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«Heavens! Was soll das heißen?«fragte Frank.»Wollt Ihr Komödie spielen, Sir? Vielleicht seid Ihr in einem Cirkus als Clown angestellt gewesen?«

«Nein, Master, «antwortete der Dicke.»Ich habe nur die Gewohnheit, die Festtage so zu feiern, wie sie fallen.«

«Wie meint Ihr das?«

«Ich setze mich verkehrt, weil es uns sonst verkehrt gehen kann. Denkt doch daran, daß hinter uns fünfzig Rote reiten; da kann leicht etwas geschehen, woran man nicht gedacht hat. Ich behalte sie in dieser Stellung im Auge und habe den Revolver in der Hand, um ihnen, wenn's nötig ist, eine Pille zu geben. Wenn Ihr gescheit seid, so macht es auch so!«

«Hm! Was Ihr sagt, ist sehr richtig. Mein Pferd wird es nicht übelnehmen; ich drehe mich auch um.«

Einige Sekunden später saß auch er verkehrt im Sattel, um die Roten beaufsichtigen zu können. Es ging nun gar nicht anders, als daß diese beiden possierlichen Reiter einander oft ansehen mußten; dabei wurden ihre Blicke immer freundlicher; sie gefielen einander offenbar. Das ging so eine Weile, ohne daß dabei ein Wort fiel, bis endlich der Hobble-Frank nicht länger zu schweigen vermochte. Er begann:»Nehmt mir's nicht übel, wenn ich Euch nach Eurem Namen frage. So wie Ihr da neben mir sitzet, habe ich Euch schon gesehen.«

«Wo denn?«

«In meiner Einbildung.«

«Alle Wetter! Wer hätte geahnt, daß ich in Eurer Einbildung lebe! Wieviel Mietzins habe ich da zu bezahlen, und wie steht es mit der Kündigung?«

«Ganz nach Belieben; aber heute ist es mit der Einbildung alle, da ich Euch nun in Person sehe. Wenn Ihr der seid, für den ich Euch halte, so habe ich viel Spaßhaftes von Euch gehört.«

«Nun, für wen haltet Ihr mich denn?«

«Für die Tante Droll.«

«Und wo habt Ihr von dieser gehört?«

«An verschiedenen Orten, an denen ich mit Old Shatterhand und Winnetou gewesen bin.«

«Was! Mit diesen beiden berühmten Männern seid Ihr geritten?«

«Ja. Wir waren oben im Nationalpark und dann auch in den Estacato.«

«Donner und Doria! Da seid Ihr wohl gar der Hobble-Frank?«

«Ja. Kennt Ihr mich?«

«Natürlich! Der Apache hat oft von Euch gesprochen und Euch noch heute, als wir vor dem Lager der Utahs lagen, einen kleinen Helden genannt.«

«Einen — kleinen — Helden!«wiederholte Frank, indem ein seliges Lächeln über sein Gesicht ging.»Einen — kleinen — Helden! Das muß ich mir aufschreiben! Ihr habt richtig geraten, wer ich bin; aber ob auch ich richtig geraten habe?«

«Für wen haltet Ihr mich denn?«

«Für die Tante Droll, wie ich schon gesagt habe.«

«Die bin ich auch.«

«Wirklich? Das freut mich herzlich!«

«Wie seid Ihr denn auf die Vermutung gekommen, daß ich diese Tante bin?«

«Eure Kleidung sagte es mir, und ebenso Euer Verhalten. Ich habe oft erzählen gehört, daß die Tante Droll ein ganz außerordentlich couragiertes Weibsbild ist, und als ich Euch vorhin so mit dem Häuptlinge der Utahs umspringen sah, dachte ich mir gleich: Das und keine andre ist die Tante!«

«Sehr ehrenvoll für mich! Na, wir sind wohl beide Kerle, welche ihre Schuldigkeit thun. Aber die Hauptsache für mich ist, daß ich vernommen habe, Ihr seid ein Landsmann von Old Shatterhand?«

«Das ist richtig.«

«Also ein Deutscher?«

«Ja.«

«Woher denn da?«

«Gerade aus der Mitte heraus. Ich bin nämlich ein Sachse.«

«Alle Wetter! Was für einer? Königreich? Altenburg? Koburg-Gotha? Meiningen-Hildburghausen?«

«Königreich, Königreich! Aber Ihr kennt diese Namen so genau. Seid Ihr etwa auch ein Deutscher?«

«Natürlich!«

«Woher denn da?«fragte Frank nun seinerseits entzückt.

