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Was blieb ihm sonst? Gab es überhaupt etwas, das ihm helfen konnte? Die Kraftstation erzeugte Unmengen von Energie, aber damit ließ sich nicht viel anfangen, was seine Absichten anbetraf.

Der Wasserstoff-Kernreaktor hinterließ Tonnen gefährlichen Abfalls, Wasserstoff-Deuterium. Wenn er absichtlich einige Vorsichtsmaßnahmen außer acht ließ, konnte es geschehen, daß der ganze Asteroid in eine glühende Plasmawolke verwandelt wurde. Abgesehen davon, daß einige Menschen auf der Erde blind werden konnten, wenn sie den Asteroiden gerade durch ein Teleskop beobachteten, hatte diese Methode noch andere Nachteile. Einer davon war sicherlich, daß Smith und seine drei Kerle nach Macs Meinung nicht genügend bestraft wurden. Sie starben — und das war alles. Es war aber viel zu wenig, wenn er an seinen höllisch schmerzenden Finger dachte.

Gab es eine andere, bessere Lösung?

Die Konverter formten Materie in Isotope um, die auf der Erde als mehr oder weniger gefährliche Energiequellen benutzt wurden.

Im Augenblick drehte sich alles um die Isotope der Klasse IV, eine schnell zerfallende Substanz, die als Antriebsstoff für Raum-schiffe, als Sprengstoff oder für kriegerische Zwecke Verwendung fand und die Smith haben wollte. Ob Smith Isotope der Klasse IV dazu verwenden wollte, in Banken einzubrechen, einen politischen Umsturz zu erzwingen oder sie auf dem Schwarzen Markt zu verkaufen, war Mac egal. Eine winzige Menge würde ihm jedenfalls Zugang zu dem Schiff verschaffen, wobei er natürlich keine Ahnung hatte, ob es dann noch fliegen würde. Er war Produktionschef, kein nuklearer Sprengstoffspezialist. Vor den Augen der Banditen IK IV beiseite zu bringen, war somit nicht nur gefährlich, sondern auch sinnlos.

Und dann gab es da noch die Radiatoren auf der Oberfläche des Asteroiden, vier gigantische Gebilde von jeweils mehr als hundertfünfzig Metern Durchmesser und Höhe. Ihre Wandung war zylindrisch und enthielt komplizierte Kühlanlagen. Auf der Innenseite der Wände sorgten Kraftfelder dafür, daß sie zu nahezu perfekten Reflektoren wurden. Von diesen Sicherheits-vorkehrungen umgeben, standen die eigentlichen Radiatoren in völliger Isolation im Zentrum der riesigen Zylinderbauwerke — bei einer Temperatur, die sie unter normalen Umständen hätte verdampfen lassen. Die Radiatoren dienten dazu, den nuklearen Abfall unschädlich zu machen.

Ein Fehler in der Anlage konnte unangenehme Folgen haben, von denen die Erwärmung des nuklearen Abfalls wohl die geringfügigste war. Die Radiatoren lagen so auf der Oberfläche des Asteroiden, daß sie trotz der Rotation kaum von der Erde aus gesehen werden konnten, wenn sich das auch der exzentrischen Kreisbahn wegen nicht immer ganz vermeiden ließ. Einige Astronomen hatten sich allerdings beschwert und waren auf den Mond oder in noch weiter draußen gelegene Observatorien umgezogen, denn jedesmal, wenn die Radiatoren ins Blickfeld gerieten, störte das Licht, das sie reflektierten.

Immerhin verstrahlten sie eine Unmenge nutzloser Energie, die sich, so dachte Mac Hoerwitz, vielleicht besser verwenden ließ.

Aber wie?

3

Es war schade, daß seine Bibliothek keine Werke über Doktor Fu Man Chu oder Bulldog Drummond enthielt. Hoerwitz benötigte entsprechende Anregungen. Er durchstöberte seine Vorräte und fand einiges, das seinen Wünschen entsprach. Er schaltete das Gerät ein, und während der Bildschirm hell wurde, schwebte er zur Hängematte in der Mitte des Raumes. Flavius sprach auf Roms Bürger ein. Paßt gut, dachte Mac.

Die Iden des März sind nicht mehr weit. Wenn doch nur der verdammte Finger nicht mehr schmerzen würde! Die Musik, die er auswendig kannte, begann ihn einzuschläfern, und die Worte des Flavius kannte er auch im voraus.

Erst als Cinna, der Poet, seine leidenschaftlichen Worte in die Menge schleuderte, öffnete Mac wieder die Augen. Der Luftstrom des Zirkulators drückte ihn mit der Hängematte gegen die Wand.

Die Gravitation, die dem Schiff der Banditen ein Gewicht von fünfhundert Pfund verlieh, blieb innerhalb der Station im Mittelpunkt des Asteroiden unwirksam. Mac ließ sich aus der Hängematte gleiten und schaltete das Gerät ab. Der dritte Akt ging gerade zu Ende, das Stück hatte ihm nicht weitergeholfen.

