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»Was ist mit Ihnen?« fragte Daniel erschrocken. »Sind Sie verletzt?«

»Nein«, log Charity.

»Wir haben sehr gute Ärzte hier«, antwortete Stone. »Ich lasse Sie untersuchen, sobald wir in New York sind.«

»Ihre Sorge rührt mich zu Tränen«, sagte Charity böse.

»Warum sind Sie so bitter?« fragte Daniel. Er hob die Hand, als sie antworten wollte, und fuhr fort: »Es ist zum Teil meine Schuld. Ich hätte Sie nicht allein in der Bunkerstation zurücklassen dürfen. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn ich Sie geweckt hätte.«

»Bestimmt sogar«, antwortete Charity freundlich. »Ich hätte Ihnen das Genick gebrochen, ehe Sie auch nur Hallo zu diesen Monstern hätten sagen können.«

Daniel seufzte. »Ich verstehe Ihren Zorn«, sagte er. »Sie müssen mich verachten. Wahrscheinlich würde ich ebenso fühlen, an Ihrer Stelle ... Sie erwachen, finden Ihre Welt in Trümmern und sehen mich als Verräter. Wie gesagt, ich verstehe Sie. Aber versuchen Sie doch auch, mich zu verstehen.«

»Wie bitte?« Charity starrte ihn fassungslos an.

»Geben Sie mir eine Chance, Charity«, sagte Daniel ernsthaft. »Und sich auch. Glauben Sie mir, als ich aus dem Tank stieg, vor drei Jahren, da habe ich genauso empfunden wie Sie jetzt. Ich ... ich war fast wahnsinnig vor Zorn. Ich habe viele von ihnen getötet, bis sie mich schließlich stellten.«

»Ach«, sagte Charity. »Und dann? Hat Ihnen der große Gottvater von Moron ins Gewissen geredet und Sie davon überzeugt, daß diese Kreaturen eigentlich nur unser Bestes wollen?«

»Er hat mich davon überzeugt, daß wir keine Chance haben«, antwortete Daniel. »Widerstand gegen einen Feind, der unbesiegbar ist, ist dumm, und Stolz, der keinen Grund mehr hat, manchmal tödlich. Es gibt auf dieser Welt nichts mehr, worum es sich zu kämpfen lohnt.«

»Wenn ich Sie so ansehe, könnte ich das fast glauben«, sagte Charity. Aber die Worte klangen nicht ganz so sarkastisch, wie sie beabsichtigt hatte.

»Wir haben verloren, Charity«, fuhr Daniel ungerührt fort. »Denken Sie, es hat mir nicht ebenso weh getan wie Ihnen? Zum Teufel, ich war Mitglied der gleichen Armee wie Sie! Ich war ebenso stolz auf unsere Waffen und unsere Macht und all unsere technischen Errungenschaften, und ich habe uns für ebenso unbesiegbar gehalten! Aber wir sind besiegt worden, und zwar ein für allemal! Sie können nicht gegen Moron kämpfen! Niemand kann das!«

»Ich habe es wenigstens versucht.«

»Ja«, antwortete Daniel, plötzlich beinahe zornig. »Sie haben ein oder zwei Dutzend Insektenkrieger getötet, und Sie haben ein paar meiner Spione ausgeschaltet. Und was hat Sie dieser Sieg gekostet? Wie viele Menschen sind gestorben, seit Charity Laird aus der Vergangenheit kam und damit begonnen hat, die Menschheit zu befreien? Zweihundert? Dreihundert? Tausend? Ich kann eine Million dieser Krieger herbeirufen, wenn ich will! Und wenn das nicht reicht, hundert Millionen! Oder tausend!«

»Hören Sie auf!« sagte Charity.

Daniel lachte. »Warum? Weil Ihnen nicht gefällt, was ich sage? Mir hat es auch nicht gefallen - aber es ist die Wahrheit. Wir sind geschlagen. Keine Macht des Universums kann die Erde noch retten. Verdammt, erinnern Sie sich doch einfach! Sie waren dabei! Sie haben die Kämpfe miterlebt. Und damals waren wir sechs Milliarden! Wir hatten unsere Armeen, unsere Flotten. Raumschiffe. Atombomben. Sie wissen so gut wie ich, wieviel es uns genutzt hat. Sie haben uns einfach niedergewalzt, und sie würden es wieder tun, selbst wenn wir noch in der Lage wären, uns zu wehren.« Er nahm das Glas wieder auf, drehte es einen Moment in der Hand und betrachtete die blitzenden Lichtreflexe in dem geschliffenen Kristall.

»Ich habe in den letzten drei Jahren eine Menge gelernt, Charity«, sagte er. »Diese Welt ist nur eine Facette von Tausenden, vielleicht sogar Millionen. Die großen Brüder von den Sternen sind leider keine weisen alten Männer, sondern Ungeheuer. Sie haben einen Großteil dieser Galaxis erobert, und sie werden auch den Rest noch erobern. Nichts kann sie aufhalten.« Er seufzte erneut. »Ich weiß nicht einmal, warum sie es tun.«

Charity sah überrascht auf.

