Выбрать главу

Diese Story - daß eine Frau vier erfahrene Killer und zumindest einen weiteren erledigt haben sollte, dessen Kopf hinter Brenkshaws Haus entdeckt worden war - hätte unglaublich geklungen, wenn Laura sich nicht als erstklassige Schützin, durchtrainierte Kampfsportlerin und Besitzerin eines illegalen Waffenlagers erwiesen hätte, um das manche Staaten der Dritten Welt sie hätten beneiden können. Bei einem Verhör, in dem es um ihre Bezugsquellen für illegal umgebaute Uzis und ein Nervengas ging, das die U.S. Army strengstens unter Verschluß hielt, sagte sie aus: »Ich schreibe Romane. Umfangreiche Recherchen gehören zu meinem Beruf. Ich habe gelernt, alles herauszubekommen, was mich interessiert, und mir alles zu verschaffen, was ich brauche.« Danach nannte sie ihnen Fat Jack, und die Durchsuchung seines »Pizza Party Palace« förderte alles zutage, was sie angegeben hatte.

»Ich nehme ihr nichts übel«, erklärte Fat Jack der Presse, als er dem Richter vorgeführt wurde. »Sie ist mir nichts schuldig. Keiner von uns ist jemandem was schuldig, das er ihm nicht schuldig sein will. Ich bin ein Anarchist. Ich mag Weibsbilder wie sie. Außerdem muß ich nicht ins Gefängnis. Ich bin zu fett und würde verhungern, und das wäre eine grausame, unübliche Strafe.«

Laura weigerte sich, den Namen des Mannes zu nennen, den sie in den frühen Morgenstunden des 11. Januar in Dr. Brenkshaws Haus gebracht hatte, damit der Arzt seine Schußwunde versorge. Sie sagte lediglich aus, er sei ein guter Freund, der sich zum Zeitpunkt des Feuerüberfalls in ihrem Haus bei Big Bear aufgehalten habe. Laura beteuerte, er sei ein unbeteiligter Außenstehender, dessen Leben zerstört sei, wenn sie ihn in diese schmutzige Sache hineinziehen, und deutete an, er sei ein verheirateter Mann, mit dem sie eine Liebesaffäre gehabt habe. Seine Genesung mache inzwischen gute Fortschritte, und er habe wirklich genug ausgestanden.

Polizei und Staatsanwaltschaft setzten ihr wegen dieses unbekannten Geliebten heftig zu, aber Laura gab nicht nach und konnte nur bedingt unter Druck gesetzt werden, zumal sie sich die besten Anwälte Amerikas leisten konnte. Die Behauptung, der geheimnisvolle Unbekannte sei ihr Geliebter gewesen, nahm ihr allerdings niemand ab. Schließlich bedurfte es keiner eingehenden Ermittlung, um festzustellen, daß sie und ihr Mann, der erst ein Jahr tot war, sich ungewöhnlich nahegestanden hatten und sie den Verlust ihres Mannes noch keineswegs so weit überwunden hatte, daß sie glaubhaft behaupten konnte, sie sei imstande gewesen, im Schatten der Erinnerung an Danny Packard eine Liebesaffäre zu haben.

Nein, sie könne nicht erklären, weshalb keiner der toten Killer einen Ausweis bei sich gehabt habe oder weshalb sie alle gleich gekleidet gewesen seien oder weshalb sie kein eigenes Auto gehabt hätten, so daß sie gezwungen gewesen waren, den Toyota der beiden Kirchgängerinnen zu stehlen, oder weshalb sie in Palm Springs in Panik geraten und den Polizeibeamten erschossen hätten. Am Bauch zweier Leichen waren Druckspuren wie von straffsitzenden Gürteln entdeckt worden, aber die beiden Toten hatten nichts dergleichen getragen, und Laura wußte auch davon nichts. Wer könnte wissen, so fragte sie, welche Gründe solche Männer für ihre antisozialen Taten hätten? Es blieb ein Geheimnis, das selbst die erfahrensten Kriminalisten und Soziologen nicht zu erklären wußten. Und wenn alle diese Experten die tiefsten und wahrsten Gründe für das Verhalten solcher Soziopathen nicht einmal annäherungsweise deuten könnten, wie solle dann sie eine Lösung für das prosaischere, aber um so bizarrere Rätsel der verschwundenen Gürtel anbieten können? Bei einer Gegenüberstellung mit den beiden Frauen, deren Toyota gestohlen worden war und die behaupteten, die Killer seien Engel gewesen, hörte Laura offensichtlich interessiert, sogar fasziniert zu, nur um sich danach bei den Vernehmungsbeamten zu erkundigen, ob sie etwa damit rechnen müsse, den verrückten Ideen aller an ihrem Fall interessierten Spinner ausgeliefert zu werden.

