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»Ich weiß nicht, ob ihnen das weiterhilft«, sagte Karl Götze zögerlich, »aber einer der Mieter hat mir gestern Abend erzählt, dass ein Krankenwagen vor dem Haus gehalten hat, und er hat sich noch erkundigt, ob jemand krank ist. Als ich rausgekommen bin, um nachzusehen, was los ist, war der Krankenwagen schon wieder weg. Hilft Ihnen das?« »Wir werden uns darum kümmern«, sagte der Oberkommissar. »Was ... was ist mit ihr ... mit der Leiche?«, fragte Götze nervös.

»Der Polizeiarzt ist schon unterwegs. Lassen Sie das Wasser ablaufen, und breiten Sie ein Handtuch über sie.«

4

Ich habe leider schlechte Nachrichten ... letzte Nacht getötet ... Wir haben seine Leiche unter einer Brücke gefunden ...

Für Diane Stevens war die Zeit stehen geblieben. Ziellos wanderte sie in der Wohnung umher, die voller Erinnerungen war. Hier ist es nicht mehr schön ... nicht mehr wohnlich. Ohne Richard ist es nur ein Haufen kalter Steine. Nie wieder wird hier Leben einkehren.

Diana sank auf die Couch und schloss die Augen. Richard, mein Liebling, an dem Tag, an dem wir geheiratet haben, hast du mich gefragt, was für ein Geschenk ich mir wünsche. Ich habe gesagt, ich möchte nichts haben. Aber jetzt wünsche ich mir etwas. Komm zurück. Es spielt keine Rolle, wenn ich dich nicht sehen kann. Nimm mich einfach in die Arme. Ich weiß, dass du hier bist. Ich muss dich noch einmal spüren. Ich möchte, dass du mir noch einmal die Brust streichelst . Ich möchte mir deine Stimme noch mal vorstellen, hören, wie du mir sagst, ich mache die beste Paella auf der Welt... Ich möchte, dass du mich noch einmal bittest, die Zudecke nicht wegzuziehen ... Ich möchte noch einmal hören, wie du sagst, dass du mich liebst. Sie versuchte die Tränen zu unterdrücken, die ihr plötzlich in die Augen stiegen, doch sie schaffte es nicht.

Nachdem Diane erfasst hatte, dass Richard tot war, schloss sie sich tagelang in ihrer abgedunkelten Wohnung ein und ging weder ans Telefon noch an die Tür. Wie ein waidwundes Tier, das sich in seinem Bau verkriecht. Sie wollte allein sein mit ihrem Schmerz. Richard, ich wollte dir so oft sagen »Ich liebe dich«, damit du sagst »Ich liebe dich auch«. Doch ich wollte nicht, dass du das Gefühl hast, ich würde dich vereinnahmen. Aber jetzt brauche ich dich so sehr.

Als aber das Telefon ununterbrochen klingelte und ständig jemand an der Tür schellte, öffnete Diane schließlich doch.

Carolyne Ter, eine ihrer besten Freundinnen, stand draußen. Sie schaute Diane an und sagte: »Du siehst ja furchtbar aus.« Dann wurde ihre Stimme sanfter. »Alle versuchen, dich zu erreichen, meine Liebe. Wir sind außer uns vor Sorge.«

»Tut mir Leid, Carolyn, aber ich kann einfach nicht .«

Carolyn nahm Diane in die Arme »Ich weiß. Aber du hast viele Freunde, die dir beistehen wollen.«

Diane schüttelte den Kopf. »Nein, das ist un .«

»Diane, Richard ist tot, aber du lebst noch. Schotte dich nicht vor den Menschen ab, die dich lieben. Ich mache ein paar Anrufe.«

Viele Freunde und Freundinnen von Diane und Richard riefen an und kamen zu dem Apartment, und Diane musste sich ein ums andere Mal die endlose Litanei der Trost- und Trauerfloskeln anhören.

»Sieh es doch einfach so, Diane. Richard hat jetzt seinen Frieden .«

»Gott hat ihn zu sich geholt, meine Liebe .«

»Ich weiß, dass Richard im Himmel ist und zu dir herunterblickt ...«:

»Er ist jetzt an einem besseren Ort .«

»Er weilt bei den Engeln .«

Diane hätte am liebsten laut aufgeschrien.

