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So rankt das Edle sich, das Treffliche,

Mit seinen Thaten an das Leben an.

Schnell knuepfen sich der Liebe zarte Bande,

Wo man beglueckt, ist man im Vaterlande.

Alle Landleute. O schoener Fremdling! sag, wie wir sie binden,

Die Herrliche, in unsern stillen Gruenden?

Genius. Es ist gefunden schon, das zarte Band,

Nicht Alles ist ihr fremd in diesem Land;

Mich wird sie wohl und mein Gefolge kennen,

Wenn wir uns ihr verkuendigen und nennen.

(Hier tritt der Genius bis ans Proszenium, die sieben Goettinnen

thun das Gleiche, so dass sie ganz vorn einen Halbkreis bilden. In

dem Augenblick, wo sie vortreten, enthuellen sie ihre Attribute, die

sie bis jetzt unter den Gewaendern verborgen gehalten.)

Genius (gegen die Fuerstin).

Ich bin der schaffende Genius des Schoenen,

Und die mir folget, ist der Kuenste Schaar.

Wir sind's, die alle Menschenwerke kroenen,

Wir schmuecken den Palast und den Altar.

Laengst wohnten wir bei deinem Kaiserstamme,

Und sie, die Herrliche, die dich gebar,

Sie naehrt uns selbst die heil'ge Opferflamme

Mit reiner Hand auf ihrem Hausaltar.

Wir sind dir nachgefolgt, von ihr gesendet;

Denn alles Glueck wird nur durch uns vollendet.

Architektur (mit einer Mauerkrone auf dem Haupt, ein goldnes Schiff

in der Rechten).

Mich sahst du thronen an der Newa Strom!

Dein grosser Ahnherr rief mich nach dem Norden,

Und dort erbaut' ich ihm ein zweites Rom;

Durch mich ist es ein Kaisersitz geworden.

Ein Paradies der Herrlichkeit und Groesse

Stieg unter meiner Zauberruthe Schlag.

Jetzt rauscht des Lebens lustiges Getoese,

Wo vormals nur ein duestrer Nebel lag;

Die stolze Flottenruestung seiner Maste

Erschreckt den alten Belt in seinem Meerpalaste.

Sculptur (mit einer Victoria in der Hand).

Auch mich hast du mit Staunen oft gesehen,

Die ernste Bildnerin der alten Goetterwelt.

Auf einen Felsen-er wird ewig stehen-

Hab' ich sein grosses Heldenbild gestellt;

Und dieses Siegesbild, das ich erschaffen, (die Victoria zeigend)

Dein hoher Bruder schwingt's in maecht'ger Hand;

Es fliegt einher vor Alexanders Waffen,

Er hat's auf ewig an sein Heer gebannt.

Ich kann aus Thon nur Lebenloses bilden,

Er schafft sich ein gesittet Volk aus Wilden.

Malerei. Auch mich, Erhabne! wirst du nicht verkennen,

Die heitre Schoepferin der taeuschenden Gestalt.

Von Leben blitzt es, und die Farben brennen

Auf meinem Tuch mit gluehender Gewalt.

Die Sinne weiss ich lieblich zu betruegen,

Ja, durch die Augen taeusch' ich selbst das Herz;

Mit des Geliebten nachgeahmten Zuegen

Versuess' ich oft der Sehnsucht bittern Schmerz.

Die sich getrennt nach Norden und nach Sueden,

Sie haben mich-und sind nicht ganz geschieden.

Poesie. Mich haelt kein Band, mich fesselt keine Schranke,

Frei schwing' ich mich durch alle Raeume fort.

Mein unermesslich Reich ist der Gedanke,

Und mein gefluegelt Werkzeug ist das Wort.

Was sich bewegt im Himmel und auf Erden,

Was die Natur tief im Verborgnen schafft,

Muss mir entschleiert und entsiegelt werden,

Denn nichts beschraenkt die freie Dichterkraft;

Doch Schoenres find' ich nichts, wie lang ich waehle,

Als in der schoenen Form-die schoene Seele.

Musik (mit der Leier).

Der Toene Macht, die aus den Saiten quillet,

Du kennst sie wohl, du uebst sie maechtig aus.

Was ahnungsvoll den tiefen Busen fuellet,

Es spricht sich nur in meinen Toenen aus;

Ein holder Zauber spielt um deine Sinnen,

Ergiess' ich meinen Strom von Harmonien,

In suesser Wehmuth will das Herz zerrinnen,

Und von den Lippen will die Seele fliehn,

Und setz' ich meine Leiter an von Toenen,

Ich trage dich hinauf zum hoechsten Schoenen.

Tanz (mit der Cymbale).

Das hohe Goettliche, es ruht in ernster Stille,

Mit stillem Geist will es empfunden sein.

Das Leben regt sich gern in uepp'ger Fuelle;

Die Jugend will sich aeussern, will sich freun.

Die Freude fuehr' ich an der Schoenheit Zuegel,

Die gern die zarten Grenzen uebertritt;

Dem schweren Koerper geb' ich Zephyrs Fluegel,

Das Gleichmass leg' ich in des Tanzes Schritt.

Was sich bewegt, lenk' ich mit meinem Stabe,

Die Grazie ist meine schoene Gabe.

Schauspielkunst (mit einer Doppelmaske).

Ein Janusbild lass' ich vor dir erscheinen,

Die Freude zeigt es hier und hier den Schmerz.

Die Menschheit wechselt zwischen Lust und Weinen,

Und mit dem Ernste gattet sich der Scherz.

Mit allen seinen Tiefen, seinen Hoehen

Roll' ich das Leben ab vor deinem Blick.

Wenn du das grosse Spiel der Welt gesehen,

So kehrst du reicher in dich selbst zurueck;

Denn, wer den Sinn aufs Ganze haelt gerichtet,

Dem ist der Streit in seiner Brust geschlichtet.

Genius. Und Alle, die wir hier vor dir erschienen,

Der hohen Kuenste heil'ger Goetterkreis,

Sind wir bereit, o Fuerstin, dir zu dienen.

Gebiete du, und schnell, auf dein Geheiss,

Wie Thebens Mauer beider Leier Toenen,

Belebt sich der empfindungslose Stein,

Entfaltet sich dir eine Welt des Schoenen.

Architektur. Die Saeule soll sich an die Saeule reihn.

Sculptur. Der Marmor schmelzen unter Hammers Schlaegen.

Malerei. Das Leben frisch sich auf der Leinwand regen.

Musik. Der Strom der Harmonieen dir erklingen.

Tanz. Der leichte Tanz den muntern Reigen schlingen.

Schauspielkunst. Die Welt sich dir auf dieser Buehne spiegeln.

Poesie. Die Phantasie auf ihren maecht'gen Fluegeln

Dich zaubern in das himmlische Gefild!

Malerei. Und wie der Iris schoenes Farbenbild

Sich glaenzend aufbaut aus der Sonne Strahlen,

So wollen wir mit schoen vereintem Streben,

Der hohen Schoenheit sieben heil'ge Zahlen,

Dir, Herrliche, den Lebensteppich weben!

Alle Kuenste (sich umfassend).

Denn aus der Kraefte schoen vereintem Streben

Erhebt sich, wirkend, erst das wahre Leben.