Sie war Granit.

Sie war Eisen.

Sie war Stahl.

Sie war nicht weichzukriegen. Die Behörden hämmerten schonungslos und mit der Kraft, mit der Thor seinen Hammer geschwungen hatte, auf sie ein, aber es nützte nichts. Nach einigen Tagen waren sie aufgebracht. Nach einigen Wochen waren sie wütend. Nach einem Vierteljahr haßten sie Laura und wollten sie dafür bestrafen, daß sie nicht vor ihnen zu Kreuze kroch. Nach einem halben Jahr wurden sie müde. Nach zehn Monaten waren sie gelangweilt. Und nach einem Jahr zwangen sie sich dazu, den Fall zu vergessen.

In der Zwischenzeit hatten sie ihren Sohn Chris natürlich für das schwächste Glied der Kette gehalten. Sie hatten ihn nicht wie Laura unter Druck gesetzt, sondern statt dessen mit gespielter Freundlichkeit, Tücke, Hinterlist, Täuschung und Scheinheiligkeit versucht, dem Jungen die Aussagen zu entlok-ken, die seine Mutter sich zu machen weigerte. Als sie ihn nach dem verschwundenen Verletzten befragten, erzählte er ihnen statt dessen jedoch alles über Indiana Jones und Luke Skywal-ker und Han Solo. Als sie sich bemühten, Klarheit über die Ereignisse in den Arroyos zu gewinnen, sprach er von Sir Tommy Toad, einem Abgesandten der Königin, der bei ihnen in Untermiete wohne. Als sie wenigstens einen Hinweis darauf zu erhalten versuchten, wo seine Mutter und er sich in den zwei Wochen vom 10. bis zum 25. Januar versteckt gehalten - und was sie dort getan - hatten, sagte der Junge aus: »Ich hab’ immer nur geschlafen, ich hab’ im Koma gelegen, ich hab’ wahrscheinlich Malaria oder sogar Marsfieber gehabt, wissen Sie, und jetzt leide ich an Gedächtnisverlust wie damals Wily Coyote, als Road Runner ihn mit einem Trick dazu gebracht hat, sich selbst einen Felsbrocken auf den Kopf zu werfen.« Und als ihre Unfähigkeit, zur Sache zu kommen, Chris frustrierte, sagte er schließlich: »Das sind Familiensachen, wissen Sie. Kennen Sie denn keine Familiensachen? Über diese Dinge kann ich nur mit meiner Mom reden, weil sie sonst keinen was angehen. Wohin soll man noch heim können, wenn man anfängt, mit Fremden über Familiensachen zu reden?«

Um den Fall für Polizei und Staatsanwaltschaft noch weiter zu komplizieren, entschuldigte Laura Shane sich öffentlich bei allen, deren Eigentum sie auf ihrer Flucht vor den angeheuerten Killern beschädigt oder mißbräuchlich benutzt hatte. Der Familie, deren Buick sie gestohlen hatte, schenkte sie einen neuen Cadillac. Der Mann, dessen Nissan-Kennzeichen sie entwendet hatte, bekam einen neuen Nissan. In sämtlichen Fällen leistete sie äußerst großzügig Schadenersatz und gewann sich damit überall neue Freunde.

Ihre alten Bücher erlebten mehrere Neuauflagen, einige davon erschienen jetzt - Jahre nach ihrem ursprünglichen Erschienen - als Taschenbücher wieder auf den Bestsellerlisten. Große Filmgesellschaften überboten einander, um die wenigen noch freien Filmrechte von Laura-Shane-Romanen zu erwerben. Nach vielleicht von ihrem Agenten in Umlauf gebrachten Gerüchten, die aber vermutlich stimmten, standen die Verlage Schlange, um die Chance zu erhalten, ihr für ihren nächsten Roman einen Rekordvorschuß zahlen zu dürfen.