Выбрать главу

«Es gibt Momente, in denen man jegliche Sparsamkeit fahren lassen muss», sagte er zu Lanscombe.

«Das könnte möglich sein, Sir», erwiderte Lanscombe höflich.

«Wo ist Inspector Morton?», fragte Poirot.

«Einer der Herren Polizisten» - Lanscombe sprach mit Abscheu und deutete damit subtil an, dass gewisse Dinge wie Namen von Polizisten sofort der Vergessenheit anheim fielen -«ist fort. Der andere hält sich meines Wissens im Herrenzimmer auf.»

«Großartig», sagte Poirot. «Ich gehe sofort zu ihm.»

Er versetzte Lanscombe einen Klaps auf die Schulter. «Courage! Wir stehen kurz vor dem Ziel!»

Lanscombe sah ein wenig bestürzt drein; wieso sollte der exotische ausländische Herr kurz vor dem Ziel stehen, wo seine Abfahrt doch erst bevorstand?

«Planen Sie denn nicht, den Zug um einundzwanzig Uhr dreißig zu nehmen, Sir?», fragte er.

«Geben Sie die Hoffnung nicht auf.» Damit wandte Poirot sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal um. «Erinnern Sie sich noch an die ersten Worte, die Mrs. Lansquenet zu Ihnen sagte, als sie am Tag der Beerdigung Ihres gnädigen Herren hier ankam?»

«Daran erinnere ich mich sehr gut, Sir.» Lanscombes Gesicht hellte sich auf. «Miss Cora - verzeihen Sie, Mrs. Lansquenet -irgendwie denke ich immer noch als Miss Cora an sie ...»

«Das kann ich verstehen.»

«Sie sagte zu mir: <Guten Tag, Lanscombe. Es ist schon lange her, dass Sie uns Baisers in die Hütten gebracht haben.) Die Kinder hatten früher jeder eine eigene Hütte - im Park unten am Zaun. Im Sommer, wenn es eine Abendgesellschaft gab, habe ich den jungen Herrschaften - den sehr jungen, verstehen Sie, Sir - etwas Baisergebäck gebracht. Miss Cora hat immer sehr gerne gut gegessen.»

Poirot nickte.

«Ja», sagte er. «Das habe ich erwartet. Doch, das war sehr typisch.»

Er ging auf der Suche nach Inspector Morton ins Herrenzimmer und reichte ihm wortlos das Telegramm.

Morton las es verwundert.

«Ich verstehe kein Wort.»

«Die Zeit ist gekommen, mich Ihnen zu erklären.»

Inspector Morton grinste.

«Sie klingen wie eine junge Dame aus einem viktorianischen Melodram. Aber es ist wirklich Zeit, dass Sie mit etwas herausrücken. Recht viel länger kann ich diese Farce nicht aufrechterhalten. Der junge Banks besteht immer noch darauf, dass er Richard Abernethie vergiftet hat, und prahlt, dass wir ihm nie etwas werden nachweisen können. Was ich einfach nicht verstehe, ist, warum bei jedem Mord immer jemand aufkreuzt und erklärt, er sei’s gewesen! Was versprechen die Leute sich davon? Das geht über meinen Verstand.»

«In diesem Fall vermutlich Flucht vor der Aufgabe, Selbstverantwortung zu übernehmen - anders gesagt: das Sanatorium Forsdyke.»

«Broadmoor ist wohl wahrscheinlicher.»

«Das könnte denselben Zweck erfüllen.»

«Hat er es wirklich getan, Poirot? Diese Gilchrist hat mir dieselbe Geschichte erzählt wie Ihnen, und das würde gut zu dem passen, was Richard Abernethie über seine Nichte sagte. Wenn ihr Mann es getan hat, dann ist sie daran beteiligt. Irgendwie kann ich mir zwar nicht vorstellen, dass das Mädchen eine ganze Reihe von Verbrechen begeht. Aber sie würde vor nichts Halt machen, um ihn zu schützen.»

«Ich werde Ihnen alles berichten ...»

«Ja, ja, berichten Sie mir alles! Und jetzt beeilen Sie sich schon, Mann Gottes!»

II

Dieses Mal bat Hercule Poirot seine Zuhörer, sich im großen Salon zu versammeln.

Auf den Gesichtern, die sich ihm zuwandten, lag eher Belustigung als Spannung. Mit der Ankunft von Inspector Morton und Superintendent Parwell hatte ein Gefühl von Bedrohung um sich gegriffen. Angesichts der uniformierten Polizisten, die Verhöre führten und Aussagen verlangten, war Privatdetektiv Hercule Poirot beinahe zu einer Art Witzfigur verblasst.

Timothy brachte die allgemeine Empfindung zum Ausdruck, als er im gut vernehmbaren Flüsterton zu seiner Frau sagte: «Aufgeblasener kleiner Wichtigtuer! Entwhistle hat wohl den Verstand verloren - was anderes kann man das nicht nennen!»

Der allgemeinen Stimmung nach zu urteilen, würde Hercule Poirot große Mühe haben, die gewünschte Wirkung zu erzielen.

