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(a)    Würde der Krieg wieder ausbrechen, und wenn ja, zu wieviel Prozent wäre das meine Schuld?

(b)    Was würde ich mit dem netten Mr. Connick tun?

(c)    Würde sich das alles lohnen?

(d)    Wie sehr würde ich mich am kommenden Weihnachtstag verabscheuen?

Ich wollte nichts weiter, als mich von duftendem, schäumendem Wasser narkotisieren zu lassen. Als meine Haut blaß und faltig auszusehen begann, obwohl ich zu keinen Schlüssen gekommen war und keine Lösung gefunden hatte, verließ ich die Dusche, zog mich wieder an und schaltete die Kommunikationseinheiten ein und ließ sie wieder surren und blinken und klingeln.

Candace kam zuerst dran. »Gunner, großer Gott, hast du gehört, was die Waffenstillstandskommission gemacht hat? Sie haben soeben eine Erklärung veröffentlicht.«

»Ich weiß. Was noch, Schätzchen?«

Braves Mädchen. Sie schaltete sofort um, ohne sich was anmerken zu lassen. »Dann war diese Versammlung der delegierten Bürger in der Suite des Waffenstillstandteams.«

»Ich war dabei. Das war schon vor der Erklärung der Waffenstillstandskommission. Weiter!«

Sie blickte auf die Papiere in ihrer Hand, zögerte und sagte dann: »Nichts Wichtiges. Oh - Gunner - dieser 3-V-Termin heute abend.« »Ja, Schätzchen?«

»Soll ich ihn absagen?«

»Nein. Natürlich werden wir die Sendezeit nicht mit dem arcturisch-amerikanischen Freundschaftsverein oder sonstwas verplempern, das wir geplant hatten. Aber wir werden die Zeit nutzen - irgendwie - ich weiß es noch nicht.«

»Aber der Junior sagte.«

»Honey«, unterbrach ich sie, »der Junior sagt alles mögliche. Hat sich irgend jemand gemeldet, der mich skalpieren wollte?«

»Nun ja, Mr. Connick. Aber ich dachte, du würdest ihn nicht sehen wollen.«

»Ich will ihn sehen. Ich will alle sehen.«

»Alle?« Das überraschte Candace. Sie vertiefte sich wieder ihre Liste. »Da wäre noch jemand vom Waffenstillstandteam.«

»Mach das ganze Team draus.«

».und Commander Whitling von.«

»Von der Klinik. Klar. Und sag ihm, er soll ein paar von den Kindern mitbringen.«

».und.« Ihre Stimme erstarb, und sie sah mich an. »Junner, machst du Witze? Du willst doch nicht wirklich alle diese Leute sehen.«

Ich lächelte, streckte die Hand aus und streichelte das Videofon. Von ihrem Blickpunkt aus würde es nun so aussehen, als hätte sich eine riesige, verschwommene Hand auf den Bildschirm gelegt, aber sie würde wissen, was ich meinte. »Du irrst dich gewaltig, Schätzchen. Ich will sie alle sehen - um so mehr Leute, desto besser, am besten alle auf einmal in einem Büro. Du darfst alles Nötige veranlassen, Schätzchen, denn ich habe jetzt zu tun.«

»Was machst du denn, Gunner?«

»Ich denke nach, warum ich alle die Leute sehen will.« Ich schaltete das 3-V-Telefon aus, ging hinaus und ließ die anderen Apparate hinter mir ins Leere surren und blinken und klingeln.

Als mir die Beine weh taten, ging ich ins Büro und verscheuchte Haber aus seinem Privatraum. Ich ließ ihn neben seinem einstigen Schreibtisch warten, während ich Candace anrief und erfuhr, daß sie alle Termine für heute abend ausgemacht hatte. Dann sagte ich zu Haber, daß er verschwinden sollte. »Und vielen Dank«, fügte ich hinzu.

Er blieb auf dem Weg zur Tür stehen.

»Wofür, Gunner?«

»Für dieses schöne Büro, in dem man so nett die Zeit totschlagen kann.« Ich wies auf die Möbel. »Als ich in Chicago die Rechnungen sah, überlegte ich, wofür Sie wohl fünfzig Tausender ausgegeben haben, und ich gebe zu, daß ich dachte, Sie hätten die Rechnungen ein bißchen frisiert. Aber ich habe mich geirrt.«

»Gunnerboy!« rief er tief gekränkt. »So was würde ich doch nie tun!«

»Ich glaube Ihnen. Warten Sie mal!« Ich dachte sekundenlang nach, dann sagte ich ihm, er sollte mir ein paar Techniker hereinschicken und verhindern, daß mich irgend jemand - ich wiederholte: irgend jemand - störte, was immer der Betreffende auch auf dem Herzen haben mochte. Ich jagte ihm ganz schöne Angst ein. Er ging hinaus, ein tief erschütterter Mann, ein bißchen wütend, ein bißchen bewundernd und vermutlich auch ein bißchen aufgeregt, weil er nun bald sehen würde, wie sich der Große Mann höchstselbst da rauslavieren würde. Der Große Mann unterhielt sich kurz mit den Technikern, dann schlief er zehn Minuten, trank die Martinis von seinem Dinnertablett und warf alles andere in den Abfalleimer.

