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»Ja.«

»Und wer wird das alles sein?«

»Die Isanna sind nun auch hier«, gab Cuwignaka zurück.

»Viele werden kommen, Angehörige der Isbu, der Casmu, der Wismahi, Napoktan und der Isanna.«

»Wer wählt den Stamm aus?«

»Der Medizinhäuptling des Tanzes«, antwortete Cuwignaka. »Dieses Jahr ist es Cancega von den Casmu.«

»Und wer wird den Stamm fällen?« fragte ich. »Häuptlinge?«

»Nein«, erwiderte Cuwignaka lachend. »Wie wenig Ahnung du doch von diesen Dingen hast!«

Ich zuckte die Achseln.

Kurze Zeit später hatten wir das Zeltdorf verlassen und schritten über die Felder. Dabei kamen wir an etlichen Kaiilaherden vorbei. Und an Gruppen zusammengekauerter Sklavinnen. Kleine Jungen, die auf dem Rücken von Kaiila saßen, bewachten diese Sklavinnen, die man nicht hübsch genug gefunden hatte, um sie bei der Parade mitzunehmen.

3

»Wie schön sie ist!« sagte Cuwignaka.

»Ja«, sagte ich.

Die unglaubliche Schönheit der ehemaligen Miß Millicent Aubrey-Welles raubte mir beinahe den Atem. Sie war schlank und lieblich anzuschauen. Sie hatte eine helle Haut und zarte, anrührende Gesichtszüge. Sie war auf das Erlesendste als weiblich zu bezeichnen. Die Sklavenhändler, die sie für den goreanischen Sklavenkragen ausgesucht hatten, verstanden ihr Geschäft. Sie war in die Robe einer Frau der roten Wilden gekleidet – in ein Gewand von barbarischer Pracht. Selbst eine Häuptlingstochter wie Bloketu hätte sie um den strahlenden Schmuck dieses Gewandes beneiden können. Das in der Sonne funkelnde rote Haar war nach der Mode der roten Wilden geflochten. Halsbänder aus Muscheln und Perlen lagen auf dem Oberteil aus weichem Tabukleder; ihre knielangen Hosen zeigten sich prächtig verziert. Die Hände waren ihr zwar auf dem Rücken zusammengebunden, und um den Hals lag das Band, das Cankas Zeichen trug; dies beeinträchtigte ihre Erscheinung aber nicht.

»Cancega«, flüsterte Cuwignaka mir zu.

Ein Mann ritt langsam vorwärts und näherte sich Bäumen, die einige hundert Meter entfernt standen. Solche Baumreihen kennzeichnen im Ödland oft den Lauf von Bächen, die man hier und dort findet. Solche Flüßchen mündeten in diesem Gebiet meistens in den Südlichen Kaiila und führten in der augenblicklichen Jahreszeit natürlich sehr wenig Wasser. Später im Jahr, im Kantasawi-Mond, konnten viele kleine Flüsse sogar ganz austrocknen, und selbst breite Ströme wie der Südliche Kaiila sahen dann mehr wie eine Folge von Pfützen in einem Flußbett aus. Cancega, der kaum mehr als einen Lendenschurz und einen Federschmuck trug, hatte sich am ganzen Körper mit Medizinfarbe beschmiert. In der Hand trug er einen langen gefiederten Medizinstab.

»Die fünf hohen Coups sind bereits errungen«, sagte Cuwignaka.

»Worum handelt es sich dabei?« wollte ich wissen.

»Vor einigen Tagen, sobald die Pte gesichtet waren, wurden junge Männer losgeschickt, mehr als hundert, aus den Banden erwählt; sie sind nach dem Baum geritten.«

»Das verstehe ich nicht.«

»Es ist ein Rennen«, erklärte Cuwignaka. »Sie stellen sich in einer Reihe auf. Die ersten fünf Männer die Hand, Canhpi, Lanze oder Coupstock gegen den Baum schlagen, erhalten einen hohen Coup zugesprochen.«

»Haben Canka oder Hci an dem Rennen teilgenommen?« fragte ich.

»Nein«, antwortete Cuwignaka. »Beide haben einen solchen Coup schon früher errungen.«

»Die Gruppe setzt sich in Bewegung«, sagte ich.

»Wir werden sie begleiten«, meinte Cuwignaka.

Und so wanderten wir mit der Gruppe dahin; einige ritten auf Kaiilas, andere waren wie wir zu Fuß, und alle folgten dem bemalten Reiter.

»Cancega scheint ein sehr wichtiger Bursche zu sein«, sagte ich.

