Выбрать главу

»Damit meint er, daß Sie die ganze Sache abblasen sollen«, murmelte Colonel Peyroles.

»Führen Sie lieber einen interstellaren Krieg, Peyroles. Timmy - ich meine, Knafti, ich werde für diesen Job bezahlt. Die Arcturus-Konföderation hat uns engagiert. Ich empfange meine Befehle von Arthur S. Bigelow junior und werde sie ausführen, egal, ob das Knafti paßt oder nicht.«

Tschilpen und Gezwitscher zwischen Knafti und dem bleichen, hinkenden Jungen. Der Arcturer verließ sein Schlinggestell und watschelte zum Fenster, blickte in den Himmel und auf den Hubschrauberverkehr. Timmy Brown sagte: »Es spielt keine Rolle, wie Ihre Befehle lauten. Ich, Knafti, teile Ihnen mit, daß Ihre Arbeit schädlich ist.« Er zögerte, dann fuhr er fort und flüsterte vor sich hin: »Wir wünschen nicht, hier eine Basis auf Kosten der Wahrheit zu errichte. Und.« Er drehte sich flehentlich zu dem Arcturer um. »Und es ist offensichtlich, daß Sie versuchen, die Wahrheit zu ändern.«

Er tschilpte den Arcturer an, der seine blinden schwarzen Augen vom Fenster abwandte und auf uns zukam. Arcturer gehen nicht. Sie schleppen sich auf dem unteren Teil des Brustkastens dahin. Ihre Gliedmaßen sind elastisch und dünn, und was sie nicht zur Fortbewegung brauchen, verwenden Sie, um zu gestikulieren. Knafti benützte jetzt eine ganze Reihe seiner Gliedmaßen, als er einen Schwall von Zwitscherlauten auf den Jungen losließ.

»Sonst«, beendete Timmy Brown das Gespräch, »muß ich, Knafti, Ihnen sagen, daß wir einen neuen Krieg führen werden.«

Sobald ich in meinem Zimmer angekommen war, meldete ich mich per Fernschreiber in Chicago, um neue Befehle und eine Klärung der Dinge zu erbitten, und erhielt die Antwort, mit der ich gerechnet hatte: »Alle Aktionen stoppen. ASB-jr. wird konsultiert. Erwarten Sie Instruktionen.«

Und so wartete ich. Zwischendurch rief ich Candace im Büro an, um den neuesten Situationsbericht zu bekommen. Ich erzählte ihr von der Beinahe-Revolte in der Suite des Waffenstillstandteams und fragte sie, was das alles zu bedeuten hatte. Sie zuckte mit den Schultern. »Wir haben nur ihre Terminpläne, und darauf steht: Konferenz mit Bürgerdelegation. Aber eines der Komiteemitglieder hat eine Sekretärin, die immer mit einem Mädchen aus unserer Buchhaltungs- und Archivabteilung Mittagessen geht und.«

»Und du wirst alles rausfinden. Okay, tu das. Wie sieht's zur Zeit bei euch aus?«

Sie las mir eine Zusammenfassung der einzelnen Besprechungen und Lageberichte vor. Sie waren gemischt, aber nicht übel. Die Statistikkurve der öffentlichen Meinung stieg leicht nach oben an, zugunsten der Arcturer. Das war nicht viel, aber es war der erste Pluspunkt seit meiner Ankunft in Beiport - und doppelt verwirrend wegen der Haltung Knaftis und der Streiterei mit der Bürgerdelegation.

»Warum, Schätzchen?« fragte ich.

Candaces Gesicht auf dem Bildschirm des V-3-Telefons war ebenso verwirrt wie meines. »Wir sind noch am Schnüffeln.«

»Okay. Dann schnüffelt weiter.«

Es gab noch mehr Pluspunkte. Die Blumenausstellung hatte sich überraschend günstig auf die Meinungsbildung ausgewirkt -zumindest auf die Meinung der Leute, die hingegangen waren. Natürlich war das nur ein kleiner Prozentsatz der Bevölkerung von Beiport. Auch die Arcturuskatzen waren ein Erfolg. Dafür hatten wir Minuspunkte beim Eltern-Lehrerverein und bei Kaffeekränzchen gesammelt sowie durch Candaces inzwischen aufgelösten arcturisch-amerikanischen Freundschaftsverein.

Jetzt erst konnte ich in vollem Umfang ermessen, was uns die Kinder angetan hatten. In allen Familien-Situationsstatistiken waren die Meinungen der Interviewten wesentlich ungünstiger als zuvor, wo sie in einer nichtfamiliären Umgebung befragt worden waren - bei der Arbeit, auf der Straße oder in einem Theater.

