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Sie gingen weiter. Garner wandte sich an Hoffmann. »Wo, zum Teufel, kann Tommy nur hingegangen sein? Schließlich hatte er nichts an!«

Hoffmann zuckte mit den Schultern. »Die Fragerei hat keinen Sinn. Suchen wir ihn lieber.«

Einige Minuten später blieb Hoffmann stehen. »Ich schätze, daß wir jetzt ungefähr einen Kilometer von der Straße entfernt sind.«

»Könnte stimmen«, antwortete Garner. »Vielleicht sogar etwas weiter.«

»Dann lassen wir lieber Buck weitersuchen. Es ist möglich, daß Charlotte sich in der Entfernung verschätzt hat, und wir dürfen nicht über das Ziel hinausschießen.«

Er stellte seine Laterne ab, hakte die Leine in das Halsband des Hundes ein und hielt ihm Tommys Socke vor die Nase. »Komm, Buck, such Tommy!«

Der Hund schnüffelte auf dem Weg herum und nahm schon wenige Sekunden später die Spur auf. Die beiden Männer folgten wortlos; Hoffmann trug die Laterne in einer Hand und hielt die Leine in der anderen, Garner ging hinter ihm her. Buck behielt das bisherige Tempo bei, so daß sie ihm ohne Mühe folgen konnten.

Etwa einen Kilometer weiter entfernte Buck sich von dem Weg und beschnüffelte etwas.

Hoffmann beugte sich hinunter. »Eine tote Feldmaus. Zertreten. Komm, Buck, an die Arbeit!« Er zog den Hund wieder auf den Weg zurück.

»Charlotte hat mir davon erzählt – als wir auf dich warteten«, erklärte Garner. »Es schien nicht weiter wichtig, deshalb habe ich es nicht erwähnt. Aber immerhin beweist es, daß wir nicht mehr weit von der Stelle entfernt sind.«

»Was hat sie dir von einer Feldmaus erzählt?«

Garner berichtete. »Komisch, daß eine Maus sich so benehmen sollte«, fügte er dann hinzu. »Und wenn sie wirklich die Tollwut hatte? Sie hat Charlotte nicht richtig gebissen, sondern nur gezwickt; aber Tommy mußte sie von seinem Hosenbein abstreifen. Wenn er sich dabei an einem Zahn verletzt hätte, ohne es gleich zu bemerken, würde das erklären, wieso ...?«

»Ach was, Jed, du weißt doch selbst, wie unwahrscheinlich das ist. Selbst wenn Tommy sich angesteckt haben sollte, würde es Tage dauern, bis die Krankheit ausbricht – und außerdem nicht in dieser Form.« Hoffmann rieb sich nachdenklich das Kinn. »Trotzdem werde ich mir Tommys Hände genau ansehen, nachdem wir ihn gefunden haben. Wenn er den kleinsten Kratzer daran hat, müssen wir auf dem Rückweg die Maus mitnehmen, um sie auf Tollwut untersuchen zu lassen. Komm, Buck, die Suche geht weiter.«

Etwa dreißig Schritte weiter verließ der Hund wieder den Weg, aber diesmal blieb er nicht nur stehen, um etwas zu beschnüffeln. Er zog weiter an der Leine und führte die beiden Männer durch das dichte Unterholz. Hoffmann bog die Zweige zur Seite und hielt die Laterne hoch.

»Hier ist die Stelle«, sagte er dabei. »Die Kleidungsstücke liegen noch immer da.« Er trat in die Lichtung hinaus, Garner folgte ihm. Sie sahen zu Boden.

»Verflucht noch mal«, sagte Hoffmann. »Ich hatte gehofft, daß ...« Er unterbrach sich mitten im Satz. Er hatte gehofft, daß die Kleidungsstücke sich nicht mehr hier befinden würden, daß Tommy zurückgekommen sei, nachdem Charlotte nach Hause gerannt war. Jetzt mußte er annehmen, daß sein Sohn sich noch immer im Wald aufhielt – völlig nackt und vielleicht sogar in einer Lage, in der er dringend Hilfe benötigte. Hoffmann hatte jetzt zum erstenmal richtig Angst. Die Kleidungsstücke wirkten so ... so leer. Bis zu diesem Augenblick hatte er das Geschehene wie einen schlechten Traum empfunden, jetzt wurde es zu einem Alptraum.

Buck beschnüffelte zuerst Tommys Kleidungsstücke und dann das niedergedrückte Gras an der Stelle, wo der Junge gelegen hatte. Dann zerrte er wieder an der Leine und wandte sich in eine andere Richtung. Hoffmann folgte ihm. »Komm, Jed«, sagte er über die Schulter zurück. »Buck hat die Spur wieder aufgenommen.«

»Soll ich Tommys Sachen mitnehmen?« fragte Garner.

