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winkte mit ihrem Körbchen hinauf. Dieses Zeichen bedeutete, daß das Unternehmen

gelungen sei und die Freunde den Turm verlassen könnten. Als Antwort erscholl vom

Turm der Ruf eines Kuckucks. Das bedeutete: Signal gehört und verstanden!

Elli. Din Gior und Faramant erreichten als erste die Schlucht. Unterwegs waren sie weder

Holzköpfen noch Polizisten begegnet.

Am nächsten Morgen. erfuhr Ruf Bilan von der Flucht der vier Gefangenen. Auf seinen Befehl nahm eine ganze Meute Polizisten sofort die Verfolgung auf. Die Büttel suchten die umliegenden Farmen ab und verhörten ihre Einwohner. Wider Erwarten erwiesen sich die Leute als sehr redselig. Sie hätten gesehen, erzählten sie den Häschern, daß die Flüchtlinge am frühen Morgen nach Nordwesten gezogen seien, offenbar wollten sie im Gelben Lande Unterschlupf suchen.

Zwei Züge Holzköpfe und etwa drei Dutzend Polizisten brachen in die genannte Richtung auf. Die Soldaten liefen schwerfällig die Straße entlang, stolperten und fielen, und die Polizisten schossen mit ihren Schleudern Steine in die Gebüsche, wenn sich dort etwas regte.

Dann und wann lief der Polizeichef, der die Verfolger anführte, in ein Haus, um Erkundigungen über die Flüchtlinge einzuholen. Die Bewohner aber antworteten auf seine Fragen, wie Faramants Boten sie gelehrt hatten:

„Sie sind hier vorbeigekommen, jawohl, etwa vor drei Stunden..." Dann hieß es „vor zwei Stunden" und schließlich „vor einer Stunde".

Der Eifer der Verfolger nahm zu, je näher sie sich dem Ziele wähnten. Als sie aber Meile um Meile zurücklegten und von den Flüchtlingen noch immer keine Spur zu sehen war, fingen sie zu rasen an.

Die wutschnaubenden Polizisten schickten aus ihren Schleudern einen Hagel von Steinen

über die Straße.

Dann ereignete sich folgendes:

Der Polizeichef war weit vorausgeeilt, und seine Untergebenen, die vollkommen außer Rand und Band geraten waren, glaubten., einen der Flüchtlinge vor sich zu haben. Unzählige Steine trafen den Polizeimeister, zerbrachen ihm Arme und Beine und schlugen ihm den Kopf ab. Mit Geheul stürzten Polizisten und Soldaten auf ihr Opfer zu - und blieben wie vom Donner gerührt stehen. Sie wußten nicht, was sie anfangen sollten, und niemand war da, der ihnen hätte befehlen können.

Dann lasen sie die Reste ihres Kommandanten auf und traten den Rückweg an. Als sie in die Stadt kamen, meldete einer der Polizisten dem Obersten Zeremonienmeister, was sich zugetragen hatte. Ruf Bilan wurde weiß im Gesicht wie die Wand. Bis zu diesem Augenblick hatte er immer noch gehofft, daß man die Flüchtlinge einfangen würde. Dann hätte er den ganzen Vorfall vor dem König verheimlichen können. Jetzt aber mußte er diesem melden, daß die Gefangenen, die Urfin so kostbar waren, geflohen und überdies noch der Polizeichef umgekommen sei, den der Herrscher für seinen Eifer und seine Gewandtheit so sehr geschätzt hatte. Nach Entgegennahme des Berichts sagte Urfin finster:

„Das sind die Streiche des verdammten Mädchens, dieser kleinen Fee namens Elli. Die Flüchtlinge sind verschwunden, sagst du?" „Spurlos, o mächtiger König der Smaragden . . ." ..Faß dich kürzer!" brüllte Urfin.

„Zu Befehl! Das Schlimmste aber ist, daß die Verfolger absichtlich irregeführt wurden, und das ist schon eine richtige Verschwörung!"

Urfin unterließ es, den Polizeichef zu reparieren, und der Koch Baluol warf dessen Überreste in den Herd, wo sie lichterloh brannten.

Nachdem Charlie Black sich vergewissert hatte, daß die Flucht von Din Gior und Faramant geglückt war, führte er seine Schutzbefohlenen die Turmtreppe hinunter. Die drei bemühten sich, kein Geräusch zu machen. Es kostete den Eisernen Holzfäller aber große Anstrengung, durch die kleine Öffnung in der Tür zu schlüpfen. Dann zogen sie den geschwächten Scheuch hindurch, dessen Kleider jetzt fürchterlich aussahen.