Die Bedeutung dieser Fakten entsprach genau den Äußerungen, die ich Connick gegenüber gemacht hatte. Kein Mensch ist eine simple Existenzform. Sein Verhalten wechselt ständig - je nachdem, ob er sich nun als Familienoberhaupt betrachtet, ob er eine Cocktailparty besucht, ob er zur Arbeit geht oder ob er im Verkehrshubschrauber neben einem hübschen Mädchen sitzt. Das sind elementare Wahrheiten. Aber die Jungs von der Meinungsforschung haben ein halbes Jahrhundert gebraucht, um zu lernen, wie man sich ihrer bedient.

In diesem Fall war es ganz klar, wie man vorgehen mußte. Man mußte die familiären Elemente herunterspielen und auf Show machen. Also ordnete ich weitere Festzugswagen, Fackelparaden und eine Teenagerschönheitskonkurrenz an. Die vierzehn Picknick-Rallies, die wir geplant hatten, sagte ich ab.

Ich hielt mich nicht genau an die Anweisungen aus Chicago. Aber das spielte keine Rolle. Das alles konnte man mit einem einzigen Wort rückgängig machen. Außerdem handelt es sich nur um unbedeutende Details. Die eine große Lüge war mir immer noch nicht zugeflogen.

Ich zündete mir eine Zigarette an, dachte eine Minute lang nach und sagte dann: »Schätzchen, besorg mir ein paar repräsentative Stichproben aus den Gesprächen mit Familienoberhäuptern und mit Familien, die Marskinder adoptiert haben. Ich brauche keine Integration oder Analysen, nur die simplen Interviews, aber ohne das Bla-Bla.«

Sobald sie aus der Leitung war, meldete sich Chicago am Fernschreiber: Frage von ASB-jr.: Vorausgesetzt, Sie haben ein unbegrenztes Budget zur Verfügung und völlig freie Hand -können Sie garantieren - ich wiederhole, garantieren -, daß wir das Referendum gewinnen?

Damit hatte ich nicht gerechnet.

Trotzdem, die Frage war legitim. Ich brauchte einen Moment, um darüber nachzudenken.

Junior Bigelow hatte mir immer ziemlich freie Hand gegeben, wie er es gewöhnlich tat. Wie sonst könnte ein Störenfried arbeiten? Wenn er jetzt betonte, daß ich völlig freie Hand hatte, so tat er das nicht, weil er dachte, ich hätte ihn beim erstenmal nicht verstanden - auch nicht, weil er befürchtete, ich könnte mit Sekretärinnengehältern knausern. Er meinte in der Tat nur das eine - siegen Sie, koste es, was es wolle.

Würde ich es unter diesen Bedingungen schaffen?

Natürlich könnte ich gewinnen - vorausgesetzt, ich fand die eine große Lüge. Man kann jede Wahl gewinnen, überall -vorausgesetzt, man ist bereit, den richtigen Preis dafür zu bezahlen.

Es war nur schwierig, den Preis zu finden, den man bezahlen mußte. Es geht nicht immer nur um Geld. Manchmal ist der Preis, mit dem man bezahlt, ein menschliches Wesen, in der Rolle, die ich für Connick vorgesehen hatte. Wirf den Göttern ein Menschenopfer vor, und sie werden dein Gebet erhören.

Aber war Connick das Opfer, das sich die Götter wünschten? Würde es mir nützen, ihn zu besiegen, angesichts der Tatsache, daß sein Gegner einer der Männer war, die Knafti in der Suite des Waffenstillstandteams angeschrien hatten?

Und wenn es so war - würde mein Messer scharf genug sein, um Connicks Blut fließen zu lassen? Nun, bisher war es immer scharf genug gewesen. Und wenn Connick nicht der richtige Mann war - ich würde den richtigen Mann finden. Ja, teilte ich Chicago kurz und bündig mit.

Die Antwort kam innerhalb einer Minute, als hätte der Junior neben dem Fernschreiber gestanden, um auf meine Entscheidung zu warten - und wahrscheinlich hatte er das auch getan. Gunner, wir haben den Auftrag von der Arctuctus-Konföderation verloren. Der Verbindungsmann sagt, alles sei abgeblasen. Sie kündigen den Vertrag und deuten an, daß sie auch den Waffenstillstandsvertrag annullieren wollen. Ich brauche Ihnen nicht erst zu sagen, daß wir sie brauchen. Die Möglichkeit, gute Resultate in Beiport zu erzielen, würde sie umstimmen. Darauf müssen wir jetzt hinarbeiten. Gunner, gewinnen Sie diese Wahl - um jeden Preis.

Danach surrte das 3-V-Telefon. Wahrscheinlich war es Candace, aber ich wollte jetzt nicht mit ihr sprechen. Ich schaltete alle Kommunikationseinheiten auf Stop und ging erst mal unter die Dusche, stellte sie auf Vollnadelspray ein und ließ das Wasser auf mich herabrauschen. Das war keine Gedankenhilfe, sondern ein Gedankenersatz. Ich wollte nicht mehr denken. Ich wollte Zeit gewinnen. Ich wollte nicht nachdenken über die Fragen: