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»Hast du das gehört, HK?«, schrie er. »Wenn du uns nicht zurückbringst, macht Zwei es.«

HK antwortete nicht.

»HK?«, schrie Jonas.

Der Definator gab ein schnarrendes Geräusch von sich und eine mechanisch klingende Stimme schaltete sich ein: »Der gewünschte Teilnehmer wurde bewusstlos geschlagen. Gefahr! Gefahr! Alarm! Rettungsaktion erforderlich!«

»Da habt ihr's!«, murmelte Andrea. »Ich versuche es mit Zweis Plan. Brendan? Antonio?«

»Bin dabei«, sagte Antonio und nahm Andreas Hand. »Ich vermisse meinen Marker jetzt schon.«

»Retten wir die Welt durch die Kunst«, sagte Brendan und griff ebenfalls nach Zweis Definator, sodass seine Hand genau auf Andreas und Antonios zu liegen kam.

»Ich auch!«, sagte Jonas und streckte die Hand aus. Dann zögerte er. »Aber vielleicht sollte Katherine lieber nicht -«

»Hör bloß auf damit!«, schrie Katherine ihm ins Ohr.

Sie umklammerte den Arm ihres Bruders. »Du wirst mich nicht beschützen. Ich komme auch mit zurück!«

Jonas' Finger berührten Andreas, doch diese zog im letzten Moment die Hand weg.

»Was machst du da?«, schrie er.

Andrea sah ihn im schwachen Licht des Definators traurig an.

»Ich weiß nicht, ob ich meinen Großvater retten kann«, sagte sie. »Oder mich selbst. Aber ich weiß, dass ich euch retten kann.«

»Was? Nein!«, schrie Jonas. Ihm war plötzlich ganz schwindelig. Wollte Andrea damit wirklich sagen, dass sie bereit war, ihr eigenes Leben aufs Spiel zu setzen, aber nicht seines und das von Katherine? Beschützte sie am Ende ihn?«

»Aber es sollte umgekehrt sein!«, schrie er sie an. »Katherine und ich sollten dich retten!«

Andrea schenkte ihm ein wehmütiges kleines Lächeln.

»Wenn dir jemand wirklich etwas bedeutet, dann funktioniert es in beide Richtungen«, sagte sie.

Und dann war sie verschwunden.

Sechsundvierzig

»Nein!«, schrie Jonas. »Nein!«

»Wartet!«, schrie Katherine. »Andrea? Brendan? Antonio?«

Alle drei waren verschwunden.

Jonas packte den Definator, den HK programmiert hatte.

»HK?«, schrie er hinein. »Andrea?«

Schweigen. Sie rasten weiter durch die Dunkelheit.

»Wenigstens hast du bekommen, was du wolltest«, sagte Katherine nach einer Weile.

»Wovon redest du?«, fragte Jonas zurück. »Wir schweben durch die Zeit! Wir haben keine Ahnung, wo wir hintreiben! Wir wissen nicht, was mit Andrea und den anderen ist! Ich habe nichts von dem, was ich will!«

»Immerhin hast du zu hören gekriegt, dass du Andrea etwas bedeutest«, sagte Katherine.

»Das hab ich nicht«, widersprach Jonas, hielt dann aber inne. Er dachte an Andreas letzte Worte: Wenn dir jemand wirklich etwas bedeutet, dann funktioniert es in beide Richtungen. Und sie hatte ihn beschützt, so wie er die ganze Zeit versucht hatte sie zu beschützen. War es das Gleiche, wie zu sagen, dass er ihr etwas bedeutete?

»Aber es ist ganz anders gelaufen, als ich es mir vorgestellt habe!«, beklagte er sich. »Als du und Chip euer großes Willst-du-mit-mir-gehen-Gespräch hattet, ist er am Schluss mit uns nach Hause gekommen. Es hat alles ins Lot gebracht!«

»Na ja, diesmal ist es eben anders«, sagte Katherine. »Und - aaahh!«

Genau in diesem Moment wurde Jonas von etwas gepackt, einer Kraft, die so stark war, dass sie ihn herumwirbelte und er sich überschlug. Mit der einen Hand umklammerte er den Definator, mit der anderen packte er Katherines Arm, die sich gleichzeitig an ihm festhielt.

»W-was war das?«, fragte Katherine, als das Kreiseln endlich aufgehört hatte.

Der Definator klickte und schnarrte.

»Das war wohl die Welle«, sagte eine Stimme aus dem Definator. »Sie geht von den Veränderungen im Jahr 1600 aus. Jetzt hat sie euch erreicht.«

»Ist das schon wieder Zwei?«, fragte Jonas ungläubig.

»Aus HKs Definator?«, fügte Katherine hinzu.

