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«Können Sie ihn beschreiben?«

«Ja.«

«Dann mal los.«

«Großer Schwarzer, ungefähr einsneunzig. Uniform, Mütze, Waffe, alles, was dazugehört. Fragen Sie ihn. Er wird Ihnen sagen, daß ich gegangen bin, als er mich dazu aufgefordert hat.«

«Wir können ihn nicht fragen. «Sie werfen sich wieder einen Blick zu.

«Warum nicht?«Irgendwas Schlimmes liegt in der Luft.

«Weil er tot ist. «Beide beobachten mich genau. Sie wollen sehen, wie ich darauf reagiere. Ich bin echt betroffen, wie jedermann es sein würde. Ich fühle ihre Blicke auf mir lasten.

«Wie — wie ist er gestorben?«

«Bei dem Brand umgekommen.«

«Welchem Brand?«

Sie verstummen gleichzeitig, und beide nicken argwöhnisch, während sie den Tisch betrachten. Einer zieht ein Notizbuch aus der Tasche wie ein Reporter.»Dieser kleine Wagen da draußen, der Toyota, gehört der Ihnen?«

«Das wissen Sie doch. Sie haben Computer.«

«Sind Sie damit gestern abend zur Kanzlei gefahren?«

«Nein, ich habe ihn hingeschoben. Was für ein Brand?«

«Werden Sie nicht keß, okay?«

«Okay. Einigen wir uns darauf, daß ich keine großen Sprüche mache, wenn Sie es auch nicht tun.«

Der andere mischt sich ein.»Wir haben einen Zeugen, der glaubt, Ihren Wagen gegen zwei Uhr heute morgen in der Nähe der Kanzlei gesehen zu haben.«

«Ausgeschlossen. Nicht meinen Wagen. «Unmöglich, in diesem Augenblick zu beurteilen, ob diese Burschen die Wahrheit sagen.»Was für ein Brand?«frage ich noch einmal.

«Die Kanzlei ist letzte Nacht niedergebrannt. Völlig zerstört.«

«Bis auf die Grundmauern«, setzt der andere hilfreich hinzu.

«Und ihr beide seid vom Branddezernat«, sage ich, immer noch verblüfft, aber gleichzeitig stocksauer, weil sie denken, ich könnte etwas damit zu tun haben.»Und jetzt hat jemand den Bau abgefackelt, und Barry Lancaster hat Ihnen erzählt, daß ich einen wundervollen Verdächtigen dafür abgeben würde, stimmt's?«

«Wir sind für Brandstiftung zuständig. Aber auch für Mord.«

«Wie viele Leute sind umgekommen?«

«Nur der Wachmann. Der erste Anruf kam gegen drei Uhr heute morgen, das Gebäude war also leer. Offensichtlich saß der Wachmann irgendwie in der Falle, als das Dach einstürzte.«

Ich wünsche mir fast, Jonathan Lake wäre bei dem Wachmann gewesen, dann denke ich an diese wundervollen Büros mit ihren Teppichen und Gemälden.

«Sie vergeuden Ihre Zeit«, sage ich, noch wütender über den Gedanken, daß sie mich verdächtigen.

«Mr. Lancaster hat gesagt, Sie wären ziemlich aufgebracht gewesen, als Sie gestern abend bei dem Gebäude waren.«

«Stimmt. Aber nicht wütend genug, um den Bau anzustek-ken. Sie vergeuden Ihre Zeit. Ich schwöre es.«

«Er hat gesagt, Sie wären gerade gefeuert worden, und Sie wollten Mr. Lake zur Rede stellen.«

«Stimmt alles. Aber das beweist noch lange nicht, daß ich ein Motiv hatte, sein Haus niederzubrennen.«

«Ein Mord, begangen im Verlauf einer Brandstiftung, kann die Todesstrafe nach sich ziehen.«

«Das ist mir bekannt. Finden Sie Ihren Mörder, und machen Sie ihm die Hölle heiß. Aber lassen Sie mich aus dem Spiel.«

Anscheinend ist mein Zorn ziemlich überzeugend, denn sie machen beide gleichzeitig einen Rückzieher. Einer zieht ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Brusttasche seines Hemdes.»Ich habe hier einen Bericht von vor ein paar Monaten. Damals wurden Sie wegen Zerstörung von Privateigentum gesucht. Etwas mit zu Bruch gegangenem Glas in einer Kanzlei in der Innenstadt.«

«Sehen Sie, Ihre Computer funktionieren.«

«Ziemlich bizarres Verhalten für einen Anwalt.«

«Ich habe schon Schlimmeres erlebt. Und ich bin kein Anwalt. Ich bin Anwaltsgehilfe oder so etwas in der Art. Gerade mit dem Studium fertig. Und die Anzeige wurde zurückgezogen, was bestimmt irgendwo unmißverständlich in Ihrem kleinen Ausdruck da steht. Und wenn Sie glauben, daß mein bißchen Glaszerbrechen im April auch nur das geringste mit dem Brand in der letzten Nacht zu tun hat, dann kann der wahre Brandstifter ruhig schlafen. Er ist in Sicherheit. Er wird nie erwischt werden.«