Als ich noch fast eine Stunde bis zu den Terminen hatte, die Candace für mich vereinbart hatte, streifte ich im Büro des fetten Katers Haber umher, um herauszufinden, welche Vergnügungsmöglichkeiten es enthielt.

Da waren seine Akten. Ich blickte sie an und vergaß sie wieder. Unter diesen gehorteten Erinnerungsstücken befand sich nichts, was mich interessierte, nicht einmal, um Klatschgeschichten daraus zu machen. Da standen Bücher in einem Regal. Aber ich hatte keine Lust, die Staub-Patina abzuwischen, die sogar den Reinigungsmaschinen standgehalten hatte. Da waren seine Privatbar und die Fotosammlung in der untersten Schublade seines Schreibtisches. Es sah aus, als hätte ich langweilige Zeiten vor mir, bis sich die Leute vom 3-V-Studio meldeten und mir mitteilten, sie hätten alle gewünschten Vorbereitungen getroffen und ich könne nun den 3-V-Effekt-Monitor von meinem Schreibtisch aus fernkontrollieren. Da wußte ich, daß ich nun eine angenehme Methode gefunden hatte, die Zeit totzuschlagen. Haben Sie schon mal mit der Konsole eines 3-V-Monitors gespielt, unterstützt von einer Bibliothek, die aus Bandeffektstreifen besteht? Man kommt sich vor wie Gott der Allmächtige.

Die Maschine spielt alle Video-Bänder ab, die sie gespeichert hat. Aber sie manipuliert auch die Größe und die Perspektive oder lagert eins über das andere. Man kann also so wie ich es jetzt tat, eine Person, die man nicht mag, in eine peinliche Lage projizieren, so daß nur ein Studiotechniker die Flecken an den Stellen sehen würde, wo sich der Überlagerungstrick verrät.

Offenbar ist das eine Möglichkeit, allen Propagandaschwierigkeiten auszuweichen, da es ein Kinderspiel ist, den Zuschauern irgend etwas vorzugaukeln und dem Trugbild den Anschein von Wirklichkeit zu verleihen. Natürlich weiß jeder, daß man so was machen kann, deshalb genügt der Augenschein nicht, schon gar nicht für einen Wähler. Und das Gesetz schlägt einem so manches Schnippchen. ch hatte mir zum Beispiel überlegt, daß ich Connick in irgendeiner schrecklichen Situation zeigen könnte. Aber das würde nicht funktionieren. Egal wann ich es machte, die Gegenseite würde genug Zeit haben, den Schwindel zu brandmarken, und ein Betrug von sDlchen Ausmaßen würde in die Schlagzeilen kommen. Also benutzte ich die Maschine auf eine Weise, die mich viel mehr interessierte. Ich benutzte sie als Spielzeug.

Ich wählte die Lunarbasis Aristarchus als Hintergrund, fand ein Korps von Raketensoldaten, die ich mit langen Lunar-Schritten davonmarschieren ließ, klebte mein Gesicht auf eine der behelmten Figuren, surrte umher mit der imaginären Kamera, beobachtete R3/c Odin Gunnarsen als neunzehnjährigen Jungen, der halb wahnsinnig vor Angst war, aber seine Pflicht tat. Er war ein sehr netter Junge, dachte ich objektiv, und fragte mich, was wohl später mit ihm schiefgelaufen war. Dann gab ich es auf und suchte nach anderen Vergnügungen. Ich fand Bilder von Candace auf den Bändern und amüsierte mich eine Zeitlang damit. Ihr offenes, freundliches Gesicht verlieh den phantastischen Körpern eines halben Dutzends von 3-V-Stripperinnen eine gewisse Würde, doch dann hörte ich mit diesem kindischen Spiel auf.

Ich suchte nach wichtigeren Themen, breitete die ganze Panoplie der Himmel auf dem Bildschirm der Bandmaschine aus. Ich suchte nach der Krümmung im Hals des Großen Bären und folgte seinem Bogen über den halben Himmel, bis ich den orangegelben Arcturus gefunden hatte. Dann näherte ich mich dem Stern; die kleinen Sterne wurden immer größer und flogen an mir vorbei. Ich suchte seine sieben graugrünen Planeten und suchte Nummer fünf heraus, die wässerige Welt, auf der Knaftis Brut lebte. Und ich bat das Computergehirn im Innern der Bandmaschine, die Ereignisse des Orbit-Bombardements zu rekonstruieren, beobachtete, wie die Höllenbomben riesige Pilze aus giftigem Schaum in den arcturischen Himmel warfen, die Inselstädte mit Gezeitenwellen peitschten und im Tod ertränkten.