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Brianna lachte und strich sich das Haar zurück, das ihr immer wieder in den Tee fiel. »Ich weiß zwar nicht, ob ich eine Hilfe wäre, aber mitkommen würde ich gern.«

»Toll!« Überrascht und begeistert, dass sie ja gesagt hatte, griff er nach der Karaffe und hätte sie fast fallen gelassen. Claire rettete sie und füllte ihm mit großer Präzision das Glas.

»Das mindeste, was ich tun kann, nachdem ich ihn letztes Mal verschüttet habe«, sagte sie lächelnd, als er sich bedankte.

Als er sie jetzt so sah, selbstsicher und entspannt, kamen Roger Zweifel an seinen argwöhnischen Vermutungen. Vielleicht war es doch nur ein Unfall gewesen? Ihr hübsches kühles Gesicht verriet ihm jedenfalls nichts.

Eine halbe Stunde später war der Tee vernichtet, die Karaffe war leer, und sie saßen alle drei zufrieden und träge da. Brianna rutschte auf ihrem Stuhl herum, sah Roger an und fragte schließlich, ob sie die Toilette benutzen könnte.

»Oh, natürlich.« Er erhob sich umständlich, denn der viele Kuchen hatte ihn schwerfällig gemacht. Wenn er nicht bald von Fiona fortkam, würde er hundertzwanzig Kilo wiegen, wenn er wieder nach Oxford kam.

»Sie ist ziemlich altmodisch«, erklärte er und wies durch die offene Tür in den Flur Richtung Toilette. »Mit einem Wassertank an der Decke und einer Kette zum Ziehen.«

»So etwas habe ich schon im Britischen Museum gesehen«, sagte Brianna und nickte. »Allerdings nicht in der Ausstellung, sondern in der Damentoilette.« Sie zögerte, dann fragte sie: »Ihr Toilettenpapier ist aber nicht das gleiche wie im Britischen Museum, oder? Wenn ja, habe ich Kleenextücher in meiner Handtasche.«

Roger schloss ein Auge und sah sie mit dem anderen an. »Entweder ist das ein sehr komischer Gedankensprung«, sagte er, »oder ich habe einiges mehr getrunken, als ich dachte.« Tatsächlich hatten er und Claire dem Whisky sehr zufriedenstellend den Garaus gemacht, auch wenn Brianna beim Tee geblieben war.

Claire lachte, als sie diesen Wortwechsel hörte, und stand auf, um Brianna ein paar zusammengefaltete Papiertaschentücher aus ihrer Tasche zu reichen. »Es wird zwar kein Wachspapier sein, auf dem ›Behördliches Eigentum‹ steht wie im Museum, aber viel besser ist es wahrscheinlich auch nicht«, sagte sie zu ihrer Tochter. »Britisches Toilettenpapier ist in der Regel eine ziemlich steife Angelegenheit.«

»Danke«, sagte Brianna und steuerte auf die Tür zu, doch dann wandte sie sich noch einmal um. »Warum in aller Welt stellt man absichtlich Toilettenpapier her, das sich anfühlt wie Alufolie?«, wollte sie wissen.

»Die Herzen unserer Männer sind aus Eichenholz«, intonierte Roger, »und ihre Hintern aus rostfreiem Stahl. Das stärkt den Nationalcharakter.«

»Bei den Schotten ist es wohl eher genetisch veranlagte Unempfindlichkeit«, fügte Claire hinzu. »Wer sich im Kilt aufs Pferd setzt, muss ja einen Hintern wie Sattelleder haben.«

Brianna lachte sprudelnd. »Ich möchte nicht wissen, was sie damals als Toilettenpapier benutzt haben«, sagte sie.

»Das war gar nicht so schlecht«, sagte Claire unerwartet. »Wollkrautblätter sind eigentlich ganz angenehm, mindestens so gut wie zweilagiges Toilettenpapier. Und im Winter oder im Haus war es normalerweise ein feuchter Lumpen; nicht sehr hygienisch, aber ganz brauchbar.«

Roger und Brianna gafften sie ein paar Sekunden an.

»Äh … habe ich gelesen«, sagte sie und wurde erstaunlich rot.

Während sich Brianna immer noch kichernd auf die Suche nach dem WC machte, blieb Claire an der Tür stehen.

»Es war wirklich nett von Ihnen, uns so großzügig zu bewirten.« Sie lächelte Roger an. Auch diesmal war der Moment der Beklommenheit schnell ihrer üblichen Selbstsicherheit gewichen. »Und bemerkenswert freundlich, das mit den Namen für mich herauszufinden.«

»Es war mir ein Vergnügen«, versicherte Roger ihr. »Es war eine willkommene Abwechslung von den Spinnweben und Mottenkugeln. Ich sage Ihnen Bescheid, sobald ich noch etwas über Ihre Jakobiten herausfinde.«

»Danke.« Claire zögerte, sah sich um und senkte die Stimme. »Da Brianna gerade nicht hier ist … es gibt etwas, worum ich Sie gern unter vier Augen bitten würde.«

Roger räusperte sich und zog die Krawatte gerade, die er zu Ehren seiner Gäste angezogen hatte.

