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»Ah!« murmelte mehr als ein Mann.

»Interessant«, bemerkte Glyco.

»Was ihr hier seht«, erklärte ich, »ist eine Nachbildung der typischen Unterkleidung für eine Erdenfrau.«

Der Büstenhalter war auf raffinierte Weise mit weicher weißer Seide nachgebildet worden. Ihre Schönheit, weich und beinahe gegen die Einengung protestierend, war dennoch offensichtlich. Sie hob lasziv die Hände, was ihre Brüste auf das hübscheste zur Geltung brachte, griff nach hinten und ließ den Stoffstreifen fallen.

Unsere Blicke begegneten sich.

»Ausgezeichnet«, sagte Glyco.

Das Mädchen bewegte die rechte Hand an die Hüfte, öffnete den Stoff des kurzen Lendenschurzes, den sie noch trug, wand ihn ab und ließ ihn zu Boden fallen.

Anschließend kroch sie auf Händen und Knien zu mir.

»Ausgezeichnet!« rief Glyco. Es gab lebhaften Beifall.

Ich ergriff die kleine Sklavin an den Oberarmen und hielt sie fest. Tief blickte ich ihr in die Augen. Sie atmete schwer, von Gefühlen überwältigt. Flehend blickte sie zu mir auf.

Nie hätte ich es für möglich gehalten, daß sie uns eine solche Vorstellung geben könnte. Ich hatte Lola wohl gesagt, daß sie an der Unterhaltung unserer Gäste teilnehmen sollte, doch hatte ich so etwas Überraschendes und Schönes nicht erwartet. Offenbar hatte dieses Mädchen ihren Auftritt selbst vorgeschlagen und ausgearbeitet, denn von vielen der darin enthaltenen Einzelheiten konnte Lola nichts wissen. Mit ihrem Auftritt hatte also die kleine dunkelhaarige Sklavin zu mir gesprochen. Ein wunderschönes Geschenk für mich.

Das Zimmer war nun wieder normal beleuchtet, und man hatte die Kerze und das Tischchen fortgeräumt. Florence kniete mit leuchtenden Augen hinter Miles aus Vonda und streichelte seinen Rücken.

Ich blickte in die Augen der kleinen Sklavin, die mich flehend ansahen. »Herr«, flüsterte sie.

»Es wird Zeit für Likör und Branntwein, Sklavin«, sagte ich.

»Ja, Herr«, flüsterte sie. Dann richtete sie sich auf und eilte auf die Küche zu.

»Sklavin!« rief ich.

»Ja, Herr?« gab sie zurück.

»Du wirst bedienen, wie du bist.«

»Ja, Herr.«

»Ah!« rief Glyco. »Eine Stärkung!«

Als erste verließ Aemilianus’ gutgebaute Sklavin die Küche; sie trug ebenso ein Tablett wie die kleine brünette Sklavin, die ihr dichtauf folgte. Die beiden boten Liköre und Branntwein an.

»Eine freie Frau!« rief Glyco plötzlich erstaunt.

Ich lächelte.

In der Küchentür war eine Frauengestalt erschienen, die eine Verhüllungsrobe trug.

Die Männer erhoben sich, denn auf Gor ist diese Geste üblich, wenn eine freie Frau ins Zimmer kommt. Nur ich blieb sitzen.

Aemilianus’ gutgewachsene Sklavin kniete hastig nieder und machte sich dabei so klein wie möglich. Meine kleine dunkelhaarige Sklavin folgte ihrem Beispiel, ebenso Peggy und Florence. Sklavinnen fürchten freie Frauen sehr.

Die Frau in der Verhüllungsrobe schien unsicher zu sein, sogar ängstlich. Zögernd näherte sie sich dem Tisch. Sie wußte nicht genau, was sie tun sollte.

»Eine freie Frau ist anwesend«, flüsterte Glyco mir zu.

Doch ich stand nicht auf.

»Du!« sagte sie plötzlich hinter ihrem Schleier hervor und deutete auf Calliodorus aus Port Cos. »Du bist hier?«

Er schien erstaunt zu sein. Er beugte sich vor, wie um durch die Schleier zu schauen.

»Du bist Calliodorus aus Port Cos?« fragte sie. Ich hatte ihr natürlich nicht gesagt, daß Calliodorus als Gast zu unserem Abendessen erwartet wurde.

»Du!« rief er plötzlich. »Ist es wirklich möglich? Nein! Du kannst es nicht sein! Nicht nach all den Jahren!«

»Ich bin es aber«, sagte sie zitternd.

»Meine Herren«, sagte Calliodorus mit heiserer Stimme, »dies ist die freie Frau Lola aus Port Cos.«

Plötzlich begann das Mädchen schluchzend an den Schleiern und ihrer Robe zu zerren und offenbarte auf diese Weise, daß sie eine Sklaventunika und einen Metallkragen trug.

