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Das waren die ersten Worte, die er an diesem Morgen sagte. Offenbar hatte er bereits entschieden, dass wir nichts mehr in Kettari verloren hatten.

»Ich bin zwar auch deiner Meinung, aber ... Moment mal! Ich hab doch noch einen Termin! Eigentlich könnten wir zusammen hingehen. Im Alt-Kettaii kann man ausgezeichnet essen.«

»Na gut«, meinte Lonely-Lokley und nickte phlegmatisch. »Ich brauche nur etwas Zeit, mich herzurichten. Geh schon mal vor.«

»Wie du meinst«, sagte ich und nickte spiegelbildlich.

Langsam war alles wieder wie immer: Ich machte Faxen, und Schürf merkte es nicht einmal. Das Leben kehrte in seine gewohnten Bahnen zurück.

Sofort machte ich mich auf den Weg zum Treffen mit Machi Ainti. Ich wäre viel lieber sofort nach Echo zurückgefahren, musste mich aber noch von ihm verabschieden.

Die Seitentür des Alt-Kettaii quietschte beim Öffnen. War das immer so gewesen, oder fiel mir das Geräusch erst jetzt auf?

»Hallo, Kamerad«, rief Machi und strahlte mich an. »Hat dir gefallen, was du in Kettari erlebt hast?«

»Und dir?«, gab ich knapp zurück. Ich hatte den Eindruck, der Stuhl, auf den ich mich immer setzte, und der Tisch, an dem ich immer saß, seien tatsächlich mein Stuhl und mein Tisch, da ich nie jemand anderen dort hatte sitzen sehen. »Was ist, Machi? Bist du mit meinen Abenteuern zufrieden?«

»Ich? Sehr! Ich kann dir gar nicht erzählen, wie sehr! Selbst im Traum hätte ich das nicht erwartet. Eigentlich möchte ich dich gar nicht zu Juffin zurückkehren lassen, denn hier gibt es übergenug Arbeit für dich. Ach, Max -das war doch nur ein Scherz. Warum bist du so erschrocken? Sehe ich etwa wie ein Entführer aus? Unter uns gesagt: Du hast eine ausgeprägte Mimik, und das gefällt mir, denn so können Gesprächspartner sofort deine Gefühle erkennen. Sie zu verbergen, ist ohnehin sinnlos. Ich glaube, du hast viele Fragen, stimmt's?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich hab gar keine Fragen, weil ich mit deinen Antworten nichts anzufangen weiß, Machi.«

Zuerst hörte ich sein Lachen, dann sah ich es auf seinem Gesicht, doch mir behagte weder das eine noch das andere. Was mir daran missfiel, wusste ich nicht genau, doch mir lief ein Schauer über den Rücken.

»Du lachst selbst manchmal so. Und mitunter erschrickst du auch arglose Leute«, meinte Machi. »Aber nimm das bitte alles nicht so ernst. Übrigens kenne ich dein Problem: Du willst nach Hause fahren und hast keine Lust, auf die Karawane zu warten. Also nimm das«, sagte er und gab mir einen kleinen grünlichen Stein, der für seine Größe enorm schwer war.

»Ist das mein Cicerone? Ein Schlüssel zur Tür zwischen den Welten? Das, was alle Bewohner von Kettari besitzen?«

»Mehr noch! Jemand, der mir geholfen hat, eine neue Welt zu erschaffen, genießt einige Privilegien. Normale Schlüssel sind für die normalen Bewohner von Kettari gedacht, aber nicht gut genug für ein Wesen aus einer anderen Welt. Dieser Schlüssel ist allein für dich bestimmt. Wenn du ihn einem anderen gibst, kann ich für die Folgen nicht garantieren - verstanden?«

»Sicher, aber das hättest du gar nicht erst sagen müssen, denn ich würde den Schlüssel ohnehin nicht aus der Hand geben.«

»Das ist auch besser so. Und gib ihn auf keinen Fall Juffin. Aber der ist ohnehin alt und klug genug, um sich die Frage danach zu verkneifen. Ich freue mich wirklich, dass dein Freund Schürf sein Problem so leicht losgeworden ist. Er ist ein angenehmer und interessanter Mensch, und ich bedauere, dass er mich nicht besuchen kann. Wann fahrt ihr zurück?«

»Bald, schätze ich. Warum meinst du, dass Schürf dich nicht besuchen kann? Ich hab ihn gerade hierher eingeladen. War das eine dumme Idee von mir?«

»Ach nein. Er sitzt im Nachbarsaal, aber das wirst du gleich selbst sehen«, sagte Sir Machi, erhob sich rasch und ging zum Ausgang. Auf der Schwelle drehte er sich noch mal um: »Dieser Stein, Max, öffnet die Tür zwischen den Welten von beiden Seiten. Hab ich mich klar ausgedrückt?«

»Also kann ich immer hierher zurückkehren?«

»Sooft du willst. Ich glaube allerdings nicht, dass du in den nächsten Jahren auf diese wunderbare Idee kommst. Aber man weiß ja nie. Und merk dir noch eins: Du kannst immer jemanden mitbringen, aber beschränke dich auf Menschen, zu denen du volles Vertrauen hast. Und komm bitte nicht auf die Idee, Karawanenführer zu werden. Schließlich sollst du anderen nicht den Arbeitsplatz wegnehmen, kapiert?«

Ich lächelte und klopfte mit dem rechten Zeigefinger zweimal an die Nasenspitze. Auch Machi Ainti lächelte und trat rasch auf die Straße.

