gutgebaute Sklavin Aemilianus’ stellte die winzigen Silberbecher auf kleinen Podesten vor uns hin. Die hübsche kleine Sklavin in blauer Gaze hielt das mit einem langen Gießschnabel versehene silberne Gefäß in einem dicken Tuch, um die Wärme zu erhalten und ihre Hände zu schützen, und goß die dampfende schwarze Flüssigkeit in die winzigen Gefäße, jeweils nur soviel, wie von den Trinkern gewünscht wurde, um noch Platz zu lassen für verschiedene Zuckerund Sahnesorten, die dann, soweit erbeten, durch Aemilianus’ Sklavin zugegeben und eingerührt wurden.

»Und hat man sich der Piraten auf passende Weise entledigt?« fragte ich Tasdron.

»Ja«, sagte Tasdron. »Wir teilten sie auf verschiedene Großhändler auf mit der Bedingung daß pro Markt und pro Ort nicht mehr als einer verkauft wird. Auf diese Weise kommen die Burschen weit im Land herum, überall im bekannten Gor.«

»Ich verstehe«, sagte ich. Policrates, Kliomenes, Callisthenes und ihresgleichen würden bald Sklavenkragen tragen und für ihre Herren schuften. Auf Gor hat man gute Verwendung für solche Männer. Man erwirbt sie für Arbeitskolonnen, die von ihren Herren vermietet werden. Sie werden auch in Bergwerken, Steinbrüchen und in großen landwirtschaftlichen Betrieben eingesetzt.

»Wo ist Krondar?« fragte ich Miles aus Vonda.

»Auf dem Weg nach Ar.«

»Nach Ar?« Ich war erstaunt.

»Er hat auf unserer Seite vorzüglich gekämpft«, sagte Miles. »Ich gab ihm die Freiheit.«

»Ausgezeichnet!« rief ich. »Er ist ein guter Bursche.«

»Und ich überließ ihm einen Teil meiner Beute aus Policrates’ Festung.«

»Ausgezeichnet!«

»Erinnerst du dich an Bikkie, die aufreizende kleine Brünette aus der Festung?«

»Natürlich«, antwortete ich. »Sie und Florence wurden dir bei der Aufteilung der Beute zugesprochen.«