Выбрать главу

Der Meister sagt:

»Häufig müssen wir auf den richtigen Augenblick warten. Manchmal aber müssen wir sofort handeln und ins kalte Wasser springen. In solchen Fällen ist Aufschieben das allerschlimmste.«

Gibt es Gott?

Eines Morgens, als Buddha inmitten seiner Schüler saß, trat ein Mann hinzu.

»Gibt es Gott?« fragte er.

»Es gibt ihn«, antwortete Buddha.

Nach dem Mittagessen kam ein anderer Mann.

»Gibt es Gott?« fragte er.

»Nein, es gibt ihn nicht«, sagte Buddha.

Am Abend kam ein dritter Mann, der dieselbe Frage stellte:

»Gibt es Gott?«

»Das mußt du selber entscheiden«, antwortete Buddha.

»Meister, das ist absurd!« sagte einer seiner Schüler. »Wie könnt Ihr auf ein und dieselbe Frage verschiedene Antworten geben?«

»Weil es unterschiedliche Menschen sind, die mir die Frage stellen«, antwortete der Erleuchtete. »Ein jeder nähert sich Gott auf seine Weise: durch die Gewißheit, die Negation und den Zweifel.«

Aus sich selbst heraustreten

Wir sind immer damit beschäftigt zu handeln, etwas zu tun, Probleme zu lösen, für andere zu sorgen. Ständig sind wir dabei, eine Sache zu planen, eine andere zu vollenden, eine dritte zu entdecken. Daran ist nichts Schlechtes, denn schließlich bauen und verändern wir so die Welt. Doch zur Lebenserfahrung gehört auch das Gebet.

Hin und wieder innehalten, aus sich selbst heraustreten, angesichts des Universums still sein. Mit Körper und Seele niederknien. Ohne zu bitten, ohne zu denken, nicht einmal für etwas zu danken. Nur die wortlose Liebe, die uns umgibt, erleben. In diesen Augenblicken können unerwartet Tränen fließen, die weder Tränen der Freude noch der Trauer sind. Sei nicht überrascht. Dies ist eine Gabe. Diese Tränen waschen deine Seele.

Weinen wie ein Kind

Der Meister sagt:

»Wenn du weinen mußt, weine wie ein Kind. Auch du warst einmal ein Kind, und weinen war eins der ersten Dinge, die du in deinem Leben gelernt hast. Denn es gehört zu deinem Leben. Vergiß niemals, daß du frei bist, und daß es nicht peinlich ist, seine Gefühle zu zeigen.

Schrei, schluchze heftig, sei laut, wenn dir danach ist - denn so weinen die Kinder, und sie wissen, wie sie ihr Herz schnell beruhigen.

Hast du schon einmal bemerkt, wie Kinder aufhören zu weinen?

Irgend etwas bringt sie auf andere Gedanken, irgend etwas lenkt ihre Aufmerksamkeit auf ein neues Abenteuer.

Kinder hören schnell auf zu weinen. So wird es auch bei dir sein - aber nur, wenn du wie ein Kind weinst.«

Der richtige Moment

Der Wanderer ißt mit einer befreundeten Anwältin in Fort Lauderdale zu Abend. Ein stark angetrunkener Mann am Nebentisch versucht beharrlich, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Irgendwann bittet die Freundin den Betrunkenen, sie in Ruhe zu lassen. Doch er läßt nicht locker:

»Warum denn? Ich habe von Liebe gesprochen, wie es ein nüchterner Mann nie tun würde. Ich habe Freude gezeigt, habe versucht, mich Fremden mitzuteilen. Was ist falsch daran?«

»Es ist nicht der richtige Moment«, antwortete sie.

»Gibt es denn einen richtigen Moment, um Glücklichsein zu zeigen?«

Daraufhin wurde der Betrunkene eingeladen, sich zu den beiden an den Tisch zu setzen.

Neu anfangen

Als der Meister unterwegs war, um das Wort Gottes zu verbreiten, fing das Haus, in dem er sonst mit seinen Schülern lebte, Feuer.

