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Nachdem er die Zahlen errechnet und zweifach kontrolliert hatte, gab er sie am Programmierpult ein. Mit der Uzi in einer und der Pistole in der anderen Hand kletterte er in den Stahlzylinder, passierte den Übergangspunkt .

... und fand sich im Institut wieder.

Stefan blieb einen Augenblick überrascht und verwirrt stehen. Dann trat er nochmals in das Kraftfeld ...

... und fand sich im Institut wieder.

Die Erklärung dafür traf ihn mit solcher Gewalt, daß er sich zusammenkrümmte, als habe er einen Schlag in den Magen erhalten. Er konnte jetzt nicht mehr zu einem früheren Zeitpunkt in die Wüste zurückkehren, denn er war fünf Minuten nach seiner Abreise schon einmal dort gewesen; wäre er dorthin zurückgekehrt, wäre eine Situation entstanden, in der er sich bei seiner ersten Rückkehr hätte sehen müssen. Paradox! Der Mechanismus des Kosmos ließ nicht zu, daß ein Zeitreisender sich irgendwo entlang des Zeitstroms selbst begegnete; wurde ein Versuch dazu unternommen, schlug er unweigerlich fehl. Die Natur verabscheute Paradoxe.

Stefan glaubte Chris’ Stimme zu hören, als sie in ihrem schäbigen Motelzimmer erstmals über Zeitreisen diskutiert hatten. »Das sind wilde Sachen, Mom, stimmt’s? Aufregend, nicht wahr?« Und dann das begeisterte, mitreißende Lachen des Jungen.

Aber es mußte irgendeine Möglichkeit geben.

Er kehrte ans Programmierpult zurück, legte seine Waffen auf den Schreibtisch und nahm Platz.

Auf seiner Stirn standen Schweißperlen. Er fuhr sich mit einem Hemdärmel übers Gesicht.

Denk nach!

Er starrte die Uzi an und überlegte, ob er wenigstens sie zu Laura zurück schicken konnte. Vermutlich nicht. Da er bei seiner ersten Rückkehr mit MP und Pistole bewaffnet gewesen war, konnte er sie nicht vier Minuten und 55 Sekunden weiter zurückschicken, weil sie dann bereits existiert hätten, wenn er sie vier Minuten und 55 Sekunden später mitgebracht hätte. Paradox.

Aber vielleicht konnte er ihr etwas anderes schicken, das aus diesem Raum stammte und das er nicht bei sich gehabt hatte, so daß es kein Paradox auslösen würde?

Stefan schob die Waffen beiseite, griff nach einem Bleistift und schrieb eine kurze Warnung auf den Notizblock: Die SS ermordet Chris und dich, wenn ihr beim Auto bleibt. Flieht und versteckt Euch! Er machte eine Pause und dachte nach. Wo konnten die beiden sich in der fast ebenen Wüste verstecken? Er schrieb weiter: Vielleicht im Arroyo. Nachdem er das Blatt abgerissen hatte, fügte er hastig hinzu: Auch der zweite Vex-xon-Zylinder ist eine Waffe ...

In den Schubladen der Arbeitstische suchte er nach einer Glaskaraffe mit engem Hals, ohne jedoch fündig zu werden, da im Hauptlabor keine chemischen, sondern vor allem elektromagnetische Versuche angestellt worden waren. Er hastete den Korridor entlang von Labor zu Labor, bis er endlich fand, was er brauchte.

Im Hauptlabor betrat er dann mit der von einem Gürtel umschlungenen Glaskaraffe in der Hand das Tor und näherte sich dem Übertrittspunkt. Er warf den Gegenstand durchs Kraftfeld, als wäre er ein auf einer Insel gestrandeter Schiffbrüchiger, der eine Flaschenpost ins Meer warf.

Der Glasbehälter kam nicht zurück.

. dann füllte böig einströmende heiße Luft mit dem schwach wahrnehmbaren Alkaligeruch der Wüste dieses kurzzeitige Vakuum auf.

»Wow!« rief Chris aus, der dicht neben ihr stand und ihre Hand umklammerte. »Klasse, Mom, was?«

Laura gab keine Antwort, denn sie war auf ein weißes Auto aufmerksam geworden, das die Staatsstraße 111 verlassen hatte und in die Wüste hinausfuhr.

