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(Neue Zürcher Zeitung)

Dieser Roman ist das vielleicht noch immer bedeutendste Buch Wassermanns. Schon sein Gegenstand, die Judenfrage, in einer tiefen und nachspürenden Weise dargestellt, reizt das aktuelle Interesse. Dabei ist der Verfasser, selbst ein Jude, voll klarer Einsicht in die Dinge und steht, soweit das überhaupt möglich ist, über ihnen. Das Buch gehört nach Form und Inhalt zu den bedeutendsten Erscheinungen in der deutschen Literatur der letzten Jahre.

(Arbeiterzeitung, Wien)
Die Geschichte der jungen Renate Fuchs

Roman. Neunte Auflage. Geh. M. 6.–, geb. M. 7.50

Jedes große, befreiende Buch muß ein Buch der Erlösung und der Wiedergeburt sein. Dies ist ein Buch von der Erlösung der Frauen, »die alten sinnlichen Vorurteilen zu mißtrauen beginnen, die ihr Schicksal, ihr Frauenschicksal erleben und nicht länger leibeigen sein wollen«. — Seit dem »Grünen Heinrich« Kellers ist in deutscher Sprache kein so interessanter und tiefsinniger Roman erschienen.

(Die Zukunft)

Ernsthafte Kritiker werden nach sorgfältiger Registrierung aller Stimmungen und aller Gedankentiefen, nach angestrengtem Studium aller Formfeinheiten und aller Seelenanalysen auf Eid und Gewissen versichern dürfen, daß es sich bei dem Buch Jakob Wassermanns wirklich um ein bedeutendes dichterisches Werk handle, um ein Werk, von dem jedes Kapitel ein vollgültiger Beweis intimster Empfindung und feinster Erkenntnis der menschlichen Natur sei.

(Berliner Tageblatt)

Ein subjektives Entzücken ist es eigentlich, das an dieses Buch fesselt. Ein subjektiver, männlich empfundener Frauenroman — damit kann man das Buch literarisch kennzeichnen. Ich halte es für ein Ereignis. Bei Wassermanns Darstellungskunst im einzelnen kann ich nicht lange verweilen. Seiner Art von psychologischer Dialektik widersteht man nicht: sie rührt ans Feinste und oft an kaum mehr Sagbares. Seine Erfindung im kleinen, im Zusammenhänge-Schaffen und Verweben von Motiven ist für den mitstrebenden Arbeitsgenossen bewundernswert. Und seine Sprache, das eigentlich Schönste und Phantasievollste an ihm, wächst aus schlichtesten Einzelheiten zu wundervollen Wirkungen. Durch den deutschen Naturalismus und andere Errungenschaften ist im Lande unserer Kunst nun jahrelang gesät worden, Wassermanns Roman ist reiche Ernte.

(Die Zeit, Wien)
Der niegeküßte Mund — Hilperich

Novellistische Studien. Geh. M. 2.–, geb. M. 3.–

In diesen Novellen hat die Wassermannsche Erzählungskunst eine mehr als respektable Höhe erreicht. Es sind belletristische Kunstwerke von einer so feinen und sicheren Arbeit, wie wir ihrer in der heutigen deutschen Literatur nicht viele besitzen. Was sie vornehmlich auszeichnet, ist ihre gute Haltung im Sinne der epischen Kleinkunst. Wie hier alles in den Verhältnissen abgewogen ist, wie anmutig und doch streng die Linie fließt, wie der Zierat sich verteilt, Licht und Schatten sich verhalten, Ausführung und Andeutung zueinander stehen — alles das verrät einen in Deutschland sehr seltenen Kunstverstand und ungemein viel Talent. In dieser Hinsicht wären nur wenig Aussetzungen zu machen, so wenige, daß man sie verschweigen darf und erklären: der künstlerisch Genießende, der Kenner, wird hier sein volles Genügen finden.

(Die Zeit, Wien)
Alexander in Babylon

Roman. Dritte Auflage. Geh. M. 3.50, geb. M. 4.50

Nichts als der reale Gang der geschichtlichen Ereignisse von Alexanders Rückkehr aus Indien bis zu seinem vorzeitigen Tode wird uns erzählt, dies freilich in farbigreicher kulturhistorischer Ausmalung und mit ebenso kühner als intensiver Psychologie. So ist dieses Buch weit mehr ein Prosaepos als ein Roman, und es bietet weit mehr eine faszinierende Ausdeutung der Geschichte als etwa eine Spannungserzeugung durch pragmatische Verwicklungen. Auf jeden Fall aber ist es ein Kunstwerk, sowohl durch die Geschlossenheit seiner Komposition wie durch seine kaum genug zu preisende sprachliche Behandlung. Es gehört zu unsern schönsten deutschen Prosabüchern. Manche Kapitel verdienten in den Schulen gelesen zu werden. Auf solche Weise wird Geschichte lebendig gemacht und beseelt.

