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»Ziemlich konservativ«, sagte Skudder.

»Primitiv, aber wirksam«, erwiderte sie ohne Humor. Sie blickte über die zertrümmerte Waffe hinweg zum Ende des Gangs. Das Schott war offen, dahinter lag nur Dunkelheit. »Sieht so aus, als hätten wir es geschafft.«

Dubois warf ihr einen Blick zu, gelbschimmernd durch das Infrarot-Display.

»Gehen Sie ruhig vor«, sagte Charity. »Ich kenne den Weg.«

»Okay«, sagte Harris. Er folgte Dubois. Charity nahm eine Zange aus einer Tasche ihres Druckanzuges und zerrte eine Strebe aus dem Trümmerhaufen.

»Du kennst diese Waffen«, sagte Skudder. Es war keine Frage.

»Ich kenne die Handschrift«, korrigierte sie. »Die Space Force hat mit solchen Schaltungen experimentiert. Automatische Waffen mit Infrarot und Radar als unfehlbare Wachposten, die nicht schlafen, nicht rauchen und sich nicht mit irgendwelchen Zivilisten einlassen.«

»Und wo war das Problem?«

»Mangelndes Unterscheidungsvermögen«, sagte Charity sarkastisch. »Sie konnten nicht unterscheiden zwischen Angreifern, Bedienungspersonal, Katzen, Hunden und vom Wind herangetragenem Abfall. Wenn sie einmal angefangen hatten zu schießen, dann hörten sie nicht wieder auf. Die ersten Modelle haben sogar auf die eigenen Geschosse gezielt. Oder auf Wolken. Oder auf den Mond.«

»Geschosse?« fragte er verwirrt.

»Ich habe nur von Projektilwaffen gehört«, sagte sie. »Sonst wäre ich schon früher dahintergekommen, was es mit diesen Laserkanonen auf sich hat. Ich glaube, wir sind bis jetzt nicht einem einzigen Moroni begegnet. Sogar die Kanone im Hangar war mit Sicherheit selbstgesteuert.« Sie reichte ihm die Strebe, die sie in der Hand hielt. »Sieh es dir an«, sagte sie. »Inventarisierungsnummern. Das hier ist Militäreigentum gewesen.«

»Diese Moroni sind die größten Diebe, die man sich denken kann«, erwiderte Skudder und drehte die Metallstrebe in der Hand, um die eingestanzten Ziffern und Buchstaben besser erkennen zu können.

»Ja«, bemerkte sie vielsagend und blickte in die Richtung, in die Dubois und Harris verschwunden waren. »Sehen wir mal nach, was unsere tapferen Zinnsoldaten inzwischen alles gefunden haben.«

Er folgte ihr mit einem Gesichtsausdruck, der wenig Begeisterung und viel Verwirrung verriet. Sie verzichtete auf ihren Helmscheinwerfer. Als sie am Ende der Zugangsröhre angekommen war, wurde ihr bewußt, daß sie sich gegen die Beleuchtung wie eine Zielscheibe abzeichnete, und sie schob sich hastig nach links in die Dunkelheit. Skudder tat es ihr nach.

Die Kommandozentrale war unbeleuchtet, aber es war nicht vollkommen dunkel um sie herum. Irgendein seit sechzig Jahren wartender Servomechanismus hatte registriert, daß alle Personen, die die Zugangsröhre betreten hatten, inzwischen das andere Ende erreicht hatten, und schloß gehorsam die Tür. Charity grinste in ihrem Helm. Maschinenlogik, dachte sie fröhlich. Für die beschränkte Welt der Türkontrolle war alles in Ordnung, auch wenn die äußere Zugangstür in Fetzen lag und die Gangröhre einer Schutthalde glich. Ihre Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit. Sie machte zahlreiche Lichtpunkte in Rot, Orange und Gelb aus, die sich vor ihr verteilten, waagerechte und senkrechte Linien bildeten, Ringe und Wolken und Flächen. Hier und da blinkten ein paar Lichter, und andere wechselten die Farbe. Alles geschah in völliger Lautlosigkeit. Nach einer Weile konnte sie die Umrisse von Schaltpulten und Konsolen erahnen.

»Harris«, sagte sie in den offenen Funkkanal. Als keine Antwort kam, faßte sie Skudder an der Schulter und tastete nach ihrem Gewehr.

»Harris?« fragte sie noch einmal. Sie schaltete die Infrarotsicht ein, und die ganze Welt schimmerte in blassem Rot. Zwei weiße, entfernt menschenähnliche Silhouetten standen fünfzig Meter von ihnen entfernt.

»Wir sind hier unten«, kam die Antwort, und Charity entspannte sich.

