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»Lutschen Sie einfach jeden Tag an einem anderen Finger.«

Von da an mußte sich der Patient jedesmal, wenn er die Hand zum Mund führte, bewußt für einen Finger entscheiden, der an diesem Tag dran sein sollte. Die Woche war noch nicht um, da war er geheilt.

»Wenn ein Laster zur Gewohnheit wird, ist es schwierig, mit ihm umzugehen«, meinte Richard Crowley. »Doch wenn es von uns eine neue Haltung, neue Entscheidungen, eine Wahl verlangt, wird uns bewußt, daß es diese Anstrengung nicht wert ist.«

Das Ende der Angst

Zwei Rabbiner lassen nichts unversucht, um den Juden in Nazi-Deutschland geistlichen Beistand zu geben. Zwei Jahre lang leben sie in ständiger Angst, gefaßt zu werden, und zwei Jahre gelingt es ihnen, ihren Verfolgern zu entkommen und in verschiedenen Gemeinden Gottesdienste abzuhalten.

Am Ende werden sie doch gefangengenommen. Der erste Rabbiner betet in einem fort, aus Angst vor dem, was ihm bevorsteht. Der zweite schläft den ganzen Tag.

»Warum schläfst du?« fragt der ängstliche Rabbiner.

»Um bei Kräften zu bleiben. Ich weiß, daß ich sie noch brauchen werde«, sagt der andere.

»Aber hast du denn keine Angst? Wer weiß, was sie mit uns vorhaben.«

»Ich hatte Angst bis zu dem Augenblick, in dem wir gefangengenommen wurden. Die Zeit der Angst ist zu Ende; jetzt beginnt die Zeit der Hoffnung.«

Vom Christus- und vom Zirkuskind

Unsere Heilige Muttergottes stieg einst mit dem Jesuskind im Arm zur Erde nieder, um ein Kloster zu besuchen.

Die Mönche standen freudig aufgereiht da, um ihr ihre Ehrbezeugungen entgegenzubringen. Einer rezitierte Gedichte, ein anderer zeigte Buchmalereien, ein weiterer sagte die Namen der Heiligen auf.

Am Ende der Reihe stand ein einfacher Pater, der nicht das Glück hatte, bei den Weisen seiner Zeit gelernt zu haben. Seine Eltern waren Zirkusartisten gewesen. Als er an die Reihe kam, wollten die Mönche ihre Ehrbezeugungen abbrechen, weil sie befürchteten, er könnte ihr Kloster blamieren.

Doch er ließ sich nicht beirren und huldigte der Heiligen Jungfrau auf seine Weise. Unter den tadelnden Blicken der Brüder zog er schüchtern einige Orangen aus der Tasche und begann mit ihnen zu jonglieren, wie es ihn seine Eltern im Zirkus gelehrt hatten.

Erst da lächelte das Jesuskind und klatschte vor Freude in die Händchen. Und nur ihm streckte die Heilige Jungfrau die Hände entgegen, und nur er durfte ihren Sohn eine Weile auf dem Arm halten.

Überrasche dich selbst!

Versuche nicht immer vernünftig und konsequent zu sein. Schließlich hat Paulus schon gesagt: Dieser Welt Weisheit ist Torheit vor Gott.

Immer vernünftig zu sein bedeutet, stets eine zu den Socken passende Krawatte zu tragen. Es bedeutet, morgen die Meinung von gestern zu vertreten. Und die Erde - bewegt sie sich etwa nicht?

Sei ruhig inkonsequent, ändere deine Meinung, es steht dir zu, du brauchst dich dafür nicht zu schämen, solange niemand dadurch zu Schaden kommt. Was die anderen denken könnten, ist gleichgültig, sie denken sich ohnehin, was sie wollen. Bleib gelassen. Laß das Universum um dich kreisen, genieße es, über dich selbst überrascht zu sein. Welcher sich dünkt, weise zu sein, der werde ein Narr, sagt Paulus.

Aus der Reihe tanzen

Der Meister sagt:

»Heute wäre ein guter Tag, um etwas Außergewöhnliches zu tun.

Zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit auf der Straße tanzen. Einem oder einer Unbekannten in die Augen schauen und von Liebe auf den ersten Blick sprechen. Dem Chef gegenüber eine Idee vorbringen, mit der wir uns vielleicht lächerlich machen, an die wir jedoch glauben.

Ein Instrument kaufen, das wir schon immer spielen wollten, aber nicht wagten.

Die Krieger des Lichts gestehen sich solche Tage zu.

