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Mr. Entwhistle profitierte von keinem der beiden Todesfälle - aber er hatte beträchtlichen Einfluss auf Mr. Abernethies Geschäfte und die Treuhandfonds ausgeübt, und es hätte einen guten Grund geben können, weshalb Richard Abernethies Leben nicht allzu lange währen sollte. Aber - werden Sie einwenden -, wenn es Mr. Entwhistle war, warum sollte er sich dann an mich wenden?

Und darauf antworte ich: Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mörder seiner Sache allzu sicher ist.

Nun kommen wir zu denjenigen, die ich die beiden Außenstehenden nennen möchte - Mr. Guthrie und eine Nonne. Wenn Mr. Guthrie tatsächlich Mr. Guthrie der Kunstkritiker ist, dann ist er freigesprochen. Dasselbe gilt für die Nonne, wenn sie tatsächlich eine Nonne ist. Die Frage lautet - sind diese Leute das, wofür sie sich ausgeben, oder sind sie jemand anders?

Und ich muss hinzufügen, es zieht sich offenbar das sehr seltsame - motif, möchte ich es einmal nennen - einer Nonne durch die ganzen Ereignisse. Eine Nonne kommt an die Tür von Mr. Timothy Abernethies Haus, und Miss Gilchrist glaubt, es handelt sich um dieselbe Nonne, die sie in Lytchett St. Mary gesehen hat. Zudem stand eine Nonne, oder zwei Nonnen, am Tag vor Mr. Abernethies Tod hier an der Haustür ...»

«Drei zu eins, dass es die Nonne war», murmelte George Crossfield.

«Das sind also einige Elemente unseres Rätsels», fuhr Poirot fort. «Der Tod Richard Abernethies, die Ermordung von Cora Lansquenet, der vergiftete Hochzeitskuchen, das motif der <Nonne>.

Ich möchte einige weitere Elemente des Falls hinzufügen, die meine Aufmerksamkeit erregten.

Der Besuch eines Kunstkritikers, der Geruch nach Ölfarbe, eine Postkarte des Hafens von Polflexan und schließlich ein Wachsblumenstrauß auf dem Malachittisch, wo jetzt eine chinesische Vase steht.

Es war das Erwägen all dieser Elemente, das mich zur Wahrheit führte - und ich stehe nun kurz davor, Ihnen diese Wahrheit zu eröffnen.

Den ersten Teil erzählte ich Ihnen bereits heute Vormittag. Richard Abernethie ist plötzlich gestorben - und es hätte keinen Anlass gegeben, Argwohn zu schöpfen, wenn seine Schwester Cora bei der Beerdigung nicht die sonderbare Bemerkung gemacht hätte, die sie nun einmal machte. Der einzige Hinweis, dass Richard Abernethie ermordet worden sein könnte, besteht in diesen Worten. Als Folge davon waren Sie alle der Ansicht, dass tatsächlich ein Mord stattgefunden hatte, und Sie glaubten das - weniger wegen der Worte an sich als vielmehr wegen des Charakters von Cora Lansquenet. Denn Cora Lansquenet war dafür bekannt, in peinlichen Momenten die Wahrheit zu sagen. Das heißt, der Verdacht, dass Richard ermordet worden war, kam nicht nur wegen Coras Worten auf, sondern vor allem wegen Cora selbst.

Und nun komme ich zu der Frage, die ich mir plötzlich selbst stellte:

Wie gut kannten Sie alle Cora Lansquenet?»

Er schwieg einen Moment.

«Was meinen Sie damit?», fragte Susan scharf.

«Gar nicht gut - das ist die Antwort!», fuhr Poirot fort. «Die jüngere Generation hatte sie überhaupt nie kennen gelernt oder wenn, dann nur als kleine Kinder. Im Grunde waren an jenem Tag nur drei Leute im Haus, die Cora Lansquenet überhaupt kannten: der Butler, der alt und praktisch blind ist; Mrs. Timothy Abernethie, die sie nur wenige Male gesehen hatte, und das in der Zeit vor ihrer eigenen Hochzeit; und Mrs. Leo Aber-nethie, die sie recht gut kannte, aber seit über zwanzig Jahren nicht mehr gesehen hatte.

Also sagte ich mir: Angenommen, es war gar nicht Cora Lansquenet, die an jenem Tag an der Beerdigung teilnahm?»

«Wollen Sie damit sagen, dass Tante Cora nicht Tante Cora war?» Susan klang ungläubig. «Wollen Sie sagen, dass gar nicht Tante Cora ermordet wurde, sondern jemand anders?»

