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»Bleibt stehen!« kreischte Saphrar.

»Verstehst du mich nicht?« brüllte ich Kamchak an.

In Saphrars Augen blitzte es auf. »Hört auf den Korobaner!« sagte er. »Er weiß Bescheid! Er weiß Bescheid]«

»Macht das wirklich einen Unterschied«, wollt Kamchak wissen, »ob er die Kugel zerschmettert oder nicht?«

»Ja — auf Gor gibt es nichts Wertvolleres, sie ist vielleicht wertvoller als der ganze Planet!«

»Hört auf ihn!« schrie Saphrar. »Wenn ihr auch nur einen Schritt näherkommt, vernichte ich die Kugel!«

»Ihr darf nichts geschehen!« flehte ich.

»Warum?« fragte Kamchak.

Ich schwieg. Ich wußte nicht, wie ich ihm die Umstände erklären sollte.

Kamchak wandte sich an Saphrar. »Was hast du da überhaupt?« fragte er.

»Die goldene Kugel!«

»Aber was ist das — die goldene Kugel?«

»Ich weiß es nicht«, sagte Saphrar, »aber ich weiß, daß es Männer gibt, die ein Vermögen dafür ausgeben, und ...«

»Ich«, sagte Kamchak, »würde dir nicht einmal eine kupferne Tarnmünze dafür zahlen.«

»Hört auf den Korobaner!« beharrte Saphrar.

»Die Kugel darf nicht zu Schaden kommen«, sagte ich.

»Warum?« fragte Kamchak noch einmal.

»Weil ... sie ist der letzte Samenkern der Priesterkönige, ein Ei, ein Kind ... die einzige Hoffnung der Priesterkönige, für sie alle ... für diese Welt, für das Universum!«

Die Männer ringsum murmelten überrascht, Saphrars Augen schienen aus ihren Höhlen zu treten. Ha-Keel blickte plötzlich auf und hatte sein Schwert ganz vergessen. Der Paravaci musterte Saphrar.

»Das glaube ich nicht«, sagte Kamchak. »Ich halte das Ding für ziemlich wertlos.«

»Nein — bitte!« sagte ich.

»Du bist doch nur wegen der goldenen Kugel zu den Wagenvölkern gekommen, nicht wahr?« fragte Kamchak.

»Ja«, sagte ich zögernd.

Die Männer ringsum sahen mich erstaunt und zum Teil feindselig an.

»Du hättest sie gestohlen — wie Saphrar?«

»Ja«, sagte ich. »Aber nicht wie Saphrar. Ich hätte Kutaituchik nicht getötet.«

»Warum hättest du das getan?«

»Um das Ei ins Sardargebirge zurückzubringen.«

»Nicht um es selbst zu behalten oder Reichtum damit zu erlangen?«

»Nein«, sagte ich,

»Ich glaube dir«, sagte Kamchak und sah mich offen an. »Wir wußten, daß eines Tages jemand aus dem Sardargebirge kommen würde. Wir wußten aber nicht, daß du dieser Mann sein würdest.«

»Ich wußte es auch nicht«, sagte ich.

Kamchak musterte den Kaufmann. »Willst du dir mit der goldenen Kugel dein Leben erkaufen?« fragte er.

»Wenn nötig — ja!« sagte Saphrar.

»Aber ich will die Kugel nicht«, erwiderte Kamchak grimmig. »Ich will dich!«

Saphrar erbleichte und hielt das Ei wieder über seinen Kopf.

Ich war froh, als Kamchak seinen Bogenschützen ein Zeichen gab, nicht zu schießen. Er winkte sie und seine anderen Männer einige Meter zurück — nur Harold und ich blieben neben ihm stehen.

Der Paravaci wandte sich an Ha-Keel, der nun sein Schwert in die Scheide gesteckt hatte und aufgestanden war. »Du hast einen Tarn«, sagte der Paravaci. »Nimm mich mit. Ich kann dir die Hälfte des Reichtums der Paravaci versprechen — Bosks und Gold, Frauen und Wagen!«

Ha-Keel sagte ruhig: »Was du mir bieten könntest, dürfte nicht halb soviel wert sein wie die goldene Kugel. Und die gehört Saphrar!«

»Du kannst mich doch nicht hierlassen!« rief der Paravaci.

»Du bist überboten«, sagte Ha-Keel gelangweilt.

Der Paravaci erstarrte und fuhr herum. Er stürzte sich auf Saphrar. »Dann will ich die Kugel haben!« schrie er.

Saphrar versuchte verzweifelt das Gleichgewicht zu wahren.

Ich hätte mich in den Kampf gestürzt, wenn mich Kamchak nicht zurückgehalten hätte.

»Der goldenen Kugel darf nichts geschehen!« brüllte ich.

