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Ein Moroni kletterte über die Podestkante. Sie feuerte mit dem Lasergewehr auf ihn, und die Ameise kippte nach hinten.

»Ich habe nachgedacht«, sagte der Würfel unvermittelt.

»Hervorragende Zeit, um damit anzufangen«, versetzte Charity und feuerte auf zwei weitere Ameisen.

»Tatsächlich bin ich durchaus in der Lage, die Bombe selbst zu zünden«, führte der Computer aus, unbeeindruckt von den Laserschüssen, die eine Handbreit über ihm die Luft zerschnitten.

Charity hielt inne und starrte in die Kamera. »Kann ich mich darauf verlassen?« fragte sie langsam.

»Habe ich Sie jemals enttäuscht?« fragte der Würfel beleidigt.

Sie dachte nach.

»Hauen Sie schon ab«, sagte der Würfel.

Charity mußte sich erneut ducken. Sie rollte sich an der Bombe vorbei und schoß eine Salve flach über den Boden. Das Podest begann zu beben, und in dem Ring hinter ihr begann ein mächtiger Pulsschlag damit, den Raum in sich hineinzuzerren.

»Hör mal«, begann sie, »es ...«

»Fünfzig Sekunden«, sagte der Würfel ungerührt.

Charity klappte den Mund zu und rollte sich über die Podestkante, stieß sich in Richtung auf die Transportbänder. Die Moroni ignorierten sie, stoben auseinander, als das Übertragungsfeld sich plötzlich wieder ausdehnte und nach der Hallendecke züngelte. Das Transportband kam näher, und Charity hielt sich mit beiden Händen fest, ignorierte den schmerzhaften Ruck in den Schultergelenken und begann, sich an den Bandmaschen weiter nach vorn zu ziehen, während sie lautlos zu zählen begann. Ihr Atem ging keuchend, und sie richtete sich auf und taumelte auf dem dahingleitenden Transportband weiter. Ihr eigener Herzschlag untersetzte ihren stummen Countdown mit seinem eigenen Takt. Die Plastikschürzen vor dem Durchgangsstollen rissen sie von den Beinen, und in nackter Panik griff sie nach dem Band und hielt sich fest. Dunkelheit schloß sie ein, und Charity spürte, wie das Felsgestein um sie herum zu beben begann.

Das Band trug sie weiter. Vor ihr war das Licht der großen Rampe zu sehen.

»Fünfzig«, sagte sie und schloß die Augen.

Wartete auf das Ende aus Licht und Hitze.

»Hihi«, bemerkte der Würfel über Funk.

Die Wut löschte alles andere aus. »Du Miststück«, tobte sie und richtete sich auf. Das Band beschrieb einen Bogen, und sie wurde von den Beinen gerissen und in den Tunnel hinauskatapultiert. Der Gleiter hing wie ein gewaltiger Rochen über den Transportbändern und setzte sich in Bewegung, die Rampe hinauf.

»Hartmann«, schrie sie mit sich überschlagender Stimme. »Wartet auf mich, verdammt.«

Jemand packte sie am Arm, und sie fuhr herum, um den vermeintlichen Gegner anzuspringen. Eine Faust traf sie unsanft unter dem Kinn und stoppte sie.

»Ich habe sie«, sagte Skudder liebevoll und zerrte sie in Richtung auf den Gleiter. Ein Erdbeben erschütterte den Tunnel. Lava floß aus dem abzweigenden Schacht und ließ die Transportbänder in Flammen aufgehen, die wie gespannte Seiten zerrissen. Die Beleuchtung fiel aus, und in der Dunkelheit erkannte Charity durch ihre Benommenheit hindurch den beleuchteten Innenraum der Gleiterschleuse. Skudder warf sie hinein und sprang hinterher.

»Wir sind drin«, rief er und schlug auf die Verriegelung.

Der Gleiter setzte sich in Bewegung. »Haltet euch fest«, rief Dubois.

»Fliegt sie diesen Gleiter?« fragte Charity undeutlich. Ihre Lippen waren geschwollen.

Der Gleiter schoß über die Lava hinweg, die Rampe hinauf, während sich die Schleuse langsam schloß. Die Laserkanonen ließen die mächtigen Torflügel am Ende des Tunnels aufglühen, aber die dicken Metallplatten hielten stand. Der Pilot schaltete auf Dauerfeuer, und der Rückschlag schüttelte den Gleiter wie ein Blatt im Wind. Charity schloß ergeben die Augen und entschied, daß die Frage damit beantwortet war. Die Laser hämmerten ununterbrochen auf die Torflügel ein, ohne daß die Geschwindigkeit des Gleiters zurückgenommen wurde, sprengten das gewaltige Tor im letzten Moment. In einer Eruption aus Metalltrümmern, Felsbrocken und entweichender Luft wurde der Gleiter in die riesige Blase hinauskatapultiert, verfehlte knapp den dunklen Umriß des Schaufelbaggers, wobei der Gleiterantrieb eines der großen Schaufelräder zerschmolz, und überschlug sich.

