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»Bei der Ausbildung der Priesterkönige«, sagte ich, »wurden aber Drähte verwendet – acht Drähte, einer für jedes Gehirn.«

»Wir kommen jetzt ohne Drähte aus – sogar bei den Priesterkönigen.

Sie wurden ohnehin nur noch aus Gründen der Tradition verwendet, doch die Menschen im Nest schlugen eine Verfeinerung der Technik vor, die wir natürlich weiterentwickeln mußten.« Kusk schielte an seinen Tentakeln entlang. »Es scheint, daß sich Menschen selten zufriedengeben.«

»Laßt mich frei«, sagte Elizabeth. »Bitte.«

Kusk drehte an einem Einstellknopf, und das Mädchen schien plötzlich sehr müde zu werden, schloß die Augen und war entschlummert.

Kusk und ich besprachen etwa eine Ahn lang verschiedene Themen, unter anderem die Frage, bis zu welchem, Grad die Kontrolleinrichtungen nach dem Nestkrieg wieder einsatzfähig waren, und das Problem der Menschen, die im Nest zunehmend an Bedeutung gewannen.

Schließlich ertönte ein leises Klicken, und ein kleines Geruchssignal ging von dem Gerät aus, das sich um Elizabeths Kopf schloß. Kusk schaltete die Anlage aus, und ich befreite das Mädchen von den Fesseln.

Sie öffnete die Augen.

»Wie fühlst du dich?« fragte ich.

»Ich bin eingeschlafen«, sagte sie, richtete sich auf und rieb sich die Augen.

»Schon gut«, sagte ich.

»Ich bin jetzt wieder wach«, sagte sie. »Wann können wir anfangen?«

»Wir sind schon fertig«, sagte Kusk. Mit seinen Greifwerkzeugen hob er einen Plastikbogen hoch, auf dem das goreanische Alphabet verzeichnet stand, dazu in verschiedenen Schrifttypen einige Textzeilen in derselben Sprache.

»Lies«, sagte Kusk.

»Aber das ist Goreanisch! Ich kann diese Sprache nicht lesen.«

»Was ist das für ein Zeichen?« fragte ich und hob den Zeigefinger, Ein Ausdruck der Überraschung erschien auf ihrem Gesicht, dann so etwas wie Angst. »Al-Ka«, sagte sie, »der erste Buchstabe des goreanischen Alphabets.«

»Lies diesen Satz – komm, versuch's!«

Langsam und nervös begann sie Laute zu formen, sprach aus, was ihr in den Sinn kam. »Der Erstgeborene der Mutter war Sarm...« Sie starrte mich an. »Aber das sind doch nur Laute!«

»Na, was bedeuten sie?« fragte ich.

Plötzlich rief sie aus: »Der Erstgeborene der Mutter war Sarm!«

»Sie ist sehr klug«, sagte Kusk. »Manchmal dauert es eine Viertel-Ahn, ehe sich die Erkenntnis durchsetzt, daß die spontan mit den Zeichen verbundenen Laute wirklich die Worte ihrer Sprache sind. Bald wird sie die Zeichen in Wortform lesen können. Nach einigen Übungstagen liest sie so schnell wie die meisten Goreaner; darüber hinaus ist das Problem nur eine Frage des Interesses und der Geschicklichkeit.«

Wir ließen Elizabeth in der Lehrkammer zurück und gingen zum Essen.

Sie schien viel zu aufgeregt zu sein, um uns zu begleiten, und erschien erst spät in meiner Unterkunft, einen dicken Stapel Schriftrollen unter dem Arm, die sie sich von verschiedenen Menschen ausgeliehen hatte.

In den nächsten Tagen war wenig mit ihr anzufangen.

Als die Zeit verging, wuchs auch in mir der Wunsch, das Nest zu verlassen.

In den letzten Tagen unterhielt ich mich oft mit Misk über mein Abenteuer, das letzte Ei der Priesterkönige zurückzugewinnen. Ich informierte ihn vor allem darüber, daß andere ebenfalls nach dem Ei gestrebt und fast Erfolg gehabt hätten; Andere, die die Technologie hatten, um die Erde zu besuchen, um Menschen für ihre Zwecke zu entführen und einzusetzen, wie früher die Priesterkönige.

»Ja«, sagte Misk. »Wir stehen im Krieg. Aber das ist schon seit zwanzigtausend Jahren der Fall.«

»Und in dieser Zeit ist es euch nicht gelungen, den Kampf erfolgreich abzuschließen?«

»Die Priesterkönige sind im Gegensatz zu den Menschen nicht aggressiv. Es genügt uns vollauf, in unserem Territorium gesichert zu sein. Außerdem haben jene Wesen, die du die Anderen nennst, keine eigene Welt mehr. Sie ist zusammen mit ihrer Sonne gestorben. Sie leben nun in einer Gruppe von Umweltschiffen, von denen jedes fast ein eigener künstlicher Planet ist. Solange diese Schiffe außerhalb des fünften Ringes bleiben, außerhalb des Planeten, den die Erdenmenschen Jupiter und die Goreaner Herius nennen, kämpfen wir nicht.«

Ich nickte. Die Erde und Gor, das wußte ich, teilten sich den dritten Ring.

