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Diana Gabaldon

Outlander – Der Ruf der Trommel

Roman

Aus dem Amerikanischen von Barbara Schnell

Über dieses Buch

Nach einer langen und abenteuerlichen Reise über den Atlantik erreichen Claire und Jamie Fraser im Jahr 1767 die amerikanischen Kolonien. Doch nach einem Schiffsunglück stehen sie mit leeren Händen da. Weil Jamie sich nicht in die Abhängigkeit von seiner verwitweten Tante Jocasta begeben will, nimmt er das Angebot des Gouverneurs William Tryon an: Gegen das Versprechen, im Falle eines Aufstands Soldaten für die Krone zu stellen, erhält Jamie Siedlungsland in North Carolina. So ziehen er und Claire zusammen in die Wildnis und bauen dort die Siedlung Fraser’s Ridge auf. Doch Claire fürchtet den Moment, an dem William Tryon die Einlösung des Versprechens einfordern wird …

Inhaltsübersicht

Widmung

Prolog

Erster Teil

Eine Hinrichtung in Eden

In welchem Kapitel wir einem Geist begegnen

Zweiter Teil

Pastors Katze

Das Präteritum schlägt zurück

Gestern in zweihundert Jahren

Dritter Teil

Begegnung mit einer Hernie

Große Pläne mit kleinen Haken

Ein Mann von Wert

Der Zweidrittelgeist

Vierter Teil

Jocasta

Das Gesetz des Blutvergießens

Die Rückkehr desJohn Quincy Myers

Eine Gewissensprüfung

Fünfter Teil

Flieht vor dem kommenden Unheil

Edle Wilde

Der erste Hauptsatz der Thermodynamik

Sechster Teil

Schöne Feiertage

Unziemliche Lust

Siebter Teil

Segne dieses Haus

Der weiße Rabe

Nacht auf dem verschneiten Berg

Ein Funke von einer uralten Flamme

Der Schädel unter der Haut

Die große Kunst desLiebesbriefs

Auftritt:Eine Schlange

Pest und Cholera

Aus der Mitte entspringtein Fluss

Erhitzte Gespräche

Die Beinhäuser

Achter Teil

Spurlos

Rückkehr nach Inverness

Grimoire

Mittsommernacht

Lallybroch

Bon Voyage

Es gibt kein Zurück

Gloriana

Und schütz uns in der Not auf See

Der Spieler

Neunter Teil

Das Jungfrauenopfer

Der Reise End’

Zehnter Teil

Mondschein

Whisky in the Jar

Unterhaltung um drei Ecken

Fifty-fifty

Kommt ein Fremder

Eines Vaters Wiegenlied

Fern in einer Krippe

Wer die Wahl hat …

In welchem Kapitel alles ans Licht kommt

Elfter Teil

Verraten

Allein gelassen

Vorwurfsvoll

Gefangen I

Gefangen II

Bekenntnisse des Leibes

Das zersplitterte Lächeln

Lord John kehrt zurück

Erpressung

Die Feuerprobe

Das Amt eines Priesters

Der Dreidrittelgeist

Zwölfter Teil

Vergebung

Alle neune

Rückkehr nach Fraser’s Ridge

Ein Kind von meinem Fleisch und Blut

Zwei Seiten einer Medaille

Familienidylle

Jeremiah

Gathering

Der Kreis ist geschlossen

Danksagung

Leseprobe »Outlander – Das flammende Kreuz«

Es hat sich so ergeben, dass dieses Buch

eine Menge mit Vätern zu tun hat,

daher ist es für meinen Vater, Tony Gabaldon,

der auch gern Geschichten erzählt.

Prolog

Ich habe mich noch nie vor Gespenstern gefürchtet. Schließlich lebe ich tagaus, tagein mit ihnen. Wenn ich in den Spiegel sehe, blicken mich die Augen meiner Mutter an, und mein Mund kräuselt sich zu dem Lächeln, das meinen Urgroßvater zu dem Schicksal verlockte, aus dem ich wurde.

Nein, wie könnte ich die Berührung dieser vergangenen Hände fürchten, die sich unerkannt in Liebe auf mich legen? Wie könnte ich jene fürchten, die mich geformt, ihre Spuren weit über das Grab hinaus hinterlassen haben?

