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Mr. Watkins' Blick wurde wieder sanfter, und damit schien sich auch seine Zunge besser zu lösen.

»Das ist am besten! ... Brav, junger Mann! Ich erwarte von Ihrer Diskretion gegenüber Alice nichts anderes!« antwortete er in ziemlich trockenem Ton. »Und da man zu Ihnen Vertrauen haben kann, werden Sie mit Ihr Wort geben, ihr gegenüber in Zukunft auch nichts davon zu erwähnen.«

»Und warum, Sir?«

»Weil diese Heirat unmöglich und es am besten ist, wenn Sie sie gänzlich aus Ihren Plänen streichen«, antwortete Mr. Watkins. »Sie sind ein ehrenwerter junger Mann, Monsieur Mere, ein vollkommener Gentleman, ein ausgezeichneter Chemiker, ein hervorragender Lehrer Ihres Fachs, von großer Zukunft - daran zweifle ich nicht im mindesten -, meine Tochter aber werden Sie nicht erhalten, aus dem einfachen Grund, weil ich bezüglich derselben ganz andere Absichten habe.«

»Indes, Mr. Watkins . . .«

»Kommen Sie nicht darauf zurück. . . . es wäre unnütz!« erwiderte der Farmer. »Und wären Sie Herzog und Pair von England, so würden Sie mir doch nicht passen. Nun sind Sie nicht einmal englischer Untertan und erklären eben mit größter Unbefangenheit, daß Sie auch kein Vermögen besitzen. Nun aufrichtig, glauben Sie, ich hätte meine Alice so erzogen, wie es geschehen ist, hätte ihr die besten Lehrer von Victoria und Bloemfontein gehalten, um sie mit kaum vollendetem 20. Jahre aus dem Haus zu schicken, um in Paris, Universitätsstraße, im 3. Stockwerk zu leben, und das mit einem Mann, dessen Sprache ich nicht einmal verstehe ? . . . Überlegen Sie sich das, Monsieur Mere, und denken Sie sich an meine Stelle! ... Nehmen Sie an, Sie wären der Farmer John Watkins, Eigentümer der Mine der Van-dergaart-Kopje, und ich, ich wäre Monsieur Cyprien Mere, ein junger französischer Gelehrter, der zu Forschungszwecken nach dem Kap der Guten Hoffnung gekommen wäre.

Malen Sie sich's aus, Sie säßen hier im Zimmer, in meinem Lehnstuhl, und schlürften Ihren Gin bei einer Pfeife, des besten Hamburger Tabaks; würden Sie dann 1 Minute, ja nur eine einzige, daran denken, Ihre Tochter unter diesen Verhältnissen heiraten zu lassen?«

»Ganz gewiß, Mr. Watkins«, antwortete Cyprien, und ohne zu zögern, »wenn ich an Ihnen diejenigen Eigenschaften gefunden zu haben glaubte, die das Lebensglück meines Kindes gewährleisten könnten.«

»So! Dann täten Sie unrecht, lieber Monsieur, sehr unrecht!« erwiderte Mr. Watkins. »Sie handelten dann wie ein Mensch, der nicht würdig wäre, die Mine von Vandergaart-Kopje zu besitzen, oder Sie könnten diese vielmehr gar nicht besitzen. Denn glauben Sie vielleicht, sie wäre mir als gebratene Taube zugeflogen? Meinen Sie etwa, es hätte keiner Intelligenz, keines eisernen Fleißes bedurft, um sie anzulegen und vor allem mir deren Besitz zu sichern? . . . Nun also, Monsieur Mere, diese verständige Einsicht, von der ich damals, bei jener denkwürdigen und entscheidenden Angelegenheit Beweise an den Tag gelegt habe, ziehe ich gern bei allen Vorkommnissen meines Lebens zu Rate, und besonders dann, wenn diese auch meine Tochter betreffen. Eben deshalb aber wiederhole ich Ihnen, streichen Sie diese Pläne aus Ihren Papieren. Alice ist nicht für Sie geschaffen!«

Nach diesen in triumphierendem Ton ausgesprochenen Schlußworten ergriff Mr. Watkins sein Glas und tat daraus einen herzhaften Zug.

Der junge Ingenieur war wie vom Donner gerührt und wußte keine Antwort zu finden. Als der Farmer das bemerkte, trieb er ihn noch weiter in die Enge.

