Выбрать главу

Von zwei Wächterinnen gestützt, wurde Sheera ins Lager gebracht. Sie war natürlich noch immer gefesselt und wurde jetzt vor dem Feuer zu Boden gestoßen. Man schien sie ausgepeitscht zu haben.

»Wir haben diese verirrte Sklavin gefunden«, sagte die Anführerin.

»Sie gehört mir«, sagte ich.

»Weißt du, wer sie ist? Sie war einmal ein Panthermädchen – Sheera.«

»Oh.«

Das Mädchen lachte. »Sie war eine große Rivalin Vernas – und Verna macht sich jetzt das Vergnügen, sie dir zurückzugeben. Taugt sie überhaupt etwas?«

Ich sah Sheera nachdenklich an. »Ja, sie stellt sich ganz vernünftig an.«

Sheera senkte wütend den Blick. Einige Panthermädchen lachten höhnisch.

»Wir wollen vier Pfeilspitzen für das Mädchen.«

»Ein vernünftiger Preis«, bemerkte ich.

»Mehr als genug für eine billige Sklavin.«

Sheera hatte die Fäuste geballt. Ich gab Zeichen, daß sich ein Panthermädchen vier Pfeilspitzen aus einem unserer Lastballen nehmen solle. Sie gehorchte und nahm vier Spitzen, nicht mehr.

»Du bist also Verna?« fragte ich die Anführerin.

»Nein.«

Ich sah sie enttäuscht an.

Sie musterte mich mißtrauisch. »Du suchst Verna?« fragte sie.

»Ich bin weit gereist, um Geschäfte mit ihr zu machen.« Mürrisch starrte ich das Mädchen an. »Ich hatte angenommen, ich befinde mich in dem Gebiet, das von Verna und ihrer Gruppe beansprucht wird.«

»Ich gehöre zu Vernas Gruppe«, erwiderte das Mädchen.

»Das ist gut.«

Das Mädchen, das mir gegenübersaß, war blond und blauäugig, wie man es oft bei Panthermädchen findet. Sie war sehr hübsch, hatte jedoch einen grausamen Zug um den Mund.

»Ich bin Bosk aus Tabor«, sagte ich.

»Und ich heiße Mira.«

»Kannst du für Verna sprechen?«

»Ja, und für wen sprichst du?«

»Für mich.«

»Nicht für Marlenus aus Ar?«

»Nein.«

»Das ist interessant«, sagte sie nachdenklich. »Aber Verna sagte uns ohnehin, daß Marlenus aus Ar anders vorgehen würde.«

»Da hat sie wahrscheinlich recht.« Marlenus würde als Angreifer in den Wald eindringen und nicht als Unterhändler kommen.

»Weißt du, daß sich Marlenus im Wald aufhält?« fragte sie.

»Ja, davon habe ich gehört.«

»Weißt du, wo sich sein Lager befindet?«

»Nein – außer daß es irgendwo nördlich oder nordöstlich von Laura liegen soll.«

»Wir wissen, wo es zu finden ist«, sagte Mira.

»Mich interessiert besonders eine Frau, die angeblich in Vernas Lager gefangengehalten wird.«

»Eine Sklavin?«

»Möglich. Sie soll dunkelhaarig und sehr schön sein.«

»Du meinst Talena«, sagte Mira lächelnd, »die Tochter Marlenus’ aus Ar.«

»Ja«, sagte ich. »Befindet sie sich in eurem Lager?«

»Vielleicht«, sagte Mira. »Vielleicht auch nicht.«

»Ich bin bereit, eine große Summe für sie zu bieten – ganze Gewichte an Gold.«

Ein goreanisches Gewicht ist zehn goreanische Stein schwer. Und ein »Stein« entspricht etwa zwei irdischen Kilogramm.

»Und würdest du dieses Mädchen für noch mehr Geld an Marlenus weiterverkaufen?«

»Ich will mit ihr keine Gewinne machen«, sagte ich.

Mira stand auf, und ich folgte ihrem Beispiel.

»Viel Gold«, wiederholte ich.

Doch als ich in Miras Augen blickte, wurde mir klar, daß Talena nicht zum Verkauf stand.

»Ist das Mädchen in eurem Lager?« fragte ich noch einmal.

»Vielleicht«, antwortete Mira ausweichend. »Vielleicht auch nicht.«

»Setzt einen Preis für sie fest.«

»Dieser Wald gehört den Panthermädchen, Kaufmann«, sagte Mira. »Du solltest ihn morgen früh schleunigst verlassen. Es ist ein Glück für dich, daß wir ein Geschäft miteinander gemacht haben.«

Ich nickte.

