Kelly holte tief Luft und nickte. »Weiter.«
Diane klickte die nächsten Hinweise an. »Gary Reynolds - in Denver, und in Manhattan« - Diane versagte die Stimme -»Richard.« Sie stand auf. »Das war’s.«
»Was nun?«, fragte Kelly.
»Wir müssen herausfinden, wie das alles zusammenpasst. Gehen wir.«
Auf halber Höhe des Häuserblocks kamen Kelly und Diane an einem Computerladen vorbei.
»Einen Moment«, sagte Kelly.
Diane folgte ihr, als Kelly in den Laden ging und sich an den
Geschäftsführer wandte.
»Entschuldigen Sie. Ich heiße Kelly Harris. Ich bin Tanner Kingsleys Assistentin. Wir brauchen bis heute Nachmittag drei Dutzend Ihrer besten und teuersten Computer. Wäre das möglich?«
Der Manager strahlte übers ganze Gesicht. »Oh -selbstverständlich, Mrs. Harris. Für Mr. Kingsley tun wir doch alles. Wir haben sie natürlich nicht alle hier, aber wir können sie aus unserem Lager kommen lassen. Ich werde mich persönlich darum kümmern. Sollen wir sie in Rechnung stellen oder wollen Sie bar bezahlen?«
»Bezahlung bei Lieferung«, erwiderte Kelly.
Als sich der Geschäftsführer eiligen Schrittes entfernte, sagte Diane: »Ich wünschte, ich wäre darauf gekommen.«
Kelly grinste. »Das kommt schon noch.«
»Ich dachte, Sie würden das hier vielleicht sehen wollen, Mr. Kingsley.« Kathy Ordonez reichte ihm etliche Zeitungen. Die Schlagzeilen kündeten von einem weiteren Unwetter: TORNADO VERWÜSTET AUSTRALIEN
Fünfter Kontinent erstmals von Wirbelsturm heimgesucht -Mehrere Ortschaften zerstört - Anzahl der Opfer noch ungewiss - Meteorologen stehen vor einem Rätsel - Ozonloch schuld an Wetterkapriolen?
Tanner wandte sich an seine Assistentin. »Schicken Sie das an Senatorin van Luven. Dazu einen Begleitbrief: >Liebe Senatorin van Luven, ich glaube, die Zeit läuft uns davon. Beste Grüße, Tanner Kingsley<.«
»Ja, Sir.«
Tanner blickte auf seinen Computermonitor, als er den Signalton hörte, der ihm mitteilte, dass er einen Warnhinweis vom Sicherheitsdienst seiner Abteilung für Informationstechnologie erhalten hatte.
Tanner hatte von der IT-Abteilung so genannte »Spider« installieren lassen - High-Tech-Software, die ständig das Internet nach Informationen durchforstete. Er persönlich hatte die Spider so konfiguriert, dass sie sofort feststellten, wenn jemand Auskünfte bezüglich des Todes von Richard Stevens oder Mark Harris einholen wollte, und jetzt schaute er gespannt auf den Warnhinweis auf seinem Bildschirm. Er drückte auf einen Summer. »Andrew, komm zu mir!«
Andrew saß in seinem Büro und gab sich einem Tagtraum hin, in dem es um den Versuch ging, den er im Auftrag des Pentagon durchführen musste. In Gedanken befand er sich in dem Umkleideraum, um einen Schutzanzug für sich zu holen, den die Army geschickt hatte. Er wollte gerade einen von der Stange nehmen, aber Tanner war da und reichte ihm einen Anzug und die dazugehörige Gasmaske. Zieh den hier an. Er wird dir Glück bringen. Tanner war .
»Andrew, komm zu mir!«
Andrew stand auf, als er den Befehl hörte, und begab sich gemächlich in Tanners Büro.
»Setz dich.«
»Ja, Tanner.« Er nahm Platz.
»Diese Weiber haben gerade unsere Website in Berlin angeklickt. Weißt du, was das heißt?«
»Ja ... Ich ... Nein.«
Tanners Sekretärin meldete sich über die Gegensprechanlage. »Die Computer sind da, Mr. Kingsley.« »Welche Computer?«
»Die von Ihnen bestellten.«
Verdutzt stand Tanner auf und ging hinaus in das Vorzimmer. Dort waren drei Dutzend Computer auf Transportwagen übereinander getürmt. Daneben standen der Geschäftsführer des Computerladens und drei Männer in Overalls.
