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Auch dachte ich an Telima, die ebenfalls eine Entscheidung getroffen hatte. Wenn sie wollte, sollte sie ruhig in ihren geliebten Sümpfen bleiben!

Ich war auf der Suche nach Talena. Talena war keine einfache Pagasklavin, auch kein simples Rencemädchen, das ich aus dem Sumpf in die Stadt geholt hatte. Talena war die Tochter eines Ubar.

Mit Talena an meiner Seite mochte es mir gelingen, erster Kapitän im Kapitänsrat von Port Kar zu werden.

Und wer konnte wissen, welche anderen politischen Entwicklungen in dieser Stadt möglich waren. Ich war in Port Kar beliebt. Vielleicht kam es bald wieder dazu, daß nur ein Ubar in der Stadt regierte.

Und Talena an meiner Seite wäre die schönste, reichste und mächtigste Frau auf ganz Gor!

Ich stellte den Pfeil fertig.

Ich wollte Talena befreien.

Wir würden unsere Gefährtenschaft erneuern, und Talena mochte mir manchen Vorteil bringen – an Einfluß und Vermögen. Vielleicht konnte ich eines Tages sogar eine Position erringen, die derjenigen ihres Vaters überlegen war.

Ich stand auf, den Pfeil in der Hand, und legte ihn über zwei Steine. Morgen früh würde er trocken sein.

Ich sah Sheera an. Es war noch zu früh für sie.

Langsam machte ich einen Rundgang und sah mir an, wie die Männer mit der Befestigung des Lagers vorankamen. Wir hatten unsere Pläne nur in einem Punkt geändert – und dieser Punkt betraf die Ankunft der Rhoda aus Tyros in Laura.

Wir hatten die Tesephone aus dem laurischen Hafen gesteuert und waren um weitere zwanzig Pasang flußaufwärts gefahren. Hier, am Nordufer, hatten wir unser Lager errichtet. Oberhalb von Laura ist der Fluß weitaus weniger befahrbar, besonders im Spätsommer. Obwohl die Rhoda eine leichte Galeere war, ragte ihr Kiel doch erheblich tiefer ins Wasser als der unsere. Außerdem war sie viel länger. So konnte sie uns unmöglich zu dem neuen Lager folgen. Zusätzlich wollte ich flußabwärts Wachen aufstellen, die jede Annäherung anderer Boote melden sollten. Ich hatte das ganze Lager mit Wachen umstellt, für den unwahrscheinlichen Fall, daß man sich durch den Wald anschleichen wollte.

Ich hielt diese Vorsichtsmaßnahmen im Grunde für überflüssig, doch ich ordnete sie trotzdem an.

Abgesehen von allem anderen gab uns das Lager oberhalb Lauras die nötige Abgeschiedenheit für unsere Pläne. Soweit es die Stadtbewohner betraf, waren wir bemüht, bessere Preise für Sleenpelze herauszuholen. So etwas kam ab und zu vor. Niemand brauchte von unseren wahren Absichten zu erfahren.

Unser Lager am Flußufer ähnelte in etwa einem halbbefestigten goreanischen Marinelager. Die Tesephone war auf das Ufer gelaufen und lag schräg auf der Seite, wodurch wir die Möglichkeit hatten, ihre Außenplanken abzukratzen, neu zu teeren und abzudichten – zuerst auf der einen, dann auf der anderen Seite. Natürlich würden sich die Männer auch um das stehende und laufende Gut an Bord kümmern, um die Taue und die Takelage und die Rudereinrichtung. Während diese Arbeiten im Gang waren, mußte ein Teil der Mannschaft Steine vom Ufer herbeischleppen und im Wald Stämme schneiden, um eine Mauer zu bauen, die das Lager schützen sollte. Zum Wasser hin war dieser Schutzwall natürlich offen. Planen wurden zwischen der Mauer und der Tesephone gespannt und boten Schatten und Schutz bei Regenschauern.

Ich war stolz auf meine Mannschaft und nahm mir vor, Paga aus Laura für sie holen zu lassen.

»Wie geht die Arbeit voran?« erkundigte ich mich bei Thurnock.

»Ausgezeichnet, Kapitän«, entgegnete er.

Die Männer waren bald fertig.

Wie ich erfahren hatte, lag das Lager Marlenus’, des großen Ubar aus Ar, irgendwo nördlich oder nordwestlich von Laura. Vielleicht benutzte er sogar die gleiche Stelle wie vor einigen Monaten, als er in den nördlichen Wäldern gejagt und dabei Verna und ihre Bande gefangen hatte.

Marlenus, das glaubte ich zu wissen, war bestimmt sehr zuversichtlich. Aber beim zweitenmal ließ sich die berühmte Gesetzlose sicher nicht so leicht fangen.