»Ich bin keine freie Frau!« rief sie und warf sich Calliodorus zu Füßen. »Ich bin Sklavin!«

»Und sie gehört dir!« rief ich.

Wie betäubt betrachtete Calliodorus die Schönheit vor sich.

Ich stand auf.

Mit wildem Blick schaute sie sich zu mir um. »Herr!« rief sie.

»Du gehörst jetzt ihm«, sagte ich und deutete auf Calliodorus.

»Danke, Herr!« rief sie. »Danke, Herr!« Sie sprang auf, eilte zu mir und fiel schluchzend vor mir auf die Knie. Ihre Freude beglückte mich. Wenn man richtig mit ihr umging, war sie eine hervorragende Sklavin. Sie hatte mir gut gedient. Ich hielt es nicht für unangebracht, sie zu belohnen. Und so hatte ich sie Calliodorus geschenkt.

Das Mädchen erhob sich und kehrte im Laufschritt zu Calliodorus zurück. Tränen standen ihr in den Augen, als sie fragte: »Nimmst du mich, Herr?«

»In Port Cos«, sagte er, »vor langer Zeit, da umwarb ich dich in aller Form und Ehre, wie es einer freien Frau zustand. Sehr gut waren wir bekannt, und oft sprachen wir lange und eingehend miteinander.« Sein Blick war abweisend. »Und bei einem dieser Gespräche machtest du mir ein unaussprechliches Geständnis, du gestandest mir deine Sklavensehnsüchte ein.«

»Ich schämte mich ja so!« antwortete sie und wandte den Blick ab.

»Wie konnte ich mein Bett auf ehrenvolle Weise mit einer Frau teilen, die mir ihre Sehnsucht nach der Sklaverei gestanden hatte? Solche Mädchen konnte ich mir auf dem Markt kaufen. So trennten wir uns natürlich. Unsere Familien aber bestanden auf einer Erklärung. Wir schwiegen aus Furcht von Entehrung.«

»Aber damit unsere Verlobung nicht nach außen hin gescheitert aussah«, fuhr sie mit feuchten Augen fort, »und damit unsere Familien nicht ins Gerede kamen, erklärtest du dich bereit, die Gefährtenschaft dennoch weiter zu betreiben. Du sahst es als deine Pflicht als Offizier und Ehrenmann.«

Schweigend musterte er sie.

»Ich aber hatte keine Lust, verachtet und vernachlässigt in einem kalten Bett zu darben, während du dich mit Mädchen vom Markt vergnügtest. So floh ich aus der Stadt.«

»In mindestens einem Punkt irrst du dich«, sagte er. »Ich hatte mich nicht wegen des Drucks der Familie dann doch für die Gefährtenschaft entschieden. So schwach bin ich nicht. Auch hatten meine Pflichten als Offizier und Ehrenmann nichts damit zu tun.«

»Was war es dann?« fragte sie.

»Ich wollte dich haben«, antwortete er.

»Aber ich hatte dir meine Sehnsüchte gestanden«, sagte sie.

»Nach unserem Gespräch dachte ich gründlich nach«, fuhr er fort. »Du hattest es gewagt, mir dieses Geständnis zu machen, und im ersten Moment war ich beschämt und schockiert. Später fragte ich mich nach dem Grund. Wäre eine bewußte Täuschung von deiner Seite nicht viel beschämender gewesen als diese Wahrheit? Liegt denn wirklich größere Ehre in Heuchelei als in Ehrlichkeit? Das konnte ich nicht bejahen. Da ging mir auf, wie mutig du mir gegenüber gewesen warst. Meine Entrüstung wich Dankbarkeit und Bewunderung. Gleichzeitig fragte ich mich, weshalb ich mich eigentlich aufregte. Hatte das ganze Zerwürfnis nicht auch mit ureigenen Ängsten auf meiner Seite zu tun, die darauf hinausliefen, daß ich in mir womöglich entsprechende Sehnsüchte entdecken könnte, das Bedürfnis, dich zu beherrschen? Du hattest es gewagt, die Grenzen der Heuchelei zu überschreiten. Hier schien ein Alltagsmythos ausgeräumt zu sein, was ich zuweilen bedauerte. Doch solche Mythen schützen uns eben nicht ewig. Irgendwann fallen sie den Flammen der Wahrheit zum Opfer.«

»Du hättest mich trotz meines Geständnisses genommen?«

»Deine Sehnsüchte machten dich tausendmal begehrenswerter«, antwortete er. »Welcher Mann wünscht sich keine Sklavin?«

Verblüfft blickte sie ihn an.

»Dann darf ich vermuten, daß du das Geschenk annimmst?« fragte ich.

»In der Tat!« sagte er. »Und ich danke dir.«

»Ich hatte sie Lola genannt«, sagte ich. »Du kannst dir natürlich einen neuen Namen für sie aussuchen.«

»Du bist Lola«, sagte er zu der Sklavin.