»Wenn ihr so weit gekommen seid, dann wisst ihr inzwischen, dass ich für alles Vorsorge treffe«, fuhr die Stimme fort. Es war definitiv Zwei. »Ich will nicht prahlen, aber ich habe 6582 verschiedene Nachrichten auf HKs Definator vorinstalliert und meine Spuren so gut verwischt, dass ich mir zu 99,994 Prozent sicher bin, dass er keine einzige davon entdeckt hat. Falls du allerdings diese Nachricht abhören solltest, HK, entschuldige ich mich dafür, dich schon wieder unterschätzt zu haben.«

Zwei machte eine Pause.

»Seid ihr noch da, Jonas und Katherine? Das dachte ich mir.« Jonas konnte Zweis Grinsen, sein übersteigertes Selbstvertrauen förmlich hören. »Diese Nachricht wurde durch eine festgelegte Abfolge von Ereignissen aktiviert, von denen einige für euch vielleicht die Frage aufwerfen, wie es um das Schicksal eurer Freunde steht.«

»Sag bloß«, murmelte Jonas.

»Ups, habe ich gerade Schicksal gesagt? Das ist eigentlich nicht mehr der passende Ausdruck«, fuhr Zwei fort. »Auch wenn die Gewissheit, die ich zu bieten habe, geringer ist als früher, ist es doch höchstwahrscheinlich, dass sich die Großmut, die Selbstaufopferung, das Talent und, nun ja, die Anständigkeit eurer Freunde bezahlt gemacht haben. Ich gehe davon aus, dass ihr in diesem Moment das Jahr 1602 passiert, und die Chancen stehen gut, dass Brendan und Antonio zu diesem Zeitpunkt bereits ihr erstes großes Meisterwerk vollendet haben und Andrea ihren Großvater gesund gepflegt hat. Allen geht es gut. Selbst HK.«

»Dann lassen Sie uns anhalten, damit wir uns selbst davon überzeugen können!«, brüllte Katherine in den Definator.

»Na, na«, sagte Zwei. »Sicher schreit ihr jetzt nach Beweisen, aber es ist nun mal so, dass ich nicht alles vermag. Außerdem gibt es da ein paar winzige Problemchen, die entstanden sind, als ich 1600 den Welleneffekt ausgelöst habe. Manche würden mich sogar rücksichtslos schimpfen. Aber ich kann dazu nur sagen: Ich habe vollstes Vertrauen, dass es euch beiden gelingen wird, meine Fehler auszumerzen. Jedenfalls habe ich so viel Vertrauen, wie ich angesichts dieser neuen Ungewissheit aufbringen kann.«

»Moment mal. Wie war das? Wovon reden Sie? Was sollen wir tun?«, stotterte Jonas.

Wieder begann er zu kreiseln und Purzelbäume zu schlagen: nach oben, nach unten, von links nach rechts, von rechts nach links, kopfüber, kopfunter.

»Neiiin«, stöhnte Katherine.

»Tut mir leid«, sagte Zwei. »Ihr werdet in der Welle eine Weile vor- und zurückgewirbelt. Es ist eine Art Wettrennen um die Frage, wer zuerst im Jahr 1611 ankommt. Ihr beide auf eurer Mission, die Zeit zu reparieren? Oder der Welleneffekt, der alles verändert?«

Das Kreiseln begann erneut.

»Ich habe das überprüft und so, wie es aussieht, ist keiner von euch besonders anfällig für die Luft-, Seeoder Reisekrankheit«, erklärte Zwei. »Was wirklich ein Glück ist.«

Weiteres Kreiseln.

»Ich gehe nie wieder in einen Vergnügungspark!«, schrie Katherine.

»Ist das nicht lustig?«, fragte Zwei mit übertrieben fröhlicher Stimme. Ich habe mir nie viel aus Wetten gemacht. Warum auch, wenn man das Ergebnis immer im Voraus weiß? Aber jetzt, wo alles möglich ist...«

Den Rest des Satzes hörte Jonas nicht, weil er sich wieder zu drehen begann.

»Ich habe mir also gedacht, dass ihr gegen einen kleinen Deal nichts einwenden würdet«, sagte Zwei, als das Kreiseln aufhörte. »Ihr räumt die Probleme im Jahr 1611 aus dem Weg und ich garantiere, dass eure Freunde wohlbehalten aus dem Jahr 1600 ins einundzwanzigste Jahrhundert zurückkommen. Wohlbehalten und glücklich, selbst in Andreas Fall.«

»Und. HK«, murmelte Jonas und kämpfte gegen die Schwindelgefühle an. Er konnte nicht mehr unterscheiden, ob er sich schon wieder drehte oder ob alles nur in seinem Kopf stattfand. »Sie müssen auch HK retten.«