»Er hat uns das Haus anvertraut, und wir haben uns nicht richtig darum gekümmert«, klagte einer der Schüler. Und sie begannen umgehend, wieder aufzubauen, was nach dem Brand noch übrig war.

Der Meister aber kam früher als erwartet zurück und sah, was sie machten.

»Es sieht aus, als ginge es uns besser: ein neues Haus?« fragte er freudig.

Einer der Schüler erzählte beschämt die Wahrheit: Der Ort, den sie gemeinsam bewohnt hatten, sei von den Flammen zerstört worden.

»Ich verstehe nicht recht, wovon du redest«, antwortete der Meister.

»Ich sehe Männer, die ans Leben glauben und eine neue Lebensphase beginnen. Diejenigen, die das einzige verloren haben, das sie besaßen, sind besser dran als viele andere, denn nun kann für sie alles nur besser werden.«

Unbeirrt seinen Weg gehen

Der Meister sagt:

»Wenn du den Weg deiner Träume gehst, gib dich ihm ganz hin. Laß mit der Entschuldigung >Das ist noch nicht ganz das, was ich wollte< keine Hintertür offen. In diesem Satz liegt der Keim für eine Niederlage.

Geh deinen Weg. Auch wenn das manchmal heißt, Schritte ins Ungewisse zu tun, auch wenn du weißt, daß du es besser machen könntest. Wenn du deine Möglichkeiten in der Gegenwart ausschöpfst, wirst du in Zukunft sicher besser werden.

Doch wenn du deine eigenen Grenzen leugnest, wirst du sie nie überwinden.

Stelle dich mutig deinem Weg, fürchte dich nicht vor der Kritik der anderen. Und vor allem, laß dich nicht durch Selbstkritik lähmen.

Gott wird in den schlaflosen Nächten an deiner Seite sein und deine heimlichen Tränen mit Seiner Liebe trocknen.

Gott ist der Gott der Tapferen.«

Der verlorene Sohn oder Von glückhaften Umwegen

Auf der Suche nach unseren Träumen und Idealen gehen wir in die Welt hinaus. Häufig halten wir das für unerreichbar, was in Reichweite liegt. Wenn wir den Irrtum erkennen, haben wir das Gefühl, wir hätten unsere Zeit vergeudet, indem wir in der Ferne suchten, was so nah lag. Wir machen uns Vorwürfe wegen der falschen Schritte, wegen der nutzlosen Suche, wegen des Unheils, das wir angerichtet haben.

Der Meister sagt:

»Auch wenn der Schatz in deinem Haus vergraben ist, wirst du ihn erst finden, wenn du dich entfernst. Hätte Petrus nicht dreimal geleugnet, wäre er nicht zum Oberhaupt der Kirche erwählt worden.

Hätte der verlorene Sohn nicht alles verlassen, wäre er nicht von seinem Vater festlich empfangen worden.

In unserem Leben gibt es Dinge mit einem Siegel, auf dem steht: >Du wirst meinen Wert erst erkennen, wenn du mich verloren und wiedergefunden hast.< Es ist nicht gut, diesen Weg abkürzen zu wollen.«

Der Elefant oder Die dünnen Fesseln der Gewohnheit

Einem Dompteur gelingt es, einen Elefanten mit einem ganz einfachen Trick zu beherrschen: Er bindet das Elefantenkind mit einem Fuß an einen großen Baumstamm.

Sosehr es sich auch wehrt, es kann sich nicht befreien. Ganz allmählich gewöhnt es sich daran, daß der Baumstamm stärker ist als es selbst.

Wenn der Elefant erwachsen ist und ungeheure Kräfte besitzt, braucht man nur eine Schnur an seinem Bein zu befestigen und ihn an einen Zweig anzubinden, und er wird nicht versuchen, sich zu befreien.

Denn er erinnert sich daran, daß er diesen Versuch unzählige Male vergebens unternommen hat.

Wie bei den Elefanten stecken auch unsere Füße nur in einer dünnen Schlinge. Doch da wir von Kindesbeinen an die Macht jenes Baumstammes gewohnt sind, wagen wir nicht, uns zu wehren.