Wir können den Tag auch dazu benutzen, um alte Wunden zu lecken, die immer noch weh tun. Wir können jemanden anrufen, den nie wieder anzurufen wir uns geschworen haben (obwohl wir uns über eine Nachricht auf unserem Anrufbeantworter riesig gefreut hätten).

Heute könnte ein Tag sein, der nicht ins Pensum paßt, das wir jeden Morgen aufsetzen. Heute ist jeder Fehler erlaubt und verziehen.

Heute ist ein Tag der Lebensfreude.«

Von mutigen Schritten oder Von ganzen und halben Sachen

Der heilige Antonius lebte in der Wüste, als ein Jüngling zu ihm trat.

»Vater, ich habe alles, was ich besaß, verkauft und den Armen gegeben. Nur ein paar Dinge habe ich behalten, die mir helfen sollen, hier zu überleben. Ich bitte Euch, mir den Weg zur Erlösung zu zeigen.«

Der heilige Antonius bat den Jüngling, die wenigen Dinge, die er behalten hatte, ebenfalls zu verkaufen und mit dem Geld in der Stadt Fleisch zu erstehen. Auf dem Rückweg solle er das Fleisch an seinem Körper festbinden.

Der Jüngling gehorchte. Auf dem Rückweg wurde er von Hunden und Falken angefallen, die sich jeder ein Stück von dem Fleisch schnappen wollten.

»Hier bin ich wieder«, sagte der Jüngling und wies auf seinen zerkratzten Körper und die zerfetzten Kleider.

»Wer einen neuen Schritt tut und noch ein bißchen vom alten Leben beibehalten will, wird am Ende von der eigenen Vergangenheit zerfetzt«, war der Kommentar des Heiligen.

Die Segnungen des Tages

Der Meister sagt:

»Lebe alle die Segnungen, die Gott dir heute gegeben hat.

Segnungen können nicht angespart werden. Es gibt keine Bank, in die wir die erhaltenen Segnungen einzahlen können, um sie nach unserem Willen aufzubrauchen. Wenn wir diese Segnungen nicht nutzen, werden wir sie unwiederbringlich verlieren.

Gott weiß, daß wir Künstler sind, die das Leben formen. An einem Tag gibt er uns Ton, um daraus Figuren zu schaffen, an einem anderen Tag Pinsel und Leinwand oder eine Feder zum Schreiben. Doch wir werden nie Ton auf Leinwand oder Federn für Skulpturen benutzen können. Jeder Tag birgt sein eigenes Wunder. Nimm die Segnungen an, arbeite und schaffe heute daraus dein Kunstwerk. Morgen wirst du mehr erhalten.«

Macht Glück angst?

Der Meister sagt:

»Viele Menschen haben Angst vorm Glücklichsein. Denn um glücklich zu sein, müßten wir viel an uns und unseren Gewohnheiten aufgeben oder ändern. Häufig sträuben wir uns gegen die guten Dinge, die uns widerfahren, halten uns ihrer für unwürdig. Wir nehmen sie nicht an, weil wir fürchten, damit in Gottes Schuld zu stehen.

Wir denken: >Es ist besser, nicht vom Kelch der Freude zu trinken, weil wir leiden werden, wenn wir ihn einmal nicht mehr haben.< Aus Angst, an Größe zu verlieren, wachsen wir nicht. Aus Angst davor zu weinen, hören wir auf zu lachen.«

Die Kerze

An der Wand einer kleinen Kirche in den Pyrenäen steht geschrieben:

»Herr, möge diese Kerze, die ich eben angezündet habe, Licht verbreiten und mich in meinen Entscheidungen und Schwierigkeiten erleuchten. Möge sie das Feuer sein, mit dem Du in mir Egoismus, Stolz und Unreinheiten verbrennst. Möge sie die Flamme sein, mit der Du mein Herz erwärmst und mich lieben lehrst. Ich kann nicht lange in Deiner Kirche verweilen. Doch mit dieser Kerze bleibt ein wenig von mir hier. Hilf mir, mein Gebet auf mein Handeln an diesem Tag auszudehnen. Amen.«

Vom Sprung ins kalte Wasser

Als der Wanderer zehn Jahre alt war, bestand seine Mutter darauf, daß er Sportunterricht nahm. Eine Übung bestand darin, von einer Brücke ins Wasser zu springen. Er kam fast um vor Angst, stellte sich ganz hinten in die Reihe und litt mit jedem Jungen, der vor ihm sprang, denn bald würde der Augenblick kommen, m dem er selbst springen mußte. Eines Tages zwang ihn der Lehrer, der seine Angst bemerkte, als erster zu springen. Er hatte zwar genausoviel Angst, aber sie war so schnell vorbei, daß er nun mutig wurde.