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»Was... was soll das jetzt wieder?« stammelte Elder. »Ist das ein neuer Trick?«

»Kein Trick«, antwortete Kara. Ganz langsam erhob auch sie sich. Aber sie ließ ihre Waffe nicht fallen, sondern hielt den Lauf des erbeuteten Gewehres unverrückbar auf das gläserne Gefäß in Elders Händen gerichtet. »Wir geben auf - unter einer Bedingung.«

Elders Augen wurden schmal vor Mißtrauen. »Und welcher?«

»Du läßt sie gehen.« Kara machte eine Kopfbewegung auf den Bildschirm. Sie sah nicht hin, aber sie wußte, daß längst nicht alle Drachen das Schiff verlassen hatten. Sie hoffte nur, daß die Tiere, auf die es ankam, nicht mehr im Schiff waren, wenn Elders Verstärkung eintraf. Wann? In zwei Minuten? Drei?

»Ich... begreife nicht, was -«

»Dein Wort!« unterbrach ihn Kara. »Du läßt meine und Thorns Krieger das Schiff verlassen, und du wirst leben. Oder wir sterben beide.«

»Du weißt, daß ich das nicht kann«, sagte Elder leise. »Man wird diesen Angriff nicht einfach hinnehmen, als wäre nichts geschehen. Sie werden sie für den Rest ihres Lebens jagen.«

»Einige werden entkommen«, sagte Kara. »Vielleicht nur eine Handvoll. Aber ihr werdet nicht alle kriegen.«

Wieder vergingen Sekunden, kostbare, unendlich wertvolle Sekunden, die sie für Storm und die anderen unwiederbringlich gewonnen hatte, ganz gleich, wie sich Elder entschied.

Und plötzlich nickte er. »Also gut«, sagte er leise. Dann wandte er sich lauter an die anderen Anwesenden in der Zentrale. »Ihr habt es gehört. Sie ziehen sich zurück. Laßt sie gehen.«

Der Kampf war vorüber, und Kara konnte spüren, daß die Anspannung wie eine körperliche Last von ihr abfiel.

Überall in der Zentrale richteten sich Männer hinter ihren Deckungen auf, senkten ihre Waffen oder starrten sie, Thorn und Hrhon einfach fassungslos an. Es wurde nicht still - der weiße Staub hatte erst zwanzig Männer ergriffen, die weiter schrien, kicherten oder auf andere Weise Lärm machten. Ganz am Rande begriff Kara, daß sie es vielleicht sogar geschafft hätten. Alles in allem waren nicht einmal mehr zehn kampffähige Verteidiger übriggeblieben.

Aber das spielte keine Rolle mehr.

»Ich habe dein Wort«, sagte sie ganz leise.

Elder lächelte traurig. Aber dann drehte er sich mit einem Ruck herum, gab einem seiner Männer einen Wink, auf Kara und Hrhon achtzugeben, und trat an eines der wenigen noch nicht in Brand geschossenen Pulte. Er drückte eine Taste. Als er sprach, hallte seine Stimme aus einem Lautsprecher verstärkt in der Zentrale wider und vermutlich auch im gleichen Augenblick im gesamten Schiff. »Hier spricht Commander Elder. Die Angreifer ziehen sich zurück. Der Kampf ist vorbei. Verfolgt sie nicht. Ich wiederhole: Die Gegner werden nicht verfolgt. Ich übernehme die volle Verantwortung für diesen Befehl.«

Er wandte sich wieder zu Kara um, sah sie an. »Zufrieden?«

»Ja.«

»Warum, Kara!« murmelte er. Er wollte weitersprechen, fand aber keine Worte und machte nur eine weit ausholende Geste, die die verwüstete Zentrale, die Toten und Verwundeten einschloß und fragte noch einmaclass="underline" »Warum?«

»Nimm an, wir hätten es versucht und verloren«, sagte Kara.