«Auch aus Sachsen, nämlich Sachsen-Altenburg.«

«Herrjemerschnee!«fiel da der Kleine in seinem heimischen Dialekte ein.»Ooch een Sachse, und zwar een Altenburger? Is es denn die Möglichkeet! Aus der Schtadt Altenburg oder vom Lande, he?«

«Nich aus der Residenz, sondern aus der Langenleube.«

«Langen— leube?«fragte Frank, indem ihm der Mund offen stehen blieb.»Langenleube-Niederhain?«

«Jawohl! Kennen Sie es?«

«Warum sollte ich nich? Ich habe ja Verwandte dort, ganz nahe Verwandte, bei denen ich als Junge zweemal off der Kirmse gewesen bin. Hören Sie, dort gibt's aber Kirmsen, im Altenburgischen! Da wird gleich vierzehn Tage lang Kuchen gebacken. Und wenn so eene Kirmse alle is, da geht sie off dem nächsten Dorfe wieder an. Drum schpricht man dort nur so im allgemeenen vom Altenburger Landessen.«

«Das is richtig!«nickte Droll.»Mache könne mersch, denn habe thune mersch. Aber Se habe Verwandte bei uns? Wie heiße denn die Leute, und wo schtamme se her?«

«Es is ganz nahe Verwandtschaft. Das is nämlich so! Mein Vater hat eenen Paten gehabt, dessen selige Schwiegertochter sich in der Langenleube wieder verheiratet hat. Später schtarb sie, aber ihr Schtiefsohn hat eenen Schwager, und der is es, den ich meene.«

«So! Was war er denne?«

«Alles mögliche. Er war een ganzer Kerl, der alles fertig brachte. Bald war er Kellner, bald Kirchner, bald Bürgergardenfeldwebel und bald Hochzeitsbitter, bald — «

«Halt!«unterbrach ihn Droll, indem er herüberlangte und seinen Arm ergriff.»Wie war sein Name?«

«Seinen Vornamen kenne ich nicht mehr; aber sein Familienname war Pampel. Ich nannte ihn nur immer Vetter Pampel.«

«Wie? Pampel? Höre ich recht?«rief Droll.»Hatte er Kinder?«

«Die schwere Menge!«

«Wisse Se, wie Se geheeße habe?«

«Nee, nich mehr. Aber off den größten kann ich mich noch sehr gut besinnen, denn ich war dem Kerl gut. Er hieß Bastel.«

«Bastel, also Sebastian?«

«Jawohl, denn Sebastian wird off Altenburgisch Bastel ausgeschprochen. Ich gloobe, er hieß ooch noch Melchior dazu, een Name, der in Altenburg sehr gäng und gäbe is.«

«Richtig, sehr richtig! Es thut schtimme, es thut sehr genau schtimme! Sebastian Melchior Pampel? Wisse Se, was aus ihm geworde is?«

«Nee, leider nich.«

«So sehe Se mal mich an, schaue Se mal her zu mir!«

«Warum?«

«Weil ich es bin, der draus geworde is.«

«Sie — Sie?«fragte der Kleine.

«Ja, ich! Ich war der Bastel, und ich weeß noch ganz genau, wer bei uns off der Kirmse gewese is; des war der Vetter Frank aus Moritzburg, der nachher Forschtgehilfe geworde is.«

«Der bin ich, ich in eegener Person! Vetter, also hier, hier mitten in der Wildnis finden wir uns als schtammverwandte Menschen und Cousängs! Wer hätte das für möglich gehalten! Komm her, Bruderherz, ich muß dich an meinen Busen drücken!«

«Ja, ich ooch. Hier haste mich!«

Er langte herüber, und der andre langte hinüber. Die Umarmung war, da beide verkehrt auf ihren Pferden saßen, mit einigen Schwierigkeiten verbunden, welche aber zur Not überwunden wurden.

Die finster blickenden Indianer wußten jedenfalls nicht, was sie von dem Gebaren der beiden halten sollten; diese aber kehrten sich nicht an die bemalten Gesichter; sie ritten Hand in Hand nebeneinander, mit dem Rücken nach vorn, und sprachen von der seligen Jugendzeit. Sie hätten wohl noch lange kein Ende gefunden, wenn nicht im Zuge eine Stockung eingetreten wäre. Man hatte nämlich das Ende der Spalte erreicht, welche auf einen größeren und viel breiteren Canon mündete.

Zwar war die Sonne schon so tief gesunken, daß ihre Strahlen den Boden desselben nicht mehr erreichten, aber es gab doch Licht da und eine reine, bewegte Luft. Die Reiter atmeten erleichtert auf, als sie ins Freie gelangten, welches sie freilich nicht eher betraten, als bis sie vorsichtig Umschau gehalten hatten, ob keine feindlichen Wesen in der Nähe seien.