Daraufhin springt der eine auf, und der andere folgt rasch seinem Beispiel.»Sie sollten lieber mit einem Anwalt sprechen«, sagt der eine, den Finger auf mich richtend.»Im Augenblick sind Sie der Hauptverdächtige.«

«Ja, ja. Wie ich schon sagte — wenn ich der Hauptverdächtige bin, dann hat der wahre Killer unverschämtes Glück. Ihr beide seid auf dem Holzweg.«

Sie schlagen die Tür hinter sich zu und verschwinden. Ich warte eine halbe Stunde, dann steige ich in meinen Wagen. Ich fahre ein paar Blocks und manövriere mich vorsichtig in die Nähe des Lagerhauses. Dort lasse ich den Wagen stehen, laufe ein paar hundert Meter und gehe in einen kleinen Supermarkt. Von dort aus kann ich die rauchenden Trümmer sehen. Nur eine Mauer steht noch. Dutzende von Leuten wimmeln herum, die Anwälte und Sekretärinnen zeigen hierhin und dorthin, die Feuerwehrleute stapfen in ihren schweren Stiefeln herum. Die Brandstelle wird von Polizisten mit gelbem Band abgegrenzt. Es riecht durchdringend nach verbranntem Holz, und über der ganzen Gegend hängt eine graue Rauchwolke. Das Gebäude hatte Fußböden und Decken aus Holz, und auch die Wände waren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, aus Holz errichtet. Nimmt man dazu die Unmengen von Büchern überall im Haus und die Tonnen von Papier, die sich darin befunden haben müssen, dann ist leicht zu verstehen, wie es in Schutt und Asche fallen konnte. Das einzig Verwunderliche ist die Tatsache, daß es ein ausgedehntes, das ganze Lagerhaus durchziehendes Sprinklersystem gab. Überall verliefen gestrichene Rohre, die zum Teil sogar optisch in die Innenausstattung einbezogen waren.

Aus naheliegenden Gründen ist Prince kein Morgenmensch. Gewöhnlich schließt er Yogi's gegen zwei Uhr nachts ab, dann torkelt er auf den Rücksitz seines Cadillacs. Firestone, sein langjähriger Fahrer und angeblicher Leibwächter, bringt ihn nach Hause. Ein paarmal ist auch Firestone zu betrunken gewesen, um noch fahren zu können. Dann habe ich die beiden heimgefahren.

Prince ist im allgemeinen gegen elf in seinem Büro, weil eine Menge Leute zum Lunch zu Yogi's kommen. Ich treffe ihn um zwölf an seinem Schreibtisch an, mit Papieren hantierend und gegen seinen täglichen Kater ankämpfend. Er ißt Schmerztabletten und trinkt Mineralwasser bis zum magischen Schlag der Fünfuhrglocke, dann gleitet er hinüber in seine beruhigende Welt aus Rum und Tonic.

Sein Büro ist ein fensterloser Raum unter der Küche, ziemlich abgelegen und erreichbar nur nach einem schnellen Marsch durch drei ungekennzeichnete Türen und eine versteckte Treppe nach unten. Es ist quadratisch, und jeder Quadratzentimeter Wand ist bedeckt mit Fotos von Prince beim Händeschütteln mit Lokalpolitikern und anderen fotoverliebten Gestalten. Außerdem gibt es Unmengen von gerahmten und aufgeklebten Zeitungsausschnitten mit Prince — verdächtigt, beschuldigt, angeklagt, verhaftet, vor Gericht gestellt und immer freigesprochen. Er liebt es, seinen Namen gedruckt zu sehen.

Er ist miserabler Laune, wie üblich. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, ihm aus dem Wege zu gehen, bis er seinen dritten Drink intus hat, was gewöhnlich abends um sechs der Fall ist. Ich bin also sechs Stunden zu früh dran. Er winkt mich herein, und ich mache die Tür hinter mir zu.

«Was ist passiert?«grunzt er. Seine Augen sind blutunterlaufen. Mit seinem langen, dunklen Haar, dem üppigen Bart, dem offenen Hemd und der behaarten Brust erinnert er mich immer an Wolfman Jack.

«Ich stecke ein bißchen in der Klemme«, sage ich.

«Gibt es sonst noch was Neues?«

Ich erzähle ihm von der letzten Nacht — daß ich meinen Job verloren habe, von dem Brand, den Polizisten. Alles. Ich lege besonderen Nachdruck auf die Tatsache, daß es eine Leiche gibt und daß die Polizisten deshalb tun, was in ihren Kräften steht. Zu Recht. Ich kann mir nicht vorstellen, wieso ich der Hauptverdächtige sein soll, aber die Bullen scheinen das zu glauben.