Vielleicht war es besser, er kümmerte sich wieder ein wenig um den Produktionsprozeß und machte sich etwas Bewegung.

Robinson lungerte im Korridor herum und sagte kein Wort, als er Mac folgte. Er schien die absolute Schwerelosigkeit nicht gewohnt zu sein, denn er stellte sich ziemlich ungeschickt an, während er sich von Handgriff zu Handgriff hangelte. Wenn es den übrigen drei auch so ging, war das eine große Hilfe.

Wie sich später herausstellte, erwies sich Macs Vermutung als richtig.

Smith und Jones hielten sich im Kontrollraum auf. Faul trieben sie sich in der Gegend herum und schienen nicht mehr daran zu denken, daß Hoerwitz ihr Gegner war. Sie schwebten mitten im Raum und besaßen keine Möglichkeit, schnell in Aktion zu treten, wenn es notwendig sein sollte. Sie konnten sich nirgends abstoßen.

Sie schwiegen, als Mac und sein Begleiter in den Kontrollraum kamen, aber sie beobachteten ihn scharf, als er sich geschickt abstieß, an den Kontrollinstrumenten vorbeisegelte, und die Werte gekonnt ablas. Zu seinem Bedauern war alles in bester Ordnung.

Er erreichte das Ende des Raumes und wendete. Eine kleine Kurskorrektur ließ ihn auf die Tür zuschweben. Er kam dabei dicht an Robinson vorbei, der auf einen Wink von Smith die Hand ausstreckte und Mac am Arm festhielt.

Das war ein Fehler.

Das Resultat des Mißgriffs zeigte sich in Form eines Knäuels aus Hoerwitz und Robinson, das in fünf Sekunden einmal rotierte und sich mit einem Viertel der ursprünglichen Geschwindigkeit Macs weiterbewegte. Der alte Mann wartete den richtigen Augenblick ab, um sich aus der Umklammerung zu lösen. Er schwebte plötzlich fast bewegungslos auf der Stelle, keine fünf Meter von der Wand entfernt. Robinson hingegen, der seinen Flug unfreiwillig fortsetzte, knallte mit dem Kopf gegen die Wand neben der Tür.

Es war Mac nicht möglich, Mitleid zu heucheln.

Jones grinste verlegen, Smiths Gesicht blieb ausdruckslos. Sein Befehl, Hoerwitz festzuhalten, war befolgt worden. Die Umstände, unter denen das geschah, interessierten ihn nicht.

„Wie lange wird es noch dauern?“ fragte er.

„Noch fünfzig oder fünfundfünfzig Stunden, das sagte ich Ihnen schon. Es hat sich nichts geändert — es sei denn, Sie oder Ihre Freunde haben an den Kontrollen herumgespielt. Ich weiß, daß Sie das Radio zerstört haben, und wenn Ihr Mann ein Fachmann ist, hat er wirklich nur das Radio außer Betrieb gesetzt, ohne die anderen Prozesse zu beeinflussen.“

„Das ist alles, was ich wissen wollte. Werden Sie die Instrumente noch einmal überprüfen müssen, bevor die Umwandlung beendet ist?“

„Meiner Uhr nach zu urteilen ist es jetzt Nacht. Ich werde mich ein paar Stunden schlafen legen, denn meine Tagesarbeit ist beendet. Wo ich wohne, haben Sie ja inzwischen herausgefunden — was suchten Sie eigentlich? Waffen oder einen Sender? Die einzigen Waffen, die es hier gibt, sind in Ihrem Besitz, und ein Radio ist sicherlich zu groß, um in einem Fotoalbum verborgen zu sein.“

„Es gibt verdammt kleine Radios heute.“

„Ja, in den Raumanzügen.“

„Stimmt. Aber wir wollten ganz sicher sein. Macht es Sie nicht glücklicher, wenn wir uns keine Sorgen mehr um Sie zu machen brauchen?“

Mac verließ schweigend den Kontrollraum.

Smith sah hinter ihm her und sagte zu Brown:

„Stören Sie ihn nacht bei seiner Arbeit, aber lassen Sie ihn auch nicht aus den Augen. Ich weiß nicht, ob wir uns restlos auf ihn verlassen können. Am liebsten hätte ich ihn immer unter Aufsicht, aber der Job ist viel zu wichtig, als daß wir einen Fehler begehen dürfen. Wenn er bei seiner Routine bleibt, kann nichts passieren.“

Brown nickte und folgte Hoerwitz hinaus. Auf dem Gang vor den Wohnräumen bezog er Position, sah auf die Uhr und nahm eine Tablette, die seinem Metabolismus das Ertragen der Schwerelosigkeit erleichterte.