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„Kopf hoch, Bree“, sagte Cor. „Für mich ist es viel schlimmer als für dich. Immerhin brauchst du nicht zur Schule zu gehen. Statt dessen kannst du nach Herzenslust in den Hügeln von Narnia galoppieren und dich im Gras wälzen.“

„Aber das ist es ja gerade!“ stöhnte Bree. „Wälzen sich die narnianischen Pferde auch? Was ist, wenn sie das nicht tun? Ich könnte es nicht ertragen, das aufgeben zu müssen. Was meinst du dazu, Hwin?“

„Also ich werde mich auf jeden Fall wälzen“, antwortete Hwin. „Ich glaube nicht, daß sich jemand darum schert, ob du dich wälzt oder nicht.“

„Sind wir schon in der Nähe von diesem Schloß?“ wollte Bree wissen.

„Es liegt hinter der nächsten Biegung“, antwortete der Prinz. „Nun gut“, sagte Bree. „Ich werde mich jetzt noch einmal wälzen. Vielleicht ist es das letzte Mal. Wartet eine Minute.“ Es dauerte fünf Minuten, bis er sich schnaubend wieder erhob. „So, jetzt bin ich bereit. Geh voraus, Prinz Cor. Hoch lebe Narnia und der Norden.“

15. Rabadash der Lächerliche

An der nächsten Biegung traten sie zwischen den Bäumen hervor. Und da, jenseits der grünen Rasenflächen, lag Schloß Anvard. Der hohe, bewaldete Kamm in seinem Rücken schützte es gegen die Nordwinde. Es war sehr alt, und es war aus Steinen in einem warmen, bräunlichen Rot gebaut.

Noch bevor sie das Tor erreicht hatten, kam ihnen König Lune entgegen. Er sah überhaupt nicht so aus, wie sich Aravis einen König vorgestellt hatte. Er trug uralte Kleider, denn er war gerade mit seinem Jäger durch die Hundezwinger gegangen und hatte sich nur die Zeit genommen, den Hundegeruch von den Händen zu waschen, bevor er Aravis zur Begrüßung die Hand schüttelte.

„Kleines Fräulein“, sagte er, „wir heißen dich herzlich willkommen. Wäre meine liebe Frau noch am Leben, so fiele die Begrüßung vielleicht festlicher aus, aber sie kommt auch so aus ganzem Herzen. Es tut mir leid, daß du so viel Pech hattest und aus dem Haus deines Vaters vertrieben wurdest, was dir sicher viel Kummer bereitet. Mein Sohn Cor hat mir von euren gemeinsamen Abenteuern und von deinem Mut erzählt.“

„Er ist es, der Mut hat, Herr“, sagte Aravis. „Er hat sich ja sogar auf den Löwen gestürzt, um mich zu retten.“

„Was sagst du da?“ rief König Lune entzückt. „Diese Geschichte habe ich noch nicht gehört.“

Aravis erzählte ihm alles, was Cor aus Bescheidenheit bisher verschwiegen hatte, und der König freute sich darüber, wie sich ein stolzer Vater nur über seinen Sohn freuen kann.

Dann wandte sich der König zu Hwin und Bree. Er behandelte auch sie mit aller Höflichkeit und stellte ihnen viele Fragen über ihre Familie und wo sie gelebt hatten, bevor sie aus Narnia entführt worden waren. Die Pferde waren sehr befangen, denn sie waren nicht daran gewöhnt, daß Menschen mit ihnen sprachen wie mit ihresgleichen.

Kurz darauf kam Königin Lucy aus dem Schloß und gesellte sich zu ihnen. König Lune sagte zu Aravis: „Meine Liebe, das ist eine Freundin unseres Hauses. Sie hat dafür gesorgt, daß deine Gemächer hergerichtet werden, besser, als ich das gekonnt hätte.“

„Willst du mitkommen und sie anschauen?“ fragte Lucy und gab Aravis einen Kuß. Die beiden mochten sich sofort. Sie gingen miteinander ins Schloß, als wären sie schon immer die besten Freundinnen.

Nach dem Mittagessen, das sie auf der Terrasse einnahmen – es gab kaltes Geflügel, kalte Wildbretpastete, Wein, Brot und Käse –, runzelte König Lune die Stirn, seufzte tief auf und sagte: „Ach herrje! Wir haben immer noch diesen schrecklichen Rabadash hier, und wir müssen nun einen Entschluß fassen, was wir mit ihm machen wollen.“

Lucy und Aravis saßen rechts und links vom König, Dar und Peridan und Cor und Corin ihnen gegenüber. Am einen Ende des Tisches saß König Edmund, am anderen Lord Darrin.

„Wenn wir diesen Rabadash töten, kommt dies einer Kriegserklärung an den Tisroc gleich“, meinte Edmund.