Noch weniger ängstigen mich die Geister, die im Vorübergehen an meine Gedanken rühren. Jede Bibliothek ist voll von ihnen. Ich nehme ein Buch aus einem verstaubten Regal, und die Gedanken eines Toten suchen mich heim, lebendig wie eh und je in ihrem Leichentuch aus Worten.

Natürlich sind es nicht diese vertrauten Geister des Alltags, die den Schlafenden stören und den Wachenden eiskalt durchfahren. Sieh hinter dich, nimm eine Fackel und leuchte in die dunklen Winkel. Hör auf das Echo der Schritte, das hinter dir erklingt, wenn du allein unterwegs bist.

Unablässig huschen die Geister um uns und durch uns und verbergen sich in der Zukunft. Wir blicken in den Spiegel und sehen die Schatten anderer Gesichter durch die Jahre zurückblicken, wir sehen die Gestalt der Erinnerung, die greifbar in einem verlassenen Durchgang steht. Aus Blutsbanden und freier Wahl erschaffen wir unsere Geister: Wir suchen uns selber heim.

Der Geist taucht immer ungebeten aus dem nebligen Reich der Träume und der Stille auf.

Unser Verstand sagt: »Nein, das ist unmöglich.«

Doch ein anderer Teil, ein älterer Teil klingt stets leise im Dunkel mit: »Ja, aber es könnte sein.«

Unser Ursprung und Ziel sind ein Rätsel, und dazwischen versuchen wir zu vergessen. Doch ab und zu weht in einem stillen Zimmer ein Luftzug mit sanfter Zuneigung durch mein Haar. Ich glaube, es ist meine Mutter.

Erster Teil

O schöne neue Welt

Kapitel 1

Eine Hinrichtung in Eden

Charleston

Juni 1767

Ich hörte die Trommeln, lange bevor sie in Sichtweite kamen. Die Schläge hallten in meiner Magengrube wider, als wäre ich selber hohl. Der Klang breitete sich in der Menge aus, ein harter, militärischer Rhythmus, der dazu gedacht war, jedes Gespräch und selbst Schüsse zu übertönen. Ich sah, wie sich die Köpfe umwandten, während die Menschen verstummten und jenen Abschnitt der East Bay Street entlangblickten, der den Rohbau des neuen Zollhauses mit den White Point Gardens verband.

Es war ein heißer Tag, sogar für Charleston im Juni. Die besten Plätze waren auf dem Hafendamm, wo wenigstens ein Luftzug wehte; hier unten war es, als würde man lebendig gegrillt. Mein Hemd war durchnässt, und das Baumwollmieder klebte mir zwischen den Brüsten. Zum zehnten Mal in ebenso vielen Minuten wischte ich mir über das Gesicht und hob meinen schweren Haarknoten in der vergeblichen Hoffnung, dass ein Luftzug mir den Hals kühlen würde.

Überhaupt fielen mir im Moment makabererweise Hälse besonders auf. Unauffällig legte ich die Hand an meine Kehle und umspannte sie mit den Fingern. Ich konnte spüren, wie der Puls meiner Halsschlagadern im Takt mit den Trommeln schlug, und beim Atmen verstopfte mir die heiße, feuchte Luft die Kehle, als wäre ich selber dem Ersticken nahe.

Ich zog hastig meine Hand weg und holte Luft, so tief ich konnte. Das war ein Fehler. Der Mann vor mir hatte seit mindestens einem Monat nicht mehr gebadet. Der Rand seiner Halsbinde stand vor Dreck, und seine Kleider rochen säuerlich und muffig und überdeckten sogar den Schweißgeruch der Menge. Aus den Buden, an denen Essbares verkauft wurde, drang der Geruch von heißem Brot und siedendem Schweinefett und vermischte sich mit dem Moder verfaulenden Seegrases, der aus der Marsch herüberwehte und durch einen salzigen Luftzug vom Hafen her kaum gemildert wurde.

Vor mir reckten ein paar Kinder gaffend die Hälse. Sie rannten zwischen den Eichen und Fächerpalmen hervor, um einen Blick auf die Straße zu werfen, und wurden von ihren besorgten Eltern wieder zurückgerufen. Der Hals des Mädchens neben mir erinnerte an den weißen Teil eines Grashalmes, schlank und glänzend.