»Er ist wichtiger, als du ahnst«, erwiderte Cuwignaka. »Jetzt, während des Festes, untersteht ihm das ganze Lager. Wir hören auf ihn. Wir tun, was er sagt.«

»Dann ist er also zur Zeit praktisch der Häuptling aller Kaiila?«

»Ich glaube, ganz so würde ich es nicht ausdrücken«, sagte Cuwignaka ein wenig abwehrend. »Die Zivilhäuptlinge gehorchen ihm zwar, treten ihm aber nicht wirklich ihre Macht ab.«

»Ich sehe den Unterschied«, sagte ich. »Gibt es keine Situation, in der der Kaiila-Stamm nur einen einzigen Häuptling hat?«

»Manchmal wird ein Kriegshäuptling gewählt«, sagte Cuwignaka. »Gewissermaßen ist der dann der Oberhäuptling.«

»Aber ein Kriegshäuptling kann nicht Zivilhäuptling sein.«

»Nein. Wir halten es für besser, diese Dinge immer zu trennen.«

»Das ist interessant«, sagte ich.

»Natürlich kann man Kriegshäuptling und Zivilhäuptling sein«, sagte Cuwignaka, »aber nicht gleichzeitig.«

»Ich verstehe.«

»Manchmal macht sich ein Mann in beiden Ämtern gut«, meinte Cuwignaka. »Trotzdem sind sie sehr verschieden.«

Kurze Zeit später wateten alle anderen durch einen schmalen, flachen Fluß. Die Kiesel auf dem Flußbett waren durch das Wasser deutlich zu sehen.

Auf der anderen Seite des Flusses stiegen Cancega und die meisten Berittenen ab.

Cancega begann langsam und schlurfend zu tanzen. Zwei andere in seiner Nähe, die ebenfalls Federschmuck auf dem Kopf trugen, begannen Rasseln zu schütteln und mitzutanzen. Der Tanz galt offenbar einem großen Baum mit weißer Rinde. »Es ist der Baum!« intonierte Cancega immer wieder und schwenkte tanzend den Medizinstab. Seine Helfer ergänzten den Refrain: »Er ist groß und gerade.« Die Umstehenden fielen ab und zu in den Refrain ein.

Winyela beobachtete die Szene.

In der Baumrinde entdeckte ich die Spuren verschiedener Waffen; dort hatten wahrscheinlich die jungen Krieger vor zwei oder drei Tagen zugeschlagen in ihrem Bemühen, die ersten zu sein und die höchsten Coups zu erringen.

»Es ist der Baum!« rief Cancega plötzlich, stürzte zu dem Baum und hieb mit dem Medizinstab dagegen.

»Er ist lang und gerade!« brüllten seine Sekundanten und die meisten anderen, so auch mein Freund Cuwignaka.

Zwei Männer liefen zu Winyela und lösten ihre Fesseln. Sie wurde nach vorn gestoßen.

Eine einseitige Axt mit langem Griff wurde ihr in die Hand geschoben. Es war eine Arbeitsaxt mit abgestumpfter Rückseite, damit man damit Pflöcke und Keile einschlagen konnte. Das Mädchen hatte schwer daran zu schleppen.

»Du hast hier nichts zu suchen«, sagte ein Mann zu Cuwignaka. »Dies ist kein Ort für freie Frauen.«

»Ich bin ein Mann«, sagte Cuwignaka.

Der Fremde zuckte die Achseln.

Ich sah mich um. Tatsächlich waren keine Frauen anwesend – mit Ausnahme der lieblichen Winyela.

Unter Anleitung Cancegas und anderer begann sie mit der Axt gegen den Baumstamm zu schlagen.

Der Baum war fünfundzwanzig bis dreißig Fuß groß, im Grunde kein großes Gewächs. Der Stamm war schlank und pfahlähnlich und hatte einen Durchmesser von höchstens zehn Zoll. Mit einem solchen Werkzeug hätte ein Mann den Baum innerhalb weniger Augenblicke gefällt. Winyela war kein Mann und auch kein Holzfäller. Sie war nichts anderes als eine hübsche Sklavin. Sie hatte die Hände am Axtgriff zu weit auseinandergenommen und holte nicht genügend aus. Cancega und die anderen zeigten viel Geduld mit ihr, obwohl sie eine Sklavin war. Wenigstens bat sie nicht um eine Ruhepause. Ihre Halsbänder und anderen Schmuckstücke klimperten und schimmerten mit jeder Bewegung. Vermutlich hielt sie zum erstenmal in ihrem Leben ein solches Werkzeug in der Hand. Debütantinnen aus Pennsylvanien greifen selten zur Axt; das gleiche gilt natürlich auch für goreanische Sklavinnen.

Canka ritt auf seiner Kaiila herbei. Anscheinend kam er direkt aus dem Lager. Sie blickte zu ihm auf. Er bedeutete ihr weiterzuarbeiten.

Gleich darauf ertönte ein Knacken, und nach einigen weiteren Axthieben brach der Baum knirschend, neigte sich und stürzte schwer zu Boden. Fünf weitere Schläge wurden geführt, die die letzten Holzstränge durchtrennten, dann lag der Stamm am Boden, gehalten von Ästen und Laub.

Die Männer brummten zustimmend. Man nahm Winyela die Axt ab und schleifte sie zurück.