Er begann auf seine etwas hochtrabende Art.

«Zum zweiten Male verkünde ich meine bevorstehende Abfahrt! Heute Vormittag setzte ich sie für den Zug um zwölf Uhr an. Heute Abend verkünde ich sie für den Zug um neun Uhr dreißig - das heißt, gleich nach dem Abendessen. Ich fahre, weil es hier nichts mehr für mich zu tun gibt.»

«Das hätte ich ihm die ganze Zeit schon sagen können.» Timothy war nicht bereit, seine Kommentare für sich zu behalten. «Es hat überhaupt nie etwas für ihn zu tun gegeben. Diese Frechheit!»

«Ursprünglich kam ich hierher, um ein Rätsel zu lösen. Das Rätsel ist gelöst. Lassen Sie mich zuerst die verschiedenen Punkte ansprechen, auf die der vortreffliche Mr. Entwhistle mich aufmerksam machte.

Zum einen stirbt Mr. Richard Abernethie eines plötzlichen Todes. Zum Zweiten sagt seine Schwester Cora Lansquenet nach seiner Beerdigung: <Er ist doch ermordet worden, oder nicht?). Zum Dritten wird Mrs. Lansquenet ermordet. Die Frage lautet: Stehen diese drei Ereignisse im Zusammenhang? Lassen Sie uns betrachten, was als Nächstes passiert. Miss Gilchrist, die Gefährtin der Toten, erkrankt, nachdem sie ein Stück mit Arsen vergifteten Hochzeitskuchen isst. Das ist also die nächste Etappe im Ablauf der Ereignisse.

Nun, wie ich Ihnen heute Vormittag bereits erklärte, ich bin im Verlauf meiner Ermittlung auf nichts - überhaupt nichts -gestoßen, das den Verdacht erhärtet, Mr. Abernethie sei vergiftet worden. Gleichermaßen, wie ich hinzufügen muss, habe ich nichts entdeckt, das einen Tod durch Gift schlüssig widerlegt. Doch wenn wir fortfahren, gestalten sich die Dinge einfacher. Es steht außer Zweifel, dass Cora Lansquenet bei der Beerdigung ihre Aufsehen erregende Frage stellte. Darüber herrscht Einstimmigkeit. Ebenso unstrittig ist, dass Mrs. Lansquenet am darauf folgenden Tag ermordet wird - mittels eines Beils. Lassen Sie uns nun das vierte Element der Handlungsreihe eingehender betrachten. Der Paketpostbote ist sich relativ sicher -obwohl er keinen Eid darauf schwören möchte -, dass er das Päckchen mit dem Hochzeitskuchen nicht zustellte. Wenn dem so ist, dann wurde das Päckchen von Hand abgegeben. Und obwohl wir keine cunbekannte Person) ausschließen können, müssen wir doch unser besonderes Augenmerk auf die Personen richten, die tatsächlich anwesend und in der Lage waren, das Päckchen dort hinzulegen, wo es in der Folge gefunden wurde. Dabei handelt es sich um Miss Gilchrist selbst; um Susan Banks, die an jenem Tag zur gerichtlichen Untersuchung gekommen war; Mr. Entwhistle - aber ja doch, wir müssen auch Mr. Entwhistle einbeziehen; schließlich war auch er zugegen, als Cora ihre Aufsehen erregende Bemerkung machte! Und noch zwei weitere Personen waren anwesend. Ein alter Herr, der sich als ein gewisser Mr. Guthrie ausgab, ein Kunstkritiker, und eine Nonne oder mehrere Nonnen, die am frühen Vormittag an die Tür klopften und um eine Spende baten.

Ich beschloss, von der Voraussetzung auszugehen, dass die Erinnerung des Paketpostboten korrekt war. Somit musste die kleine Gruppe von Verdächtigen eingehend untersucht werden. Miss Gilchrist profitierte in keinster Weise von Richard Abernethies Tod und nur in sehr kleinem Maße von Mrs. Lansquenets - im Gegenteil, deren Ableben beraubte sie ihrer Arbeitsstelle und brachte sie in die missliche Lage, eine neue Stelle suchen zu müssen. Zudem wurde Miss Gilchrist erwiesenermaßen mit einer Arsenvergiftung ins Krankenhaus eingeliefert.

Susan Banks profitierte durchaus von Richard Abernethies Tod und in kleinerem Umfang auch von Mrs. Lansquenets -obwohl das Motiv hier zweifellos eher in Sicherheit begründet läge. Sie hätte guten Grund haben können zu glauben, dass Miss Gilchrist eine Unterhaltung zwischen Cora Lansquenet und ihrem Bruder mit angehört hatte, in der sie namentlich erwähnt wurde, und so beschloss sie, dass Miss Gilchrist ausgeschaltet werden musste. Vergessen Sie nicht, sie selbst weigerte sich, den Hochzeitskuchen zu essen, und wollte den Arzt, als Miss Gilchrist nachts von Übelkeit befallen wurde, auch erst am folgenden Tag rufen.