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Der Maskenmacher fingerte beiläufig an seinem eigenen strapan, und brachte eine perlende Tonfolge zustande. „Ein Künstler“, sang er ziemlich kühl, „schätzt die Momente der Konzentration, und er legt keinen Wert darauf, Banalitäten mit Personen von höchstens bescheidenem Prestige auszutauschen.“ Thissell versuchte es mit einer Gegenmelodie, doch der Maskenmacher kam ihm zuvor; er sang: „In den Laden kommt ein Mensch, der sehnt sich nach seinesgleichen, doch seine Musik verdient Kritik. Sein riesiges strakh versteckt er hinter einer Mondmotte. Er spielt den strapan für einen Meister-Handwerker und singt mit verachtenswerter Stimme. Der feine und schöpferische Handwerker überhört diese Herausforderung. Er spielt ein höfliches Instrument, bleibt unverbindlich und hofft, der Fremde möge müde werden und gehen.“

Thissell nahm seinen kiv. „Der edle Maskenmacher hat mich nicht verstanden.“

Ein Stakkato auf des Meisters strapan unterbrach ihn. „Der Fremde macht den Verstand des Meisters lächerlich.“

Thissell kratzte heftig auf seinem strapan. „Um mich selbst vor der Hitze zu schützen, wandere ich in einen kleinen, unbedeutenden Maskenladen. Der Künstler, dem sein Werkzeug noch neu ist, verspricht jedoch einiges für die Zukunft. Er arbeitet eifrig, um seine Geschicklichkeit zu verbessern, so eifrig, daß er sich weigert, mit Fremden zu reden, egal, was sie auch wollen.“

Der Maskenmacher legte sein Schnitzmesser weg, stand auf, verschwand hinter seinem Wandschirm, um mit einer Maske aus Gold und Eisen zurückzukehren, die vom Schädel aufsteigende Flammen darstellte. In einer Hand trug er das skaranyi, in der anderen einen Krummsäbel. Zu einer Reihe wilder Töne sang er: „Selbst der geschickteste Künstler kann sein strakh erhöhen, wenn er Seeungeheuer tötet, Nachtmenschen und unwichtige Müßiggänger. Eine solche Gelegenheit ist jetzt gegeben. Der Künstler stellt seinen Angriff noch zehn Sekunden zurück, weil der Herausforderer eine Mondmotte trägt.“

Verzweifelt schlug Thissell seinen strapan. „Hat ein Waldkobold deinen Laden betreten? Ging er mit einer neuen Maske?“

„Fünf Sekunden sind vorbei“, sang der Maskenmacher düster. Thissell ergriff wütend und enttäuscht die Flucht, lief über den Platz und schaute die Esplanade auf und ab. Hunderte von Menschen liefen an den Docks herum oder standen auf den Decks ihrer Hausboote, und alle trugen Masken, die ihre Laune, ihr Prestige und besondere Eigenschaften ausdrückten, und überall zwitscherten und trillerten die Instrumente.

Thissell stand ganz verloren da. Der Waldschrat war verschwunden. Haxo Angmark konnte frei in Fan herumlaufen, Thissell aber nicht den dringenden Befehl von Castel Cromartin ausführen.

Hinter ihm erklang ein kiv. „Ser Mondmotte Thissell, du bist tief in Gedanken versunken.“

Thissell wirbelte herum und entdeckte eine Höhleneule in einem düsteren schwarzgrauen Mantel. Thissell erkannte die Maske, die Gelehrsamkeit und die geduldige Erforschung abstrakter Ideen ausdrückte. Mathew Kershaul hatte sie gelegentlich getragen.

„Guten Morgen, Ser Kershaul“, murmelte er.

„Und wie gehen die Studien? Kannst du schon die C-Dur- Plus-Tonleiter am gomapard? Ich erinnere mich, du fandest die Intervalle ziemlich verwirrend.“

„Ich habe daran gearbeitet“, erwiderte Thissell düster. „Da ich jedoch möglicherweise nach Polypolis zurückgerufen werde, ist vielleicht die ganze Zeit verschwendet.“

„Eh? Und warum dies?“

Thissell erklärte seine schwierige Lage bezüglich Haxo Angmark, und Kershaul nickte ernst. „Ich erinnere mich seiner. Kein sehr graziöser Mensch, doch ein ausgezeichneter Musiker mit raschen Fingern und einem Talent für neue Instrumente.“ Nachdenklich zwirbelte er das Ziegenbärtchen seiner Eulenmaske. „Und deine Pläne?“

„Es gibt keine.“ Thissell spielte auf dem kiv eine melancholische Weise. „Ich habe keine Ahnung, welche Maske er trägt, und wie soll ich ihn fangen, wenn ich nicht weiß, wie er aussieht?“

