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Und dann kehrte die Magie zurück, strömte wieder aus ihm heraus und schleuderte die Kreaturen von ihm weg. Sie wuchs in seinen Händen zu einem Gebilde aus blauem Feuer, dessen Flammen so kalt und hart waren wie Eisen. Einen wilden Schrei des Zornes ausstoßend, schwang er die neugefundene Waffe in einem tödlichen Bogen und durchschnitt die Kreaturen um sich herum, als wären sie aus Papier. Er verlor sich im Taumel des Tötens, während er wie ein Besessener um sich schlug.

Die Schattenwesen wichen zurück, diejenigen, die er nicht getötet hatte, wankten wie Marionetten umher. Während er sie anbrüllte und das Gebilde aus magischem Feuer in der einen Hand hielt, bückte er sich und griff nach dem zu Boden gefallenen Schwert von Shannara. Er spürte, wie es seine Hand verbrannte, spürte einen rasenden, entsetzlichen Schmerz.

Im gleichen Augenblick loderte seine eigene Magie auf und erstarb. Überrascht wich er zurück, versuchte dann noch einmal, sie hervorzurufen, und stellte fest, daß es ihm nicht gelang. Die Schattenwesen kamen unverzüglich näher. Er zögerte kurz, dann lief er los, floh vor dem Entsetzen, das sich seiner bemächtigt hatte, ebenso wie vor den Schattenwesen, die ihn verfolgten.

Er war fast an der Wand der Schlucht angelangt, als er hörte, wie Damson Rhee nach ihm rief. Er eilte auf sie zu. Das Schwert von Shannara lag an seiner Brust, das Brennen hatte aufgehört, das Schwert war nichts weiter als eine einfache Klinge. Er warf sich zu Boden und schluchzte. Wieder vernahm er Damson Rhees Stimme, die ihn rief, und er antwortete ihr.

Dann ergriff sie ihn, zog ihn zu sich hoch und fragte: »Par, Par, was ist los mit dir? Par, was ist geschehen?«

Er antwortete schluchzend: »Er ist tot, Damson! Coll ist tot! Ich habe ihn getötet!«

Die Tür zur Felsenwand stand offen, und in dem schwarzen Spalt war eine kleine, behaarte, großäugige Kreatur zu erkennen. Mit Hilfe von Damson Rhee stolperte er durch die Öffnung und hörte, wie die Tür hinter ihnen zufiel.

Dann verschwand alles in seinem durchdringenden Schrei.

33

Es regnete in den Drachenzähnen. Das kalte Nieseln erstreckte sich von einem Ende des Horizonts zum anderen. Morgan Leah stand auf einem Pfad am Abgrund und lugte unter der Kapuze seines Mantels hervor.

Er blinzelte die Regentropfen fort, die der Wind ihm in die Augen blies. Sein rötliches Haar klebte an seiner Stirn, und sein Gesicht war kalt. Sein Körper unter der durchnäßten Kleidung schmerzte. Während er den Lauten um sich herum lauschte, zitterte er. Das Heulen des Windes, der über die Felsen und durch die Bäume fegte, erhob sich augenblicksweise über das Donnergrollen weit oben im Norden. Reißende Bäche stürzten durch die Felsen hinter ihm ins Tal.

Der Tag war wie geschaffen dafür, über das Leben an sich nachzudenken, dachte Morgan grimmig. Es war ein Tag für einen neuen Anfang.

Padishar Creel trat von hinten an ihn heran, eine verhüllte, massige Gestalt. Regen lief ihm übers Gesicht, und seine Kleidung war gleich der von Morgan vollkommen durchnäßt. »Können wir gehen?« fragte er leise.

Morgan nickte.

Padishar Creel sah in den Regen hinaus und seufzte: »Es ist nicht so gekommen, wie wir gehofft haben, nicht wahr?« sagte er. »Nicht im geringsten.«

Morgan dachte kurz nach und antwortete: »Ich weiß nicht, Padishar. Vielleicht doch.«

Unter Padishar Creels Führung hatten die Geächteten am frühen Morgen die Gänge unterhalb des Zeigefingers verlassen und sich auf den Weg zu den Bergen im Norden gemacht. Die Pfade, denen sie folgten, waren schmal und steil und infolge des Regens gefährlich rutschig, aber Padishar hatte gesagt, daß sie auf diesen Pfaden sicherer seien, als wenn sie über den Kennonpaß marschierten, der sicher bewacht wurde. Das Wetter, so schlimm es auch sein mochte, war eher eine Hilfe als eine Behinderung. Der Regen verwusch ihre Fußspuren und damit jeden Hinweis darauf, wo sie gewesen und wohin sie gegangen waren. Die Armee der Föderation hatten sie seit Beginn ihres Zuges nicht zu Gesicht bekommen. Ihre Verfolger waren entweder im Schlamm versunken oder vollkommen verwirrt. Der Zeigefinger war möglicherweise verloren, aber die Geächteten waren entkommen und konnten anderswo kämpfen.