Hoffmann zögerte einen Augenblick. »Ja, vielleicht ist es besser«, gab er dann zurück. »Wenn wir ihn finden, kann er sie gleich anziehen, ohne daß wir noch einmal hierher müssen.«

Er wartete und hielt den Hund zurück, bis Garner die Kleidungsstücke zusammengesucht hatte und sich ihm wieder anschloß.

Dann ging es weiter in die Richtung, die Buck bestimmte. Zunächst noch einmal auf den Weg zurück, dann quer durch den Wald nach Nordwesten.

Buck zerrte jetzt heftig an der Leine. Die Spur war nicht nur frischer, sondern ein Mann, der Socken trägt, hinterläßt auch einen deutlicheren Geruch als einer, der Schuhe anhat. Auf dem Weg waren auch noch andere Menschen gegangen, deren Spuren nicht immer deutlich von Tommys zu unterscheiden waren. Diese Schwierigkeiten traten jetzt nicht mehr auf.

»Langsam, Buck«, mahnte Hoffmann, als die beiden Männer dem Hund durch den Wald folgten.

4

Der Parasit ruhte sich aus. Er hatte das gesamte Wissen seines Wirtes in sich aufgenommen, hatte es gleichzeitig nach Sachgebieten geordnet und auf spätere Verwendbarkeit geprüft.

Jetzt wußte er alles über die Erde, was Tommy wußte, und das war genug, um ihm einen allgemeinen Eindruck zu verschaffen. Er wußte nun, wie groß dieser Planet ungefähr war – allerdings nicht genau in Zahlen ausgedrückt –, und daß er zum größten Teil von salzhaltigen Ozeanen bedeckt war, obwohl er auch beträchtliche Landmassen aufwies. Er wußte, daß die einzelnen Kontinente in Staaten aufgeteilt waren, und wo die wichtigsten lagen.

Seine Kenntnisse der unmittelbaren Umgebung waren erheblich besser. Er wußte, daß er sich in einem wenig besiedelten Landstrich befand, der allerdings nur sechs Kilometer von der nächsten Stadt entfernt war. Diese Stadt hieß Bartlesville und hatte etwa zweitausend Einwohner. Sie lag in einem Staat namens Wisconsin, der Bestandteil eines Landes war, das Vereinigte Staaten von Amerika genannt wurde. Die nächste größere Stadt, Green Bay, war etwa siebzig Kilometer in südöstlicher Richtung entfernt. Von Green Bay aus mußte man fast hundertsechzig Kilometer weit fahren, um in eine wirkliche Großstadt zu kommen, die Milwaukee hieß. Und weitere hundertvierzig Kilometer südlich davon lag Chicago, eine der größten Städte der Vereinigten Staaten. Er wußte, wie es in diesen Städten aussah, denn Tommy war dort gewesen. Aber nicht weiter; Tommy war nie über Chicago hinausgekommen.

Sehr gut wußte er eigentlich nur über Bartlesville und seine Umgebung Bescheid. Und das war gut so, denn er mußte damit rechnen, daß er noch längere Zeit hier verbringen würde. Vor allem interessierte er sich für die Tierwelt dieser Gegend und kannte nun die Fähigkeiten und Unzulänglichkeiten der hier vorkommenden Tierarten. Falls er wieder einmal ein Tier als Wirt benutzen wollte, konnte er genau das nehmen, das für den jeweiligen Zweck besonders geeignet war.

Noch wichtiger war allerdings, daß er nun wußte, daß die Menschen die einzigen mit Verstand begabten Lebewesen auf der Erde waren, und daß hier eine einigermaßen fortgeschrittene Naturwissenschaft existierte. Während Tommy auf diesem Gebiet nur geringe Kenntnisse besaß (über Elektrizität wußte er zum Beispiel nur genug, um eine Klingel zu installieren oder einen Schalter zu ersetzen), hatte er eine Vorstellung davon, daß es Menschen gab, die sich mit Elektronik beschäftigten. Die Bedeutung des Wortes selbst war ihm nicht ganz klar, aber er hatte einen Radioapparat in seinem Zimmer stehen. Auch von Fernsehgeräten hatte er bereits gehört. Und er wußte, daß man Flugzeuge mit Radar orten konnte, obwohl er dessen Arbeitsweise nicht verstand. Wo es diese Geräte gab, da mußte es auch Menschen geben, die etwas von Elektronik verstanden.

Und der Parasit hatte die Absicht, von einem dieser Männer Besitz zu ergreifen, der Zugang zu den nötigen Informationen und Materialien hatte. Wahrscheinlich würde er Schritt für Schritt vorgehen müssen – und dabei jeweils den Wirt wechseln –, aber er wußte, daß er dies Ziel erreichen konnte, wenn er sorgfältig genug plante. Und das hatte er vor. Er wollte nach Hause zurück.