»Wäre es nicht sicherer, die Anderen aus dem System zu vertreiben?« fragte ich.

»Wir haben sie schon elfmal vertrieben«, erwiderte Misk. »Doch sie sind jedesmal zurückgekehrt.«

»Und macht ihr einen neuen Versuch?«

»Ich glaube nicht. Solche Expeditionen sind sehr zeitraubend und gefährlich. Die Schiffe der Anderen haben Aufspürgeräte, die den unseren gleichwertig sind; sie rasen sofort davon. Sie haben Waffen, die zwar primitiv anmuten mögen, auf hunderttausend Pasang aber sehr wirkungsvoll sind. Einige tausend Jahre lang haben sie sich – bis auf einige Erkundungsexpeditionen – außerhalb des fünften Ringes aufgehalten. Jetzt werden sie offenbar kühner.«

»Die Anderen könnten doch sicher die Erde erobern«, sagte ich.

»Wir haben das nicht zugelassen«, sagte Misk. »Der Planet liegt innerhalb des fünften Ringes.«

Ich sah ihn überrascht an.

Er krümmte amüsiert seine Tentakel. »Außerdem sind wir nicht unbedingt gegen die Menschen eingestellt.«

Ich lachte.

»Schließlich sind auch die Anderen nicht uninteressant. Wir haben sogar einige Exemplare, Gefangene von Suchexpeditionen, auf dieser Welt angesiedelt. Sie leben natürlich nicht in den gleichen Gebieten. Wir bestehen jedoch darauf, daß sie die Waffen und Technologiegesetze der Priesterkönige einhalten.«

Ich starrte ihn verblüfft an.

»Ja, die Anderen und die Menschen haben viel gemein. Beide Rassen verlassen sich sehr auf ihr Sehvermögen, sie können die gleiche Atmosphäre atmen, sie haben einen ähnlichen Kreislauf, beide sind Wirbelwesen und haben nicht unähnliche Lauf- und Greifwerkzeuge.

Außerdem sind beide aggressiv, selbstbezogen, schlau, gierig und grausam.«

»Vielen Dank«, sagte ich.

Misks Leib begann zu zittern, und seine Tentakel krümmten sich vor Vergnügen. »Oh, bitte sehr, Tarl Cabot.«

»Und nicht alle Priesterkönige sind Misks«, erwiderte ich.

»Ich finde aber, der Mensch ist den Anderen trotz all seiner Fehler überlegen«, sagte Misk schließlich.

»Warum das?« wollte ich wissen.

»Weil er gewöhnlich einen Abscheu vor dem Töten hat«, sagte Misk, »und außerdem fähig ist, Loyalität und Gemeinschaftssinn und Liebe zu offenbaren.«

»Das wird bei den Anderen auch so sein«, sagte ich.

»Dafür gibt es aber kaum Anzeichen«, sagte Misk, »obwohl so etwas wie eine Schiffsloyalität existiert, die bei der künstlichen Lebensweise auch erforderlich ist. Allerdings scheint den Anderen das Töten zu gefallen, daß Mord bei ihnen so eine Art Mechanismus der natürlichen Auslese geworden ist.«

»Ich schließe daraus, daß uns die Anderen zahlenmäßig überlegen sind.«

»Sie sind zahlenmäßig tausendmal stärker als wir«, erwiderte Misk.

»Doch haben wir sie seit zwanzigtausend Jahren immer wieder zurückgeschlagen, weil wir besser gerüstet waren.«

»Doch eure Macht ist nach dem Nestkrieg schwer angeschlagen.«

»Richtig, und wir sind mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Ich nehme nicht an, daß eine unmittelbare Gefahr besteht, solange der Gegner nicht von unserer wirklichen Schwäche erfährt. Allerdings schicken sie in letzter Zeit immer neue Erkundungsschiffe, und aus irgendwelchen Gründen werden immer wieder Menschen auf diese Welt gebracht.

Vielleicht haben sie auch Kontakte zu jenen Anderen aufgenommen, die wir nach unseren Gesetzen haben leben lassen. Offenbar haben die Anderen allgemein die Absicht, in den Städten Einfluß zu gewinnen, Menschen auf ihre Seite zu ziehen und sie für einen Krieg gegen die Priesterkönige auszurüsten.«

Ich war verblüfft.

»Ja, warum sollten sie nicht Menschen einsetzen, um ihre Kämpfe auszufechten?« fragte Misk. »Der Mensch, den es auf Gor in annehmbarer Zahl gibt, ist intelligent, lernbegierig und neigt zur Kriegslust.«