Die Tür quietschte, und ich blieb allein. Ich steckte das grüne Steinchen in die Tasche. Warum soll ich es weitergeben?, fragte ich mich. Daraus lässt sich ohnehin kein anständiger Ohrring machen. Ich sah durchs Fenster. Das Wasser des Springbrunnens strahlte in allen Regenbogenfarben. Die Straße war leer - Machi war offenbar schon um die Ecke gebogen.

Max, hör auf, dich so dumm anzustellen, ermahnte ich mich streng, erhob mich vom Stuhl und ging in den Nachbarsaal, wo Lonely-Lokley mich sehnsüchtig erwartete.

Schürf hatte am Fenster Platz genommen. Gedankenverloren studierte er die Speisekarte und war über mein Auftauchen sehr erstaunt.

»Wie bist du hierher geraten, Max? Kommst du aus der Küche? Was hat dich dorthin verschlagen?«

»Was sollte ich in der Küche treiben? Ich hab die ganze Zeit im Nachbarsaal gesessen.«

»Wo!? Bist du sicher, dass es hier zwei Säle gibt?«

»Ich weiß doch, wo ich herkomme«, meinte ich und wandte mich zur Tür um, die freilich nicht mehr existierte. »Schürf, wir haben es wieder mit so einer Kettari-Kapriole zu tun. Die Bewohner der Stadt benehmen sich leicht exzentrisch, findest du nicht? Aber lass uns jetzt Mittag essen. Inzwischen bin ich zu einem so glühenden Patrioten von Echo geworden, dass wir jederzeit in die Hauptstadt zurückkehren können. Was hältst du davon?«

»Ich bin begeistert, Max. Und soweit ich gehört habe, können wir die Stadt auch auf eigene Faust verlassen.«

»Haarscharf erkannt! Wir fahren ohne Karawanenführer, aber auch ohne Pause nach Echo, weil ich mich ans Steuer setze. Wir werden mit einem der unvernünftigsten Rekorde, die je erzielt worden sind, in die Geschichte eingehen. Aber weißt du was? Du solltest dir unbedingt noch einen Teppich besorgen. Schließlich sind wir deshalb gekommen, oder?«

Lonely-Lokley zuckte die Achseln. »Das hatte ich eigentlich vor. Und du willst wirklich die ganze Strecke nach Echo am Lenkrad sitzen?«

»Du kannst dir nicht vorstellen, wie rasch wir zurück sein werden«, antwortete ich schwärmerisch. »Vor allem, nachdem du mir so viel über A-Mobile erzählt hast - zumal, dass sie so schnell sind, wie der Fahrer es wünscht.«

»Dann bist du bisher also langsam gefahren?«, fragte Lonely-Lokley ungläubig.

Als wir mit dem Essen fertig waren und auf die Straße traten, schlug ich den Weg zu dem schillernden Springbrunnen ein, blieb dann aber überascht stehen. »Schürf, ich bin immer durch eine Seitentür gegangen, die hier um die Ecke ins Lokal geführt hat!«

»Daran zweifle ich nicht, Max. Aber das war keine echte Tür, sondern eine Art Bühnenattrappe.«

»Wie Sir Lukfi Penz zu sagen pflegt: Manche Leute sind wirklich zerstreut!«, seufzte ich. »Aber was soll ich tun? Staunen? Ach, lassen wir das.«

Den Rest des Tages verbrachten wir wie echte Touristen. Schürf kaufte sich tatsächlich einen Teppich, und ich leistete ihm dabei Gesellschaft. Ich konnte mir nicht verkneifen, mir einen dicken, dunklen Läufer zu besorgen, der wunderbar zum Fell meiner Katzen passen würde. Offenbar war ich der erste Kunde, der sich beim Kauf nach der Farbe seiner Haustiere richtete.

Wir ließen unsere frisch erworbenen Teppiche im A-Mobil und gingen in unsere Wohnung zurück. Lonely-Lokley packte innerhalb von zehn Sekunden - Ehrenwort! Ich hingegen brauchte bis Sonnenuntergang, denn ich hatte meine Sachen in allen Ecken der großen Wohnung verstreut. Schließlich fand ich noch einiges, was ich tags zuvor unter dem Kissen, dem Sofa, dem Schaukelstuhl und unter anderen Möbeln hervorgezogen hatte. Die Tüte mit Bonbons war fast leer, aber ich hatte noch etwas Gebäck, den Schlüsselbund, die vier Silberlöffel und ein paar kubanische Zigarren. Nach kurzem Überlegen warf ich alles in die Reisetasche. Vielleicht konnte ich das eine oder andere davon ja demnächst brauchen.