(Neue Freie Presse, Wien)

Wassermann hat mit dieser Krankheitsgeschichte eines Riesengeistes ein Kunstwerk geschaffen, das weit hinausragt über die meisten historischen Romane alten Stiles.

(Kreuzzeitung, Berlin)

…Daß man sich ja nicht durch die Erinnerung an die ägyptischen Romane von Ebers oder an die Völkerwanderungsromane von Felix Dahn abschrecken lasse, diesen »Alexander in Babylon« zu lesen. Hier gibt es keine in Griechen oder Perser verkleidete deutsche Leutnants; man braucht nur, wenn man es nicht ohnehin spürt, in Plutarchs »Alexander« nachzulesen, um alsobald zu begreifen, daß Wassermann die antike Welt gleichsam in seine Seele hineingeglüht hat, etwa so, wie es in neuerer Zeit der Dichter Hugo von Hofmannsthal in seinem Drama »Elektra« tat.

(Berner Bund, Bern)

»Nach Babylon!« Der bloße Name versetzte die Söldner in Entzücken. Der weiß nichts von irdischer Glückseligkeit, hieß es unter ihnen, der nichts von Babylon weiß. Und auch uns versetzt der Name dieser großen Stadt in Entzücken, erinnern wir uns ihrer nach dem Lesen dieses Buches, so intensiv, so herrlich, so betörend ist uns Babel, für das das Neue Testament nicht genug verächtliche Ausdrücke finden konnte, geschildert worden. Babylon — das ist das Leitmotiv dieses Buches, die goldene, unermeßlich große, an Freuden nie auszuschöpfende. Und oft scheint es sogar, als ob auch Alexander nur ihretwegen geschaffen sei. Aber es lag dazu doch eine zwingendere Notwendigkeit vor. Wassermann wollte sich auseinandersetzen mit einer solchen herrlichen, die Zeiten überdauernden Persönlichkeit. Und wie er’s getan, das ist bewunderungswürdig.

(Neue Hamburger Zeitung)

…So muß Alexander der Große, der Bezwinger des Orients, gewesen sein, so muß er, als der Traum der Weltherrschaft ihn packte und er sich götterhoch über die Mitmenschen erhoben dünkte, Menschenverachtung und brütende Einsamkeit umfangen, und ihm auch die geraubt haben, die er liebte und denen er vertrauen wollte. So, wie Wassermann mit dem Pinsel eines echten Künstlers malt, muß die Glut des Orients gebrannt haben; so muß die Farbenpracht Indiens und die Größe Babylons, die berückende Schönheit der Frauen Persiens und Indiens, die Idee, die Welt den mazedonischen Waffen zu Füßen zu legen, auf die Männer, die Alexander umgaben und mit ihm zogen, eingewirkt haben … Manche Schilderungen erheben sich zu erschütternder Kraft, man hört die Herzen gegen die Rippen pochen, die Leidenschaften wüten und emporzüngeln und steht starr und von Grauen überwältigt vor dem unerbittlichen Walten eines scheinbar finsteren Verhängnisses.

(Düna-Zeitung, Riga)

Die Schwestern

Drei Novellen. Dritte Auflage.

Geh. M. 2.–, geb. M. 3.–

In den zehn Jahren, die nunmehr seit dem ersten Auftreten Jakob Wassermanns verflossen sind, ist keinerlei Wandlung in der Art seines künstlerischen Schaffens, seiner künstlerischen Anschauungen vor sich gegangen. Dieses stete Sichgleichbleiben in der Auffassung von Menschen und Dingen, Belebtem und Unbelebtem verrät, daß die melancholisch-düstere, manchmal seltsame und bizarre Art, in der dieser Dichter das Leben vergangener wie heutiger Zeit geistig sieht und wiedergibt, echt, nicht anempfunden und verlogen ist. Pseudokünstler lieben es aus gutem Grunde, Masken zu tragen, die ihr wahres Antlitz verbergen sollen; unwillkürlich aber fällt zuweilen die Larve und offenbart die uninteressanten Züge eines vermummten Bluffers.