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»Gaius Marius braucht eine Frau aus einer Patrizierfamilie, deren gesellschaftliche Stellung, Integrität und dignitas untadelig sind«, erklärte Caesar. »Er hätte schon vor drei Jahren Konsul werden sollen, aber die Meteller haben es verhindert. Unsere Julia wird Rom zwingen, Gaius Marius endlich ernst zu nehmen. Unsere Julia wird ihm die gesellschaftliche Stellung verleihen, die er braucht. Sein öffentliches Ansehen wird tausendfach steigen. Dafür wird Gaius Marius unsere finanziellen Schwierigkeiten beheben.«

»Ach, Gaius!« sagte Marcia mit Tränen in den Augen.

»Ach, Vater!« flüsterte Julia mit niedergeschlagenen Augen.

Jetzt, da der Zorn seiner Frau besänftigt war und Julia verlegen errötete, entspannte sich Caesar. »Er fiel mir vorgestern bei den Feierlichkeiten für die neuen Konsuln auf. Merkwürdigerweise hatte ich ihm bis dahin kaum Beachtung geschenkt. Es ist wohl keine Übertreibung, wenn ich sage, daß es mir vorgestern wie Schuppen von den Augen fiel. Ich wußte, da steht ein großer Mann! Ich wußte, daß Rom ihn brauchen wird.«

»Und du hast ihm das Angebot gemacht, nicht umgekehrt?« fragte Marcia.

»Ja.«

»Dann sind unsere Probleme jetzt gelöst?«

Caesar nickte. »Gaius Marius ist zwar kein gebürtiger Römer, aber er ist ein Ehrenmann. Ich bin überzeugt, daß er zu seinem Teil des Vertrags stehen wird.«

»Und der wäre?« fragte Marcia praktisch und griff im Geiste nach ihrem Abakus.

»Noch heute bringt er mir vier Millionen Sesterze in bar, damit ich das Land neben unserem Grundstück in Bovillae kaufen kann. Dann hat Gaius genug Grundbesitz für einen Sitz im Senat, und Sextus’ Erbe bleibt erhalten. Gaius Marius wird beiden Jungen helfen, kurulische Ädilen zu werden. Er wird unsere Jungen in jeder erdenklichen Weise unterstützen, damit sie zur vorgesehenen Zeit Konsul werden können. Und er wird Julilla mit einer großzügigen Mitgift ausstatten, auch wenn wir in dieser Frage noch nicht ins Detail gegangen sind.«

»Und was will er für Julia tun?« fragte Marcia knapp.

Caesar sah sie verständnislos an. »Für Julia?« wiederholte er. »Was sollte er mehr tun, als sie heiraten? Immerhin bringt sie keine Mitgift mit, und es kostet ihn ein Vermögen, sie zu seiner Frau zu machen

»Die Mitgift dient normalerweise dazu, einer Frau auch nach der Heirat eine gewisse Unabhängigkeit zu garantieren, vor allem, wenn sie geschieden wird. Es gibt wohl Frauen, die dumm genug sind, die Mitgift ihren Männern zu überlassen, aber nicht alle Frauen sind so dumm. Ich bestehe darauf, daß Gaius Marius unsere Julia mit einer Mitgift ausstattet, die ihr ein sorgenfreies Leben ermöglicht, wenn es zu einer Scheidung kommt. « Marcias Ton ließ keinen Widerspruch zu.

»Marcia, ich kann unmöglich noch mehr von ihm verlangen!« sagte Caesar verzweifelt.

»Ich fürchte, es bleibt dir nichts anderes übrig. Ich bin erstaunt, daß du nicht selbst daran gedacht hast, Gaius Julius. Julia haben wir unser künftiges Glück zu verdanken, deshalb sind wir es ihr schuldig, daß ihr Auskommen gesichert wird.«

»Ich gebe zu, du hast recht, meine Liebe«, sagte Caesar beschämt. »Aber ich kann unmöglich noch mehr von ihm verlangen!«

Julia sah abwechselnd Vater und Mutter an. Es war nicht das erste Mal, daß ihre Eltern in ihrer Gegenwart Meinungsverschiedenheiten austrugen, aber es war das erste Mal, daß es dabei um sie ging. Sie beschloß, etwas zu sagen. »Es ist gut so, wirklich. Ich werde Gaius Marius selbst auf die Mitgift ansprechen. Er wird es schon verstehen.«

»Julia! Du willst ihn wirklich heiraten?« fragte Marcia atemlos.