»Wir sind draußen«, sagte Skudder erleichtert, das Gesicht gegen den Boden gepreßt.

Der Boden erzitterte, und die riesige Masse des Schaufelbaggers brach plötzlich in den Boden ein. Im nächsten Moment öffnete sich unter ihnen die Hölle. Eine weißglühende Blase schimmerte durch den Boden, fraß sich in Sekundenbruchteilen an die Oberfläche und leuchtete durch die Wände des Gleiters. Die Tagebauanlagen, Abraumhalden und der massive Felsboden verdampften schneller als ein Atemzug, und zum ersten Mal war die gewaltige Höhle in ihrer ganzen Ausdehnung sonnenhell erleuchtet. Der Gleiter schoß an der Kapsel der KEEP COOL vorbei auf den Transmitter zu, dessen Kraftfeld sich öffnete wie eine blasse, wasserklare Blüte.

Im nächsten Moment waren sie an der Mondoberfläche, eine taumelnde Scheibe, die im harten Sonnenlicht schimmerte, während sie sich in einem langgezogenen Bogen emporschraubte und senkrecht in den Himmel zog. Die Hitzeblase der Megatonnen-Explosion griff durch das offene Transmittertor nach ihnen, verdampfte Mondgestein und Staub und erlosch.

Charity richtete sich auf und starrte Skudder an.

Er lächelte. »Das war ich dir schuldig«, sagte er.

Sie betastete vorsichtig ihr geprelltes Kinn. Sein Lächeln vertiefte sich.

Hinter ihnen dehnte sich der Mond wie eine überdimensionale Seifenblase und zerplatzte.

Epilog

Die Erde schimmerte wie ein tiefblaues Juwel, bedeckt mit milchweißen Bändern und gesprenkelt mit grünen und braunen Flecken. Die Wolken verbargen den größten Teil der Narben, und während der letzten Stunden hatten sie mit bloßem Auge verfolgen können, wie der gewaltige Zyklon über dem Polarmeer sich langsam aufgelöst hatte, bis er kaum mehr zu erkennen war. Was immer die Jared am Pol gebaut hatten, es hatte funktioniert. Die Erde wandte ihnen den Pazifik entgegen, und die endlose Wasserfläche zeigte, daß Moroni, Jared und alles andere noch nicht jeden Quadratmeter der Erde ergriffen und verändert hatten.

Die Trümmer des Mondes bildeten eine ausgedehnte Wolke am Sternenhimmel, die sich immer mehr verbreitete. Die größeren Bruchstücke waren immer noch kleiner als durchschnittliche Planetoiden. Der überwiegende Teil des Mondes war von der Gewalt des Energieausbruchs zu feinem Staub zerrieben worden, und der größte Teil der Masse würde vermutlich an Ort und Stelle bleiben und sich um die Erde verteilen. Die Wasserstoffbombe hatte den Durchgang im Sternentransmitter weit geöffnet, und der Rückstau der Energie, die die Black-Hole-Bombe vor Wochen in den seltsamen Raum auf der anderen Seite der Transmittertore hineingepumpt hatte, war kraftvoll genug gewesen, um eine massive Felskugel mit 3400 Kilometern Durchmesser in Stücke zu reißen, bevor sich das entstandene Loch wieder geschlossen hatte. In den nächsten zwanzig Jahren würde die Erde den prachtvollsten Sternschnuppenregen aller Zeiten erleben. Ob ich mir etwas wünschen darf? dachte Charity.

Es gab keinen funktionierenden Transmitter mehr im Sonnensystem und vermutlich auch auf Lichtjahre im Umkreis. Mit der Zerstörung des letzten Sternentransmitters waren auch die kleineren Tore, deren Maschinen nicht vom Rückstau zerrissen worden waren, vom Netz abgeschnitten und in sich zusammengebrochen. Charity dachte an Stark, an seine Familie und an French. Sie wünschte ihnen Glück, wo immer sie jetzt sein mochten. Die Menschheit war vom galaktischen Netz der Moroni isoliert worden, und dabei konnte es bleiben, soweit es sie betraf.

»Ich frage mich, was wir ohne Ebbe und Flut machen werden«, sagte Skudder. Er saß neben ihr im Cockpit des Gleiters, der antriebslos im Schwerefeld der Erde driftete. In wenigen Tagen würden sie in eine Umlaufbahn eintreten, und die Jared würden sie wahrscheinlich schon nach wenigen Stunden aufgelesen haben.