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die Brust, breitete erst seinen linken, dann seinen rechten Flügel aus und betrachtete sie mit schiefem Kopf. Beide waren makellos.»Du dickes Ei!«schnarrte er.»Moritz, siehst du auch, was ich seh', oder bin ich schon total bekloppt?«»Ich seh's«, flüsterte der kleine Kater,»und ich gratuliere von Herzen. Für einen alten Raben siehst du jetzt beinahe elegant aus.«Jakob schlug kräftig mit den nagelneuen Schwingen und kreischte begeistert:»Hurrraaa! Mir tut überhaupt nix mehr weh! Ich fühl' mich wie frisch ausgebrütet!«Irrwitzer und Tyrann]a starrten den Raben glasig an. Ihre Hirne waren viel zu benebelt, als daß sie wirklich begriffen, was los war.»W.wie denn so?«mummelte die Hexe.»W.was macht denn dieser kicks!. komische Vogel da für dummes Zeug? D. das is' ja alles ganz falsch.«»Tanne Tatytata«, kicherte der Zauberer,»da has' du wohl irngwas koplett vermurkst - hicks! - Du brings ja schon alles durchnander! Bist ja wohl'n bißchen viel zu stümperlich, armes altes Mächen. Jetzt seig ich dir mal, wie sowas - hupp! - sowas ein richtiger Fachmann macht. Also, paß mal gut auf.«Er goß sich ein volles Glas in die Gurgel und brabbelte:»Punsch aller Wische, erwunsch' meine Fische: Dieser Kater sei stattlich wie keiner zuvor, kerngesund im Bauch und im Hälschen - hupp! un' der besteste Sänger, der größte Tenor im wehschneißen. schneeweißen Pelzchen.«Moritz, der eben noch sterbenskrank gewesen war und der kaum noch einen Ton hatte hervorbringen können, fühlte plötzlich, wie seine kümmerliche, dicke kleine Gestalt sich straffte, wuchs und die Größe eines bildschönen, muskulösen Katers annahm. Sein Fell war nicht mehr lächerlich gefleckt, sondern blütenweiß und seidig schimmernd, und sein Schnurrbart hätte einem Tiger alle Ehre gemacht. Er räusperte sich und sagte mit einer Stimme, die plötzlich so voll und wohltönend klang, daß er selbst sofort ganz bezaubert von ihr war:»Jakob, mein lieber Freund - wie findest du mich?«Der Rabe zwinkerte ihm mit einem Auge zu und schnarrte:»Große Klasse, Moritz, direkt fürschdich. Haargenau, wie du es immer gern gehabt hättest.«»Weißt du, Jakob«, meinte der Kater und strich sich den Schnurrbart,»von jetzt an solltest

du mich vielleicht doch lieber wieder Maurizio di Mauro nennen. Das paßt doch eigentlich besser zu mir, glaubst du nicht auch? Hör' doch nur mal!«Er holte Luft und begann schmelzend zu miauen:»O sole mio.«»Pst!«machte Jakob und winkte ab.»Vorsicht!« 

Aber Zauberer und Hexe hörten zum Glück nichts, denn zwischen ihnen war ein wüster Krach ausgebrochen. Jeder beschuldigte den anderen lallend und lautstark, etwas falsch gemacht zu haben.»Ein Fachmann willsu sein?«schrie Tyrannja.»Daß ich nicht lache, ha ha. Du bis' ganz einfach ein - hicks! ein lächerförmiger Nichtskönner.«»Was erlaubsu dir!«brüllte Irrwitzer zurück.»Ausgerechnet du wills meine Befus. Rebufs. Berufsehre antasten, du alte Dilettante du.«»Komm, Käterchen«, flüsterte Jakob,»ich glaub', es ist besser, wir verdünnisieren uns hier. Die werden gleich kapieren, was los is', dann nimmt's doch noch ein böses Ende für uns.«»Ich möchte aber zu gern sehen, wie es ausgeht«, raunte der Kater.»Mehr Grips als früher«, antwortete der Rabe,»hast du leider nicht mitgekriegt. Naja, wozu braucht den auch ein Sänger? Komm jetzt, und zwar schnell, sag' ich dir!«Und während Zauberer und Hexe noch stritten, stah- len sich beide unbemerkt durch das zerbrochene Fenster hinaus. Vom Wunschpunsch war jetzt nur noch ein kleiner Rest übrig. Tante und Neffe waren, wie man so sagt, bereits voll wie die Strandhaubitzen. Und wie es in einem solchen Promille-Zustand bei Leuten mit bösartigem Charakter zu gehen pflegt, redeten sie sich immer mehr in sinnlose Wut hinein. An die Tiere dachten sie nicht mehr, und so bemerkten sie glücklicherweise auch nicht deren Verschwinden. Auf die Idee, daß irgend etwas die Umkehrwirkung des Zaubertranks aufgehoben haben könnte, kamen sie noch immer nicht. Statt dessen faßten beide in ihrem hemmungslosen Zorn den Entschluß, es dem anderen endgültig zu besorgen -und zwar mit der Kraft des Punsches selbst. Beide beabsichtigten, einander das Schlimmste und Böseste anzuhängen, was möglich war; uralt und abgrundhäßlich und todkrank wollten sie sich gegenseitig zaubern. Darum stürzten sie nun noch einmal beide gleichzeitig ein volles Glas hinunter und schrieen wie aus einem Mund:»Pusch aller Pinsche, erpüll meine Finsche: Dir wünsch' ich jetzt Schönheit und ehewige Juhugend, Gesundheit an - hicks! - Leib und Gemüte un' jegliche Sorte von Weisheit un' Tugend un' vor allem - hupp! - ein Herz voller Güte.«Und da saßen sie zu ihrer beiderseitigen vollkommenen Verblüffung plötzlich voreinander - schön und jung wie Prinz und Prinzessin aus dem Märchen. 

