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Fußnoten

1 François Marie Charles Fourier, 1772-1837, phantastischer Sozialist.

Anmerkung des Übersetzers.

II.

Ich will ja nicht behaupten, daß er von seiten der Regierung überhaupt gar nicht zu leiden hatte; aber ich bin doch jetzt völlig überzeugt, daß er seine Vorlesungen über die Araber hätte fortsetzen können, solange es ihm beliebte, wenn er nur die nötigen Zusicherungen abgegeben hätte. Aber er ließ sich nur durch sein Ehrgefühl leiten und hatte nichts Eiligeres zu tun, als sich ein für allemal die Überzeugung zurechtzumachen, seine Karriere sei für sein ganzes Leben durch den »Wirbelsturm der Umstände« vernichtet worden. Wenn man aber die ganze Wahrheit sagen soll, so war der wirkliche Grund zu der Veränderung seines Lebensweges ein ihm schon früher gemachter und jetzt erneuerter höchst zartfühlender Vorschlag Warwara Petrowna Stawroginas, der Gemahlin eines Generalleutnants und schwer reichen Mannes, nämlich der Vorschlag, als pädagogischer Oberaufseher und Freund die Erziehung und gesamte geistige Ausbildung ihres einzigen Sohnes zu übernehmen; von dem glänzenden Gehalte wollen wir gar nicht erst reden. Dieser Antrag war ihm zum ersten Male schon in Berlin gemacht worden, und zwar gerade zu der Zeit, als er zum ersten Male Witwer geworden war. Seine erste Frau war ein leichtsinniges Mädchen aus unserm Gouvernement gewesen, die er als noch sehr junger, urteilsloser Mensch geheiratet hatte, und es scheint, daß er mit ihr, übrigens einem reizenden Persönchen, viel Kummer durchzumachen hatte, aus Mangel an Mitteln zu ihrem Unterhalt und außerdem noch aus anderen, zum Teil etwas delikaten Gründen. Sie starb in Paris, nachdem sie die letzten drei Jahre von ihm getrennt gelebt hatte, und hinterließ ihm einen fünfjährigen Sohn, »die Frucht der ersten, frohen, noch ungetrübten Liebe«, ein Ausdruck, der sich dem schwergebeugten Stepan Trofimowitsch einmal in meiner Gegenwart entrang. Der Knabe wurde alsbald nach Rußland geschickt, wo er die ganze Zeit über in der Obhut einiger entfernter Tanten an irgendeinem abgelegenen Orte heranwuchs. Stepan Trofimowitsch lehnte damals Warwara Petrownas Vorschlag ab und verheiratete sich schnell, sogar noch vor Ablauf eines Jahres, von neuem, und zwar mit einer Deutschen, einer Berlinerin, die sehr schweigsam und vor allen Dingen sehr anspruchslos war. Aber außer diesem Grunde hatte er noch einen andern Grund gehabt, die Erzieherstelle abzulehnen: der hohe damalige Ruhm eines gewissen unvergeßlichen Professors hatte für ihn etwas Verführerisches, und so flog denn auch er auf das Katheder, für das er sich vorbereitet hatte, um seine Adlerfittiche zu erproben. Jetzt nun, wo er sich seine Fittiche bereits versengt hatte, war es nur natürlich, daß er sich an den Vorschlag erinnerte, der ihn auch früher schon in seinem Entschlusse beinahe wankend gemacht hatte. Der plötzliche Tod auch seiner zweiten Frau, die mit ihm nicht einmal ein Jahr lang zusammengelebt hatte, führte die definitive Entscheidung herbei. Ich sage geradezu: ausschlaggebend war dabei die warme Teilnahme und die wertvolle und sozusagen klassische Freundschaft (wenn man von einer Freundschaft diesen Ausdruck gebrauchen kann), die ihm Warwara Petrowna erwies. Er warf sich in die Arme dieser Freundschaft, und so wurde ein fester Bund geschlossen, der mehr als zwanzig Jahre Bestand hatte. Ich gebrauche den Ausdruck »er warf sich in die Arme«; aber Gott behüte, niemand darf dabei an etwas Ungehöriges, Unpassendes denken; diese Arme sind nur in einem höchst moralischen Sinne aufzufassen. Das reinste, zarteste Band vereinte diese beiden so merkwürdigen Persönlichkeiten für alle Zeit.