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Besonders Cyprien schien das Glück nicht günstig. Wenn sich ein kleiner Diamant fand, so war es fast stets Thomas Steel, der ihn entdeckte. Der erste, den er das Glück hatte zu finden, wog, selbst die anhaftende Gangart mitgerechnet, kaum x/6 Karat.

Der Karat ist ein Gewicht von 4 Gran und entspricht nahezu einem Fünftel Gramm.[3] Ein Diamant erster Güte, der vollständig rein, durchsichtig und farblos ist, und 1 Karat wiegt, ist in geschnittenem Zustand etwa 200 Mark wert. Wenn die weniger wiegenden Steine einen verhältnismäßig nur sehr geringen Preis bedingen, so steigt dieser dafür sehr schnell bei den größeren und schwereren. Im allgemeinen rechnet man den Handelswert eines Steins vom reinsten Wasser gleich dem Quadrat seines in Karaten ausgedrückten Gewichts, multipliziert mit obigem Karatpreis. Schätzt man demnach den Wert eines Karats fehlerlosen Diamants auf 200 Reichsmark, so würde ein Stein von derselben Güte und 10 Karat Gewicht hundertmal so viel oder 20.000 Reichsmark kosten.

Kristalle von 10 Karat, ja selbst solche von nur 1 Karat, sind aber verhältnismäßig selten und nur deshalb bedingen sie einen so hohen Kaufpreis. Hierbei ist noch zu bemerken, daß die Diamanten aus dem Griqualand meist einen gelblichen Schein haben; ein Umstand, der ihren Handelswert nicht unbeträchtlich herabmindert.

Die Auffindung eines Steinchens von V6 Karat nach 7- oder 8tägiger Arbeit bildete gewiß eine sehr dürftige Entschädigung für die darauf verwendete Mühe und Arbeit.

Bei einem solchen Lohn wäre es einträglicher gewesen, das Feld zu bestellen, Herden zu hüten, oder auf den Landstraßen Steine zu klopfen. Dieser Gedanke kam auch Cyprien wiederholt in den Sinn. Indes hielt die Hoffnung, einmal einen schönen Diamanten zu finden, der mit einem Schlag die Arbeit mehrerer Wochen, selbst mehrerer Monate aufwiegen könnte, ihn ebenso aufrecht wie andere, und selbst die am wenigsten vertrauensseligen Diamantengräber. Thomas Steel machte sich, wenigstens dem äußeren Anschein nach, über so etwas gar keine Gedanken und arbeitete mit der einmal angenommenen Geschwindigkeit mehr maschinenmäßig weiter.

Die beiden Geschäftsgenossen frühstückten meist zusammen, wobei sie sich mit Sandwichbrötchen und Bier begnügten, was an einem Buffet unter freiem Himmel verkauft wurde, zu Mittag aßen sie dagegen an einer der gemeinsamen Tafeln, an die sich die Insassen des ganzen Lagers verteilten. Am Abend, wenn sie sich trennten, um jeder seines Weges zu gehen, begab sich Thomas Steel gewöhnlich nach einer Billardstube, während Cyprien für 1 oder 2 Stunden die Farm aufsuchte.

Hier hatte der junge Ingenieur öfter das Mißvergnügen, seinen Rivalen, James Hilton, zu treffen, einen großen Burschen mit rötlichem Haar, sehr weißem Teint, dessen Gesicht mit den kleinen Fleckchen übersät war, die man Epheliden (das heißt Sommersprossen) nennt. Daß dieser Wettbewerber offenbar große Fortschritte in der Gunst John Watkins' machte, indem er noch tapferer Gin trank und noch mehr Hamburger Knaster rauchte als jener, lag ihm deutlich genug auf der Hand.

Alice schien freilich die bäurischen Artigkeiten und die sehr platten Reden des jungen Hilton nur mit großem Widerwillen entgegenzunehmen. Seine Gegenwart wurde Cy-prien darum jedoch nicht minder unerträglich. Wenn's ihm dann zuweilen zu arg wurde und er fürchten mußte, sich nicht genügend beherrschen zu können, sagte er der Gesellschaft schnell gute Nacht und lief aus der Farm davon.

»Der Franzose ist nicht bei guter Laune«, meinte dann John Watkins, seinem Trinkgenossen mit den Augen zublinzelnd. »Es scheint, als ob die Diamanten nicht von allein unter seine Hacke kämen.«

James Hilton schlug darüber ein rohes, lärmendes Gelächter auf.

An solchen Abenden verbrachte dann Cyprien gewöhnlich die noch übrige Zeit bei einem alten, grundehrlichen Buren namens Jacobus Vandergaart, der ganz in der Nähe des Lagers wohnte.

Eben von seinem Namen rührte die Bezeichnung der Kopje her, deren Grund und Boden er zur ersten Zeit der Konzessionen besessen hatte. Man durfte wohl seiner Behauptung glauben, daß er nur durch Verweigerung der Rechtspflege zugunsten John Watkins' um sein Eigentum gekommen war. Jetzt so gut wie ruiniert, lebte er in einer alten Lehmhütte und betrieb sein Geschäft als Diamantenschneider wie früher in Amsterdam, seiner Vaterstadt, von neuem.