Jubelnd empfing der Löwe nach der langen Trennung seine Freunde. Beim Anblick der jämmerlichen Figur des Scheuchs, der sich kaum noch auf den Beinen hielt und fast nichts mehr sehen und hören konnte, fing er jedoch vor Mitleid zu weinen an. Dafür war jetzt aber keine Zeit, man mußte sich sputen. Der Holzfäller brach noch schnell eine Eisenstange aus dem Treppengeländer, die ihm als Waffe dienen konnte, und die Schar setzte sich in Bewegung.

Als sie sich der Öffnung näherten, von der man das Land der unterirdischen Erzgräber sehen konnte, mahnte Charlie seine Gefährten zur Vorsicht. Es konnte ja sein, daß der Krieger mit dem fliegenden Drachen den ungebetenen Gästen auflauerte, um ihnen mit gut gezielten Pfeilen den Garaus zu machen. Als sie den Platz erreichten, von dem aus Elli und der Seemann gestern noch das sonderbare Leben der Erzgräber beobachtet hatten, stieß Charlie einen Ruf des Staunens aus: Die Öffnung war verschwunden. Die Erzgräber hatten einen runden Stein in das Loch hineingetrieben und nicht einmal eine kleine Ritze freigelassen.

Vom Sechsfüßer war nichts zu sehen. Hatte er sich nach dem gestrigen Kampf in einen Winkel des Labyrinths verkrochen, oder waren die unterirdischen Erzgräber inzwischen dagewesen und hatten ihn gefangengenommen?

Aber wer konnte wissen, ob in den finsteren unterirdischen Gängen nicht noch andere Sechsfüßer lauerten?

Der Seemann war indessen unbesorgt, wußte er doch, daß der Eiserne Holzfäller im Handumdrehen mit jedem Ungeheuer fertig werden würde. Freilich befürchtete er eine Falle, die die Erzgräber ihnen bereitet haben konnten. Erst am nächsten Morgen, als er Elli, Din Gior und Faramant erblickte, atmete er erleichtert auf.

Vor allem mußte der Scheuch wieder instand gesetzt werden, denn seine Kleider waren zerrissen und aus allen Löchern kam faules Stroh zum Vorschein. Seine Gesichtszüge waren verwaschen, und auch das Gehirn hatte unter der Feuchtigkeit des Kellers stark gelitten.

Elli machte sich an die Arbeit. Sie trennte dem Scheuch den Kopf ab und hing ihn an einen hohen Ast zum Trocknen, was bei dem lauen Wind und der heißen Sonne sehr schnell geschah. Dann flickte das Mädchen das Kleid des Strohmanns, wusch es im Bach und breitete es auf den Büschen aus.

Als alles trocken war, stopfte Elli den Rock, die Hosen und die Stiefel mit frischem Stroh aus, das Faramant von einem Nachbarfeld geholt hatte, und setzte den Kopf mit dem durchlüfteten Gehirn auf seine alte Stelle. Dann nahm sie Farbe und Pinsel und begann die Augen aufzumalen, die sogleich zu zwinkern anfingen. „Halt still, du machst ja alles futsch'." schrie Elli.

„Kn . . . Sor . . . Sor . . . chn . . . Mund...", lispelte mühsam der Strohmann. Er wollte sagen: ,.Keine Sorge, mach mir nur schnell den Mund." Als dieser fertig war, fing der Scheuch vor Freude zu tanzen und zu singen an. „O-ho-ho-ho! Elli hat mich wieder gerettet! Elli ist wieder da! O-ho-ho-ho . . ." Plötzlich hielt er inne, da es sich für einen Herrscher nicht ziemte, in Anwesenheit seiner Untertanen zu tanzen. Er warf einen besorgten Blick auf Din Gior und Faramant, die sich jedoch taktvoll abgewandt hatten und so taten, als wären sie in ein ernstes Gespräch vertieft. Der Scheuch atmete erleichtert auf.

Die allgemeine Freude steigerte sich, als Charlie dem Scheuch einen Stock aus Mahagoniholz schenkte, den er geschnitzt hatte, während Elli mit der Herrichtung ihres Schützlings beschäftigt war.

Der Strohmann stützte sich auf den Stock, schob die Brust heraus und sagte stolz: „Liebe Freunde! Der Scheuch ist nun wieder klug, und ich will es euch beweisen durch die großen Gedanken, die mir in den Kopf kommen. Hört also: Wir haben keine Waffen, um uns mit Urfin zu schlagen. Waffen können nur die Zwinkerer schmieden. Die Zwinkerer aber leben im Violetten Land. Und wo sind wir? Im Smaragdenland. Daraus folgt: Wenn man sich in einem Land befindet, kann man nicht gleichzeitig in einem anderen sein. Was bedeutet das? Nichts anderes, als daß wir in das Violette Land ziehen müssen!" Die eindrucksvolle Rede des Scheuchs wurde mit stürmischem Beifall aufgenommen. Der Löwe äußerte ihn durch Brüllen, Totoschka durch lautes Bellen.