Sie musterte meine Männer. »Gute Ware – die Burschen würden sich in Sklavenketten gut machen.«

Mit diesen Worten kehrte sie zur Öffnung in unserer Palisadenmauer zurück und drehte sich noch einmal um. »Kaufmann«, sagte sie, »in Zukunft solltest du dich nicht in die Angelegenheiten von Verna und Marlenus mischen.«

»Verstanden«, sagte ich.

Das Mädchen machte kehrt und verschwand schnell in der Dunkelheit, gefolgt von ihrer Truppe.

Meine Männer sprangen auf und packten wutschnaubend ihre Waffen.

Ich ging zu Sheera und faßte sie unter das Kinn. »Hast du Verna gesehen?«

»Ja.«

»Warst du in ihrem Lager?«

»Nein.«

»Halten die Panthermädchen Talena hier gefangen?«

»Weiß ich nicht.«

Ich ließ sie los.

»Hat dir Verna etwas für mich aufgetragen?«

»Nein.«

Ich stieß sie wütend von mir. »Thurnock!« brüllte ich. »Setz die Pfähle wieder ein!«

Mein getreuer Freund machte sich sofort an die Arbeit.

Ich starrte hinaus in die Dunkelheit der Wälder. Wir würden tatsächlich den Wald verlassen. Spätestens morgen mittag waren wir wieder in unserem Lager am Fluß.

Aber wir würden zurückkehren.

Ich hatte Verna und den Panthermädchen ihre Chance gegeben!

Unsere Männer hatten uns freudig willkommen geheißen. Wie ich feststellte, war die Arbeit am Flußlager gut vorangekommen.

In meiner Abwesenheit hatten einige Jäger und Gesetzlose Sleenpelze gebracht. Wir hatten ihnen gute Preise bezahlt – in Gold oder Tauschwaren. Für die Einwohner Lauras und die Jäger im Wald waren wir einfache Kaufleute, die Felle und Lederwaren suchten. Ich war nicht unzufrieden.

»Schau!« sagte Rim eine Stunde nach unserer Ankunft. »Der kleine Sleen!«

Ich beobachtete Tina, die einen Wasserkrug schleppte. Sie hatte ihre kurze Sklaventunika mit einer Gürtelschnur zusammengerafft. Ich lächelte.

Rim und ich näherten uns dem Mädchen, das sich erschrocken umwandte.

»Heb die Arme über den Kopf!« befahl ich.

Nervös gehorchte sie. Rim zupfte am Knoten ihres Gürtels, und sofort fielen einige Gegenstände aus ihrem Gewand zu Boden – mehrere kleine goreanische Pflaumen, eine kleine Larmafrucht und zwei Silbertarsks.

Mehrere Männer waren näher gekommen und beobachteten die Szene. »Mir fehlen zwei Silbertarsks«, sagte einer und nahm die Münzen aus dem Sand.

Tina versuchte zu fliehen, doch einer meiner Leute hielt sie fest und zerrte sie zurück.

»Eine hübsche kleine Diebin!« bemerkte Rim.

»Und sehr geschickt!« sagte ich.

»Schon mein Vater war ein Dieb!« rief sie. »Und sein Vater ebenfalls.« Sie begann zu zittern. »Was wird mein Herr jetzt tun?«

»Ich überlege, ob ich dich auspeitschen lassen soll.«

Sie schüttelte verzweifelt den Kopf.

»Glaubst du, daß du mir innerhalb einer Ehn eine goldene Tarnscheibe bringen könntest – von doppeltem Wert?«

»Ich habe kein Gold!« rief sie.

»Dann muß ich dich wohl auspeitschen lassen.«

»Nein!« rief sie. »Bitte nicht!« Wieder machte sie kehrt und versuchte zu fliehen. Verzweifelt drängte sie sich durch die Menge.

Sekunden später wurde sie von zwei Männern zurückgezerrt und vor mir in die Knie gezwungen. Sie senkte den Kopf.

»Anscheinend müssen wir sie doch auspeitschen«, sagte Rim.

»Ich glaube, nicht«, meinte ich.

Tina hob den Kopf. Sie lächelte und hielt mir die rechte Hand hin. Darin lag eine goldene Tarnscheibe von doppeltem Wert.

Die Männer stießen einen Freudenschrei aus. Sie schlugen sich anerkennend mit der rechten Faust an die linke Schulter.

Ich zog Tina hoch. Sie lächelte. »Du bist unschlagbar«, sagte ich.

Sie senkte lächelnd den Blick.

»Aber hast du die Absicht, in diesem Lager wieder zu stehlen?« fragte ich.

»Nein, Herr«, erwiderte sie ernst.

»Im Gegenteil«, sagte ich. »Ich wünsche, daß du deine Talente trainierst. Du darfst in diesem Lager stehlen, was du willst – doch innerhalb einer Ahn mußt du das Gestohlene dem Eigentümer zurückgeben.«

Sie lachte entzückt, während meine Männer unbehagliche Blicke wechselten.