Es war jetzt Nachmittag, und die arg mitgenommene Gruppe befand sich oberhalb der Gabelung des Mermidon, dort wo er sich nach Süden zum Regenbogensee und nach Osten in die Rabbebene ergoß. Auf einem Felsvorsprung, von dem aus sich die Bergpfade in alle Richtungen verzweigten, machten sie Halt, bevor sie sich trennten. Die Trolle würden nach Norden in das Charnalgebirge und ihre Heimat zurückkehren. Die Geächteten würden sich am Firerimstreif, wo eines ihrer anderen Verstecke lag, sammeln. Padishar Creel würde nach Tyrsis zurückkehren, um nach Damson Rhee und den beiden Talbewohnern zu suchen. Morgan würde ostwärts nach Culhaven gehen und das Versprechen einlösen, das er Steff gegeben hatte. In vier Wochen wollten sie sich alle am Jannissonpaß treffen. Bis dahin war hoffentlich die Armee der Trolle zusammengestellt, und die Bewegung hatte hoffentlich ihre Kräfte gesammelt. Dann war es an der Zeit, eine Strategie auszuarbeiten, mit der man den Kampf mit der Föderation gewinnen konnte.

Wenn dann überhaupt noch jemand von ihnen am Leben war, um die Strategie auszuarbeiten, dachte Morgan düster. Das, was mit Teel geschehen war, hatte Zweifel in ihm geweckt. Er wußte jetzt, wie leicht es für die Schattenwesen und ihre Föderationsverbündeten war, in die Reihen ihrer Gegner einzudringen. Jeder konnte ein Feind sein. Der Verrat lauerte überall. Was konnten sie tun, sich zu schützen, wenn sie niemand vertrauen durften?

Auch Padishar Creel litt unter dieser Situation – das wußte Morgan –, obwohl er es nie zugegeben hätte. Morgan hatte ihn seit ihrer Flucht ständig beobachtet, und der große Mann sah an jeder Biegung des Wegs Gespenster.

Aber Morgan ging es ebenso. »Ist es nicht gefährlich für dich, wenn du so bald nach Tyrsis zurückkehrst?« fragte er unvermittelt, nur um irgend etwas zu sagen und die Stimme des anderen zu hören.

Padishar Creel zuckte die Schultern. »Auch nicht gefährlicher als vorher. Ich werde mich auf jeden Fall verkleiden. Mach dir keine Sorgen, Hochländer. Par und Coll werden bald in Sicherheit sein. Dafür werde ich sorgen.«

»Es tut mir leid, daß ich nicht mit dir kommen kann.« Morgan konnte die Bitterkeit in seiner Stimme nicht verbergen. »Ich war schließlich derjenige, der sie überredet hat mitzukommen. Ich habe sie schon einmal im Stich gelassen, in Tyrsis, und jetzt lasse ich sie wieder im Stich.« Müde schüttelte er den Kopf. »Ich muß das tun, was Steff mir aufgetragen hat. Ich kann nicht einfach so tun, als…«

Das Ende des Satzes blieb ihm im Hals stecken, als ihm die Erinnerung an seinen sterbenden Freund kam und der Schmerz über den Verlust zurückkehrte. Einen Augenblick dachte er, er müsse weinen, aber es kamen keine Tränen. Vielleicht hatte er sie alle schon geweint.

Padishar Creel streckte die Hand aus und legte sie auf seine Schulter. »Hochländer, du mußt dein Versprechen halten. Das schuldest du ihm. Wenn du es eingelöst hast, kommst du zurück. Die Talbewohner und ich werden warten, und dann fangen wir wieder von vorne an.«

Immer noch unfähig zu sprechen, nickte Morgan bloß. Er spürte den Regen auf seinen Lippen und leckte ihn ab.

»Wir tun das, was wir in diesem Kampf tun müssen«, fuhr Padishar Creel fort. »Wir alle. Wir sind freie Menschen, wie man so schön sagt, und es ist unser gemeinsamer Krieg. Deshalb gehst du nach Culhaven und hilfst denen, die deine Hilfe brauchen, und ich gehe nach Tyrsis und tue das Gleiche. Aber wir werden einander nicht vergessen, oder?«

Morgan schüttelte den Kopf. »Nein, ganz bestimmt nicht, Padishar.«