Sie wollte es nicht, aber ihr Blick blieb an einem der gekrümmten Bildschirme hängen, und plötzlich füllten sich ihre Augen mit Tränen. Es war einfach zu viel geschehen, als daß der Schmerz Gewalt über ihr Denken hätte erlangen können, aber nun war der Kampf vorbei, und dieser letzte Schutz war ihr genommen. »Nicht alle Kriege werden gewonnen, Elder. Vielleicht habe ich gerade einen verloren.«

»Das ist nicht der Grund«, sagte Elder ruhig. »Fast alle deine Krieger sind tot, Kara. Die meisten eurer Drachen. Warum? Selbst wenn...« Er machte eine hilflose Geste und setzte mit einiger Überwindung noch einmal an. »Selbst wenn ihr dieses Schiff erobert hättet, wäre es ein sinnloser Sieg gewesen.«

»Ich weiß«, flüsterte Kara. »Deine Männer dort oben hätten es ebenso zerstört, wie sie Thorns Schiff zerstört haben, nicht wahr? Ob mit oder ohne dich an Bord.«

Elder sah zu Thorn hinüber, als erblicke er ihn zum ersten Mal. Aber er sagte nichts, sondern nickte nur.

»Du willst wissen, warum?« Kara lachte bitter und griff unter ihren Mantel. Ein halbes Dutzend Gewehre richtete sich gleichzeitig auf sie, aber Elder winkte hastig ab.

Es war auch keine Waffe, die Kara hervorzog, sondern ein zusammengefaltetes Blatt Papier, das gleiche Blatt, das sie Donay vor weniger als vierundzwanzig Stunden gereicht hatte.

Elder wollte danach greifen, aber sie zog die Hand im letzten Augenblick wieder zurück.

»Weil ich die Wahrheit erfahren habe, Elder«, sagte sie. »Ich habe vor der gleichen Tür gestanden wie du, Elder, aber es ist uns gelungen, die Inschrift zu übersetzen. Ich weiß, was sie bedeutet. Du auch?«

Er schüttelte stumm den Kopf. Aber der Schrecken in seinen Augen bewies ihr, daß er log.

»Du hast uns belogen, Elder«, murmelte Kara. »Du hast mich belogen. Jedes Wort, das du gesprochen hast, war Lüge. Die Geschichte unserer Welt! Die Alte Welt, die sich selbst in die Luft gesprengt hat. Der tragische Irrtum, der zur Kolonisation unseres Planeten führte! Wie konnte ich dir jemals glauben.«

»Ich... verstehe nicht ganz...« murmelte Elder.

»Du verstehst nicht?« Kara schrie ihn an. »Dann lies!«

Sie wollte ihm das Blatt ins Gesicht schleudern, aber sie hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu. Ihre Finger zitterten plötzlich so heftig, daß ihr das Papier entglitt und Elder sich bücken mußte, um es aufzuheben.

Sie beobachtete ihn genau, während er den Text las - einmal, zweimal, schließlich dreimal, und der Ausdruck auf seinem Gesicht war nicht Schrecken, auch nicht Überraschung.

»Das... das habe ich nicht gewußt«, sagte er schließlich.

»Du lügst«, antwortete Kara.

»Das ist nicht gesagt.«

Kara war ziemlich verwirrt, daß es ausgerechnet Thorn war, der Elder zu Hilfe kam, aber sie widersprach nicht, sondern sah ihn nur fragend an.

»Jemand hat es gewußt«, fuhr Thorn fort. »Aber wahrscheinlich nicht er. Ich habe es auch erst erfahren, nachdem du uns den Weg zu diesem Bunker gezeigt hast. Wäre ich an seiner Stelle gewesen, dann hätten sie mir vermutlich auch nicht die ganze Wahrheit gesagt.« Mit einem verächtlichen Blick in Elders Richtung fügte er hinzu: »Aber er muß es zumindest geahnt haben.«

»Ein kleiner Fehler!« fuhr Kara mit zitternder Stimme fort.

Selbst zum Schreien fehlte ihr plötzlich die Kraft. »Der einzige Fehler war vermutlich, daß es uns noch gibt! Es war nicht geplant, daß jemand überlebt, nicht? Oder war es ein anderer Fehler! War der Irrtum der, daß PACK den Zuschlag für die Eroberung dieser Welt bekam, und nicht deine Firma - ?«

Elder schwieg. Wieder richtete sich sein Blick auf das Papier, das die Übersetzung der schrecklichen Worte enthielt, die Kara auf jener Tür drei Meilen unter Schelfheim gelesen hatte. »Die Alte Welt...« flüsterte Kara mit gebrochener Stimme. »Unsere Vorfahren haben sich nicht gegenseitig vernichtet, Elder. Ihr wart es! Eure Schiffe! Die Raumschiffe der gleichen Company, die diesen Planeten erschlossen und zu einer Welt gemacht haben, auf der Menschen leben können! Wie langt habt ihr ihnen gegeben? Hundert Jahre? Tausend?«