Herabzuckende Blitze und das Himmelsgewölbe erschütternder Donner erschreckte sie. Dann tauchte eine Glasflasche aus dem Nichts auf, fiel dicht vor ihnen zu Boden und zerschellte auf dem Schiefergrund. Laura sah, daß darin ein beschriebener Zettel gewesen war.

Chris hob das zwischen Glassplittern liegende Blatt auf.

»Das muß von Stefan sein!« behauptete er mit der für ihn charakteristisch raschen Auffassungsgabe in solchen Dingen.

Laura griff danach, las die kurze Nachricht und nahm zugleich aus dem Augenwinkel heraus wahr, daß der weiße Wagen auf sie zukam. Sie begriff nicht, wie und weshalb Stefan ihnen diese Warnung schickte, aber sie zweifelte keinen Augenblick an ihrem Wahrheitsgehalt. Noch bevor der letzte Blitz verglüht und der Donner verhallt war, hörte sie den Motor des weißen Autos aufheulen.

Sie sah auf und stellte fest, daß der Fahrer rücksichtslos Gas gab. Die Entfernung betrug noch fast 300 Meter, aber der Wagen kam so schnell näher, wie es das unebene Gelände zuließ.

»Chris, du bringst mir die beiden Uzis aus dem Wagen an den Rand des Arroyos. Beeil dich!«

Während der Junge zur offenen Tür des in der Nähe stehenden Buick spurtete, lief Laura zu dem offenen Kofferraum. Sie griff nach dem Vexxon-Zylinder, hob ihn heraus und holte Chris noch vor der Kante des tief in den Fels eingeschnittenen natürlichen Wasserlaufs ein, der bei Sturmfluten von reißenden Wassermassen angefüllt, aber jetzt ausgetrocknet war.

Das weiße Auto war keine 150 Meter mehr entfernt.

»Komm!« forderte sie Chris auf und ging nach Osten voran. »Wir müssen einen Weg nach unten finden.«

Die Felswände fielen leicht schräg zu dem zehn Meter unter ihnen liegenden Kanalboden ab - aber eben doch fast senkrecht. Erosion hatte unzählige vertikale Rinnen in die Wände gegraben, die in Breiten zwischen wenigen Zentimetern und über einem Meter zum Hauptkanal hinunterführten. Bei Unwettern lief das von der Wüste nicht aufgesogene Regenwasser durch diese Rinnen in den Arroyo, wo es sich in wirbelnden, schmutzigbraunen Fluten davonwälzte. In manchen Rinnen waren Felsblöcke freigespült worden, die den raschen Abfluß verhindern würden, während Teile von anderen durch robuste Mesquitebüsche blockiert wurden, die im Fels Wurzeln geschlagen hatten.

Kaum 100 Meter von ihnen entfernt geriet das weiße Auto auf sandigen Untergrund und blieb fast stecken.

Laura war dem Rand des Arroyos erst zwei Dutzend Schritte weit gefolgt, als sie eine breite Rinne entdeckte, die ins ausgetrocknete Flußbett hinunterführte, ohne durch Felsblöcke oder Mesquitebüsche blockiert zu sein. Im Grunde genommen hatte sie hier eine über einen Meter breite, zehn Meter lange und mit sandigem Geröll angefüllte Rutsche vor sich.

Sie ließ den Vexxon-Zylinder hineinfallen und sah zu, wie er die halbe Strecke hinunterrutschte, bevor er liegenblieb.

Dann nahm sie Chris eine der Maschinenpistolen ab, drehte sich nach dem Auto um, das bis auf knapp 70 Meter herangekommen war, und eröffnete das Feuer. Mehrere Kugeln durchschlugen die Verbundglas-Windschutzscheibe, die sofort milchigweiß undurchsichtig wurde.

Der Wagen - sie sah jetzt, daß es ein Toyota war - geriet ins Schleudern, kreiste einmal um sich selbst, wobei er Staubwolken aufwirbelte, drehte sich um weitere 90 Grad und entwurzelte zuvor einige noch grüne Tumbleweeds. Er kam etwa 40 Meter von dem Buick und 60 Meter von Laura und Chris entfernt mit nach Norden zeigender Motorhaube zum Stehen. Die Türen auf der anderen Seite wurden aufgestoßen. Laura wußte, daß die Insassen jetzt fluchtartig den Wagen verließen und dahinter in Deckung blieben.

Sie nahm Chris die zweite Uzi ab. »Du rutschst voraus, Kleiner«, wies sie ihn an, »und schiebst den Gasbehälter vor dir her, bis du ganz unten bist.«