Tyrannja betastete sprachlos ihre gertenschlanke Figur (nur das schwefelgelbe Abendkleid hing jetzt natürlich viel zu weit um sie herum), und Irrwitzer strich sich über den Kopf und rief:»Ei potz, was sproßt denn da auf meinem Köpflein? - Hicks! Holla, welch herrliche Lo Lo..Lockenpracht! Man reiche mir einen Kiegel und einen Spamm. wollte sagen, einen Spagel und einen Kimm. ich meine, einen Spiegel und einen Kamm. auf daß ich diese Fülle bändige.«Tatsächlich war sein vorher kahler

Schädel unversehens mit einer wilden schwarzen Mähne bedeckt. Der Tante indessen wallte langes, goldblondes Haar über die Schultern wie der Lorelei, und während sie mit den Fingern ihr vordem so faltenreiches Gesicht berührte, rief sie:»Meine - hicks! - Haut ist ja glatt wie ein Kinderpopo!«Und dann hielten sie beide plötzlich inne und lächelten sich verliebt an, ganz so als sähen sie sich zum ersten Mal (was ja in dieser Gestalt auch irgendwie der Fall war). Wenn der Wunschpunsch sie auch beide ganz und gar verändert hatte - freilich nicht so, wie es ihrer Absicht entsprach - so war doch etwas gleich geblieben oder sogar noch stärker geworden, nämlich ihre Besoffenheit. Kein Zauber kann schließlich seine eigene Wirkung wegzaubern, das geht nun einmal nicht.»Bilzewitzchen«, stammelte die Tante,»du bis'ja wirklich ein Schnullebutz. Ich finde nur - hicks! - du siehst auf eima viel zu doppelt aus.«»Halt ein, du wonnigliche Maid«, lallte der Neffe,»du bis' für mich eine Fatamorgana, denn du has' plötzlich ein' Heiligenschein oder auch zwei. Jedenfalls verehre ich dich, liebste Tintentante. Ich fühle mich in tiefster Seele umgekrempelt. Hicks! Mir is' so reinlich zumute, weisu? So über alle Maßen hold und liebreich.«»Mir geht's genauso«, antwortete sie,»ich könnte die ganze Welt umärmeln, so gut is' mir auf eima im tiefsten Herzengrunde.«»Tüttelchen«, brachte Irrwitzer mühsam heraus,»du bis' eine so durch und durch ensückliche Tante, ich möchte mich unbedingt mit dir auf immer und ewig versöhnen. Wir wollen ab jetzt Du sunander sagen, ja?«»Aber mein süßes Beebi«, erwiderte sie,»wir sagen doch schon seit immer Du sunander.«Irrwitzer nickte mit schwerem Kopf.»Richtig, richtig. Du has' ja wieder ma' so ungeuer recht. Dann wollen wir uns eben ab jetzt mit unsern Vornahm' nennen. Ich sum Beispiel heiße. hicks!. wie heiß' ich einglich?«»S. s. spielt doch keine Rolle«, sagte Tyrannja.»Wir wollen alles vergessen, was eima gewesen is'. Wir