»Aber natürlich, Mama. Ich finde ihn wunderbar!«

»Aber er ist fast dreißig Jahre älter als du! Du wirst schneller Witwe sein, als du denkst.«

»Junge Männer langweilen mich, sie erinnern mich an meine Brüder. Einer wie Gaius Marius ist mir viel lieber. Ich werde ihm eine gute Frau sein, das verspreche ich euch. Er wird mich lieben und seine Ausgaben nie bereuen.«

»Wer hätte das gedacht?« fragte Caesar. Er hatte die Frage mehr an sich selbst gerichtet als an eine der Frauen.

»Warum bist du so erstaunt, tata? Ich werde bald achtzehn, und ich wußte, daß du noch in diesem Jahr eine Heirat für mich arrangieren würdest. Ich habe mich, ehrlich gesagt, davor gefürchtet. Nicht vor der Heirat - aber davor, wen du als Mann für mich auswählen würdest. Als ich Gaius Marius gestern abend kennenlernte, dachte ich sofort, es wäre wunderbar, wenn du jemanden wie ihn für mich finden würdest.« Julia errötete. »Er ist ganz anders als du und doch wieder genauso wie du - gerecht, freundlich und aufrichtig.«

Gaius Julius Caesar sah seine Frau an. »Es ist doch eine Freude, festzustellen, daß man sein Kind wirklich schätzt. Sein Kind lieben ist ganz natürlich. Aber schätzen? Das muß verdient sein.«

Die Aussicht, an einem Tag gleich mit zwei Frauen sprechen zu müssen, machte Gaius Marius mehr zu schaffen als die Aussicht auf einen Kampf gegen eine zehnfach überlegene Armee. Zunächst sollte er zum erstenmal seine künftige Frau und deren Mutter treffen, dann zum letztenmal seine bisherige Frau.

Zur achten Stunde - mitten am Nachmittag - traf er am Haus von Gaius Julius Caesar ein, diesmal in seine purpurgesäumte Toga gekleidet. Die Million Silberdenare hatte er nicht dabei. Sie hätten 10 000 Pfund gewogen, was 160 Talenten entsprach oder einem Zug von 160 schwerbeladenen Männern. Nein, er trug statt dessen eine Bankanweisung bei sich.

Im Arbeitszimmer Überreichte er seinem Gastgeber eine Pergamentrolle.

»Ich bin so diskret wie möglich vorgegangen«, sagte er, als Caesar die Urkunde entrollte und die Zeilen überflog. »Wie du siehst, habe ich bei deiner Bank zweihundert Talente in Silber auf deinen Namen hinterlegen lassen. Man kann diese Einlage unmöglich zu mir zurückverfolgen, es sei denn, jemand würde sehr viel Zeit dafür opfern.«

»Das ist gut so. Es würde sonst so aussehen, als ob ich Bestechungsgelder kassiert hätte.«

»Ich bezweifle, daß jemals jemand mit einer so hohen Summe bestochen wurde«, antwortete Marius lächelnd.

Caesar streckte ihm die Hand hin. »Ich habe mir die Summe nicht in Talenten vorgestellt«, sagte er. »Bei den Göttern, ich habe ein Königreich von dir gefordert. Bist du sicher, daß du soviel entbehren kannst?«

»Das bin ich.« Marius konnte seine Hand nicht aus Caesars Umklammerung lösen. »Wenn das Land soviel kostet, wie du gesagt hast, dann sind es vierzig Talente zuviel. Das soll die Mitgift für deine Tochter sein.«

»Ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Gaius Marius.« Caesar ließ endlich seine Hand los und sah ihn mit wachsendem Unbehagen an. »Ich sage mir die ganze Zeit, daß ich meine Tochter ja nicht verkaufe, aber jetzt kann ich mich dieses Eindrucks nicht erwehren. Wirklich, Gaius Marius, ich würde anders handeln, wäre ich nicht aufrichtig überzeugt, daß sie mit dir einer glanzvollen Zukunft entgegensieht. Ich bin überzeugt, daß du gut für sie sorgen und sie behüten wirst, wie es einer Julia zusteht.« Seine Stimme klang rauh. Unsicher kam er hinter seinem Schreibtisch hervor. Obwohl sein Herz pochte und seine Gedanken rasten, nahm er die Pergamentrolle wie beiläufig an sich und steckte sie in eine Falte seiner Toga. »Ich werde erst Ruhe haben, wenn ich das auf die Bank gebracht habe.« Er zögerte, dann fügte er hinzu: »Julia wird erst Anfang Mai achtzehn, aber ich möchte die Heirat nicht bis in den Juni hinauszögern. Wenn du einverstanden bist, kann die Zeremonie im April stattfinden.«

»Ich bin einverstanden«, sagte Marius.

»Dann warte hier, Gaius Marius. Ich schicke Julia herein.«