»Ich weiß es wirklich nicht«, sagte Daniel, als er ihren zweifelnden Blick bemerkte.

»Und Sie haben nie danach gefragt?«

»Ich habe niemals jemanden getroffen, dem ich diese Frage stellen konnte«, antwortete Stone. »Auch ich weiß nicht, wer die Moroni wirklich sind. Ich glaube, es gibt einen oder mehrere von ihnen in dem Raumschiff am Nordpol, aber wenn, dann verlassen sie es nie.«

»Sie machen es sich ein bißchen leicht, finden Sie nicht?« fragte Charity.

»Vielleicht.« Stone stellte das Glas auf den Tisch zurück und sah sie an. »Aber da ist noch etwas, was Sie wissen sollten.«

»So?«

»Sie und Ihre Freunde sind nicht die ersten, die versuchen, sich gegen Morons Herrschaft aufzulehnen«, sagte Daniel. »Es ist immer wieder vorgekommen. Sie sind nicht unverwundbar. Im Gegenteil - je länger ich für sie arbeite, desto mehr glaube ich, daß ihre Technik kaum weiter entwickelt ist, als es unsere war, kurz bevor sie kamen. Es ist nur ihre unvorstellbare Zahl, die sie immer wieder siegen läßt. Töten Sie einen, werden hundert neue hinzukommen. Trotzdem wurden sie schon besiegt.«

»Von wem?« fragte Charity.

»Von verschiedenen Völkern«, antwortete Daniel. »Manchmal gelingt es den Ureinwohnern eines Planeten, sie zurückzuschlagen, trotz ihrer ungeheuren Zahl. Nicht oft, aber manchmal. Dieser Zwerg, den Sie bei sich haben ...«

»Gurk?«

Daniel lächelte flüchtig. »Nennt er sich so? Ihre Technik war weit genug fortgeschritten, es mit den Angreifern aufnehmen zu können. Sie schossen die Krieger schneller ab, als sie über den Transmitter herangeschafft werden konnten.«

»Und?« fragte Charity.

Stone schwieg eine ganze Weile. »Erinnern Sie sich an Pro-Alpha-Neun?« fragte er. »Die Supernova, die ein Jahr vor dem Auftauchen des Sternenschiffes entdeckt wurde?«

Charity nickte.

»Es war die Sonne ihrer Welt«, sagte Daniel. »Auch das gehört zu Morons Taktik. Sie vernichten, was sie nicht haben können. Sie wurden zurückgeschlagen, und als sie begriffen, daß sie diesen Planeten nicht unterwerfen konnten, sprengten sie seine Sonne. Gurk ist wahrscheinlich einer der letzten Überlebenden seines Volkes. Vielleicht der letzte überhaupt.«

»Ich ... ich glaube Ihnen kein Wort!« sagte Charity erschüttert.

»Dann fragen Sie ihn selbst«, antwortete Daniel. »Er wird Ihnen sagen, daß es die Wahrheit ist. Sie können diese Ungeheuer nicht besiegen. Sie können sich unterwerfen und weiterleben - oder kämpfen und sterben.«

»Dann sterbe ich lieber«, sagte Charity. Aber die Worte klangen nicht sehr überzeugend, und Daniel machte sich nicht einmal die Mühe, darauf zu reagieren.

Er stand auf. »Ich wollte, daß Sie das wissen«, sagte er, »ehe wir weiterreden. Vielleicht bewahrt es Sie davor, einen Fehler zu machen.« Seine Stimme wurde sehr eindringlich. »Wissen Sie, Charity - ich traue Ihnen durchaus zu, das Unmögliche möglich zu machen. Vielleicht hätten Sie es wirklich geschafft, sie zu besiegen. Aber damit würden sie dieser ganzen Welt den Tod bringen.«

»Sie stirbt doch sowieso«, sagte Charity. Zornig deutete sie auf eines der großen Fenster. »So blind können nicht einmal Sie sein, Stone! Sehen Sie hinaus! Das ist nicht mehr die Erde! Sie verändern sie. In hundert oder zweihundert Jahren wird es hier keine Menschen mehr geben.«

»Vielleicht«, antwortete Daniel. »Aber das sind dann immer noch hundert oder zweihundert Jahre mehr, als sie sonst hätten.«

»Sie glauben das wirklich, nicht wahr?« fragte Charity erschüttert. »Ich meine, Sie glauben wirklich, daß Sie den Menschen helfen, mit dem, was Sie tun!«

»Ich weiß es«, antwortete Daniel ruhig. »Ich weiß, daß ich sie nicht mehr retten kann. Aber vielleicht helfe ich ihnen, noch ein paar Generationen mehr geschenkt zu bekommen. Vielleicht ist es nur Sterbehilfe, die ich leiste, aber das ist immer noch besser, als gar nichts zu tun.«