„Hm! In alten Tagen besuchte er den Exo Cambian Cycle, und ich glaube, er benutzte damals eine ganze Serie von niederen Meeresbewohnern. Sein Geschmack kann sich natürlich geändert haben.“

„Genau“, beklagte sich Thissell. „Er ist vielleicht nur zwanzig Schritte entfernt, und ich ahne es nicht einmal. Und keiner will mir etwas sagen. Ich glaube, denen ist es egal, ob ein Meuchelmörder frei unter ihnen herumläuft.“

„Richtig“, pflichtete ihm Kershaul bei. „Die Sirener denken ganz anders als wir.“

„Sie kennen keine Verantwortung. Ich zweifle, ob sie einem Ertrinkenden ein Tau zuwerfen würden.“

„Es ist richtig, sie lieben keine Einmischung“, erklärte Kershaul. „Sie betonen die Verantwortung des Individuums und ihre Unabhängigkeit.“

„Interessant, aber ich weiß noch immer nicht, wo Angmark ist.“

Kershaul musterte ihn ernst. „Was willst du tun, wenn du ihn findest?“

„Ich führe den Befehl meiner Vorgesetzten aus.“

„Angmark ist gefährlich. Er hat dir gegenüber viele Vorteile.“

„Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen. Es ist meine Pflicht, ihn nach Polypolis zurückzuschicken. Aber hier ist er vermutlich sicher, denn ich habe keine Ahnung, wie und wo ich ihn finden soll.“

Kershaul überlegte. „Ein Außenweltler kann sich vor den Sirenern nicht hinter einer Maske verstecken. Wir sind zu viert hier, Rolver, Welibus, du und ich. Wenn ein anderer Außenweltler einen Haushalt zu errichten versucht, macht die Neuigkeit sehr schnell die Runde.“

„Und wenn er nach Zundar reist?“

Kershaul zuckte die Schultern. „Ich glaube nicht, daß er das wagt. Jedoch…“ Dann bemerkte er, daß Thissell anderswohin schaute, und er folgte seinem Blick.

Ein Mann in einer Waldschratmaske taumelte die Esplanade entlang. Kershaul legte eine Hand auf Thissells Arm, doch dieser trat dem Waldschrat in den Weg und hielt die geborgte Pistole in der Hand. „Haxo Angmark“, rief er, „keine Bewegung, sonst erschieße ich dich. Du bist verhaftet.“

„Bist du auch sicher, daß dies Angmark ist?“ fragte Kershaul.

„Das finde ich schon heraus. Angmark, dreh dich um, und heb die Hände hoch.“

Der Waldschrat stand verblüfft da und rührte sich nicht. Dann griff er nach seinem zachinko und spielte ein fragendes Arpeggio. „Warum belästigst du mich, Mondmotte?“ fragte er.

Kershaul spielte beruhigend auf seinem slobo ein paar Töne.

„Ich fürchte, das hier ist ein Fall von verwechselter Persönlichkeit, Ser Waldkobold. Ser Mondmotte sucht einen Außenweltler in einer Waldkoboldmaske.“ Der Schrat spielte ein paar gereizte Akkorde und ging zum stimic über. „Er glaubt also, ich sei ein Außenweltler? Soll er es doch beweisen, oder er hat meine Vergeltung zu fürchten.“

Kershaul musterte verlegen die Menge, die sich angesammelt hatte. Er zupfte eine beruhigende Weise. „Ich bin sicher, Ser Mondmotte hat…“

Der Waldschrat unterbrach mit einer skaranyi-Fanfare. „Soll er doch seinen Fall beweisen oder sich für das Duell bereit machen.“

„Na, schön, ich beweise meinen Fall“, erklärte Thissell, trat vor und griff nach der Waldkoboldmaske. „Laß dein Gesicht sehen, damit ich dich erkennen kann!“

Der Waldschrat sprang entsetzt zurück, die Menge stöhnte, dann begann ein allgemeines Geklimper.

Der Waldkobold zupfte am Nacken die Saite seines Duellgongs, mit der anderen Hand wirbelte er sein Krummschwert.

Kershaul trat vor und spielte aufgeregt sein slobo. Thissell trat verlegen zur Seite, denn die Reaktion der Menge gefiel ihm nicht.

Kershaul sang Erklärungen und Entschuldigungen, der Waldschrat antwortete, und Kershaul sagte über die Schulter zu Thissell, er solle schleunigst verschwinden, denn der andere werde ihn töten.

Und da schob auch schon der Kobold seinen Freund zur Seite, stampfte mit den Füßen und streckte die Hand aus.