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ausgesehen?«

»Era un punki«, antwortete Rocío. Becker sah sie verwirrt an. »¿Unpunki?« »Sí. Punki.«

»Eine Punkerin?«

»Ja, eine Punkerin! ¡Con muchas joyas! Mit lauter Glitzerzeug und Ketten behängt! An einem Ohr hatte sie so einen komischen

Ohrhänger, einen Totenkopf, glaube ich.« »Es gibt Punk-Rocker in Sevilla?«

Rocío lächelte. »jTodo bajo el sol! Alles, was es unter der Sonne gibt!« Das war der Slogan des Fremdenverkehrsbüros von Sevilla.

»Hat das Mädchen Ihnen gesagt, wie es heißt?«

»Nein.«

»Hat es gesagt, wo es hin will?«

»Nein. Sein Spanisch war ganz miserabel.«

»Ach, es war gar keine Spanierin?«

»Nein, Engländerin, glaube ich. Mit ganz verrückten Haaren - rot, weiß und blau.«

Becker schauderte bei dem Gedanken an die groteske Farbkombination. »Könnte es vielleicht auch eine Amerikanerin

gewesen sein?«, fragte er schließlich.

»Das glaube ich nicht«, widersprach Rocío. »Das T-Shirt des Mädchens sah aus wie die britische Flagge.«

Becker nickte stumm. »Okay, rot-weiß-blaue Haare, ein Union-Jack-T-Shirt, einen Totenkopf-Ohrhänger, was noch?«

»Nichts weiter. Nur eine ganz normale Punkerin.«

Eine ganz normale Punkerin! Becker war in der Welt der Colleges zu Hause, wo die jungen Leute Sweatshirts und ordentliche Frisuren trugen! Von dem, was diese Frau ihm beschrieb, hatte er noch nicht einmal eine vage Vorstellung. »Fällt Ihnen denn sonst nichts mehr

ein?«, bohrte er.

Rocío dachte kurz nach. »Nein, das war schon alles.«

In diesem Augenblick krachte das Bett. Rocíos Kunde hatte sich

bewegt. Becker sah ihn an. »Wissen Sie noch etwas?«, fragte er den Mann in perfektem Deutsch. »Irgendetwas, was mir dienlich sein könnte, um diese Punkerin mit dem Ring zu finden?«

Es gab eine lange Pause, als ob der schwabbelige Riese etwas sagen wollte, aber nicht wusste, wie. Seine Unterlippe bebte, dann sammelte er sich und sagte etwas. Durch seinen schweren deutschen Akzent entstellt, gab er vier englische Wörter von sich. »Fock off and

die.«

Becker holte tief Luft. »Wie bitte?«

»Fock off and die!«, wiederholte der Dicke und patschte sich mit seiner fleischigen Linken auf den rechten Unterarm – eine

ungeschickte Imitation der derben Geste für fuck you.

Für Empörung war Becker viel zu müde. Fuck off and die? Hau ab und verrecke? Was war in den Schlappschwanz gefahren? Becker wandte sich wieder an Rocío. »Klingt, als wäre ich hier nicht mehr

willkommen«, sagte er auf Spanisch.

»Kümmern Sie sich nicht um ihn«, entgegnete Rocio mit einem Lächeln. »Er ist nur ein bisschen frustriert. Er bekommt schon noch, wofür er mich bezahlt.« Sie warf kokett die Locken und blinzelte

Becker verführerisch zu.

»Gibt es sonst noch etwas?«, fragte Becker. »Irgendetwas, was mir weiterhelfen könnte?«

Rocío schüttelte den Kopf. »Das ist alles. Sie werden das Mädchen aber nicht finden. Sevilla ist eine große Stadt. Man kann sich hier

ganz schön verlaufen.«

»Ich werde mein Bestes tun.« Eine Frage der nationalen Sicherheit.

»Wenn Sie kein Glück haben«, sagte Rocío mit einem Blick auf die Beule in Beckers Jackett, wo der Umschlag steckte, »dann kommen sie doch wieder her. Mein Bekannter wird bestimmt schlafen. Klopfen Sie leise. Ich finde schon ein Zimmer für uns. Sie werden eine Seite von Sevilla erleben, die Ihnen unvergesslich bleiben

wird.« Sie machte eine sinnliche Schnute.

Becker zwang sich zu einem höflichen Lächeln und entschuldigte sich bei dem Deutschen für die Unannehmlichkeiten. »Ich werde mich

jetzt auf den Weg machen.«

Der schwabbelige Riese lächelte zaghaft. »Keine Ursache.« Becker ging zur Tür. Keine Ursache?, wunderte er sich. Und was war mit

>fock off and die<?