Der Besucherstrom schien nicht abreißen zu wollen. Paul Deacon, der Inhaber der Galerie, die Dianes Bilder ausstellte, kam zum Apartment. Er schloss Diane in die Arme und sagte: »Ich habe versucht, dich zu erreichen, aber .«

»Ich weiß.« »Es tut mir so Leid um Richard. Er war ein Mann, wie man ihn nicht oft findet. Aber Diane, du darfst dich nicht so verkriechen. Die Leute wollen mehr von deinen wunderbaren Arbeiten sehen.«

»Ich kann nicht. Das ist für mich nicht mehr wichtig, Paul. Nichts ist mehr wichtig. Ich bin fertig damit.«

Nichts konnte sie umstimmen.

Als es tags darauf wieder klingelte, ging Diane nur widerwillig an die Tür. Sie warf einen Blick durch den Spion und sah eine kleine Menschentraube draußen stehen. Verblüfft öffnete sie die Tür. Ein Dutzend kleiner Jungen drängte sich im Flur.

Einer von ihnen hatte ein Bukett Blumen in der Hand.

»Guten Morgen, Mrs. Stevens..« Er reichte Diane das Bukett.

»Vielen Dank.« Mit einem Mal fiel ihr ein, wer sie waren. Sie spielten in der Juniorenmannschaft, die Richard trainiert hatte.

Diane hatte zahllose Blumen, Beileidskarten und E-Mails erhalten, doch dieses Geschenk rührte sie besonders.

»Kommt rein«, sagte sie.

Die Jungs marschierten in das Zimmer. »Wir wollten Ihnen nur sagen, wie sehr uns das mitnimmt.«

»Ihr Mann war ein toller Typ.«

»Er war echt cool.«

»Und er war ein großartiger Trainer.«

Nur mit Mühe konnte Diane die Tränen zurückhalten.

»Ich danke euch. Er fand euch auch ganz große Klasse. Er war sehr stolz auf euch.« Sie holte tief Luft. »Möchtet ihr vielleicht etwas trinken oder .«

Tim Holm, der Zehnjährige, der in der Trainingsstunde, bei der sie zugesehen hatte, den Flatterball gefangen hatte, ergriff das Wort. »Nein danke, Mrs. Stevens. Wir wollten Ihnen nur sagen, dass er uns ebenfalls fehlt. Wir haben für die Blumen alle zusammengelegt. Sie haben zwölf Dollar gekostet. Na ja, jedenfalls wollten wir, dass Sie wissen, wie Leid uns das tut.«

Diane schaute sie an und sagte leise: »Danke, Jungs. Ich weiß, wie sehr sich Richard gefreut hätte, dass ihr hergekommen seid.«

Sie murmelten ihren Abschiedsgruß und gingen.

Als Diane ihnen hinterherblickte, erinnerte sie sich daran, wie sie Richard zum ersten Mal beim Training mit den Jungs zugesehen hatte. Er hatte mit ihnen geredet wie ein Gleichaltriger, hatte sich so ausgedrückt, dass sie ihn verstanden, und sie hatten ihn dafür geliebt. Das war der Tag, an dem ich mich in ihn verliebt habe.

Diane hörte draußen den Donner grollen, dann schlugen die ersten schweren Tropfen ans Fenster wie die Tränen Gottes. Regen. Es war an einem langen Feiertagswochenende gewesen

»Gehen Sie gern picknicken?«, fragte Richard.

»Für mein Leben gern.«

Er lächelte. »Ich hab’s gewusst. Ich möchte Sie zu einem Picknick ausführen. Ich hole Sie morgen Mittag ab.«

Es war ein wunderschöner, sonniger Tag. Richard hatte ein Picknick im Central Park vorbereitet. Er hatte silbernes Besteck, Tischtuch und Stoffservietten dabei, und als Diane sah, was im Picknickkorb war, lachte sie. Roastbeef ... Schinken ... zwei große Pasteten ... eine ganze Reihe Getränke und verschiedene Desserts.

»Das reicht ja für eine ganze Armee! Kommt noch jemand?« Und ohne dass sie es wollte, kam ihr ein Gedanke. Ein Pfarrer? Sie errötete.

Richard betrachtete sie. »Ist alles in Ordnung?«

In Ordnung? Ich war noch nie so glücklich. »Ja, Richard.«

Er nickte. »Gut. Dann wollen wir nicht weiter auf die Armee warten. Fangen wir an.«

Es gab viel zu reden, während sie aßen, und mit jedem Wort kamen sie einander näher. Beide waren sich aber auch der starken sexuellen Spannung bewusst, die zwischen ihnen entstand. Und dann fing es mitten an diesem herrlichen Nachmittag plötzlich an zu regnen. Binnen weniger Minuten waren sie klatschnass.