»Noch zwei Pfähle, und wir sind fertig«, meldete Thurnock.

Ich warf einen Blick auf die Sonne, die nun hinter den Bäumen stand. In einer halben Ahn mußte es dunkel sein.

Dies war die richtige Zeit für die Flucht eines Sklavenmädchens.

Ich wandte mich an Sheera. »Auf die Füße, Sklavin!« befahl ich. Sie sah mich mit zusammengepreßten Lippen an.

»Hast du mich deshalb gekauft?« fragte sie und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Wald ringsum.

»Ja«, erwiderte ich.

Mit vor dem Leib gefesselten Armen glitt sie durch die letzte verbleibende Lücke in unserem Palisadenzaun und eilte in den Wald.

Es lag in ihrem Interesse, Verna so schnell wie möglich in die Hände zu fallen. Die hungrigen Nachtsleen des Waldes würden in etwa einer Stunde ihren Bau verlassen.

»Was machen wir jetzt, Kapitän?« fragte Thurnock. Die Wand war geschlossen.

»Wir kochen uns ein Mahl«, sagte ich. »Dann essen wir und warten ab.«

Etwa zur zwanzigsten Ahn, die auf Gor die Mitternachtsstunde ist, hörten wir außerhalb unserer Befestigung ein Geräusch.

»Nicht das Feuer löschen!« sagte ich zu meinen Leuten. »Wir wollen lieber etwas zurücktreten.«

Daß wir das Feuer brennen ließen, bezeugte unsere friedlichen Absichten. Allerdings hielten wir uns etwas abseits, damit wir den Panthermädchen kein zu leichtes Ziel boten.

Doch uns zu erschießen, konnte nicht in ihrer Absicht liegen, sonst hätten wir eben das Geräusch nicht gehört – das Knacken eines Astes, das uns alarmieren und den Mädchen unsere Reaktion zeigen sollte.

Ich stand in der Nähe der Flammen und hob die Hände hoch, damit die Panthermädchen sehen konnten, daß ich unbewaffnet war.

»Ich bin Bosk von der Freien Insel Tabor«, sagte ich. »Ich bin Kaufmann. Ich möchte mit euch verhandeln.«

Stille.

»Wir haben Waren anzubieten.«

Aus der Dunkelheit außerhalb unseres Lagers trat kühn eine Frau. Sie war mit einem Bogen bewaffnet und trug ein Pantherfell.

»Laßt das Feuer heller brennen!« befahl sie.

»Tu, was sie sagt«, wandte ich mich an Thurnock.

Widerstrebend häufte Thurnock mehr Holz auf das Feuer, bis das Innere des Lagers gut ausgeleuchtet war. Außerhalb des Feuerscheins war kaum etwas zu erkennen. Meine Männer und ich waren nun ein leichtes Ziel für die Mädchen des Waldes.

»Legt Schwertgürtel und Waffen ab!« befahl die Frau.

Auf mein Zeichen hin legten meine Männer ihre Waffen neben dem Feuer nieder.

»Ausgezeichnet«, sagte die Frau von der anderen Seite des Palisadenzauns und musterte uns. Auch ich konnte sie nun deutlicher erkennen. Sie trug einen goldenen Armreif um das linke Handgelenk und ein zweites goldenes Schmuckstück am rechten Bein.

»Ihr seid umstellt«, rief sie.

»Natürlich«, erwiderte ich.

»Auf jeden von euch ist mindestens ein Pfeil gerichtet.«

»Natürlich.«

»Worüber wollt ihr verhandeln?«

»Laßt uns das in Ruhe besprechen.«

»Dazu müßt ihr einige Palisadenpfähle entfernen.«

Ich gab Thurnock einen Wink. »Nehmt vier Pfähle heraus.« Widerstrebend gehorchte er.

Mit hoch erhobenem Kopf kam das Panthermädchen zu uns ins Lager und sah sich um. Sie hatte überhaupt keine Angst. Mit dem Fuß schob sie die am Boden liegenden Waffen näher zum Feuer.

»Setzt euch«, sagte sie zu meinen Männern und deutete auf den Fuß der Palisadenmauer.

Ich gab den Männern ein Zeichen, daß sie gehorchen sollten. Sie mußten sich so hinsetzen, daß sie ins Feuer blickten. So konnten sich ihre Augen nicht so schnell wieder an die Dunkelheit gewöhnen. Wurde das Feuer plötzlich gelöscht, waren sie eine Ehn lang geblendet und den Panthermädchen hilflos ausgeliefert.

Das Mädchen nahm nun mit untergeschlagenen Beinen mir gegenüber Platz.

Von draußen ertönten weitere Geräusche, und ich sah, wie sich etwas Weißes in der Dunkelheit bewegte, von zwei Panthermädchen flankiert.