KAPITEL 36

Manueller Programmabbruch? Susan starrte perplex auf ihren Bildschirm.

Sie war sicher, keinen Abbruchbefehl eingegeben zu haben, jedenfalls nicht absichtlich. War es möglich, dass sie irrtümlich die

entsprechende Zeichenfolge getippt hatte?

»Unmöglich!«, murmelte sie. Laut Kopfzeile war der Abbruchbefehl vor noch nicht einmal zwanzig Minuten erfolgt. Aber in den letzten zwanzig Minuten hatte sie lediglich ihren Zugriffscode eingetippt, als sie mit dem Commander nach draußen gegangen war. Der Computer konnte die Zeichenfolge des Zugriffscodes unmöglich

als Abbruchbefehl interpretiert haben.

Susan holte sich das ScreenLock-Protokoll auf den Bildschirm, auch wenn es reine Zeitverschwendung war. Sie überprüfte die eingegebene Zeichenfolge des Zugriffscodes auf seine Richtigkeit.

Natürlich hatte sie den Code richtig eingetippt.

Wo kommt dann der Abbruchbefehl her?, sinnierte sie zornig.

Stirnrunzelnd schloss sie das ScreenLock-Fenster. In dem Sekundenbruchteil, in dem es vom Bildschirm verschwand, sah sie etwas. Sie öffnete das Fenster erneut und schaute sich die Daten genau an. Sie passten nicht zusammen. Es gab einen korrekten

»Bildschirmlöschen«-Eintrag für die Zeit, zu der sie Node 3 verlassen hatte, aber der Zeitpunkt der folgenden Bildschirmaktivierung war

merkwürdig. Zwischen den beiden Eintragungen lagen nur ein paar Minuten, aber Susan war sicher, dass sie mit dem Commander länger als nur ein paar Minuten gesprochen hatte.

Sie fuhr die Eintragungen nach unten ab und konnte nur staunen. Drei Minuten später war wieder ein »Bildschirmlöschen«-Befehl

registriert. Dem Protokoll zufolge hatte jemand ihr Terminal in Betrieb genommen und wieder abgeschaltet, während sie draußen

war.

»Das ist doch nicht möglich!«, keuchte Susan. Als einziger Kandidat für einen Zugriff kam Greg Hale in Frage, aber Susan wusste mit Bestimmtheit, dass sie ihm ihren Zugriffscode nicht gegeben hatte. In bester kryptographischer Tradition hatte sie sich einen vollkommen willkürlichen Code ausgedacht und ihn auch nicht niedergeschrieben. Es war völlig undenkbar, dass Hale den aus fünf alphanumerischen Zeichen bestehenden Code erraten haben konnte. Die Wahrscheinlichkeit dafür lag bei sechsunddreißig hoch fünf –

über einhundertzwölftausend Möglichkeiten.

Aber das Protokoll der ScreenLock-Befehle war eindeutig. Hale hatte sich in Susans Abwesenheit an ihrem Terminal zu schaffen gemacht. Er hatte ihrem Tracer einen Abbruchbefehl hinterhergejagt. Für Susan wich die Frage nach dem Wie schnell der Frage nach dem Warum. Für einen Einbruch in ihr Terminal fehlte Hale jedes Motiv. Er hatte ja noch nicht einmal gewusst, dass sie einen Tracer losgeschickt hatte. Und selbst wenn er es gewusst hätte, dachte Susan, wieso sollte er etwas gegen ihre Suche nach der Adresse eines North

Dakota haben?

Die ungelöste Frage schien sich in ihrem Kopf zu verselbstständigen und zu vervielfachen. »Das Wichtigste zuerst!«, ermahnte sie sich laut. Mit Hale würde sie sich später beschäftigen. Konzentriert konfigurierte sie den Tracer noch einmal und drückte auf

die Entertaste. Ihr Terminal piepste:

TRACER ABGESCHICKT

Es mochte Stunden dauern, bis die Rückmeldung kam. Susan verfluchte Hale und fragte sich, wie um alles in der Welt er an ihren Zugriffscode gelangt sein und welches Interesse er an dem Tracer

haben konnte.

Sie stand auf und ging schnurstracks zu Hales Terminal. Der Bildschirm war dunkel, aber zugriffsgeschützt war das Terminal nicht, wie sie an dem schwachen Flimmern der Bildschirmränder erkennen konnte. Die Kryptographen verriegelten ihr Termial nur abends, wenn