Es kam nämlich ziemlich häufig vor, daß die Minengräber, begierig, das wirkliche Gewicht ihrer Steine nach dem Schnitt zu erfahren, sie ihm brachten, entweder, um sie nur zu spalten, oder sie auch noch feinerer Bearbeitung zu unterziehen. Solche Arbeiten verlangen aber eine sichere Hand und ein scharfes Auge, und der alte Jacobus Vander-gaart, früher ein ausgezeichneter Diamantenschneider und -schleifer, hatte jetzt oft große Mühe, den an ihn gestellten Anforderungen zu entsprechen.

Cyprien, der ihm seinen ersten Diamanten zur Fassung in einen Ring übergeben hatte, empfand bald eine herzliche Zuneigung zu dem Alten. Er saß gern in der bescheidenen Werkstatt, um ein Stündchen zu verplaudern, oder allein, um dem Insassen Gesellschaft zu leisten, während dieser an seinem Steinschneidertisch tätig blieb. Mit seinem weißen Bart, der kahlen Stirn, auf der ein schwarzes Samtkäppchen thronte, mit der langen Nase und der großen rundglasigen Brille darauf bot Jacobus Vandergaart ganz den Anblick eines Alchemisten des 15. Jahrhunderts mitten unter seinen wunderlichen Werkzeugen und geheimnisvollen Flaschen.

In einer nah beim Fenster angebrachten Mulde befanden sich die rohen Diamanten, die Jacobus Vandergaart anvertraut worden waren, und die zuweilen einen sehr beträchtlichen Wert darstellten. Wollte er einen spalten, dessen Kristallisation seiner Ansicht nach zu wünschen übrig ließ, so begann er damit, mit Hilfe eines Vergrößerungsglases die Spaltflächen aufzusuchen, die alle Kristalle in Lamellen mit parallelen Seiten teilen; dann machte er mit der Schneide eines schon gespaltenen Diamanten in der gewünschten Richtung einen Ritz, setzte eine feine Stahlklinge in diesen ein und führte einen kurzen Schlag darauf.

Damit war der Diamant an einer Fläche gespalten, und dieses Verfahren wurde nachher bezüglich der anderen wiederholt.

Wollte Jacobus Vandergaart dagegen den Stein schneiden oder, um es deutlicher auszudrücken, nach bestimmter Form schleifen, so zeichnete er zunächst dessen Gestalt auf die umgebende Gangart und deutete darauf die beabsichtigten Facetten an. Dann brachte er jeden dieser Steine in Berührung mit einem zweiten Diamanten und setzte einen gegen den anderen einer langen Reibung aus. Die beiden Steine schliffen sich dabei gegenseitig ab und nach und nach trat die eigentliche Facette zutage.

Auf diese Weise gab Jacobus Vandergaart dem Edelstein eine der jetzt durch langen Gebrauch eingeführten Formen, die alle unter die folgenden Abteilungen fallen: Der »Brillant von doppeltem Gut«, der »Brillant von einfachem Gut« und die »Rosette«.

Der doppelte Brillant besteht aus 64 Facetten, einer Tafel und der Culasse.

Der Brillant von einfachem Gut bildet oben nur die Hälfte des vorigen. Die Rosette hat nur einen flachen Unterteil und einen kuppelartig von Facetten unterbrochenen Oberteil.

Ausnahmsweise hatte Jacobus Vandergaart wohl auch eine »Briolette«, das heißt einen Diamant zu schneiden, der ohne eigentliches Ober- und Unterteil mehr die Gestalt einer Birne hat. In Indien versieht man die Brioletten mit einem Loch in der Nähe des dünneren Endes, um eine Schnur hindurchzuziehen.

»Pendeloques« dagegen, die der alte Steinschneider weit häufiger unter die Hände bekam, bilden nur Halbbirnen mit Tafel und Culasse, die an der Vorderseite Facetten tragen.

Wenn der Diamant geschnitten ist, muß er, um vollkommen zu sein, noch poliert werden. Das geschieht mittelst einer Art Schleifscheibe aus hartem Stahl von etwa 28 Zentimeter Durchmesser, die parallel mit der Tischplatte läuft und sich, getrieben von einem großen Schwungrad mit Handgriff, 2- bis 3000 Mal in der Minute dreht. Gegen diese eingeölte und mit von früheren Schliffen herrührendem Diamantstaub überpuderte Scheibe drückte Jacobus Vandergaart eine nach der anderen die Seiten seines Steins, bis sie eine hinreichende Politur angenommen hatten. Das Schwungrad wurde bald von einem kleinen Hottentotten in Bewegung gesetzt, den er tageweise mietete, bald von einem Freund wie Cyprien, der sich nicht nehmen ließ, ihm diesen Dienst gelegentlich aus Gefälligkeit zu erweisen.

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3

Genau, das heißt für die dortige Gegend, 0,2052 Gramm, während er an anderen Orten von 0,1979 (Amboina) bis 0,2159 Gramm (Livorno) differiert. Amsterdam selbst rechnet 1 Karat = 0,2057 Gramm.