Der Paravaci war natürlich viel stärker als der kleine dicke Kaufmann und hatte die Kugel schnell an sich gebracht. Doch Saphrar begann wie wahnsinnig zu kreischen und biß dem Krieger in den Unterarm; seine beiden Goldzähne sanken tief in das Fleisch des Mannes. Der Paravaci schrie entsetzt auf, erschauderte, und die goldene Kugel fiel ihm, aus der Hand und wurde einige Meter weit fortgeschleudert.

Ein Entsetzensschrei kam über meine Lippen. Tränen schossen mir in die Augen, als ich mich über das zerschmetterte Ei beugte. Meine Mission war vergebens gewesen! Die Priesterkönige würden sterben! Gor und womöglich auch die Erde würden in die Hände der Unbekannten fallen, wer immer sie sein mochten.

Ich merkte kaum, wie sich der Paravaci neben mir stöhnend auf dem Boden wand und langsam an dem Gift aus Saphrars Zähnen starb.

Kamchak trat neben den Mann und riß ihm die Maske vom Gesicht, das sich verfärbt hatte und zu einer Fratze verzogen war.

Ich hörte Harold verblüfft sagen: »Das ist ja Tolnus!«

»Natürlich«, sagte Kamchak. »Der Mann mußte Ubar der Paravaci sein; wer sonst hätte dieses Volk in den Krieg gegen uns schicken können, wer sonst hätte einem Tarnsöldner die Hälfte der Besitztümer der Paravaci versprechen können?«

Ich hörte diese Unterhaltung wie aus weiter Ferne mit. Ich erinnerte mich an Tolnus; er war einer der vier Ubar der Wagenvölker gewesen, denen ich am ersten Tag auf der Ebene begegnet war.

Kamchak beugte sich zu dem Sterbenden hinab und riß ihm die kostbare Juwelenkette vom Hals. Er warf sie einem seiner Männer zu. »Gib dies den Paravaci«, sagte er, »Damit sie sich ihre Bosks und ihre Frauen von den Kataii und Kassars zurückkaufen können.«

Ich merkte von diesen Vorgängen kaum etwas, denn der Kummer hatte mich überwältigt. Ich weinte, ohne mich zu schämen.

Es ging mir nicht nur darum, daß ich versagt hatte, daß das, worum ich gekämpft hatte, vergangen und vernichtet war. Es ging nicht um den Krieg der Priesterkönige, in dem ich eine wichtige Rolle gespielt hatte, auch nicht um das Leben meines Freundes Misk und um das Schicksal der Erde und der Gegenerde, die jetzt den geheimnisvollen Unbekannten zufallen mochten — nein, mich betrübte jenes Wesen, das mit diesem Ei vernichtet worden war, das unschuldige Opfer von Intrigen, die sich schon jahrhundertelang hinzogen und die nun ganze Welten miteinander in Konflikt brachten. Es hatte nichts getan, womit es ein solches Schicksal verdient hätte, dieses Kind der Priesterkönige — so konnte man sagen — dieses Wesen, das eine neue Nestmutter hätte werden können.

Wie aus weiter Ferne hörte ich jemand sagen: »Saphrar und Ha-Keel sind geflohen!«

Über mir sagte Kamchak: »Laßt die Sleen frei. Sie sollen jagen.«

Ich hörte, wie die Tiere von den Ketten losgemacht wurden und wie sie mit blitzenden Augen davonrasten.

Jetzt hätte ich nicht mit Saphrar aus Turia tauschen mögen.

»Sei stark, Krieger aus Ko-ro-ba«, sagte Kamchak teilnahmsvoll.

»Du verstehst mich nicht, mein Freund«, sagte ich schluchzend.

Die Tuchuks standen reglos neben mir, der Sleenmeister etwas im Hintergrund, die Halteketten für die Tiere noch in der Hand. An der Tür warteten die Sklaven mit ihrer Goldlast.

Mir wehte plötzlich ein merkwürdiger Gestank in die Nase, ein Verwesungsgeruch, der von den Bruchstücken der goldenen Kugel ausging.

»Pfui Teufel, stinkt das Ding!« sagte Harold und kniete mit angewidertem Gesichtsausdruck nieder und betastete die lederartigen Bruchstücke und einige der goldenen Schalenreste. Er rieb ein Stück zwischen Daumen und Zeigefinger.

Ich hatte den Kopf gesenkt; mir war alles egal.

»Hast du dir das goldene Ei einmal genau angesehen?« fragte Kamchak.

»Dazu hatte ich nie Gelegenheit«, sagte ich.

»Dann tu’s jetzt.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Schau«, sagte Harold und hielt mir seine Hand unter die Nase. An seinen Fingern leuchtete Goldfarbe.

»Das ist Farbe«, sagte er.

»Farbe?« fragte ich verständnislos.

Harold beugte sich vor und zog aus den Resten des Eis einen eingeschrumpften, halb verwesten Tharlarionembryo.

»Ich sagte dir doch«, bemerkte Kamchak freundlich, »daß das Ei wertlos ist.«