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Er war völlig hilflos. Wenn sie ihn fanden, konnte er nichts dagegen tun – wirklich gar nichts. Aber trotzdem machte er sich deswegen keine Sorgen, weil er wußte, daß sie ihn höchstwahrscheinlich nicht finden würden. Sie hatten tatsächlich keinerlei Anlaß, den sandigen Boden aufzugraben. Selbstverständlich würden sie die Höhle entdecken und sie auch betreten. Sie würden sich fragen, weshalb Tommy hierher gekommen war – aber sie würden nicht graben, das glaubte er sicher zu wissen.

Jetzt führte Buck sie um das Gebüsch herum bis an die Stelle, wo der Eingang der Höhle sichtbar wurde. Er blieb kurz stehen, um dort umherzuschnüffeln, wo Tommy sich versteckt hatte, und wollte dann in die Höhle. Hoffmann hielt ihn zurück.

»He, sieh dir das an!« rief Garner überrascht aus. »Eine Höhle. Wir hätten doch eine Flinte und Taschenlampen mitbringen sollen. Das hier ist gerade die Art Schlupfwinkel, die Bären bevorzugen.«

»Wenn Tommy sich in der Höhle aufgehalten hat, dann war bestimmt kein Bär darin«, gab Hoffmann zurück.

Der Parasit verstand jedes Wort, denn jetzt kannte er die Sprache, in der die beiden Männer sich unterhielten. Vorher – bevor er einen menschlichen Wirt gehabt hatte – wären ihm diese Worte nur als unverständliche Laute erschienen.

»Ich gehe jedenfalls hinein«, sagte Hoffmann bestimmt.

»Einen Augenblick, Gus. Ich gehe mit. Aber wir dürfen nicht leichtsinnig sein. Am besten läßt du Buck zuerst hinein. Falls dort drinnen wirklich Gefahr drohen sollte, hat er wesentlich bessere Aussichten als wir beide zusammen. Er steht wenigstens auf seinen vier Beinen, aber wir müßten auf Händen und Füßen hineinkriechen.«

»Eigentlich hast du recht.« Hoffmann machte die Leine von Bucks Halsband los, und der Hund verschwand in der Höhle. Halbwegs hinein, denn weiter war Tommy nicht gekommen, so daß die Spur hier endete. Er legte sich nieder und hechelte leise.

Die beiden Männer horchten eine Weile. »Scheint alles in Ordnung zu sein«, meinte Hoffmann schließlich. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß er andernfalls nicht wenigstens gekläfft hätte. Ich gehe auch hinein.«

Er kroch auf Händen und Füßen voran, und Garner folgte wortlos. Als sie in der Mitte der Höhle angelangt waren, wo Buck lag, stellten sie fest, daß die Decke hoch genug war, um stehen zu können. Im Innern der Höhle herrschte ein ungewisses Halbdunkel, aber sie konnten einigermaßen sehen.

»Weiter scheint Tommy nicht gekommen zu sein, nachdem Buck sich hier hingelegt hat«, stellte Garner fest. »Zu sehen ist hier allerdings recht wenig, aber dafür ist es schön kühl. Eigentlich könnten wir uns setzen und eine kurze Rast einlegen, bevor wir zurückgehen.«

Sie ließen sich nieder. Der Parasit untersuchte den Hund. Dies war die erste Gelegenheit, die er dazu hatte, und Buck war das größte Tier, das er hatte untersuchen können.

In Zukunft konnte er also von Buck Besitz ergreifen, wenn es sich als notwendig erweisen sollte. Oder von jedem beliebigen anderen Hund, der irgendwo schlief.

Buck ließ den Kopf auf die Pfoten sinken und schlief ein. Der Parasit überlegte genau, wartete dann aber doch noch. Wenn er erst einmal von dem Hund Besitz ergriffen hatte, mußte er sich auf Bucks Sinne verlassen und verlor den Gebrauch seiner eigenen.

»Ich rätsle immer noch darüber nach, warum Tommy ausgerechnet hierher gegangen ist«, sagte Hoffmann nach einer Weile.

»Das werden wir wohl nie erfahren, Gus. Er war eben nicht mehr ganz richtig im Kopf, das ist der einzige Grund. Vielleicht hat er die Höhle früher einmal entdeckt und wollte sich jetzt darin verstecken – vor irgend etwas. Kein Mensch kann sich vorstellen, was in einem jungen Mann vorgeht, der plötzlich überschnappt.«

»Durchaus möglich, daß er sich verstecken wollte«, meinte Hoffmann nachdenklich. »Aber wenn er nun etwas verstecken wollte? Oder etwas ausgraben, was er früher hiergelassen hatte? Ich weiß auch nicht, was es gewesen sein könnte, aber in diesem Sand hier kann man leicht etwas mit den Händen einscharren.«

»Was sollte er denn versteckt haben? Oder ausgraben wollen?«

»Ich habe keine Ahnung. Aber wenn wir ...«

Der Kampf dauerte etwas länger als bei einer Feldmaus aber trotzdem hatte der Parasit in Bruchteilen einer Sekunde von Buck Besitz ergriffen. Der Hund hob den Kopf.

