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Die Kurven verliefen stetig auf und ab.

Tanner drückte auf die Vorspultaste. »Das ist Mrs. Mark Harris, deren Mann sich vom Eiffelturm stürzte, beziehungsweise heruntergestoßen wurde.«

Kellys Gesicht erschien auf dem Bildschirm.

Hat Mark jemals eine Olga erwähnt?

Mr. Kingsley, was soll das Ganze eigentlich?

Die Pariser Polizei hat in der Hosentasche Ihres Mannes eine Mitteilung gefunden. Darin ist von einer Belohnung für gewisse Auskünfte die Rede, und sie ist mit »Alles Liebe, Olga« unterschrieben.

Ich ... ich weiß nicht, was ...

Aber Sie sagten doch, er hätte mit Ihnen über alles gesprochen.

Ja, aber ...

Aus dem, was wir bislang in Erfahrung bringen konnten, schließen wir, dass Ihr Mann offenbar etwas mit dieser Frau zu tun hatte und .

Nein! Das sieht Mark ganz und gar nicht ähnlich. Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir keinerlei Geheimnisse voreinander hatten.

Die Kurven auf dem Stimmen-Stress-Analysator blieben so gleichmäßig wie zuvor. Kellys Bild verschwand.

»Was sind das für Linien am Bildschirm?«, fragte John Higholt.

»Das ist ein Stimmen-Stress-Analysator, ein so genannter CVS A. Er erfasst kleinste Schwankungen der menschlichen Stimme. Wenn der Befragte lügt, kommt es zu stärkeren Frequenzabweichungen. Das ist modernste Technologie. Und im Gegensatz zum Polygraphen muss man keine Drähte anschließen. Ich bin davon überzeugt, dass beide Frauen die Wahrheit gesagt haben. Sie müssen beschützt werden.«

John Higholt runzelte die Stirn. »Was meinen Sie damit? Vor wem müssen sie beschützt werden?«

»Ich bin der Meinung, dass sie in Gefahr schweben, dass sie unterbewusst mehr wissen, als ihnen klar ist. Beide hatten eine sehr gute Beziehung zu ihren Männern. Ich bin davon überzeugt, dass irgendwann irgendetwas Aufschlussreiches gesagt wurde, das ihnen seinerzeit möglicherweise gar nicht auffiel. Aber sie haben es abgespeichert. Wenn sie darüber nachdenken, besteht die Möglichkeit, dass es ihnen wieder einfällt. In dem Augenblick könnten sie in Lebensgefahr schweben, weil der oder die Täter, die ihre Männer umgebracht haben, es auch auf sie abgesehen haben könnten. Ich werde zusehen, dass ihnen kein Leid geschieht.«

»Wollen Sie sie beschatten lassen?«

»Das war einmal, John. Heutzutage gibt es für so was elektronische Hilfsmittel. Ich lasse Mrs. Stevens’ Apartment überwachen - mit Kameras, Mikrofonen und allem, was dazu erforderlich ist. Wir setzen jede verfügbare Technologie ein, um sie zu bewachen. Sobald jemand versucht, ihr etwas anzutun, wissen wir Bescheid.«

John Higholt dachte einen Moment lang nach. »Was ist mit Kelly Harris?«

»Sie wohnt im Hotel. Leider hatten wir keinen Zugang zu ihrer Suite und konnten sie nicht präparieren. Aber ich habe Männer im Foyer postiert, die sofort eingreifen werden, falls irgendetwas darauf hindeuten sollte, dass es Schwierigkeiten gibt.« Tanner stockte einen Moment. »Ich möchte, dass die KIG fünf Millionen Dollar Belohnung für Hinweise aussetzt, die zur Ergreifung .«

»Moment, Tanner«, wandte John Higholt ein. »Das ist nicht nötig. Wir werden diese Sache aufklären und .«

»Na schön. Wenn es die KIG nicht tut, werde ich persönlich eine Belohnung von fünf Millionen Dollar aussetzen. Immerhin trägt die Firma meinen Namen.« Seine Stimme wurde härter. »Ich möchte, dass diejenigen, die hinter dieser Sache stecken, gefasst werden.«

20

Diane Stevens und Kelly Harris saßen in einer Ecknische des Cafés schräg gegenüber der KIG-Zentrale. Kelly wartete darauf, dass Diane das Wort ergriff.

Diane wusste nicht recht, womit sie anfangen sollte. Was für eine schreckliche Sache ist Ihrem Mann zugestoßen, Mrs. Harris? Wurde er ermordet, genau wie Richard?