«O nein, es war Cora Lansquenet, die ermordet wurde. Aber es war nicht Cora Lansquenet, die am Tag zuvor der Beerdigung ihres Bruders beiwohnte. Die Frau, die an dem Tag kam, kam aus nur einem Grunde - um die Tatsache von Richards plötzlichem Tod zu ihrem Vorteil auszunutzen. Und um in den Köpfen seiner Anverwandten den Verdacht zu erwecken, er sei ermordet worden. Was ihr glänzend gelang!»

«Unsinn! Warum? Wozu sollte das gut sein?», fragte Maude aufgebracht.

«Warum? Um die Aufmerksamkeit vom eigentlichen Mord abzulenken. Vom Mord an Cora Lansquenet selbst. Denn wenn Cora sagt, dass Richard ermordet worden ist, und sie am folgenden Tag selbst ermordet wird, werden die beiden Todesfälle in Zusammenhang gebracht, als Ursache und Wirkung. Aber wenn nur Cora ermordet und ihr Haus ausgeraubt wird und wenn die Theorie vom Raubüberfall die Polizei nicht überzeugt, wo beginnt sie ihre Suche dann? In unmittelbarer Umgebung, nicht wahr? Der Verdacht fällt als Erstes auf die Frau, die mit ihr im Haus lebte.»

Miss Gilchrist protestierte fast ein wenig zu schrill. «Aber kommen Sie - wirklich - Mr. Pontarlier - Sie wollen doch nicht behaupten, ich würde wegen einer Amethystbrosche und einigen wertlosen Bildern einen Mord begehen?»

«Nein», räumte Poirot ein. «Etwas mehr war es schon. Unter den Bildern war eines, Miss Gilchrist, das den Hafen von Pol-flexan darstellte und das, wie Mrs. Banks scharfsichtig bemerkte, nach einer Postkarte gemalt wurde, auf der die alte Pier noch abgebildet war. Aber Mrs. Lansquenet malte immer nach der Natur. Da fiel mir wieder ein, dass Mr. Entwhistle erwähnt hatte, es habe im Haus nach Ölfarbe gerochen, als er das erste Mal dort war. Sie können doch malen, nicht wahr, Miss Gilchrist? Ihr Vater war Maler und Sie verstanden einiges von Malerei. Angenommen, eines der Bilder, die Cora billig auf einem Trödelmarkt gekauft hatte, war sehr wertvoll. Angenommen, sie selbst erkannte das nicht, Sie aber bemerkten es. Sie wussten, dass Cora bald den Besuch eines alten Freundes erwartete, der ein bekannter Kunstkritiker war. Dann stirbt plötzlich ihr Bruder - und Ihnen kommt ein Plan in den Sinn. Es ist ganz leicht, ihr morgens ein Beruhigungsmittel in den Tee zu geben, so dass sie den ganzen Tag der Beerdigung bewusstlos im Bett liegt, während Sie in Enderby ihre Rolle übernehmen. Sie kannten Enderby sehr gut aus ihren Erzählungen. Cora hatte, wie Menschen eines gewissen Alters es zu tun pflegen, häufig über ihre Kindheit gesprochen. Es war sehr leicht für Sie, als Erstes dem alten Lanscombe gegenüber eine Bemerkung über Baisergebäck und Hütten fallen zu lassen, um ihm Ihre Identität glaubhaft zu versichern, falls er daran zweifeln sollte. Doch, Sie haben Ihr Wissen von Enderby an dem Tag sehr gut eingesetzt, mit Anspielungen auf dieses, mit Erinnerungen an jenes. Niemand vermutete, dass Sie nicht Cora waren. Sie trugen Coras Kleidung, ein wenig ausgepolstert, und da Cora immer falsche Ponyfransen anlegte, konnten Sie ihr das leicht nachmachen. In den letzten zwanzig Jahren hatte niemand Cora gesehen - und in zwanzig Jahren verändern Leute sich so stark, dass man oft den Satz hört: <Ich hätte Sie nie im Leben wieder erkannt! > Aber Manierismen vergisst man nicht, und Cora hatte bestimmte unverkennbare Manierismen, die Sie vor dem Spiegel sorgfältig einstudierten.

Und genau da machten Sie sinnigerweise Ihren ersten Fehler. Sie vergaßen, dass ein Spiegelbild stets seitenverkehrt ist. Als Sie im Spiegel die perfekte Wiedergabe von Coras vogelartiger Kopfhaltung sahen, bemerkten Sie nicht, dass es falsche Seite war. Sie wussten, dass Cora - sagen wir - den Kopf stets nach rechts neigte, aber Sie vergaßen, dass Sie ihren eignen Kopf nach links legen mussten, um die Wirkung im Spiegel zu erzielen.