Er – der Parasit in Buck – überlegte. Wahrscheinlich konnte er die beiden Männer nicht so beißen, daß sie daran starben, aber wenn er sie unvermutet anfiel, würden sie bestimmt nicht zu graben beginnen. Nein, in diesem Fall würden sie so schnell wie möglich einen Arzt aufsuchen, weil sie glauben mußten, daß Buck die Tollwut hatte.

»Nicht jetzt, Gus«, wehrte Garner ab. »Hör zu, ich glaube nicht, daß wir etwas finden werden, aber trotzdem können wir es ja morgen versuchen. Hier drinnen ist es ziemlich finster – und wenn wir uns schon die Arbeit machen, dann müssen wir wenigstens gründlich suchen. Und dazu brauchen wir Lampen, einen Spaten und einen Rechen. Außerdem haben wir jetzt keine Zeit. Jetzt ist es schon so spät, daß wir gerade rechtzeitig zum Mittagessen nach Hause kommen, und nach dem Essen müssen wir nach Bartlesville.«

»Eigentlich hast du recht, Jed«, gab Hoffmann widerstrebend zu. »Okay, dann gehen wir eben. Wenigstens haben wir festgestellt, wo Tommy sich aufgehalten hat, bis er uns kommen sah.«

Buck ließ den Kopf wieder auf die Pfoten sinken. Als die beiden Männer aus der Höhle krochen, folgte er ihnen und trottete neben Hoffmann her, wie der richtige Buck es auch getan hätte.

Aber als sie die Straße erreicht hatten, rannte er plötzlich fort – die Straße entlang, aber nach Osten, in die entgegengesetzte Richtung. Er bog nicht in den Weg ein, der an der Höhle vorüberführte, denn er wollte nicht, daß sie auf den Gedanken kamen, daß er dorthin zurückgelaufen sei. Hoffmann rief etwas hinter ihm her, aber er kümmerte sich nicht darum und rannte weiter.

Nachdem er außer Sichtweite war, lief er langsamer und durchquerte den Wald. Hier führte zwar kein Weg entlang, aber der Parasit orientierte sich ohne Schwierigkeiten – und ohne von Bucks Kenntnis des Geländes Gebrauch machen zu müssen –, so daß er schon nach kurzer Zeit die Höhle erreicht hatte.

Buck schlüpfte hinein, scharrte den Sand auf und hob den Körper des Parasiten aus dem Loch. Dann trug er ihn vor die Höhle und legte ihn vorsichtig ab. Als nächstes kehrte er in das Innere zurück, füllte das Loch auf und wälzte sich mehrmals hin und her, um alle Spuren zu beseitigen. Dann nahm er den Parasiten wieder auf und trug ihn behutsam zwischen den Zähnen, wie er eine flügellahme Schnepfe getragen hätte.

Er trottete durch den Wald, mied sämtliche Wege und Stege und sogar Wildwechsel – immer auf der Suche nach einem möglichst einsam gelegenen Versteck. In dichtem, hohem Gras fand er einen hohlen Baumstamm, um den herum das Unterholz besonders dicht wucherte. Das genügte als Versteck, wenigstens für den Augenblick. Er legte den Parasiten vor dem Loch ab und schob ihn mit der Pfote in den Stamm hinein, bis er nicht mehr zu sehen war.

Dann lief er in derselben Richtung wie bisher weiter – damit jeder, der etwa seiner Spur mit einem anderen Hund folgen wollte, irregeführt wurde. Hundert Meter von dem hohlen Baumstamm entfernt setzte er sich und wartete, während der Parasit überlegte.

Jetzt hatte er nichts mehr zu befürchten, falls die Männer wirklich in die Höhle zurückkehrten, um dort zu graben. Aber sollte er Buck noch eine Weile als Wirt behalten? Er dachte darüber nach und entschied dagegen. Buck hatte seinen Zweck erfüllt, aber wenn er weiterhin in ihm blieb, hatte er nur Bucks Sinne zur Verfügung; in diesem Fall konnte er keine anderen möglichen Wirte mehr untersuchen und sich auf sie vorbereiten.

Buck trottete weiter und beschrieb dabei allmählich einen Bogen, bis er wieder in Richtung auf die Straße lief.

Am Straßenrand wartete er, bis ein Auto vorbeifuhr. Dann – im letzten Augenblick, bevor der Fahrer auch nur den Fuß auf das Bremspedal setzen konnte – sprang er mit einem Satz vor die Räder.