»Nun?«, sagte Kelly unwirsch. »Sie sagten doch, Sie wollten mit mir über meinen Mann sprechen. Wie gut haben Sie Mark gekannt?«

»Ich habe ihn nicht gekannt, aber ...«

Kelly war aufgebracht. »Sie haben doch gesagt, Sie .«

»Ich habe gesagt, ich möchte über ihn reden.«

Kelly stand auf. »Ich habe keine Zeit für so was.« Sie wollte gehen.

»Warten Sie! Ich glaube, wir beide machen das Gleiche durch, und möglicherweise könnten wir einander helfen.«

Kelly blieb stehen. »Was meinen Sie damit?«

»Setzen Sie sich bitte.«

Widerwillig nahm Kelly wieder in der Nische Platz. »Fahren Sie fort.«

»Ich wollte Sie fragen, ob .«

Ein Kellner kam an ihren Tisch und brachte die Speisekarte. »Was möchten die Damen?«

So schnell wie möglich weg, dachte Kelly. »Nichts.«

»Zwei Kaffee«, sagte Diane.

Kelly warf Diane einen kurzen Blick zu und sagte trotzig:

»Bringen Sie mir einen Tee.«

»Ja, Ma’am.« Der Kellner ging.

Diane sagte: »Ich glaube, dass Sie und ich ...«

Ein kleines Mädchen kam an ihren Tisch und wandte sich an Kelly. »Krieg ich ein Autogramm von Ihnen?«

Kelly blickte sie an. »Weißt du, wer ich bin?«

»Nein, aber meine Mutter sagt, dass Sie eine bekannte Persönlichkeit sind.«

»Nein, das stimmt nicht«, sagte Kelly.

»Oh.« Sie blickten der Kleinen hinterher, die enttäuscht wegging.

Diane schaute Kelly fragend an. »Sollte ich wissen, wer Sie sind?«

»Nein«, versetzte Kelly spitz. »Und ich kann es nicht leiden, wenn man sich in meine Angelegenheiten einmischt. Was soll das Ganze überhaupt, Mrs. Stevens?«

»Diane bitte. Ich habe gehört, dass Ihrem Mann etwas Schreckliches zugestoßen ist, und .«

»Ja, er wurde umgebracht.« Hat Mark jemals eine Olga erwähnt?

»Mein Mann wurde ebenfalls umgebracht. Und beide haben bei der KIG gearbeitet.«

»Ist das alles?«, sagte Kelly unwirsch. »Tja, das gilt auch für tausende anderer Menschen. Wenn sich zwei davon eine Erkältung holen, bezeichnen Sie das dann als eine Epidemie?«

Diane beugte sich vor. »Hören Sie, das hier ist wichtig. Zunächst einmal .«

»Tut mir Leid«, fiel Kelly ihr ins Wort. »Ich bin nicht in der Stimmung, mir so was anzuhören.« Sie nahm ihre Handtasche.

»Und ich bin nicht in der Stimmung, darüber zu sprechen«, versetzte Diane. »Aber es könnte sehr .«

Plötzlich hallte Dianes Stimme durch das Café.

»In dem Zimmer waren vier Männer ...«

Erschrocken drehten sich Diane und Kelly um. Dianes Stimme drang aus einem Fernsehgerät über der Theke. Dort lief eine Aufzeichnung von ihrer Zeugenaussage im Gerichtssaal.

»Einer davon war an einen Stuhl gefesselt. Mr. Altieri fragte ihn offenbar etwas, während die beiden anderen Männer neben ihm standen. Dann zog Mr. Altieri eine Schusswaffe, schrie irgendetwas und schoss dem Mann in den Hinterkopf.«

Der Nachrichtensprecher tauchte auf dem Bildschirm auf.

»Das war Diane Stevens bei ihrer Aussage im Prozess gegen den des Mordes angeklagten Mafiaboss Anthony Altieri. Die Geschworenen befanden ihn soeben für nicht schuldig.«

Diane saß wie vom Donner gerührt da. »Nicht schuldig?«

»Anthony Altieri wurde vorgeworfen, vor fast zwei Jahren einen seiner Untergebenen ermordet zu haben. Trotz der Aussage von Diane Stevens schenkten die Geschworenen anderen Zeugen Glauben, die ihr widersprachen.«

Kelly starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Bildschirm. Ein weiterer Zeuge wurde vereidigt.