»Wir kommen«, sagte sie laut. »Wir treffen uns bei der Kommandokontrolle. Dort, wo der helle Ring zu sehen ist.«

»Verstanden«, sagte Dubois. Von der Zugangstür führte eine breite Treppe herab. Charity fragte sich, ob die anderen die Ausmaße der dunklen Halle überhaupt erfassen konnten. Die beiden Soldaten standen bereits an dem zehn Meter messenden Ring, der im Infrarot ein helles, intensives Rot zeigte. Die Konsolen bildeten das Zentrum der Aktivität.

»Laden Sie Ihren Blechkumpel ab«, sagte Charity zu Harris, als sie und Skudder aufgeschlossen hatten. »Hier gibt es mindestens ein Dutzend Interface-Buchsen. Schließen Sie ihn an.« Sie verzog das Gesicht, unsichtbar in der Dunkelheit ihres unbeleuchteten Helms. »Wenn er keine Einwände hat.«

»Kann er nicht«, versetzte Harris, der sich aus den Transportriemen befreite. »Sie wollten doch, daß ich ihn ruhigstelle.«

»Sie haben ihn abgeschaltet?« fragte Charity verblüfft.

»Nur die Sprachausgabe.«

»Also deshalb«, murmelte sie. Sie ließ den Blick über die im Infrarot nur schemenhaft erkennbaren Pultreihen wandern und versuchte, das substanzlose Bild mit ihrer Erinnerung zur Deckung zu bringen. »Wir können Scheinwerfer benutzen«, sagte sie dann und schaltete ihre Helmlampe ein. Der Lichtkegel wanderte über leere Konsolen und abgeschaltete Bildschirme. Sie erinnerte sich an die verwirrende Geschäftigkeit, die vor sechzig Jahren an diesem Ort geherrscht hatte, und irgendein sentimentaler Impuls ließ sie nach dem Pult suchen, an dem sie während ihrer Ausbildung Dienst getan hatte. Nach einer Weile wurde ihr klar, daß sie es so nicht wiederfinden würde. Der Gedanke war enttäuschend und erleichternd zugleich.

»Was heißt also deshalb!« schnarrte eine neugierige Stimme in ihre Betrachtungen hinein. Sie sah sich verwirrt um und entdeckte die vorwitzig flackernde Bereitschaftslampe an dem Würfel. Harris hatte den Taktikcomputer auf eine der Arbeitsflächen vor den Pulten abgestellt und war mit der Verkabelung beschäftigt.

»Ihrem Spielzeug scheint die Zwangspause nicht geschadet zu haben«, bemerkte sie spöttisch zu Harris. »Herzlichen Glückwunsch.«

»Danke«, antwortete der Würfel würdevoll. »Sie könnten direkt mit mir sprechen, wissen Sie.«

»Was?« fragte sie verblüfft.

»Eine Frage der Etikette«, verdeutlichte der Computer. »Ich nehme an, Höflichkeit gehört nicht zu Ihren Vorzügen.«

Ihre Antwort gab ihm recht. Harris richtete sich unwillkürlich auf und warf ihr einen Blick zu, den sie nicht zu deuten vermochte, und sogar Skudder wirkte leicht schockiert.

»Ich habe den Eindruck, daß Sie etwas Ruhe vertragen könnten«, versetzte der Würfel ungerührt.

Charity holte tief Luft und schloß die Augen. »Harris, sagen Sie Ihrem Spielzeug, er soll sich um sein eigenes Innenleben kümmern, okay?«

»Du hast es gehört«, sagte der Mann und koppelte das Kabel an das Pult. »Ausgabe unterbrechen.«

»Zu Befehl.«

Charity atmete hörbar auf. »Wie weit sind Sie gekommen?«

»Gleich fertig«, antwortete Harris geistesabwesend und sicherte die letzten Kabel. »Die Verbindung steht.« Er zog einen der freischwingenden Sitze zu sich heran und setzte sich neben dem Würfel an eines der Pulte.

»Kommunikation«, sagte er dann. »Status?«

»Nominal«, antwortete der Würfel geschäftsmäßig. »TACCOM 370/98 in Standby, Internet-Verbindung geschlossen.«

»Verbindung hochfahren«, befahl Harris und warf Charity einen Blick zu. »Selbst wenn man uns bis jetzt noch nicht bemerkt hat, damit sind wir fällig.«

Sie dachte an den verwüsteten Zugang. »Machen Sie sich darüber keine Gedanken«, meinte sie seltsam heiter.

»Verbindung hochgefahren«, meldete der Würfel. »Das Netz ist intakt.«

»Was ist mit den Zentralcomputern?«