„Zum Teufel mit dem Tisroc“, entgegnete König Lune. „Seine Stärke liegt in der Größe seiner Streitmacht. Einem großen Heer wird es jedoch nie gelingen, die Wüste zu durchqueren. Aber es liegt mir nicht, einen Menschen vorsätzlich zu töten, mag er auch ein Verräter sein. Es wäre mir eine Freude gewesen, ihm in der Schlacht die Kehle durchzuschneiden. Aber jetzt sieht die Sache anders aus.“

„Mein Vorschlag wäre, ihm noch eine Chance zu geben“, sagte Lucy. „Laßt ihn frei, wenn er verspricht, sich in Zukunft fair zu verhalten. Vielleicht hält er dann sein Wort.“

„Genausogut kann man von einem Affen verlangen, ehrlich zu werden, Schwester“, sagte Edmund. „Aber beim Löwen – wenn Rabadash sein Wort brechen sollte, dann hat er seinen Kopf verwirkt!“

„Wir werden es versuchen“, sagte der König und ließ nach dem Gefangenen schicken.

Rabadash wurde in Ketten vorgeführt. Man hätte meinen können, er habe die Nacht ohne Nahrung und ohne Wasser in einem entsetzlichen Kerker verbracht. In Wirklichkeit hatte man ihn in einem recht bequemen Zimmer eingeschlossen und ihm ein ausgezeichnetes Abendessen gebracht. Aber da er sich in seiner Wut geweigert hatte, das Essen anzurühren, und da er die ganze Nacht damit verbracht hatte herumzustampfen, zu brüllen und zu fluchen, sah er natürlich nicht besonders gut aus.

„Eure königliche Hoheit müssen wissen“, sagte König Lune, „daß wir nach dem Gesetz der Nationen sowie nach allen Regeln des gesunden Menschenverstandes ein Recht auf Euren Kopf hätten, wenn jemals ein Mensch das Recht auf den Kopf eines anderen hatte. Nichtsdestotrotz, in Anbetracht Eurer Jugend und in Anbetracht Eurer schlechten Erziehung in diesem Land der Tyrannen sind wir geneigt, Euch freizulassen, und zwar unter folgenden Bedingungen: Erstens, daß ...“

„Verfluchter Barbarenhund!“ zischte Rabadash. „Meinst du, ich höre mir deine Bedingungen an? Du redest von Erziehung und all diesem Quatsch! Vor einem Mann in Ketten ist das sehr leicht! Hah! Nimm sie mir ab, gib mir ein Schwert, und dann kann jeder von euch mit mir verhandeln, der es wagt. Seht euch vor! Der Donnerkeil Tashs fährt auf euch herab!“

Einen Augenblick später fragte sich Cor, warum plötzlich alle aufgestanden waren und regungslos dastanden. Natürlich tat er es ihnen nach. Und dann sah er den Grund. Obwohl ihn keiner hatte kommen sehen, stand Aslan mitten zwischen ihnen. Rabadash fuhr zusammen, als der riesengroße Löwe zwischen ihn und seine Ankläger trat.

„Rabadash“, sagte Aslan. „Sei auf der Hut! Dein Verhängnis naht, doch noch kannst du es abwenden. Vergiß deinen Stolz – welchen Grund hast du denn, stolz zu sein? – und deinen Zorn – wer hat dir denn etwas angetan? –, und nimm die Gnade dieser guten Könige an.“

Da rollte Rabadash mit den Augen, verzerrte den Mund zu einem schrecklichen Grinsen, das dem eines Haifischs ähnelte, und wackelte mit den Ohren. Das kann jeder lernen, wenn er sich nur die Mühe macht, und diese Fähigkeit war für Rabadash in Kalormen immer sehr hilfreich gewesen. Selbst die Mutigsten waren erzittert, wenn er solche Gesichter schnitt. In Archenland erschreckten diese Grimassen keinen.

„Dämon!“ kreischte der Prinz. „Ich erkenne dich. Du bist der üble Unhold Narnias. Du bist der Feind der Götter. Wisse denn, wer ich bin, schreckliches Gespenst. Ich bin der Abkömmling Tashs des Unerbittlichen und Unwiderstehlichen. Der Fluch Tashs sei über dir. Die Berge Narnias werden zu Staub zerfallen. Die ... “

„Sieh dich vor, Rabadash“, sagte Aslan ruhig. „Das Verhängnis kommt immer näher: Es ist an der Tür; es hat den Riegel geöffnet.“

„Mögen die Himmel herabstürzen!“ kreischte Rabadash. „Möge die Erde sich öffnen. Mögen Blut und Feuer die Welt vernichten! Seid gewiß, daß ich nicht ruhen werde, ehe ich die Barbarenkönigin am Haar in meinen Palast geschleift habe, diese Tochter von Hunden, diese ...“