Der Manager strahlte übers ganze Gesicht, als Tanner auf ihn zukam. »Ich habe Ihren Auftrag prompt erledigt, Mr. Kingsley. Das Beste vom Besten. Wir stehen jederzeit wieder zu Ihrer Verfügung, wenn Sie ...«
Tanner starrte auf die übereinander gestapelten Computer. »Wer hat die bestellt?«
»Ihre Assistentin, Kelly Harris. Sie sagte, Sie bräuchten sie sofort, deshalb .«
»Nehmen Sie sie wieder mit«, sagte Tanner leise. »Sie werden dort, wo sie hingeht, nicht benötigt.«
Er machte kehrt und ging in sein Büro zurück. »Andrew, weißt du, weshalb sie sich Zugang zu unserer Website verschafft haben? Nun ja, ich werde es dir erklären. Sie versuchen, die Opfer aufzuspüren und den Grund für ihren Tod herauszufinden.« Tanner setzte sich wieder. »Dazu müssen Sie aber nach Europa. Nur dass sie nicht dorthin gelangen werden.«
Andrew wirkte einen Moment lang verlegen. »Nein .«
»Wie werden wir sie daran hindern, Andrew?«
Andrew nickte. »Sie daran hindern .«
Tanner musterte seinen Bruder und sagte abschätzig: »Ich wünschte, ich könnte mit jemandem reden, der ein bisschen Verstand hat.«
Andrew sah, wie Tanner zu einem Computer ging und sich hinsetzte. »Wir werden ihnen die Finanzmittel streichen. Wir haben ihre Sozialversicherungsnummern.« Er tippte etwas in das Keyboard, während er sprach. »Diane Stevens . «, sagte er versonnen, während er die Backdoor-Software aktivierte, die die KIG installiert hatte, als man sie beauftragt hatte, das Experian-System Y2K-kompatibel zu machen. Durch diese Backdoor-Software konnte sich Tanner Zugang zu Programmen verschaffen, an die nicht einmal die oberste Geschäftsleitung von Experian herankam.
»Schau. Experian verfügt über sämtliche Daten zu ihrem Bankkonto, einem Rückstellungskonto für die Steuer und ihrem Kreditrahmen bei der Bank.«
Andrew schluckte. »Ja, Tanner. Ja.«
Tanner wandte sich wieder dem Computer zu. »Wir geben ein, dass ihre Kreditkarten gestohlen gemeldet wurden . Jetzt machen wir bei Kelly Harris das Gleiche . Danach suchen wir die Website von Dianes Bank auf.« Er ging in die Website und klickte einen Link mit der Bezeichnung »Kontoführung« an.
Anschließend gab er Diane Stevens’ Kontonummer und die letzten vier Ziffern ihrer Sozialversicherungsnummer ein, worauf ihm prompt Zugang gewährt wurde. Sobald er den entsprechenden Zugriff hatte, buchte er sämtliche Guthaben in Außenstände um, kehrte dann zur Kreditdatei von Experian zurück und sperrte ihr Girokonto unter dem Vermerk »Mangels Deckung«.
»Andrew .«
»Ja, Tanner.«
»Siehst du, was ich gemacht habe? Ich habe Diane Stevens’ ganzes Vermögen in Schulden umgewandelt, die erst beglichen werden müssen, bevor man ihr wieder Kredit gewährt.« Ein selbstgefälliger Unterton schwang in seiner Stimme mit. »Jetzt verfahren wir mit Kelly Harris ebenso.«
Als Tanner fertig war, stand er auf und ging zu Andrew.
»Das wäre erledigt. Sie haben weder Geld noch einen Kreditrahmen. Ins Ausland kommen sie auf keinen Fall. Wir haben sie festgenagelt. Wie findest du deinen kleinen Bruder?«
Andrew nickte. »Gestern Abend habe ich im Fernsehen einen Film über .«
Außer sich vor Wut ballte Tanner die Faust und drosch sie seinem Bruder so heftig ins Gesicht, dass Andrew vom Stuhl fiel und mit einem lauten Schlag an die Wand prallte. »Du Mistkerl! Hör gefälligst zu, wenn ich mit dir rede.«
Die Tür wurde aufgerissen, und Kathy Ordonez, Tanners Sekretärin, kam hereingestürzt. »Ist alles in Ordnung, Mr. Kingsley?«
Tanner drehte sich zu ihr um. »Ja. Der arme Andrew ist nur gestolpert.«
»Ach, du meine Güte.«
Zu zweit halfen sie Andrew wieder auf die Beine.
»Bin ich hingefallen?«
»Ja, Andrew«, sagte Tanner beruhigend. »Aber jetzt ist alles wieder gut.«
»Mr. Kingsley«, flüsterte Kathy Ordonez, »finden Sie nicht, dass Ihr Bruder zu Hause besser aufgehoben wäre?«
»Selbstverständlich«, antwortete Tanner. »Aber das würde ihm das Herz brechen. Hier ist sein wahres Zuhause, und außerdem kann ich mich hier um ihn kümmern.«