»Sie sind doch sonderbare Schwärmer, die Franzosen!« fuhr er fort; »sie halten wahrlich gar nichts für unmöglich. Sie kommen an, als wenn sie vom Mond herabgefallen wären, erscheinen im Herzen des Griqualands bei einem grundehrlichen Mann, der bis vor 3 Monaten noch kein Sterbenswörtchen von ihnen gehört hat, und den sie selbst kaum zehnmal in diesen 90 Tagen gesehen haben. Sie suchen ihn auf und sagen ohne Umstände zu ihm: John Staple-ton Watkins, Sie haben eine reizende, vortrefflich erzogene Tochter, die allgemein als die Perle des ganzen Landes angesehen wird, und die, was nicht eben schädlich ist, Ihre einzige Erbin zu der reichsten Diamant-Kopje der beiden Welten ist! Ich, ich bin Cyprien Mere, Ingenieur aus Paris, und habe 4800 Francs jährliches Einkommen! ... Sie werden mir also gefälligst diese junge Dame als Gattin überlassen, damit ich sie in meine Heimat entführe, und Sie nichts wieder von ihr hören - höchstens aus der Ferne durch die Post oder den Telegraphen .. .< Und das würden Sie natürlich finden? ... Ich, ich halte es für völlige Verrücktheit!«

Ganz bleich geworden, hatte Cyprien sich erhoben. Er ergriff seinen Hut und bereitete sich, fortzugehen.

»Ja, völlige Verrücktheit«, wiederholte der Farmer. »Ah, ich überzuckere die Pille nicht, junger Freund. Ich bin eben Engländer von altem Schrot und Korn. Wie Sie mich hier sehen, bin ich zwar genau so arm gewesen wie Sie, ja, eigentlich noch weit ärmer. Ich habe mich in allem versucht!

... Ich war Schiffsjunge an Bord eines Handelsschiffes; war Büffeljäger in Dakota, Minengräber in Arizona, Schafhirt im Transvaal! . . . Ich habe Hitze und Kälte, Hunger und Strapazen kennengelernt! Im Schweiße meines Angesichts habe ich 20 lange Jahre hindurch das bißchen Zwieback verdient, das mein Mittagsmahl bildete. Als ich die selige Mrs. Watkins, Alices Mutter und die Tochter eines Buren von französischer Abstammung wie Sie[1] - um Ihnen das beiläufig mitzuteilen - heiratete, hatten wir beide zusammen nicht so viel, um eine Ziege ernähren zu können! Aber ich habe gearbeitet . . . habe nie den Mut sinken lassen! Jetzt bin ich reich und denke die Früchte meiner Anstrengungen gemächlich zu genießen. - Meine Tochter will ich jedenfalls in der Nähe behalten - um mich bei den verteufelten Gichtanfällen zu pflegen und mir des Abends zum Zeitvertreib etwas vorzuspielen! . . . Wenn sie sich jemals verheiratet, so wird das hier an Ort und Stelle sein, und mit einem Sohn des Landes, der ihr ein entsprechendes Vermögen zubringt, der Farmer oder Diamantengräber ist, wie wir andere, und der mir nicht davon spricht, fortzugehen, um im 3. Stockwerk am Hungertuch zu nagen in einem Land, wohin ich doch nimmermehr einen Fuß setzen werde. Sie könnte zum Beispiel den James Hilton oder einen andern Burschen sei-nes Schlags zum Mann nehmen. An Bewerbern fehlt es ihr nicht, das dürfen Sie mir aufs Wort glauben. Kurz, es muß ein guter Engländer sein, der nicht vor einem Glas Gin Reißaus nimmt und der mir Gesellschaft leistet, wenn ich eine Pfeife Knaster rauche.«

Cyprien hatte schon die Hand auf den Drücker der Tür gelegt, um diesen Raum zu verlassen, in dem er fast erstickte.

»Na, nichts für ungut!« rief ihm Mr. Watkins zu. »Ich habe gegen Ihre Person sonst gewiß nicht das Geringste, lieber Mere, und werde Sie immer gern als Mieter und Freund in meinem Haus sehen. Halt, warten Sie einmal, heut' abend werden gerade einige Personen zu uns zu Tisch kommen . . . wollen Sie uns vielleicht ein paar Stunden Gesellschaft leisten?«

»Nein, ich danke, Mr. Watkins!« antwortete Cyprien kühl. »Ich muß bis zum Abgang der Post meine Korrespondenz fertigstellen.« Damit verließ er leicht grüßend den gichtbrüchigen Farmer.

»Völlig verrückt, diese Franzosen . . . völlig verrückt!« wiederholte Mr. Watkins noch öfter, während er mit einem ihm stets zur Hand liegenden Schwefelfaden seine Pfeife wieder in Brand setzte.

Und mit einem tüchtigen Glas Gin suchte er sich wieder vollständig in Ordnung zu bringen.

2. KAPITEL Zum Diamantenfeld

Was dem jungen Ingenieur in der ihm von Mr. Watkins zuteil gewordenen Erwiderung auf seinen Antrag am meisten zu Herzen ging, war der Umstand, daß sie - von der Rauheit ihrer Form einmal abgesehen - im Grunde gar nicht so ungerechtfertigt erschien. Bei näherer Überlegung staunte er jetzt selbst, nicht schon vorher die Einwände erwogen zu haben, die ihm der Farmer fast notwendig machen würde, und wunderte sich, wie er sich überhaupt einer solchen Zurückweisung auszusetzen vermocht hatte.

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Eine große Anzahl von Buren oder afrikanischen HolländerBauern stammen ursprünglich von Franzosen ab, die infolge der Aufhebung des Edikts von Nantes erst nach Holland und dann nach dem Kap auswanderten.