»Nur zu«, sagte er. Der Erfolg seiner Tee-Einladung erfüllte ihn mit einem überschwenglichen Gefühl der Großzügigkeit. »Ich stehe ganz zu Ihren Diensten.«

»Sie haben Brianna ja gefragt, ob sie Sie bei Ihren Nachforschungen begleiten möchte. Ich wollte Sie bitten … es gibt einen Ort, an den Sie sie lieber nicht bringen sollten. Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«

Augenblicklich schrillten die Alarmglocken in Rogers Kopf. Würde er jetzt herausfinden, was es mit Broch Tuarach auf sich hatte?

»Der Steinkreis – man nennt ihn Craigh na Dun.« Mit ernster Miene beugte sich Claire etwas dichter zu ihm herüber. »Es ist wichtig, sonst würde ich Sie nicht darum bitten. Ich möchte Brianna selbst dort hinbringen, aber ich kann Ihnen im Moment leider nicht sagen, warum. Ich werde es tun, wenn der Zeitpunkt da ist, aber jetzt noch nicht. Versprechen Sie mir das?«

Die Gedanken in Rogers Kopf jagten einander. Also war der Ort, von dem sie ihre Tochter fernhalten wollte, doch nicht Broch Tuarach gewesen! Ein Rätsel war gelöst, nur um ein anderes zu vergrößern.

»Wenn Sie das möchten«, sagte er schließlich. »Natürlich.«

»Danke.« Sie berührte ihn sacht am Arm und wandte sich ab. Ihre Silhouette im Gegenlicht rief ihm plötzlich etwas ins Gedächtnis. Vielleicht war es nicht der richtige Moment für diese Frage, aber es konnte nicht schaden.

»Oh, Dr. Randall – Claire?«

Claire wandte sich wieder zu ihm um. Jetzt, da er nicht durch Brianna abgelenkt war, konnte er sehen, dass auch Claire Randall eine große Schönheit war. Ihr Gesicht war vom Whisky leicht gerötet, und ihre Augen waren von einem ganz ungewöhnlichen hellen Goldbraun – wie Bernstein in Kristall.

»In all den Dokumenten, in denen von diesen Männern die Rede war«, legte sich Roger seine Worte sorgsam zurecht, »wurde ein Hauptmann James Fraser erwähnt, der anscheinend ihr Anführer war. Aber er stand nicht auf Ihrer Liste. Ich habe mich nur gefragt, ob Sie von ihm wussten?«

Im ersten Moment stand sie da wie erstarrt und erinnerte ihn an ihr Verhalten kurz nach ihrem Eintreffen. Doch dann schüttelte sie sich leicht und antwortete anscheinend gleichmütig.

»Ja, ich wusste von ihm.« Ihr Ton war ruhig, doch jegliche Farbe war ihr aus dem Gesicht gewichen, und Roger konnte den Puls an ihrem Halsansatz dahinrasen sehen.

»Ich habe ihn nicht auf die Liste gesetzt, weil ich schon wusste, was aus ihm geworden war. Jamie Fraser ist in Culloden gestorben.«

»Sind Sie sicher?«

Als hätte sie es eilig zu gehen, griff Claire nach ihrer Handtasche und blickte durch den Flur in Richtung der Toilette, wo das Klappern des betagten Türknaufs davon kündete, dass Brianna versuchte herauszukommen.

»Ja«, sagte sie, ohne ihn noch einmal anzusehen. »Ich bin mir ganz sicher. Oh, Mr. Wakefield … Roger, meine ich.« Jetzt fuhr sie herum und heftete diese seltsam gefärbten Augen auf ihn. In diesem Licht wirkten sie beinahe gelb, dachte er; die Augen einer großen Katze. Leopardenaugen.

»Bitte«, sagte sie, »erwähnen Sie Jamie Fraser nicht vor meiner Tochter.«

Es war spät, und er hätte längst im Bett sein sollen, doch Roger konnte einfach nicht schlafen. Ob es daran lag, dass ihn Fiona nicht in Ruhe ließ, daran, dass sich Claire Randall immer wieder derart merkwürdig selbst widersprach, oder daran, dass er sich so sehr auf die gemeinsame Recherche mit Brianna Randall freute, er war hellwach, und das würde sich vermutlich auch nicht ändern. Statt sich im Bett hin- und herzuwälzen oder Schafe zu zählen, beschloss er, das Beste aus seiner Schlaflosigkeit zu machen. Wahrscheinlich würde er in null Komma nichts einschlafen, wenn er die Nase noch einmal in die Papiere des Reverends steckte.